2012
Bei den Jugendlichen in Brasilien gehen Familiengeschichte und Tempelarbeit Hand in Hand
Oktober 2012


Bei den Jugendlichen in Brasilien gehen Familiengeschichte und Tempelarbeit Hand in Hand

José A. Moscão fiel ein bestimmtes Muster auf: Wenn die Jugendlichen zum Campinas-Tempel in Brasilien kamen, gab es für sie stets lange Wartezeiten.

Bruder Moscão, der Leiter der Genealogie-Forschungsstelle direkt beim Tempel, wusste, dass die Jugendlichen aufgrund der weiten Entfernung oftmals im Wohnwagen anreisten und mehrere Tage beim Tempel blieben. Es ließ sich daher nicht vermeiden, dass sie zwischen den Taufsessionen und den Mahlzeiten eine Weile auf ihre Eltern oder andere Führungsbeamte warten mussten, die noch im Tempel waren.

Vielleicht konnte er den Jugendlichen ja eine Beschäftigung bieten, damit sie ihre Freizeit nicht bloß wartend auf dem Tempelgrundstück verbringen mussten.

Und das tat er dann auch.

Eine gute Möglichkeit

Bruder Moscão lud die Jugendlichen in die Forschungsstelle ein, denn er wollte ihnen zeigen, wie man indexiert.

Zu Beginn war der eine oder andere noch etwas zurückhaltend oder sträubte sich. Doch als ihnen Bruder Moscão erklärte, wie man die Menschen dadurch aus der Finsternis heraus und ihre Namen ans Licht bringen kann und zudem noch dem Aufruf des lebenden Propheten Folge leistet, fühlten sich die Jugendlichen angesprochen (siehe David A. Bednar, „Das Herz der Kinder wird sich den Vätern zuwenden“, Liahona, November 2011, Seite 24–27).

Die räumliche Nähe von Tempel und Genealogie-Forschungsstelle auf demselben Grundstück macht es besonders anschaulich, dass das Entdecken der eigenen Familiengeschichte und die Tempelarbeit eng miteinander verwoben und Teil desselben Werkes sind. Und genau das begreifen laut George A. Oakes, dem Tempelpräsidenten, die Jugendlichen aus dem Tempeldistrikt jetzt allmählich.

„Früher sind sie hauptsächlich zum Tempel gekommen, um sich für die Verstorbenen taufen zu lassen. Jetzt legen wir Wert darauf, dass sie sich auch mit Genealogie und dem Indexieren beschäftigen. Das Indexieren wird somit Teil der Tempelfahrt“, erläutert er.

Das Programm wird vorgestellt

Bruder Moscão und die Missionare, die in der Forschungsstelle arbeiten, laden alle Jugendlichen, die zum Tempel kommen, zu einer kurzen Präsentation ein und sprechen dabei mehrere Punkte an:

  • Die Jugendlichen werden durch diese Arbeit zu Befreiern auf dem Berg Zion (siehe Obadja 1:21).

  • Sie kommen dem Aufruf eines Propheten nach (siehe „Das Herz der Kinder wird sich den Vätern zuwenden“).

  • Sie befreien Menschen aus der Finsternis – der Finsternis eines lange liegengebliebenen Films oder eines verstaubten Buchs aus einem alten Archiv. Das Indexieren bringt diese Namen ans Licht, indem sie in eine durchsuchbare Form gebracht werden, sodass sie von den Nachfahren gefunden werden können.

  • Die Jugendlichen arbeiten dadurch an einem weiteren Teilbereich dieses herrlichsten „aller Themen, die zum immerwährenden Evangelium gehören, nämlich die Taufe für die Toten“ (LuB 128:17).

  • Die Jugendlichen widmen ihre Zeit dem großen Werk, die Toten zu erlösen, und tun dadurch vielen Familien Gutes.

  • Jeder von uns gehört zur Familie Gottes, und selbst wenn sie Namen von Menschen indexieren, die ihnen nicht bekannt sind, tragen sie dadurch dennoch zum Wohlergehen ihrer Familie bei.

  • Sobald sich die Jugendlichen mit dem Indexieren auskennen, können sie es ihren Eltern und den anderen Jugendlichen ihrer Gemeinde beibringen.

Bruder Moscão und die Missionare zeigen den Jugendlichen dann am Computer in der Forschungsstelle, wie man indexiert und wie sie zuhause die Software installieren und damit arbeiten können. Sobald die Jugendlichen die Grundlagen beherrschen, gehen sie laut Bruder Moscão „wie wild ans Indexieren“.

Begeisterung für das Werk

Diese Begeisterung spiegelt sich in Zahlen wider. In den ersten beiden Monaten des Jahres 2012 wurden insgesamt 6370 Namen indexiert, davon 3305 von Teenagern. Anstatt wie bisher von 8:00 Uhr bis 18:00 Uhr zu öffnen, verlängert die Genealogie-Forschungsstelle nun häufig die regulären Öffnungszeiten bis auf 22:00 Uhr, weil der Andrang so groß ist.

Die Jugendlichen geben das Indexieren aber auch nach der Tempelfahrt nicht auf. Zuhause machen sie munter weiter und gehören zu der, wie Bruder Moscão es nennt, „Heerschar von gegenwärtig mehr als 170.000 aktiven Indexierern in der Kirche“. Viele junge Leute erreichen durch ihren Beitrag beim Indexieren auch Ziele in den Programmen Pflicht vor Gott und Mein Fortschritt.

Ein segensreicher Einfluss

Zu Jahresbeginn kam die sechzehnjährige Isabela A. aus Vila Velha in der brasilianischen Provinz Espírito Santo mit ihrer Mutter und ihrer Schwester zum Tempel. Am letzten Tag ihres Tempelbesuchs jährte sich erstmals der Todestag ihrer Großmutter. Isabela ließ sich für ihre Großmutter taufen, und ihre Mutter vollzog für sie anschließend die weiteren heiligen Handlungen.

„Ich hatte das Gefühl, ich müsse auf dieser Tempelfahrt etwas Gutes tun“, sagte Isabela. „Ich wollte indexieren lernen, und Bruder José Moscão hat mir dabei geholfen.

Als ich mich dann für meine Großmutter taufen ließ, verspürte ich den Geist sehr stark. Mir wurde klar, dass viele Leute jenseits des Schleiers schon lange warten und meine Hilfe brauchen. Mir wurde bewusst: Mit ein bisschen Zeitaufwand kann ich für diese Leute viel Gutes tun. Indexieren ist ein Akt der Nächstenliebe.“

Die Jugendlichen des Tempeldistrikts Campinas in Brasilien beteiligen sich zwischen den Taufsessionen am Indexierungsprogramm von FamilySearch.

Foto von José A. Moscão