2022
Flutwarnung
Februar 2022


In Treue altern

Flutwarnung

Der Verfasser lebt in Idaho.

Die Medien sind heutzutage voll von Obszönität, Gewalt und Pornografie. Wie können wir unsere Lieben davor schützen?

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trees, with signs, next to a river

Abdruck des Fotos mit freundlicher Genehmigung des Verfassers

In einem Städtchen in Illinois fotografierte ich vor einigen Jahren am Ufer des Mississippi zwei Schilder, die an Baumstämme genagelt waren. Auf dem einen war zu lesen: „Wasserhöchststand im Juli 1993.“ Auf dem anderen, das noch ein Stück höher hing, stand: „Höchststand des Mississippi im Juni ʼ08.“ Auf der anderen Straßenseite befinden sich prachtvolle Häuser mit einem herrlichen Blick auf den Fluss. Sie stehen nur wenige Meter von diesen Schildern entfernt. So schön diese Villen auch sind – sie liegen innerhalb des Überschwemmungsgebiets. Als ich die beiden Schilder sah und die Häuser in unmittelbarer Nähe betrachtete, kamen mir zwei Gedanken in den Sinn:

  1. Wenn einem das Wasser bereits bis zu den Knien steht, ist nicht die Zeit gekommen, sich auf die Flut vorzubereiten.

  2. Wenn man wissentlich in Hochwassergebiet baut, darf man sich logischerweise nicht beschweren, wenn irgendwann einmal schmutzige, aufgewühlte Wassermassen wertvolles Hab und Gut beschädigen.

Gegen die Flut ankämpfen

Unsere Welt wird regelmäßig überflutet – von einer Schmutzflut an Obszönität, Gewalt und Pornografie, getarnt als Unterhaltung. Diese Flut ist so großflächig und bedrohlich, dass sie die gesamte Welt mit Unrat füllt und herabwürdigt. Dabei ist sie mittlerweile schon so alltäglich geworden, dass sie auf viele gar nicht mehr schockierend wirkt.

Wie können wir – die ältere Generation – unseren Lieben helfen, nicht von dieser Flut mitgerissen zu werden? Wie können wir sie dabei unterstützen, den Grundstein für ihr Leben fernab von der Quelle möglicher Probleme zu legen?

Eltern haben die Aufgabe, ihre Kinder zu unterweisen. Als Großvater habe ich gelernt, dass wir darauf achten müssen, uns nicht einzumischen. Aber was ist, wenn das Thema doch auftaucht? Ich erinnere mich gut an ein Gespräch mit einem meiner Enkel, der derzeit auf Mission ist. Er erklärte mir, dass die Jugend heute jeden Tag zwischen Moral und Unmoral wählen muss. Im Folgenden finden Sie einige der Themen, die wir besprochen haben, sowie Vorschläge zum Umgang mit diesen Problemen:

  • Manchmal ist es notwendig, eine Entscheidung zu treffen, die bei anderen auf Unverständnis stößt oder belächelt wird. Wie geht man zum Beispiel mit Filmen oder Serien um, in denen „nur ein oder zwei schlimme Szenen“ vorkommen oder die eigentlich gut bewertet werden – mit lediglich kleinen Abstrichen aufgrund von „Sprache und Gewalt“?

  • Wenn du unschlüssig bist oder Fragen zum Inhalt einer bestimmten Sendung hast, versuch dir vorzustellen, wie du deiner Familie – oder vielleicht gar dem Erretter – erklären würdest, was diese Sendung so wertvoll macht, dass du deine Zeit damit verbringst.

  • Klicke keine Links an, die höchstwahrscheinlich Inhalte enthalten, die deinen Wertvorstellungen widersprechen. Was erwartest du denn etwa, wenn du den Suchbegriff „Bilder, die in den 1980er Jahren zu heiß zum Drucken waren“ eingibst?

  • Du hörst vielleicht: „Meine Eltern haben mir erlaubt, so was anzusehen.“ Dann solltest du dich an deine persönlichen Wertvorstellungen halten und nicht dem Gruppenzwang nachgeben.

  • Oder jemand behauptet, dass „man das heute halt anders sieht“. Aber im Grunde genommen gibt es weder in dieser noch in einer anderen Generationneue Sünden. Der Teufel findet nur neue und dreistere Wege, sie zu präsentieren. Denk an die Schriftstelle: „Ich [kann] euch nicht alles sagen, wodurch ihr Sünde begehen könnt. … Aber so viel kann ich euch sagen, wenn ihr nicht achthabt auf euch und eure Gedanken und eure Worten und eure Taten, … müsst ihr zugrunde gehen.“ (Mosia 4:29,30.)

  • Vertreten Sie als Großvater oder Großmutter einen klaren Standpunkt, warum Sie nicht wollen, dass bestimmte Dinge in Ihrer Wohnung angesehen oder angehört werden. Sie können davon ausgehen, dass Sie nach dem Warum gefragt werden – also überlegen Sie sich schon im Voraus eine Antwort.

