Missbrauch und Misshandlung
Kann ich mir und meinem Urteilsvermögen noch trauen?


„Kann ich mir und meinem Urteilsvermögen noch trauen?“ Hilfen für Opfer, 2018

„Kann ich mir und meinem Urteilsvermögen noch trauen?“ Hilfen für Opfer

Kann ich mir und meinem Urteilsvermögen noch trauen?

Ja, Sie können lernen, sich selbst wieder zu trauen. Es ist nicht ungewöhnlich, dass jemand, der Opfer von Missbrauch oder Misshandlung geworden ist, das Vertrauen in das eigene Urteilsvermögen verliert und sich bei Entscheidungen schwertut. Sie können lernen, wieder größeres Vertrauen in sich selbst zu haben. Elder Dieter F. Uchtdorf hat gesagt: „Es gibt einen Ausweg selbst aus der tiefsten Hoffnungslosigkeit und Entmutigung, die Sie vielleicht empfinden mögen. Diese Hoffnung liegt im Evangelium Jesu Christi, das alles umzuwandeln vermag, und im Erretter, der mit seiner erlösenden Macht unsere kranke Seele heilen kann.“ („Glauben, lieben, tun“, Liahona, November 2018, Seite 47.)

Warum es schwer sein kann, sich wieder gute Entscheidungen zuzutrauen

Täter tun oder sagen häufig Dinge, die nicht stimmen oder die unfair sind, weil sie ihrem Opfer schaden und es dazu bringen wollen, dass es tut, was sie von ihm verlangen. Das nennt man Manipulation oder auch „Grooming“ („gezielte Anbahnung sexueller Kontakte in Missbrauchsabsicht“ laut Wikipedia). Wahrscheinlich haben Sie dem Täter, der Ihr Vertrauen gewinnen wollte, anfangs geglaubt und vertraut. Im Rückblick meinen Sie nun vielleicht, Sie hätten mehr tun können, um den Missbrauch zu verhindern und sich zu schützen. Das kann Ihre Selbstzweifel noch verstärken. Vielleicht führt das auch dazu, dass Sie sich auf Ihr Urteilsvermögen und Ihre Fähigkeit, Entscheidungen zu treffen, nicht mehr verlassen.

Vielleicht trauen Sie sich nicht zu, ganz einfache, alltägliche Entscheidungen zu treffen. Dieses fehlende Selbstvertrauen kann sich dann auf größere Entscheidungen ausweiten, beispielsweise was Beziehungen oder die Arbeit angeht. Das kann sehr entmutigend sein, und vielleicht haben Sie keine Hoffnung mehr, dass Sie sich je wieder etwas zutrauen können.

Selbstvertrauen wieder aufbauen

Sie können Ihr Selbstvertrauen wieder aufzubauen beginnen, indem Sie zunächst kleine und einfache Schritte unternehmen. In den heiligen Schriften lesen wir: „Durch Kleines und Einfaches wird Großes zustande gebracht.“ (Alma 37:6.)

Fangen Sie damit an, dass Sie ganz einfache Entscheidungen treffen. Das kann zum Beispiel eine Bestellung in einem Restaurant sein. Treffen Sie eine Entscheidung und vertrauen Sie darauf, dass diese Entscheidung in Ordnung ist. Stehen Sie zu Ihrer Entscheidung und halten Sie sich vor Augen, dass es hierbei keine richtige oder falsche Richtung gibt, auch wenn nicht das dabei herauskommt, was Sie erwartet haben.

Erkennen Sie Ihr Bemühen, Entscheidungen zu treffen und zu ihnen zu stehen, an. Wenn Sie die Fähigkeit entwickeln, im Kleinen Entscheidungen zu treffen, sind Sie bald auch in der Lage, größere Entscheidungen zu treffen. Achten Sie auf Ihre Gefühle. Dadurch gewinnen Sie an Zuversicht.

Denken Sie über Ihre Entscheidungen und die möglichen Folgen nach. Ein verlässlicher Freund, der Sie dabei unterstützt, kann hilfreich sein. Er kann Ihnen helfen, abzuschätzen, auf welche Entscheidungen es nicht wirklich ankommt und welche von größerer Tragweite sind. Ein Freund kann Ihnen außerdem versichern, dass es in Ordnung ist, sich für etwas zu entscheiden, was Sie gerne möchten, und dass Sie sich das zutrauen dürfen.

Wenn Sie an Ihrem Selbstvertrauen arbeiten, lernen Sie Folgendes:

  • Sie können Ihrer Wahrnehmung trauen.

  • Sie können Offenbarung und Inspiration für sich selbst empfangen.

  • Ihre Beobachtungen können zutreffen und richtig sein.

  • Ihre Gedanken und Überzeugungen sind von Belang.

  • Die Gedanken und Gefühle anderer sind nicht wichtiger als Ihre eigenen.

Das Selbstvertrauen wiederzuerlangen kann einige Zeit dauern. Das ist normal. Elder Jeffrey R. Holland hat gesagt: „‚Ihr sollt also vollkommen sein‘ – eines Tages.“ („‚Ihr sollt also vollkommen sein‘ – eines Tages“, Liahona, November 2017, Seite 40ff.) Die Liebe des Erretters ermöglicht es, dass wir, selbst wenn wir Fehler machen, daraus lernen und dadurch mehr Zuversicht und Selbstvertrauen entwickeln können.

Außerdem haben wir den segensreichen Beistand des Heiligen Geistes, der uns hilft, zwischen richtig und falsch zu unterscheiden. „Als Mitglieder der Kirche dürfen wir den Heiligen Geist beständig als unseren Begleiter haben. … Der Heilige Geist lässt uns persönliche Offenbarung zukommen, um uns bei wichtigen Entscheidungen im Leben zu helfen.“ (Robert D. Hales, „Der Heilige Geist“, Liahona, Mai 2016, Seite 105.) Der Vater im Himmel und unser Erretter möchten, dass wir im Alltag auf die Gabe des Heiligen Geistes zurückgreifen. Wenn Sie an Ihrem Vertrauen dem Vater im Himmel und Jesus Christus gegenüber arbeiten und es stärken, kann Sie das auch darin bestärken, sich um den Einfluss des Heiligen Geistes zu bemühen.

Hilfen von der Kirche und von öffentlichen Einrichtungen

(Einige der untenstehenden Links führen zu Seiten, die nicht von der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage erstellt, verwaltet oder kontrolliert werden. Dieses Material soll als zusätzliche Hilfestellung dienen; die Kirche befürwortet jedoch keine Inhalte, die mit ihren Lehren nicht übereinstimmen.)