2012
Es kommt immer wieder etwas Gutes
Oktober 2012


Bis aufs Wiedersehen

Es kommt immer wieder etwas Gutes

Da ich es oft bedauere, dass die Gegenwart so schnell zur Vergangenheit wird, war ich dankbar für die Anregung, einfach nur den Moment zu genießen und nach vorne zu schauen.

Es war ein Freitagabend wie fast jeder andere. Meine besten Freunde und ich saßen in meiner Wohnung. Wir hatten einen Film angesehen, und nun hörte man leise Gespräche und zwischendurch herzliches Lachen. Alle schienen sich rundum wohlzufühlen, und ich musste einfach lächeln, als ich an all die Geschichten und Gedanken dachte, die hier ausgetauscht wurden. Manche in diesem Zimmer kannte ich erst seit einem Monat, andere kannte ich schon mein ganzes Leben – 25 Jahre – lang.

Meine langjährigen Freunde und ich tauschten auch Erinnerungen über einige unserer alten Schulfreunde aus. Während wir uns unterhielten, ging mir durch den Kopf, wie sehr ich diese Freunde vermisste, wie viel Spaß wir gehabt und wie gut wir uns verstanden hatten. Jetzt, nach der Schule, waren sie über die ganze Welt zerstreut und fanden sich in Lebenssituationen wieder, die sie niemals hätten vorhersehen können. Ich seufzte. Ich vermisste sie in diesem Moment sehr. Doch dann schaute ich mich im Zimmer um und sah die lachenden Gesichter, die mich umgaben. Und mir kam plötzlich der Gedanke: Es kommt immer wieder etwas Gutes.

Dieser schlichte Gedanke berührte mich sehr tief, weil es mir eigentlich immer schwerfällt, mit Veränderung klarzukommen, und weil ich nur ungern etwas Gutes loslasse. Ich vermisse das Vergangene sogar schon, solange es noch gegenwärtig ist, und versuche verzweifelt, Momente, die ich sehr bewusst erlebe, voll und ganz auszukosten. Wenn etwas gut ist, will ich daran festhalten und es nie wieder loslassen. Und dieser gemütliche, fröhliche Freitagabend war einer dieser guten Augenblicke. Wenn ich etwas Gutes bewusst genieße, kommt mir gewöhnlich sofort der Gedanke, wie vergänglich alles ist und dass es durch Zeit oder Umstände schließlich verloren gehen wird.

Aber an diesem Abend empfand ich kein Bedauern. Ich saß still da, umgeben von Menschen, die ich lieb gewonnen hatte, und mir war klar, dass manches Gute zwar vergehen muss und dass mich zweifellos manches Schwierige erwartet, dass es aber auch immer wieder etwas Gutes geben wird – solange ich es zulasse. Selbst wenn Menschen, die ich liebe, weiterziehen müssen, wird die Leere wieder gefüllt, weil ich neue, wunderbare Menschen kennenlernen und Erfahrungen machen werde, die ich mir nie hätte träumen lassen.

Manchmal ist es schwer, weiterzuziehen, aber es ist notwendig. Und weiterzuziehen bedeutet nicht, dass man Freundschaften einfach vergisst oder Erinnerungen aus dem Gedächtnis streicht. Es bedeutet, dass wir unser Herz öffnen für noch mehr Glück und neue Erfahrungen.

Ein paar Wochen nach diesem Freitag wurde die Zweigpräsidentschaft in unserer Gemeinde für junge Alleinstehende entlassen. Wie jeder, der einen kleinen Zweig besucht, vermutlich bestätigen kann, konnte ich mir kaum vorstellen, wie es uns ohne diese lieben Ehepaare ergehen würde, die wir so sehr ins Herz geschlossen und auf die wir uns so sehr verlassen hatten. Aber ich schloss die Augen und wiederholte in Gedanken die Worte, die mich an jenem Freitag so berührt hatten: Es kommt immer wieder etwas Gutes. Das tröstete mich. Ich war bereit für die Veränderung.

Veränderung ist die Weise des Herrn. Er möchte, dass wir glücklich sind und uns weiterentwickeln und voll Erwartung auf unserem Lebensweg vorwärtsgehen. Das Leben ist eine Reise. Wir dürfen die Gegenwart genießen und uns auf unvermeidliche Schwierigkeiten vorbereiten, aber wir müssen dennoch vorwärtsgehen, optimistisch bleiben und unser Herz für die Erfahrungen und all das Gute öffnen, was uns sicherlich unterwegs erwartet.

Foto von Matthew Reier