2006
Wir drei schwestern
März 2006


Wir drei schwestern

Ein Jahr nach meiner Taufe erhielt ich meine Missionsberufung und kam in die Missionarsschule in Manila auf den Philippinen. Dort lernte ich einige Menschen kennen, deren Freundschaft mir viel bedeutet. Eine davon war meine Mitarbeiterin – Schwester Loh, eine Bekehrte aus Singapur. Ich konnte ihre Muttersprache nicht, und sie verstand keine der auf den Philippinen gesprochenen Sprachen, und so blieb uns nichts anderes übrig, als uns auf Englisch zu verständigen.

Die 16 Tage an der Missionarsschule waren die erbaulichsten meines Lebens. Wir waren zwar weit weg von unseren Familien, doch dank einer ganz besonderen Frau fühlten wir uns dennoch geliebt, nämlich dank Luda Lee Cottrell, der Frau des Präsidenten der Missionarsschule. Sie lächelte stets, sie war stets froh. Sie stand uns bei, sie schenkte uns Liebe und vermittelte uns in Wort und Tat, was Nächstenliebe ist.

Am letzten Abend an der Missionarsschule wollten Schwester Loh und ich Schwester Cottrell etwas zur Erinnerung schenken und ihr so für all die Freundlichkeit danken, die sie uns erwiesen hatte. Da wir aber nichts Geeignetes besaßen, was wir ihr hätten schenken können, schlug meine Mitarbeiterin vor, dass wir Schwester Cottrell ein Lied vorsingen. Ich war sofort einverstanden. Da wir beide in der Kirche ziemlich neu waren, kannten wir die meisten Lieder gar nicht. Wir entschieden uns für „Ich bin ein Kind von Gott“ (Gesangbuch, Nr. 202.)

Wir trafen Schwester Cottrell in ihrem Büro an. Wir sagten ihr, dass wir ihr eine Kleinigkeit schenken wollen, und sie hörte uns liebevoll und geduldig zu. Während Schwester Loh und ich sangen, hatte ich ein bemerkenswertes geistiges Erlebnis. Mir wurde bewusst, dass wir drei Schwestern unterschiedlicher ethnischer, kultureller und sprachlicher Herkunft waren. Meine Mitarbeiterin und ich sangen auf Englisch, damit die liebe Schwester Cottrell uns verstehen konnte.

Doch in jenem Augenblick gerieten all die Unterschiede in Vergessenheit. Der Geist ließ mich wissen, dass es nicht wirklich wichtig ist, was wir hier auf der Erde sind, denn wir sind alle drei buchstäblich Töchter des himmlischen Vaters. Der Geist sagte mir, was uns hier zusammengebracht hatte und warum. Es war das Evangelium Jesu Christi. Das Evangelium hatte Schwester Loh und mich in die Missionarsschule gebracht. Das Evangelium hatte Schwester Cottrell zu solch einem liebevollen, wunderbaren Menschen gemacht. Das Evangelium hat uns drei Schwestern die Erkenntnis gebracht, dass jede von uns ein Kind Gottes ist.

Jessie Noemi P. Patria gehört zur Gemeinde Bacolod 5 im Pfahl Bacolod Nord auf den Philippinen.