Liahona
Wenn Gott auf der Erde eine Kirche hätte
September 2025


„Wenn Gott auf der Erde eine Kirche hätte“, Liahona, September 2025

Gelebter Glaube

Wenn Gott auf der Erde eine Kirche hätte

Ich sagte den Missionaren, ich hätte meine eigenen Glaubensansichten und sie sollten ihre Zeit also besser nicht an mich verschwenden, doch dann merkte ich: Was sie erzählten, entsprach genau dem, was ich in Bezug auf die Familie, einen liebevollen Vater im Himmel und die Kirche des Erretters ohnehin glaubte.

Nicolas Watbled

Als ich noch klein war, nahmen mich meine Eltern in verschiedene Kirchen mit. Als Jugendlicher fing ich dann an, mich Gott zuzuwenden, und las in der Bibel. Dabei hatte ich ein gutes Gefühl.

Als ich über Gott und den Sinn des Lebens nachdachte, wurde mir bewusst, wie wichtig die Familie ist. Ich war der Ansicht, die Führer der Kirche sollten mit gutem Beispiel vorangehen. Doch in der Kirche, die ich damals besuchte, waren Priester unverheiratet. Das schien mir nicht sinnvoll zu sein. Ich war der Ansicht, Ehe und Familie seien gut für den Menschen.

Damals war ich 16. Ich hatte eine Freundin, an der ich sehr hing, die sich dann aber von mir trennte. Das machte mir schwer zu schaffen. Fast ein Jahr lang litt ich sehr. Aus diesem Grund wollte ich wissen, woher ich komme, weshalb ich hier auf der Erde bin, worin der Sinn des Lebens besteht und was nach dem Tod geschieht. Ich nahm mir vor, der Antwort auf diese Fragen selbst nachzuspüren. Doch nachdem ich länger über diesen Fragen gebrütet hatte, wandte ich mich wieder Gott zu und sagte mir: „Der Schöpfer allen Lebens kennt das Leben besser als ich. Die Antworten sollte ich demnach von ihm erhalten.“

In der Bibel las ich, dass Jesus zwölf Apostel berufen hatte. „Wenn Gott heute eine Kirche hätte“, dachte ich, „so sollte es darin ebenfalls Apostel geben.“ Das Thema Religion zog mich mehr und mehr in seinen Bann. In mir keimte der Wunsch auf, mich taufen zu lassen.

Als ich mich mit meinem Vater einmal über Gott austauschte, sagte er mir, Gott sei gerecht. Er meinte, entweder man lasse sich zur Errettung taufen oder man müsse auf ewig in der Hölle schmoren. Ich wollte nicht glauben, dass ein liebevoller Vater im Himmel Freude daran habe, seine Kinder nur deshalb auf ewig in die Hölle zu verbannen, weil sie nicht getauft worden seien. Was wäre dann mit denen, die gar nicht die Möglichkeit hatten, sich taufen zu lassen?

In Frankreich gibt es nicht viele, die fest an Gott glauben. Ich hatte Freunde, die zwar nett, aber ungetauft waren. Daraus schloss ich, es sei nicht richtig zu meinen, sie alle kämen in die Hölle.

Also bastelte ich mir meinen eigenen Glauben zurecht. Ich glaubte an einen Gott, dessen Liebe vollkommen ist und der alles in seiner Macht Stehende tut, um seine Kinder zu erretten. Ob seine Kinder seine Herrlichkeit empfangen wollen, bleibt ihnen überlassen. Er bietet ihnen jedenfalls die Möglichkeit dazu.

Ein Umweg führt zur Bekehrung

Eines Tages waren zwei Vollzeitmissionare in meinem Dorf unterwegs. Eigentlich waren sie schon auf dem Heimweg, doch sie hatten die Eingebung, einen Umweg zu machen. In diesem Moment kam ihnen meine Mutter entgegen. Sie sprach die Missionare an und machte einen Termin für mich aus. Das gefiel mir nicht besonders. Ich hatte keine Lust, mit ihnen zu reden. Bestimmt würden sie sagen: „Sie müssen uns zuhören. Und was wir Ihnen verkünden, müssen Sie glauben.“

Als sich die Missionare zu unserem Termin einfanden, sagte ich ihnen: „Vergeuden Sie Ihre Zeit nicht. Ich habe meinen eigenen Glauben. Sicherlich tun Sie viel Gutes. Aber ich glaube daran, dass die Familie ungemein wichtig ist. Ich bin der Ansicht, die Führer der Kirche sollten verheiratet sein. Ich finde, eine Kirche soll zwölf Apostel haben. Ich glaube, Gott errettet so viele seiner Kinder, wie er nur kann. Außerdem bin ich der Meinung, dass Rauchen und Trinken nicht gut ist.“

Zu meiner Verblüffung erfuhr ich, dass sich die Lehren, die die Missionare verkündeten, mit meinen eigenen Glaubensansichten deckten. Sie gaben mir ein Buch Mormon und baten mich, im Gebet Gott dazu zu befragen. Als ich in dem Buch las, spürte ich den Heiligen Geist. Das gleiche Gefühl hatte ich, wenn ich mit den Missionaren zusammen war. Doch ich dachte: „Vielleicht rede ich mir diese guten Gefühle nur selbst ein?“

Also betete ich und erhielt daraufhin in einem Traum die Antwort. Ich träumte, dass ich die Bibel aufschlug. In der Bibel befand sich ein Register mit den verschiedenen Büchern der Bibel. Auf dem letzten Register stand „Mormon“. Dieser Traum machte mir begreiflich, dass Bibel und Buch Mormon ein und dasselbe Evangelium enthalten (siehe Ezechiel 37:15-19).

Als ich mich in das Buch Mormon vertiefte, stärkten weitere Erlebnisse mein Zeugnis. Schließlich forderten mich die Missionare auf, mich taufen zu lassen. Voller Freude sagte ich zu. Genau ein Jahr nachdem sich meine Freundin von mir getrennt hatte, ließ ich mich taufen. Durch die Taufe veränderte sich mein Leben gewaltig. Als ich mich der Kirche anschloss, verlor ich einige Freunde, fand aber neue Freunde in dem Zweig, zu dem ich nun gehörte.

Bruder Watbled mit seiner Familie

„Das Evangelium hat mir viel Licht und Freude gebracht“, erzählt Nicolas. „Gott hat mich gesegnet. Ich habe eine gute Frau kennengelernt, und wir haben drei liebe Töchter.“

Das Evangelium hat mir viel Licht und Freude gebracht. Ich war vom Heiligen Geist und von Freude erfüllt. Mir ging durch den Kopf: „All das, was ich bisher ertragen musste, hat mich so weit gebracht.“

Gott hat mich gesegnet. Ich habe eine gute Frau kennengelernt, und wir haben drei liebe Töchter. Zwei von ihnen waren auf Mission und haben anderen vermittelt, was ich vor Jahren erkannt habe: „Im Plan des Schöpfers für die ewige Bestimmung seiner Kinder [steht] die Familie im Mittelpunkt.“ Ebenso auch dies: „Die Toten, die umkehren, werden erlöst werden, indem sie die Verordnungen des Hauses Gottes beachten.“ (Lehre und Bündnisse 138:58.) Und: Der Herr beruft in unserer Zeit Apostel und Propheten, die seine Kirche führen sollen (siehe Epheser 2:20).