Sucht
5. Schritt: Gegenüber uns selbst, dem himmlischen Vater im Namen Jesu Christi, dem für uns zuständigen Priestertumsführer und einer weiteren Person ohne Umschweife unsere Fehler zugeben


„5. Schritt: Gegenüber uns selbst und dem himmlischen Vater im Namen Jesu Christi unsere Fehler zugeben“, Heilung durch den Erretter – Programm und Anleitung zur Genesung von Sucht in 12 Schritten, 2023

„5. Schritt“, Programm und Anleitung zur Genesung von Sucht in 12 Schritten

Ein Mann spricht zu Menschen in einem Kreis

5. Schritt: Gegenüber uns selbst, dem himmlischen Vater im Namen Jesu Christi, dem für uns zuständigen Priestertumsführer und einer weiteren Person ohne Umschweife unsere Fehler zugeben

7:38

Grundsatz: Bekenntnis

In unserer Sucht fühlten wir uns meist isoliert oder allein. Selbst wenn andere sich einander zugehörig fühlten, hatten wir das Gefühl, nicht dazuzugehören. Viele von uns fühlten sich gebrochen und dachten, kein Mensch würde uns akzeptieren oder lieben, vor allem, wenn er von unserer Sucht erfuhr. Als wir dann die Treffen besuchten, tauchten wir nach und nach aus der Isolation auf, die von der Sucht geschürt worden war. Anfänglich saßen viele von uns nur da und hörten zu, aber schließlich fühlten wir uns sicher genug, um uns über unsere Erfahrungen auszutauschen. Dennoch behielten wir vieles für uns: das, wofür wir uns schämten, das, was uns peinlich war, das, was uns Kummer bereitete, das, was uns das Gefühl gab, verletzlich zu sein.

Wenn Sie an Schritt 4 arbeiten, können diese Gefühle von Scham und Verlegenheit zurückkommen. Wir empfehlen daher, Schritt 5 gleich nach Schritt 4 anzugehen. Ein Aufschieben wäre so, als würde man eine infizierte Wunde entdecken, sie aber nicht reinigen. Unsere Fehler zuzugeben, kam uns ungeheuer schwer vor, doch als wir Jesus Christus um Hilfe baten, schenkte er uns Mut und Kraft.

Mit unseren Sponsoren über unsere Bestandsaufnahme zu sprechen und dann dem Bischof zu bekennen, kam uns unglaublich schwierig vor. Aber durch diejenigen, die uns vorausgegangen waren, konnten wir die Bedeutung dieses Schritts verstehen. Indem wir unsere Bestandsaufnahme schriftlich festhielten, wurden wir uns unserer Fehler, Schwächen und Sünden umfassend bewusst. Aber es reichte nicht aus, sich dessen bewusst zu werden. Sucht gedeiht im Verborgenen. Als wir den 5. Schritt durchliefen, haben wir diese Geheimhaltung durchbrochen. Carole M. Stephens hat gesagt: „Hoffnung und Heilung findet man … nicht in einem verborgenen, finsteren Abgrund, sondern im Licht und in der Liebe unseres Heilands Jesus Christus.“ („Der größte aller Heiler“, Liahona, November 2016, S. 10.) Völlig ehrlich zu sein, bereitet uns auf die nächsten Schritte vor und ermöglicht es Jesus Christus, uns vollständiger zu heilen.

Präsident Spencer W. Kimball hat gesagt: „Umkehren kann man erst, wenn man seine Seele bloßlegt und ohne Entschuldigungen und Ausreden zugibt, was man getan hat. … Wer sich entschließt, die Sache in Angriff zu nehmen und sein Leben zu ändern, stellt womöglich fest, dass die Umkehr anfangs der schwierigere Weg ist. Sobald man aber ihre Früchte genossen hat, weiß man, dass dieser Weg weitaus erstrebenswerter ist.“ („The Gospel of Repentance“, Ensign, Oktober 1982, S. 4.)

