2022
Sicherheit auf dem Lebensweg
Juni 2022


Nur online: Väter in der Kirche

Sicherheit auf dem Lebensweg

Der Verfasser lebt in Texas.

Ich wollte alles in meiner Macht Stehende tun und unserem kleinen Sohn alles bieten, was er braucht, um sein Leben zu meistern

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Von der Kabinendecke baumelnde Sauerstoffmasken

Als die Flugbegleiterinnen die üblichen Sicherheitshinweise abspulten, überprüfte ich, ob mein Sohn Max in seiner Babyschale auf dem Sitz neben mir im Flugzeug gut gesichert war.

Ich dachte an den Tag wenige Monate zuvor zurück, als Max eben erst auf die Welt gekommen war. Als ich ihn im Krankenhaus zum ersten Mal im Arm hielt, war ich fest entschlossen, alles in meiner Macht Stehende zu seinem Schutz zu tun. Ich wollte ihm beibringen, wie er glücklich wird, und ihm alles bieten, was er braucht, um das Leben zu meistern.

Ich bin sicher, die meisten Väter kennen dieses Gefühl. Besonders ergreifend für mich war der Moment, als ich ihm in die Augen blickte. Unser Kinderwunsch war lange Zeit unerfüllt geblieben, und die Ungewissheit hatte meiner Frau und mir körperlich, seelisch und geistig sehr zugesetzt.

Die Flugbegleiterinnen erklärten gerade, wie die Sauerstoffmasken zu benutzen seien, die im Notfall von oben herabfallen. Eine von ihnen steuerte auf unsere Sitzreihe zu und blickte mich sehr ernst an. Sie zeigte direkt auf mich. „Wenn die Masken herabfallen, legen Sie zuerst Ihre an und kümmern sich dann um ihn“, sagte sie und deutete auf Max. Aus irgendeinem Grund traf mich die Art, wie sie das Wort zuerst betonte, wie ein Blitz.

Ich schaute aus dem Kabinenfenster und hatte das Szenario vor Augen: Sauerstoffmasken, die herabfallen, und ich, der ich mich bestimmt sehr unwohl dabei fühlen würde, wenn ich Max nicht unverzüglich zu Hilfe käme. Doch dann kamen mir die Worte in den Sinn, die Jesus Christus in jenem Augenblick zu Petrus sprach, als dessen alleiniger Wunsch nur darin bestand, dem Erretter zu dienen und ihn zu beschützen: „Wenn du dich wieder bekehrt hast, dann stärke deine Brüder.“ (Lukas 22:32, Einheitsübersetzung 1980.)

Schlagartig wusste ich: Am besten kann ich Max helfen, wenn ich zuerst mir selbst helfe. Mir wurde klar, dass das Anlegen der eigenen Sauerstoffmaske nur wenige Sekunden dauern würde. Doch danach könnte ich Max meine ganze Aufmerksamkeit widmen und ihm entsprechend helfen. Im Verlauf des Fluges dachte ich über all das Kleine und Einfache nach – für die Ewigkeit wichtiger als Sauerstoffmasken –, was ich zuerst tun sollte, um Max danach am besten zu helfen: zuerst mich selbst bekehren und danach andere stärken.

Die nachfolgend beschriebenen Maßnahmen nehmen nur wenige Minuten Lebenszeit in Anspruch, stärken mich jedoch ungemein:

  • Wenn ich mich zum Gebet niederknie, kann ich mich besser konzentrieren und mich so mit dem Vater im Himmel ehrlich austauschen.

  • Mein Schriftstudium wird bereichert, wenn ich Gedanken und Erkenntnisse in einem Notizbuch oder digital festhalte. 

  • Beim Gottesdienst im Tempel oder beim Lesen einer Konferenzansprache halte ich inne und frage mich: „Was bedeutet das wirklich?“ oder „Was bedeutet das für mich?“. Diese Gewohnheit schenkt mir wertvolle Einblicke und Erkenntnisse.

  • Am Ende jedes Tages schreibe ich auf, wodurch mir das Walten der Hand des Herrn bewusstgeworden ist. Das hilft mir, seinen Einfluss leichter zu erkennen und mich ihm näher zu fühlen.1

Ich denke daran, dass Christus uns ja aufgefordert hat: „Sucht aber zuerst sein Reich und seine Gerechtigkeit; dann wird euch alles andere dazugegeben.“ (Matthäus 6:33; Hervorhebung hinzugefügt.) Unter „alles andere“ stelle ich mir all die Segnungen vor, die der Vater im Himmel über unsere Familie auszugießen bereit ist, wenn wir uns nur bewusst Tag für Tag für ihn als unseren Gott entscheiden (siehe Jeremia 24:7).

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Vater und Sohn beim Strandspaziergang

Oftmals fühle ich mich als Vater unzulänglich und bete „im selben Augenblick“ (Lehre und Bündnisse 100:6) um Antworten und Führung, um anderen wirklich beistehen zu können. Wenn ich bewusst bestrebt bin, mich zuerst auf meine Beziehung zum Vater im Himmel und zu Jesus Christus zu konzentrieren, fühle ich mich eher in der Lage, für meine Mitmenschen – vor allem meine Familie – da zu sein.

Ich weiß, dass ich durch meine Lebensweise Max und allen anderen etwas vermitteln kann, was selbst der beste Theorieunterricht nicht vermag. Durch eine noch intensivere Bekehrung zum Vater im Himmel und zu Jesus Christus kann ich meine Mitmenschen besser stärken.

Wenn wir all das Kleine und Einfache getan haben, was in einer dauerhaften Bekehrung zu Jesus Christus und seinem Evangelium mündet, und dann Notfälle eintreten – seien sie geistiger, seelischer oder körperlicher Art –, wenn also im übertragenen Sinn die Sauerstoffmasken herabfallen und jemand unsere Hilfe braucht, sind wir bestens gerüstet, unseren Mitmenschen zu helfen, zu Christus zu kommen, dem größten Heiler und dem Retter unserer Seele.