Generalkonferenz
Was hat unser Erretter für uns getan?
Frühjahrs-Generalkonferenz 2021


Was hat unser Erretter für uns getan?

Jesus Christus hat alles getan, was für unsere Reise durchs Erdenleben hin zu der im Plan des himmlischen Vaters dargelegten Bestimmung notwendig ist

Vor vielen Jahren traf ich bei der Samstagabendversammlung einer Pfahlkonferenz eine Frau, die mir erzählte, Freunde hätten sie aufgefordert, nach Jahren der Inaktivität doch zur Kirche zurückzukommen, aber sie sehe gar keinen Grund dafür. Ich wollte ihr Mut machen und sagte: „Wenn Sie sich alles vor Augen halten, was der Erretter für Sie getan hat, haben Sie viele Gründe, zurückzukehren, um ihn zu verehren und ihm zu dienen.“ Ich war erstaunt, als sie erwiderte: „Was hat er denn für mich getan?“

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Das Zweite Kommen

Was hat Jesus Christus für einen jeden von uns getan? Er hat alles getan, was für unsere Reise durchs Erdenleben hin zu der im Plan des himmlischen Vaters dargelegten Bestimmung notwendig ist. Ich möchte über vier der wichtigsten Bestandteile dieses Plans sprechen. Bei jedem ist Gottes einziggezeugter Sohn, Jesus Christus, die Hauptperson. Triebfeder all dessen ist die „Liebe Gottes, die sich überall den Menschenkindern ins Herz ergießt; darum ist sie das Begehrenswerteste von allem“ (1 Nephi 11:22).

I.

Unmittelbar vor dem Ostersonntag ist es angezeigt, zunächst über die Auferstehung Jesu Christi zu sprechen. Die Auferstehung von den Toten ist der Grundpfeiler unseres Glaubens, der uns ganz persönlich Zuversicht gibt. Er verschafft unserer Lehre Bedeutung, liefert Beweggründe für unser Verhalten und macht uns Hoffnung für die Zukunft.

Weil wir den Berichten in der Bibel und im Buch Mormon über die buchstäbliche Auferstehung Jesu Christi Glauben schenken, erkennen wir auch die zahlreichen Schriftstellen als wahr an, aus denen hervorgeht, dass alle Menschen, die jemals auf dieser Erde gelebt haben, in ähnlicher Weise auferstehen werden.1 Jesus hat gesagt: „Weil ich lebe[, werdet] auch ihr leben.“ (Johannes 14:19.) Und seine Apostel erklärten, dass „die Toten … als Unverwesliche auferweckt“ werden und „dieses Sterbliche [sich] mit Unsterblichkeit“ bekleidet (1 Korinther 15:52,54).

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Die Auferstehung

Aber die Auferstehung sichert uns nicht nur Unsterblichkeit zu. Sie verändert unsere Sicht auf das Erdenleben.

Die Auferstehung verschafft uns die Perspektive und die Kraft, die wir brauchen, um die irdischen Herausforderungen durchzustehen, die sich einem jeden von uns und unseren Lieben stellen. Dank ihr sehen wir körperliche, mentale oder psychische Beeinträchtigungen, die wir von Geburt an mitbringen oder die im Laufe des Lebens entstehen, in einem anderen Licht. Sie gibt uns die Kraft, Sorgen, Fehlschläge und Enttäuschungen zu ertragen. Weil jedem von uns die Auferstehung zugesichert ist, wissen wir, dass diese irdischen Beeinträchtigungen und Widerstände nur vorübergehend sind.

Die Auferstehung gibt uns auch einen starken Anreiz, während unseres Erdenlebens die Gebote Gottes zu halten. Wenn wir uns von den Toten erheben und dem uns prophezeiten endgültigen Urteilsspruch entgegengehen, wollen wir uns der kostbarsten Segnungen würdig erweisen, die auferstandenen Wesen verheißen sind.2

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Wir können als Familien ewig weiterleben.