Wir vertrauten auf Gott, fassten Mut und beschlossen, den 5. Schritt in Angriff zu nehmen. Wir waren uns nicht sicher, ob wir das tiefe Schamgefühl und die Angst vor Ablehnung überwinden würden. Einige von uns erzählten oder bekannten, gaben dann aber der Angst nach und mussten von vorne anfangen. Wir beteten und baten Gott, uns die nötige Kraft zu geben. Von unseren Fehlern zu erzählen und sie zuzugeben war eine eindrucksvolle Erfahrung. Dabei spürten wir die Liebe Jesu Christi zu uns, die uns die Hoffnung gab, dass alles gut werden würde.

Unsere Sponsoren halfen uns zwar beim Schreiben unserer Bestandsaufnahme, aber wir mussten diese an sie oder eine andere Vertrauensperson weitergeben. Sie sahen alles aus einem anderen Blickwinkel und halfen uns, Muster zu erkennen, die wir nicht erkennen konnten. Sie halfen uns, unsere Neigung zu negativen Gedanken und Emotionen (wie Eigensinn, Angst, Stolz, Selbstmitleid, Eifersucht, Selbstgerechtigkeit, Wut, Groll, Begierde und so weiter) besser zu verstehen. Diese Gedanken und Empfindungen spiegelten die Natur unserer Fehler wider und waren die Früchte unserer Fehler. Doch unsere Sponsoren konnten das Gute in uns sehen und halfen uns, ebenfalls das Gute in uns zu sehen.

Wir haben unserem Bischof oder Zweigpräsidenten alles gestanden, was gesetzwidrig war oder uns tempelunwürdig gemacht hätte. Wenn wir uns nicht sicher waren, was wir bekennen sollten, fragten wir unsere Priestertumsführer. Zu unserem Bekenntnis gehörte auch, dass wir Jesus Christus durch Gebet und den entsprechenden Priestertumsführer um Vergebung baten. Für die meisten von uns war diese Erfahrung befreiend. Wir luden unsere schweren Lasten ab und legten sie dem Erretter zu Füßen. Dort herrschten Wärme, Vertrauen und Liebe. Das war ein heiliges und schönes Erlebnis.

Umsetzung

Bei diesem Programm geht es darum, zu handeln. Unser Fortschritt hängt davon ab, dass wir die beschriebenen Schritte im täglichen Leben konsequent anwenden. Auf diese Weise bearbeiten oder durchlaufen wir die Schritte dann. Die folgenden Handlungen helfen uns, zu Christus zu kommen und die Führung und Kraft zu erhalten, die wir brauchen, um den nächsten Schritt in unserer Genesung zu gehen.

Die Bestandsaufnahme aus Schritt 4 den Sponsoren zeigen und je nach Bedarf Gott und den zuständigen Priestertumsführern die Sünden bekennen

Alma riet seinem Sohn Korianton, seine „Fehler und das Unrecht, das [er] getan [hatte], zuzugeben“ (Alma 39:13). Dieser Ratschlag kann als Richtschnur und Inspiration für die Arbeit am 5. Schritt dienen. In diesem Schritt geben wir unsere Bestandsaufnahme aus Schritt 4 an eine andere Person weiter, in der Regel an einen Sponsor, der den Prozess durchlaufen hat und uns helfen kann, ihn ehrlich und gründlich darzulegen. Wenn es keinen Sponsoren gibt, wählen Sie gebeterfüllt eine andere Vertrauensperson aus – am besten jemanden, der in der Genesung schon weit vorangekommen ist. Meiden Sie jeden, bei dem Sie befürchten müssten, dass er Ihnen unangemessene Ratschläge erteilt, falsche Informationen verbreitet oder Schwierigkeiten hat, Vertrauliches für sich zu behalten. Sie sollten sich auch gut überlegen, ob Sie einem nahen Angehörigen Ihre Bestandsaufnahme zeigen können, und vorsichtig sein. Es ist wichtig, dass wir mit unserem Bischof oder Therapeuten entscheiden, wann wir unserem Ehepartner unser Verhalten offenlegen müssen, damit ihm kein weiterer Schaden zugefügt wird.