Schmutz meiden

Im Gespräch mit meinem Enkel stellte ich fest, dass er sich über meine Ratschläge freute. Ihm gefiel es, mit mir über seine Sorgen zu sprechen. Sein Redebedarf machte mir klar: Als Vertreter der älteren Generation können wir jungen Leuten dabei helfen, in sich selbst das Potenzial zu erkennen, so ein Sohn oder eine Tochter Gottes zu werden, wie der Vater im Himmel es sich wünscht.

Hier sind einige andere Themenbereiche, die meine Enkelkinder und ich besprochen haben, als sie mich um Rat gefragt haben, wie man in einer schmutzigen Welt sauber bleibt:

  • Der Herr hat vor „Schlechtigkeit und … bösen Absichten … im Herzen von verschwörerischen Menschen in den letzten Tagen“ (Lehre und Bündnisse 89:4) gewarnt. Er meinte damit nicht nur Leute, die Substanzen verkaufen, die dem Körper schaden. Es gibt auch Verschwörungen, die auf unseren Verstand und unseren Geist abzielen. Der Urheber dieser Verschwörungen ist dasselbe Wesen, das versucht hat, uns vom Vater im Himmel wegzulocken, bevor wir unseren sterblichen Körper besaßen.

  • Wem daran liegt, Schmutz aus dem Weg zu gehen, der muss damit rechnen, von Gleichaltrigen ausgelacht und verspottet zu werden. Und manchmal kommt diese Kritik von genau den Menschen, die man bewundert und achtet. Das kann eine sehr schmerzliche Erfahrung sein.

  • Vielleicht versucht auch manch einer, uns davon zu überzeugen, dass wir falsch liegen: „Reife, informierte Erwachsene sollten in der Lage sein, mit den sich ändernden sittlichen Maßstäben unserer Zeit umzugehen. Warum schaffen Sie das nicht?“ Fragen wie diese – auch wenn sie als „aufgeklärt“ dargestellt werden – schieben die Tatsache beiseite, dass uns von Gott die Freiheit gegeben wurde, unsere sittlichen Maßstäbe selbst zu wählen. Wir können weder die Welt noch die Entscheidungsfreiheit eines anderen kontrollieren. Jeder hat die freie Wahl. Unser einziger Schutz besteht darin, dass wir die Kontrolle über die eigenen Entscheidungen behalten.

Oberhalb des Überschwemmungsgebiets bauen

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house on rock

Die Häuser am Mississippi könnten als Mahnung gesehen werden. Wer sich dafür entscheidet, nahe am Fluss zu bauen, mag eine Zeit lang der Gefahr entgehen – aber früher oder später kommt eine Flut. Elder Neal A. Maxwell (1926–2004) vom Kollegium der Zwölf Apostel hat einmal von Mitgliedern der Kirche gesprochen, die sich einen Wohnsitz in Zion wünschen, aber gleichzeitig ihr Sommerhaus in Babylon behalten wollen.1 Der Herr hat sein Volk ermahnt, es solle aus Babylon fliehen, denn es riskiere ansonsten, vernichtet zu werden (siehe Lehre und Bündnisse 64:24; 133:14). Wenn wir auf die Einflüsterungen des Heiligen Geistes hören, warnt uns dieser, falls wir Babylon zu nahe kommen.

Unser einziger Schutz besteht darin, auf einem festen Fundament weit oberhalb des Überschwemmungsgebiets zu bauen.

Als ich das Foto von den beiden Schildern neben dem Mississippi aufnahm, waren meine Frau und ich gerade als Missionare an den historischen Stätten von Nauvoo tätig. In der dortigen Ziegelei sprachen wir mit den Besuchern darüber, wie wichtig es ist, auf einem festen Fundament zu bauen. Wenn sich in einer Besuchergruppe kleine Kinder befanden, baten wir eines, die Geschichte zu erzählen, die Jesus über den klugen Mann erzählt hat, der sein Haus auf Fels baute (siehe Matthäus 7:24-27). Dann sprachen wir über Helaman 5:12, wo wir erfahren, dass der Fels, auf den wir bauen sollen, „unser Erlöser“, nämlich Jesus Christus, ist.

Unabhängig davon, wo wir unser Fundament errichten – wir sind jedenfalls den Stürmen des Lebens ausgesetzt. Aus Helaman 5:12 lernen wir, dass wir auf das Fundament Jesu Christi bauen sollen, denn „wenn der Teufel seine mächtigen Winde aussenden wird, … wenn all sein Hagel und sein mächtiger Sturm an [uns] rütteln, [wird] dies keine Macht über [uns] haben“ (Hervorhebung hinzugefügt).

Wenn wir unser persönliches geistiges Fundament auf den Felsen unseres Erlösers bauen und unsere Kinder und Enkel dazu ermutigen, dasselbe zu tun, werden wir in der Lage sein, der Flut standzuhalten, denn unser Herr wird uns beistehen.

Anmerkung

  1. Siehe Neal A. Maxwell, A Wonderful Flood of Light, 1990, Seite 47