Geschichte der Kirche
„Mein Leben ist in Gottes Hand“


„Mein Leben ist in Gottes Hand“, Geschichte weltweit: Österreich, 2021

„Mein Leben ist in Gottes Hand“, Geschichte weltweit: Österreich

„Mein Leben ist in Gottes Hand“

Während des Ersten Weltkriegs, als ausländische Missionare aus Österreich abgezogen und männliche Mitglieder der Kirche in den Militärdienst einberufen wurden, übernahm Maria Either die Verantwortung für die Aufzeichnungen des Zweiges Wien und die Bereitstellung von Kirchenliteratur. Maria Either und die anderen Schwestern des Zweiges kamen zusammen und stärkten einander in den schwierigen Kriegsjahren, während die Männer in verschiedenen Teilen der österreichisch-ungarischen Monarchie auf sich allein gestellt den Glauben bewahrten.

Im Jahr 1917 war Konrad Hirschmann in der Nähe des Dorfes Hanunin in der heutigen Ukraine stationiert. Während eines Gesprächs mit einer deutschsprachigen Familie wurde Hirschmann gefragt, was er über den Krieg dachte. Hirschmann antwortete ihnen mit der Prophezeiung in Matthäus 24, dass sich vor dem Zweiten Kommen „Volk … gegen Volk und Reich gegen Reich erheben“ werde. „Mit der Zeit wollten sie immer mehr wissen“, berichtete Hirschmann. Hirschmann schrieb den Führern der Kirche, die ihn als Teilzeitmissionar beriefen.

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Konrad Hirschmann

Konrad Hirschmann, um 1917

Doch als Hirschmann Bekehrte taufte, führten Missverständnisse und Angst zu Feindseligkeiten. Im Januar 1918 wurde Hirschmann warnend darauf hingewiesen, dass andere Soldaten vorhatten, ihn aus dem Hinterhalt zu überfallen und zu töten, wenn er nach Hanunin ging, um an diesem Tag zu predigen. Hirschmann ließ sich davon nicht beirren. „Ich habe keine Angst vor dem Tod“, sagte er. „Mein Leben ist in Gottes Hand.“ Trotz eines heftigen Schneesturms ging er eine Stunde lang zu Fuß nach Hanunin, wo er seine Freunde um seine Sicherheit betend vorfand.

Wenig später erinnerte er in einer Sonntagspredigt an die Aufforderung des Erlösers: „Liebt eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen.“ (Matthäus 5:44.) Nach der Predigt gestand eine Gruppe Soldaten ein, dass sie an jenem Tag auf der Lauer gelegen hatten mit der Absicht, ihn zu töten, doch wegen des Schneesturms nichts hatten sehen können. „Bitte vergib uns“, baten sie ihn. „Uns wurden Lügen über dich erzählt.“

„Es gibt nichts zu vergeben“, erwiderte Hirschmann. „Ich war in Gottes Hand.“

In den darauffolgenden Monaten erlaubten ihm seine militärischen Vorgesetzten, fast jeden Tag zu predigen. Er besuchte vier Dörfer und verteilte hunderte Traktate und Broschüren. Die dortigen Bewohner entwickelten Zuneigung und Respekt für Hirschmann, als sie das wiederhergestellte Evangelium kennenlernten. Viele von ihnen schlossen sich der Kirche an. Im Mai 1918 wurde Hirschmann aus Hanunin versetzt. Nach Kriegsende kehrte er jedoch zurück, um den Zweig zu besuchen. Viele zogen später von dort nach Österreich, wo sie dann dem wiedervereinigten Zweig Wien angehörten.