2022
Aus vielen kleinen Spenden kann etwas Großes entstehen
Februar 2022


Aus vielen kleinen Spenden kann etwas Großes entstehen

München (JW): In ein neues Schuljahr zu starten, kann für viele Familien auch bedeuten, nicht alle Schulmaterialien eigenständig bezahlen zu können. Besonders Menschen, die ihren Heimatort aufgrund von Krieg oder Verfolgung verlassen mussten, sind dankbar für jegliche Unterstützung, um ihren Kindern ein erfolgreiches Schuljahr zu ermöglichen. Eine Initiative im Pfahl München rief daher zum Sammeln von Schulranzen auf. Am Ende konnten fast 830 kleine und große Kinder Unterstützung erhalten. Die FHV-Präsidentin des Pfahles München und die erste Vorsitzende der Flüchtlingshilfe Erding e.V. wurden zu dem Projekt befragt.

Schwester Duckert, Sie sind die FHV-Präsidentin des Pfahles München. Ein wunderbares Projekt ist gerade beendet worden und war ein Riesenerfolg. Wie kam dieses Projekt zustande?

„Die Resonanz der Bevölkerung und der Mitglieder der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, Kindern in Not für ihren Schulstart zu helfen, war überwältigend groß. Diese Initiative wurde von Michael Auras, Präsident des Pfahles München, und dem für die Latter-day Saint Charities tätigen Missionarsehepaar Stan und Valerie Ballif für die Flüchtlingshilfe Erding e.V. ins Leben gerufen.

Ein entsprechender Flyer wurde an vielen Orten, besonders aber online verteilt. Zusätzlich wurden gebrauchte Schulranzen günstig auf Onlineportalen erworben. Als die Verkäufer und Verkäuferinnen realisierten, für welchen Zweck sie benötigt wurden, wollten viele ihre Ware sogar spenden. Ein Elternbeirat einer Schule aus Landshut, der durch einen Flyer darauf aufmerksam wurde, sammelte 20 Schulranzen und übergab diese dann der Kirche.

Alle Kirchengemeinden der Kirche Jesu Christi in Südbayern, so auch die Gemeinden in München, Augsburg und Ingolstadt, sammelten fleißig mit. Die Spenden wurden am 31. August 2021 zu der Sammelstelle transportiert, die in einem Münchner Gemeindehaus eröffnet worden war. So konnten insgesamt 280 Schulranzen zusammengetragen werden. Aneinandergereiht ergaben die Spenden eine Schlange, die durch das gesamte Pfahlhaus führte.

Die Schulmaterialien wurden von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen an einem Tag sortiert und in Kisten verpackt, um sie dann in Erding in die Schulranzen füllen zu können. Sogar der Pfahl Wien beteiligte sich am Projekt – Anfang September wurden 50 weitere, fertig gepackte Schulranzen gespendet. Latter-day Saint Charities, die Wohlfahrtsorganisation der Kirche Jesu Christi in der ganzen Welt, begleitete dieses Projekt und stellte zusätzlich 4.500 Euro zum Einkauf von Schulmaterialien, wie z.B. Mäppchen, Heften und Schreibblöcken zur Verfügung.

Präsident Auras konnte ebenfalls die „Healing Hands Foundation“ der Firma doTERRA als Unterstützung gewinnen. Diese spendete unkompliziert für Jugendliche 500 Rucksäcke, die gleichzeitig mit den Schultaschen in Erding angeliefert wurden. Um die Spenden an die Flüchtlingshilfe Erding e.V. liefern zu können, mietete der Pfahl einen Kleinlaster. Am 1. September konnten die Schulranzen mit Präsident Auras als Chauffeur übergeben werden.“

Frau Tarantik, Sie sind erste Vorsitzende der Flüchtlingshilfe Erding e.V. Sie kennen Herrn Auras und seine Frau schon seit 2015, als damals während der Flüchtlingswelle immer wieder Aktionen wie das Sammeln von Kleidung und Hygieneartikeln für Flüchtlinge von der Kirche Jesu Christi und Latter-day Saint Charities organisiert und durchgeführt wurden. Was waren ihre Gefühle, als Herr Auras mit einem Kleinlaster die Spenden lieferte?

„Ich war völlig überwältigt von der Menge der Schulranzen. Mein Gedanke war, dass so eine Anzahl an Materialien wohl gar nicht gebraucht werden würde. Als ich dann in unserem Netzwerk von circa 150 verschiedenen Hilfsorganisationen wie der Caritas, verschiedenen Frauenhäusern, der AWO und der Tafel bekanntgab, dass vollständig gepackte Schulranzen in unserem Lager abgeholt werden könnten, war ich doch erstaunt, wie groß der Bedarf war. Man kann nicht glauben, dass es Kinder gibt, die am ersten Schultag mit einer Plastiktüte in die Schule kommen. Übrig geblieben sind nur ein paar Schulranzen, die sicher noch ihre kleinen und großen Besitzer finden werden.

Die Flüchtlingshilfe Erding e.V. hilft heute allen Menschen, die akute Unterstützung benötigen, und ist lokal, aber auch international vernetzt, um schnell, unkompliziert und effektiv Hilfe zu leisten.“