2022
Genau richtig groß
November 2022


Genau richtig groß

Trina wollte nicht anders sein.

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A girl named Trina stands in a space that is a textured yellow panel and a textured floor. This represents that she feels like she is small. Her friend, Josie, invites her to join the other kids in the primary class.

Du bist vielleicht klein!“, rief Sasha. „Ab jetzt heißt du Zwergi.“

Trina zwang sich zu einem Lächeln. Immer machten sich in der Schule die anderen lustig, weil sie so klein war. Sie war schon ein winziges Baby gewesen und nicht so schnell gewachsen wie andere. Aber sie wollte doch nicht Zwergi genannt werden! Sie wollte nicht anders sein.

„So klein, wie du bist, wirst du bestimmt nie groß“, sagte Max auf dem Weg zum Pausenhof.

„Ich weiß, dass ich klein bin“, sagte Trina. „Daran kann ich doch nichts ändern. Komm, spielen wir.“

Trina lief zu dem Spielfeld, wo immer Fußball gespielt wurde. Die Kinder schossen den Ball hin und her. Alle hatten viel Spaß.

Bald schon war Trina aber sehr erschöpft. Langsam ging sie vom Spielfeld und setzte sich auf den Rasen.

Kurz darauf kam ihre Freundin Josie zu ihr. Josie und Trina gingen auch in dieselbe PV-Klasse.

„Ist alles in Ordnung?“, fragte Josie.

„Ja, schon“, erwiderte Trina. „Ich muss mich nur ausruhen. Meine Lunge tut weh, wenn ich viel laufe. Sie hat nicht so viel Kraft.“

Josie setzte sich zu Trina. Sie pflückten ein paar Grashalme und flochten daraus Ringe und Armbänder. Sie redeten über die Schule, ihre Freunde und ihre Hausaufgaben.

„Ich hab gehört, dass Sasha Zwergi zu dir gesagt hat“, meinte Josie. „Das war echt nicht nett.“

Trina nickte einfach.

„Ich finde aber, dass du genau richtig groß bist“, sagte Josie.

Da lächelte Trina. Sie gab Josie das Armband, das sie aus Grashalmen geflochten hatte.

Am nächsten Sonntag machte sich Trina für die Kirche fertig. Sie zog ihr Kleid an und bürstete sich die Haare. Beim Anblick ihrer winzigen Schuhe im Schuhschrank ließ sie aber den Kopf hängen. Bestimmt hatte kein anderer in der PV-Klasse so kleine Schuhe.

In der Kirche schleppte sich Trina nur langsam über den Flur. Vor dem Klassenzimmer wartete jedoch Josie auf sie.

„Wir haben eine Überraschung für dich!“, rief Josie. „Schau mal!“

Als Trina den Raum betrat, deuteten die anderen Kinder und ihre Lehrerin, Schwester Bott, auf die bunt beklebte Tafel. Überall waren Herzen angebracht. Und auf den Herzen standen Sätze wie: „Trina hat ein schönes Lächeln!“ „Trina hat ein großes Herz!“

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A girl named Trina stands in a space that is a textured yellow panel and a textured floor. This represents that she feels like she is small. Her friend, Josie, invites her to join the other kids in the primary class.

„Und? Gefällt’s dir?“, fragte Josie. „Schwester Bott hat uns dabei geholfen!“

„Das ist ja toll!“, rief Trina. „Danke!“

„Es gibt eine wichtige Wahrheit, die du dir immer vor Augen halten musst“, erklärte Schwester Bott. „Der Vater im Himmel hat jeden Menschen lieb. Ob klein oder groß. Ob lang oder kurz. Das ist ihm völlig egal! Wir alle sind seine Kinder, und er liebt jeden Einzelnen.“

Trina blickte erneut auf die Papierherzen an der Tafel und lächelte. Heute fühlte sie sich wirklich groß – zumindest im Inneren.

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Illustration von Olga Lee