Gehen Sie voll Glauben weiter
Aus der Ansprache „Nevertheless I Went Forth“, die am 4. Februar 2014 bei einer Andacht an der Brigham-Young-Universität gehalten wurde. Den englischen Text finden Sie in voller Länge unter speeches.byu.edu.
Wie trifft man inspiriert Entscheidungen? Von Nephi können wir vier Lehren annehmen, die unsere Ängste verringern und uns genügend Selbstvertrauen schenken, weiter vorwärtszugehen.
Als junge Erwachsene leben Sie im sogenannten „Jahrzehnt der Entscheidung“. Sie treffen viele richtungsweisende Entscheidungen, wie etwa in den Tempel zu gehen, eine Mission zu erfüllen, eine Ausbildung zu erlangen, einen Beruf auszuwählen und einen Ehepartner zu wählen und im heiligen Tempel für Zeit und alle Ewigkeit gesiegelt zu werden.1
Ich wende mich nun insbesondere an diejenigen, die mit einer oder mehreren dieser wichtigen Entscheidungen ringen. Womöglich sind manche von Ihnen aus lauter Angst, die falsche Entscheidung zu treffen, wie gelähmt, oder Sie brauchen Zuspruch, um auf eine bereits getroffene Entscheidung weiter zu vertrauen.
Wie trifft man inspiriert Entscheidungen? Von Nephi können wir vier Lehren annehmen, die unsere Ängste verringern und uns genügend Selbstvertrauen schenken, weiter vorwärtszugehen.
1. Befolgen Sie die Gebote
Der letzte Vers in Nephis heiligem Bericht bringt sein Leben auf den Punkt: „Denn so hat der Herr mir geboten, und ich muss gehorchen.“ (2 Nephi 33:15.)
Nephis Glaube an den Erlöser und seine Liebe zu ihm zeigen sich in seinem Gehorsam gegenüber Gottes Geboten. Er betete (siehe 1 Nephi 2:16). Er las die heiligen Schriften (siehe 1 Nephi 22:1). Er bat den lebenden Propheten um Weisung und befolgte sie (siehe 1 Nephi 16:23,24). Aufgrund Nephis Gehorsam konnte der Heilige Geist ihm sein Leben lang ein machtvoller Begleiter sein, und Nephi empfing fortdauernd persönliche Offenbarung.
Auch Sie müssen dem Herrn durch das Halten der Gebote nahe bleiben. Ich bezeuge, dass beständiger Gehorsam im Kleinen – die heiligen Schriften lesen, täglich beten, die Versammlungen besuchen, den Rat der lebenden Propheten beachten, Dienst am Nächsten leisten und anderes – Sie in die Lage versetzt, den Heiligen Geist und damit auch Offenbarung zu empfangen.
Vollkommenheit ist keine Voraussetzung für persönliche Offenbarung. Tägliche Umkehr ist die Voraussetzung (siehe Römer 3:23). Wenn Ihre Umkehr aufrichtig und gewissenhaft ist (siehe LuB 58:42,43), bewirkt die reinigende Macht des Sühnopfers, dass Sie bei den großen Entscheidungen des Lebens vom Heiligen Geist geführt werden.
2. Gehen Sie voll Glauben weiter vorwärts
Versetzen Sie sich einmal in Nephis Lage. Ihr Vater teilt Ihnen mit, dass der Herr Ihrer Familie geboten hat, allen Reichtum zurückzulassen und in die Wildnis zu ziehen. Würden Sie nicht gern Bescheid wissen, wohin die Reise geht?
Ich nehme an, Nephi wäre begeistert gewesen, wenn der Herr ihm seine Zukunft offengelegt hätte. Aber so arbeitet Gott nicht – nicht mit Nephi und auch nicht mit uns.
Als Nephis Familie durch die Wildnis zog, erhielt er nur „von Zeit zu Zeit“ Anweisungen (siehe 1 Nephi 16:29; 18:1). Hätte Nephi schon von Anfang an seinen Lebensweg deutlich vor Augen gehabt, hätte er nicht die Erfahrungen gemacht, die seine Seele prüften und seinen Glauben prägten und durch die er Christus ähnlicher wurde.
Wenn Sie darauf warten, dass Gott Ihnen offenbart, welches Hauptfach Sie studieren, wen Sie heiraten, welche Stelle Sie annehmen, wo Sie leben, ob Sie sich weiterbilden oder wie viele Kinder Sie bekommen sollen, werden Sie wahrscheinlich nie die Wohnung verlassen. Ich bezeuge, dass wir „von Zeit zu Zeit“ persönliche Offenbarung erhalten.
