2016
Das blaue Lämpchen
Dezember 2016


Stimmen von Heiligen der Letzten Tage

Das blaue Lämpchen

Bild
one blue bulb

Illustration von Allen Garns

Meine Eltern waren sich nie darüber einig, wie das Haus zur Weihnachtszeit geschmückt werden sollte. Mein Vater war farbenblind, deshalb sahen für ihn Rot, Grün und Braun alle gleich langweilig aus. Blau jedoch nahm er als leuchtend schöne Farbe wahr. Er war zudem ein großer Fan des Football-Teams der Brigham-Young-Universität, deren Emblem auch Blau enthält.

Da also Blau seine Lieblingsfarbe war, wollte er blaue Lichterketten aufhängen. Aber meine Mutter sagte, Blau sei keine Weihnachtsfarbe, also brachte mein Vater jedes Jahr schön ordentlich Lichterketten mit roten, grünen und weißen Weihnachtslichtern am Dach an. Um meine Mutter zu necken, ersetzte er eines der Lichter durch ein strahlend blaues Lämpchen. Wenn man genau hinsah, konnte man das blaue Lämpchen unter den roten, grünen und weißen Lichtern entdecken.

Jedes Jahr erstrahlte das blaue Lämpchen von einem anderen Platz aus. Manchmal war es an einer Ecke versteckt, wo niemand es sah, aber ab und zu brachte mein Vater es auch über der Garage oder über der Eingangstür an. Meine Eltern hatten Spaß an diesem Spielchen.

Dann verstarb mein Vater unerwartet. Es war zwei Tage vor Weihnachten. Bei seiner Beerdigung erzählte jemand die Geschichte von dem blauen Lämpchen, das mein Vater jedes Jahr angebracht hatte. Als meine Mutter am nächsten Abend aus dem Fenster schaute, leuchtete auf der gegenüberliegenden Straßenseite unter dem Vordach ihrer Nachbarn zwischen all den weißen Lichtern ein blaues Lämpchen. Innerhalb weniger Tage ergänzten viele Freunde und Nachbarn ihre Lichterketten um blaue Lämpchen. Einige schmückten sogar einen ganzen Baum mit blauen Lichtern.

Ich bin dankbar, dass die Freunde und Nachbarn meiner Mutter durch die blauen Lämpchen ihre Anteilnahme zeigten. Sie machten mir deutlich, was es bedeutet, „mit den Trauernden zu trauern … und diejenigen zu trösten, die des Trostes bedürfen“ (Mosia 18:9). Ich bin dankbar, dass der Vater im Himmel uns seinen Sohn geschenkt hat. Dank Jesus Christus werde ich meinen Vater wiedersehen.