Jesus Christus hat erklärt, dass das Bekennen ein wesentlicher Bestandteil der Umkehr ist: „Ob jemand von seinen Sünden umkehrt, könnt ihr daran erkennen: Siehe, er wird sie bekennen“ (Lehre und Bündnisse 58:43). Deshalb bekennen wir dem Vater im Himmel unsere Sünden im Namen Jesu Christi und bitten ihn um Vergebung. Darüber hinaus müssen wir unsere schwerwiegenderen Übertretungen dem Bischof oder Zweigpräsidenten bekennen. Wenn Sie sich nicht sicher sind, was Sie bekennen sollen, hören Sie auf Ihr Gewissen und vergessen Sie auch sexuelle Sünden und andere unsittliche Verhaltensweisen nicht. Denken Sie im Zweifelsfall an die Aufforderung: „Kommt doch, wir wollen miteinander rechten“ (Jesaja 1:18), und besprechen Sie Ihre Fragen mit Ihrem Priestertumsführer.

„Zwar kann nur der Herr Sünden vergeben, aber diese Priestertumsführer spielen eine entscheidende Rolle bei der Umkehr. Sie werden das, was Sie ihnen bekennen, vertraulich behandeln und Sie auf dem Weg der Umkehr helfend begleiten. Seien Sie ihnen gegenüber ganz ehrlich. Wenn Sie nur teilweise bekennen, also nur geringfügigere Fehler erwähnen, können Sie eine gravierende Übertretung, die Sie verschwiegen haben, nicht aus der Welt schaffen. Je eher Sie sich auf den Weg machen, desto eher kommen Sie in den Genuss des Friedens und der Freude, die mit dem Wunder der Vergebung einhergehen.“ (Treu in dem Glauben – ein Nachschlagewerk zum Evangelium, S. 183f..)

Frieden in unser Leben lassen

Umkehr und Bekenntnis können uns Frieden bringen. Elder Quentin L. Cook hat diesen Frieden folgendermaßen beschrieben: „Wenn man eine schwerwiegende Übertretung begangen hat, muss man diese bekennen, um Frieden finden zu können. Vielleicht lässt sich nichts mit dem Frieden vergleichen, den eine sündenbeladene Seele empfindet, die ihre Last auf den Herrn wirft und die Segnungen des Sühnopfers in Anspruch nimmt.“ („Persönlicher Friede – der Lohn der Rechtschaffenheit“, Liahona, Mai 2013, S. 34.)

Es kann vorkommen, dass Menschen bei Treffen der Selbsthilfegruppe oder in anderen Situationen ihre Sünden und Unzulänglichkeiten immer wieder durchsprechen. Obwohl sie ständig ihre Fehler bekennen, finden sie nie Frieden. Verwechseln Sie den 5. Schritt nicht mit dem zwanghaften Verlangen, sich auf Negatives zu konzentrieren. Beim 5. Schritt geht es genau um das Gegenteil. Beim 5. Schritt wollen wir das, was wir bekennen, nicht festhalten, sondern loslassen.

Nachdem wir den 5. Schritt ehrlich und gründlich durchgearbeitet hatten, gab es nichts mehr zu verbergen. Wir zeigten offen, dass wir „alle [unsere] Sünden aufgeben“ (Alma 22:18) wollten, damit wir eine größere Erkenntnis von der Liebe Gottes empfangen könnten und auch die Liebe vieler guter Menschen, denen wir wichtig sind.

Studieren und verstehen

Die folgenden Schriftstellen und Aussagen von Führern der Kirche können Ihnen bei der Genesung von Sucht helfen. Wir können sie auf uns wirken lassen, uns mit ihnen auseinandersetzen und sie für unser Tagebuch verwenden. Beim Schreiben müssen wir immer ehrlich und konkret sein, um den größtmöglichen Nutzen daraus zu ziehen.