Der Vater im Himmel möchte, dass wir wachsen, und dazu gehört auch, dass wir uns darin üben, Fakten abzuwägen, etwas zu beurteilen und eine Entscheidung zu treffen. Er fordert uns aber auch auf, ihm unsere Entscheidungen im Gebet vorzulegen (siehe LuB 9:7-9). Elder Richard G. Scott vom Kollegium der Zwölf Apostel hat erklärt, dass wir „auf eine von drei Arten“2 Antwort auf unsere Gebete erhalten.
Bestätigung und Sicherheit
„Erstens können Sie den Frieden, den Trost und die Sicherheit fühlen, dass Ihre Entscheidung richtig ist“3, sagte Elder Scott. Meine Frau Christy und ich haben die Erfahrung gemacht, dass man durch die heiligen Schriften, oft nach einem Tempelbesuch, Gewissheit im Hinblick auf große, richtungsweisende Entscheidungen erlangen kann.
Beispielsweise hatten wir uns nach viel Nachdenken und Beten entschieden, unser neues Traumhaus in Texas aufzugeben, einen Stellenwechsel anzunehmen und mit unseren sechs kleinen Kindern nach Peking zu ziehen. Es war ein gewaltiger Schritt, und uns lag viel daran, dass der Heilige Geist unsere Entscheidung bestätigte. Gott gab uns Gewissheit – im Tempel, als wir im Buch Lehre und Bündnisse diese Worte lasen: „Es ist mein Wille, dass du … nicht viele Tage an diesem Ort [verweilst;] denke nicht an dein Eigentum. Gehe in die östlichen Länder.“ (LuB 66:5-7.)
Die Stimme Jesu Christi in den Schriften, verbunden mit einem machtvollen Gefühl durch den Heiligen Geist, bestätigte, dass unsere Entscheidung, nach China zu gehen, richtig war.
Ein ruheloses Gefühl
Die zweite Art, wie der Vater im Himmel auf Gebete antwortet, ist „dieses ruhelose Gefühl, eine Gedankenstarre, die zeigt, dass Ihre Entscheidung falsch ist“4.
Nach meiner Mission in Taiwan wollte ich Völkerrecht studieren. Ich fand, dies sei eine gute Berufswahl. Als Christy und ich über diese mögliche Zukunft nachdachten, war uns klar, dass ein Studium weitere fünf Jahre teure Ausbildung bedeutete.
Die amerikanische Wirtschaft befand sich in einer tiefen Rezession, und unsere Mittel waren begrenzt. Daher erschien es uns nur klug und vernünftig, dass ich mich bei der Luftwaffe verpflichtete, die dann mein Studium finanzieren würde. Als ich jedoch die erforderlichen Prüfungen absolvierte und die Papiere ausfüllte, waren wir irgendwie unsicher, ob es gut sei, diese Verpflichtung einzugehen. Es war keine Gedankenstarre und wir hatten auch kein deutlich ungutes Gefühl – uns fehlte einfach nur der innere Friede.
Wir entschieden uns also dagegen. Finanziell gesehen schien diese Entscheidung unlogisch, aber sie war sicher auch deshalb inspiriert, weil ich ein furchtbarer Anwalt geworden wäre!
Gottvertrauen
Die dritte Möglichkeit, wie Gott antwortet: Keine Antwort! „Wenn Sie würdig leben und Ihre Entscheidung mit den Lehren des Erlösers übereinstimmt und Sie handeln müssen, dann fahren Sie vertrauensvoll fort“5, sagt Elder Scott.
Nephis letzter Versuch, die Messingplatten zu holen, zeigt, wie wir mit Gottvertrauen fortfahren sollen. Er berichtet:
„Ich wurde vom Geist geführt; ich wusste nicht im Voraus, was ich tun sollte. Dennoch
ging ich weiter.“ (1 Nephi 4:6,7.)
In Ihrem Jahrzehnt der Entscheidung wird es vorkommen, dass Sie etwas nicht länger aufschieben können, sondern handeln müssen. Meine Erfahrung entspricht dem, was Elder Dallin H. Oaks vom Kollegium der Zwölf Apostel gesagt hat: „Wir empfangen Eingebungen des Geistes, wenn wir alles getan haben, was wir tun können, wenn wir draußen in der Sonne sind und arbeiten, und nicht, wenn wir im Schatten sitzen und um Weisung bitten, was wir als Erstes in Angriff nehmen sollen.“6
Wie bei Nephi wird der Heilige Geist Ihnen zur gegebenen Zeit den von Ihnen gewählten Weg bestätigen oder Sie davor warnen.
