2004
Mary Jane hört zu
März 2004


Mary Jane hört zu

„Meine Schafe hören auf meine Stimme; ich kenne sie und sie folgen mir.“ (Johannes 10:27.)

Nach einer wahren Begebenheit

„Lauf schneller!“, riefen Mary Janes Freundinnen, als sie die Straße entlangliefen.

„Ich komm ja schon, ich komm ja schon“, gab Mary Jane zurück und bückte sich, um noch einen Stein in die überfüllte Tasche ihrer hellblauen Schürze zu stecken.

1846 war es für ein neunjähriges Mädchen in Wales aufregend, wenn Missionare der Heiligen der Letzten Tage in die Stadt kamen. Sie und ihre Freundinnen hatten viel Schlimmes über die „Mormonen“ gehört. Diese Leute hatten es gewiss verdient, mit Steinen beworfen zu werden.

Als die drei Mädchen um eine Ecke flitzten, hörten sie Musik. Eine kleine Menschenmenge sang ein bekanntes Kirchenlied. Mary Jane konnte gut singen, also stimmte sie mit ein, nachdem sie wieder zu Atem gekommen war. Sie kannte nicht den ganzen Text, doch es machte ihr Spaß, die Melodie zu summen.

Nach dem Singen folgte Mary Jane dem Beispiel der Missionare und kniete zum Beten nieder. Ein Stein nach dem anderen fiel aus der Tasche ihrer Schürze. Nach dem Gebet hob Mary Janes Freundin die Steine auf. „Los, auf sie!“, sagte sie.

„Nein“, antwortete Mary Jane leise. „Ich möchte hören, was sie sagen.“

Sie wandte ihren Blick den Missionaren zu und hörte aufmerksam zu. Einer von ihnen erzählte, dass ein Prophet namens Joseph Smith den Vater im Himmel und seinen Sohn, Jesus Christus, in einem Wald gesehen habe. Ein anderer erklärte, warum wir auf dieser Erde geboren werden. Während Mary Jane zuhörte, machten sich ihre Freundinnen durch die Menge davon, um zu spielen. Nach der Ansprache der Missionare ging Mary Jane langsam nach Hause und dachte über alles nach, was sie gehört hatte.

Die Tage vergingen und Mary Jane hörte den Missionaren weiter zu. Ihr gefiel sehr, was sie über den himmlischen Vater erfuhr. Ihre Mutter war nicht damit einverstanden. Sie war so gegen die Lehren der Missionare eingestellt, dass sie manchmal Mary Janes Kleidung versteckte oder ihr nichts zu essen gab, damit sie nicht weiter zur Kirche ging.

Doch Mary Jane lernte das Evangelium immer mehr lieben. Sie hatte gelernt, wie man betet, und ihre Gebete um ein Zeugnis wurden beantwortet. Sie wollte sich taufen lassen. An einem kalten Abend im Dezember wurde sie schließlich in einem vereisten Fluss getauft. Die Missionare mussten mit einer Axt ein Loch in das Eis schlagen. Körperlich fror Mary Jane an diesem Abend sehr, doch in ihrem Herzen war es warm. Sie wusste, dass sie die richtige Entscheidung getroffen hatte.

Sie war aber traurig, weil ihre Mutter das wahre Evangelium nicht erkennen wollte. Jeden Tag kniete Mary Jane zum Beten nieder. Dabei sagte sie: „Himmlischer Vater, ich bin so froh, Mitglied der Kirche zu sein, doch ich möchte, dass sich auch meine Mutti taufen lässt. Bitte hilf ihr, die Botschaft zu verstehen. Bitte lass etwas geschehen, was ihr hilft, das Evangelium anzunehmen.“ Drei Jahre lang betete Mary Jane für ihre Mutter. Sie gab die Hoffnung nie auf.

Als Mary Jane 13 war, erkrankte ihre Mutter schwer am Fuß. Sie litt große Schmerzen.

Eines Tages meinte Mary Jane zu ihrer Mutter: „Warum kann ich nicht die Missionare kommen lassen, um dir einen Priestertumssegen zu geben?“ Weil ihr Fuß so schmerzte, willigte Mary Janes Mutter schließlich ein. Die Missionare gaben der Mutter einen Segen und zu ihrem Erstaunen verschwand der Schmerz in ihrem Fuß sofort. Mary Jane wusste, dass ihre Gebete erhört worden waren.

Kurz danach begann ihre Mutter, die Versammlungen der Kirche zu besuchen. Es dauerte nicht lang, bis auch sie sich der Kirche anschloss. Mary Jane war so glücklich wie noch nie.

Als Mary Jane 17 war, fuhren sie und ihre Mutter mit der Jersey nach Amerika. Schließlich gelangten sie nach Utah. Ihr ganzes Leben lang folgte Mary Jane dem Erretter, so wie sie es an einer Straßenecke in Wales gelernt hatte. Sie war immer dankbar, dass sie an jenem Tag den Missionaren zugehört hatte. Vor allem war sie froh, dass sie mit neun Jahren beschlossen hatte, nicht mit den Steinen zu werfen, die aus ihrer hellblauen Schürze gefallen waren.

Mary Ann Snowball gehört zur Gemeinde Little Valley 1 im Pfahl St. George Washington Fields, Utah.

„Der Herr vertraut seinen wahren Jüngern. Er schickt vorbereitete Menschen zu seinen vorbereiteten Dienern. Sie haben genau wie ich schon erlebt, dass Sie Menschen begegnen und sich sicher sind, dass es keine zufällige Begegnung war.“

Elder Henry B. Eyring vom Kollegium der Zwölf Apostel, „Kind und Jünger sein“, Liahona , Mai 2003, Seite 31.