Gott gegenüber bekennen

„Ich, der Herr, vergebe denen die Sünden, die ihre Sünden vor mir bekennen und um Vergebung bitten“ (Lehre und Bündnisse 64:7).

  • Wie kann es mir helfen, positive Veränderungen in meinem Leben vorzunehmen, wenn ich meine Sünden vor Gott bekenne? Inwiefern gibt mir ein Geständnis jemand anderem gegenüber Mut und Kraft?

Sich darauf konzentrieren, wie Gott uns sieht

„Niemand soll seine eigene Rechtschaffenheit zur Schau stellen …; lasst ihn lieber seine Sünden bekennen, dann wird ihm vergeben werden, und er wird mehr Frucht hervorbringen.“ (Joseph Smith, History, 1838–1856; Manuscript History of the Church, Band C-1, Addenda, S. 46, josephsmithpapers.org.)

  • Wer mit einer Sucht zu kämpfen hat, ist oft von dem Wunsch besessen, vor anderen gut dazustehen. Inwiefern würde dieser Wunsch mich davon abhalten, mich zu verbessern und „mehr Frucht“, oder gute Werke, hervorzubringen?

  • Wie würde sich mein Verhalten ändern, wenn ich mir mehr Gedanken darüber machen würde, wie Gott mich wahrnimmt?

Aufrichtig sein

„Wer auch immer gegen mich übertritt, den sollt ihr richten gemäß den Sünden, die er begangen hat; und wenn er seine Sünden bekennt vor dir und mir und in der Aufrichtigkeit seines Herzens umkehrt, sollt ihr ihm vergeben, und ich werde ihm auch vergeben.“ (Mosia 26:29)

Wenn wir unsere Sünden bekennen, müssen wir aufrichtig sein.

  • Inwiefern bin ich nicht aufrichtig genug, wenn ich nicht alles bekenne, sondern einiges für mich behalte? Welchen Teil meiner Bestandsaufnahme möchte ich eventuell gern verbergen?

  • Was habe ich zu gewinnen, wenn ich diesen Teil meiner Bestandsaufnahme verheimliche? Was habe ich zu verlieren?

  • Inwiefern könnte Jesus Christus mich segnen, wenn ich zuerst das Schwierigste bekenne und es ihm überlasse?

Unsere Sünden sofort bekennen, wenn wir sie erkennen

„Sie [wurden] in ebendemselben Jahr zur Erkenntnis ihres Irrtums gebracht und bekannten ihre Fehler.“ (3 Nephi 1:25.)

  • Dieser Vers ist ein Beispiel für Menschen, die nicht zögerten, ihre Fehler zu bekennen, nachdem sie sie erkannt hatten. Was bringt es mir, meine Sünden sofort zu bekennen, nachdem ich sie erkannt habe?

  • Welche negativen Auswirkungen hätte es, wenn ich das Bekennen meiner Sünden hinauszögerte?

Stress abbauen und Frieden finden

„Ich würde nicht bei deinen Verbrechen verweilen und dir die Seele martern, wenn es nicht zu deinem Besten wäre.“ (Alma 39:7.)

Manche behaupten vielleicht, dass sich der 4. und 5. Schritt zu sehr auf Negatives konzentriert und den Stress bei der Genesung nur noch vergrößert. Aus diesem Vers erfahren wir, dass es uns hilft, unsere Unzulänglichkeiten wahrzunehmen und uns unseren Fehlern zu stellen.

  • Wie können der 4. und 5. Schritt mir die Last leichter machen und mir mehr Frieden bringen?

Sich von der Sünde abwenden

„Ob jemand von seinen Sünden umkehrt, könnt ihr daran erkennen: Siehe, er wird sie bekennen und von ihnen lassen.“ (Lehre und Bündnisse 58:43.)

  • Von etwas zu lassen bedeutet, dass man etwas hinter sich lässt und es völlig aufgibt. Inwiefern zeigt das Bekennen meiner Sünden, dass ich meine alten Gewohnheiten aufgeben möchte?