3. Leben Sie in der Gegenwart
Nephis Entschlossenheit auf der Reise ins verheißene Land war das genaue Gegenteil von der Haltung, die seine Brüder Laman und Lemuel einnahmen. Sie gingen zwar mit, aber ihr Herz ließen sie in Jerusalem zurück. Als Nephis Bogen zerbrach, machte er einen neuen, um Nahrung zu beschaffen, und er schmolz Erz, um ein Schiff zu bauen, während seine Brüder wohl im Zelt herumlungerten.
Heutzutage gibt es viele Lamans und Lemuels. Der Herr braucht aber Männer und Frauen, die entschlossen sind wie Nephi. Sie werden größeren Fortschritt machen, wenn Sie voll und ganz hinter Ihren Entscheidungen stehen und sich anstrengen, in Ihren derzeitigen Lebensumständen Hervorragendes zu leisten, während Sie auch die Zukunft im Blick behalten.
Nephi hat Präsident Thomas S. Monsons weisen Rat beispielhaft vorgelebt: „Von der Vergangenheit zu träumen und sich nach der Zukunft zu sehnen, mag uns trösten, aber trotzdem müssen wir in der Gegenwart leben. Der heutige Tag bietet uns Chancen, und wir müssen sie nutzen.“7
4. Lassen Sie sich von anderen Kraft geben
Auch wenn wir uns um den Heiligen Geist bemüht und eine Entscheidung getroffen haben, die wir dann zielstrebig in die Tat umsetzen, können dennoch Zweifel aufkommen, die uns dazu bringen, unsere Entscheidung wieder in Frage zu stellen. In diesem Fall kann uns ein vertrauenswürdiger Angehöriger oder Freund Rat und Kraft geben, damit wir auf Kurs bleiben. Ich gehe davon aus, dass Nephis Frau auf seiner Reise seine Vertraute und sein Anker wurde.
Auf Nephis Frau wurde ich aufmerksam, als ich einmal das Historische Museum der Kirche besuchte. Ein Gemälde zog mich in seinen Bann. Nephi ist darauf zu sehen, völlig durchnässt, an den Mast eines Schiffes gebunden. Der Sturm tobt.8
Neben Nephi sieht man seine Frau und eines seiner Kinder. Sie ist dem gleichen Sturm und den gleichen Schwierigkeiten ausgesetzt wie Nephi. Doch man sieht an ihrem Blick, dass sie sich nicht unterkriegen lässt. Schützend legt sie ihre starken Arme um seine Schultern. Als ich vor diesem Gemälde stand, wurde mir bewusst, dass auch ich eine treue Frau an meiner Seite habe, die mir in Zeiten der Prüfung Kraft gibt. Ich hoffe, dass auch ich ihr ebenso Kraft gebe.
Brüder, bewahren und vergrößern Sie die geistige Stärke, die Sie als Missionar oder anderweitig mit redlicher Arbeit für den Herrn erlangt haben (oder noch erlangen werden). Das ist Ihr größtes Plus, wenn es darum geht, ein guter Ehemann und Vater zu werden. Schwestern, seien Sie für den Geist empfänglich, entwickeln Sie Glauben und den Mut, Jesus Christus zu folgen. Dies sind mit die besten Eigenschaften einer Ehefrau und Mutter.
Ich fordere Sie auf, so zu werden, dass sich Ihr Ehepartner (oder künftiger Ehepartner) Rat und Kraft bei Ihnen holen kann. Ein tugendhafter Mann und eine würdige Frau, die für Zeit und alle Ewigkeit im Tempel gesiegelt sind, können als gleichwertige Partner auch Schwieriges bewältigen.
Wenden Sie an, was wir von Nephi und neuzeitlichen Propheten darüber erfahren, wie man Entscheidungen trifft, und ich verheiße Ihnen, dass Sie auf Ihrem Weg „von Zeit zu Zeit“ durch persönliche Offenbarung geführt werden. Mögen Sie auf Ihrem Weg durch das Jahrzehnt der Entscheidung den Glauben haben, wie Nephi zu sagen:
„Ich wurde vom Geist geführt; ich wusste nicht im Voraus, was ich tun sollte. Dennoch
ging ich weiter.“ (1 Nephi 4:6,7.)