Zudem ist die Verheißung, dass die Auferstehung die Aussicht einschließt, mit unseren Angehörigen – Ehemann, Ehefrau, Kindern, Eltern und Nachkommenschaft – zusammen sein zu können, ein starker Ansporn, während des Erdenlebens unsere Aufgaben in der Familie zu erfüllen. Sie hilft uns auch, in diesem Leben liebevoll zusammenzuleben, und tröstet uns, wenn unsere Lieben sterben. Wir wissen, dass diese Trennung während des Erdenlebens nur vorübergehend ist, und wir sehen einem freudigen Wiedersehen und Beisammensein entgegen. Die Auferstehung gibt uns Hoffnung und die Kraft, uns in Geduld zu fassen, solange wir warten. Sie bereitet uns auch darauf vor, unserem eigenen Tod mutig und würdevoll entgegenzublicken – und das selbst dann, wenn man diesen Tod vorzeitig nennen könnte.

All diese Auswirkungen der Auferstehung sind Teil der ersten Antwort auf die Frage „Was hat Jesus Christus für mich getan?“

II.

Für die meisten von uns stellt die Aussicht, dass uns unsere Sünden vergeben werden, die Hauptbedeutung des Sühnopfers Jesu Christi dar. Im Gottesdienst singen wir ehrfürchtig:

Sein teures Blut gab er dahin,

sein Leben für die Welt;

für unsre Schuld ward Gottes Sohn

als Opfer dargestellt.3

Unser Erretter und Erlöser ertrug unvorstellbare Qualen, um ein Opfer für die Sünden aller Menschen, die umkehren, zu werden. Bei diesem sühnenden Opfer wurde das äußerste Gute – das reine Lamm ohne Makel – für das äußerste Maß an Bösem – die Sünden der ganzen Welt – dargebracht. Es öffnet einem jedem von uns die Tür dafür, von unseren eigenen Sünden reingewaschen zu werden, sodass wir erneut in die Gegenwart Gottes, des ewigen Vaters, eingelassen werden können. Diese Tür steht allen Kindern Gottes offen. Im Gottesdienst singen wir:

Wie groß sein Erbarmen, dass er kam vom Himmelsthron,

zu retten mich störrischen, sündigen Erdensohn.

Er will durch sein Leiden ein Sühnopfer sein für mich.4

Die herrliche und unvorstellbare Wirkkraft des Sühnopfers Jesu Christi erwächst aus Gottes Liebe zu einem jeden von uns. Dadurch wird die Aussage des Herrn bekräftigt, dass die Seelen – eine jede von ihnen – „großen Wert in den Augen Gottes“ (Lehre und Bündnisse 18:10) haben. In der Bibel führt Jesus Christus dies auf die Liebe unseres Vaters im Himmel zurück: „Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verlorengeht, sondern ewiges Leben hat.“ (Johannes 3:16.) In neuzeitlicher Offenbarung hat unser Erlöser Jesus Christus verkündet, dass er „die Welt so sehr geliebt hat, dass er sein eigenes Leben hingegeben hat, damit alle, die da glauben, Söhne Gottes werden können“ (Lehre und Bündnisse 34:3).

Ist es da verwunderlich, dass das Buch Mormon, ein weiterer Zeuge für Jesus Christus, mit der Aussage endet, dass wir, um „in [Christus] vollkommen [und] geheiligt“ zu werden, „Gott mit all [unserer] Macht, ganzem Sinn und aller Kraft“ lieben müssen (Moroni 10:32,33)? Sein von Liebe getragener Plan muss mit Liebe angenommen werden.

III.

Was hat unser Erretter, Jesus Christus, noch für uns getan? Durch die Worte seiner Propheten und sein eigenes Wirken hat Jesus uns den Erlösungsplan aufgezeigt. Dieser Plan umfasst die Schöpfung, den Sinn des Lebens, die Notwendigkeit von Gegensätzen und das Geschenk der Entscheidungsfreiheit. Zudem hat Jesus uns die Gebote und Bündnisse dargelegt, an die wir uns halten müssen, sowie die heiligen Handlungen, die wir empfangen müssen, damit wir zu unseren himmlischen Eltern zurückgelangen können.

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Die Bergpredigt

In der Bibel lesen wir seine Worte: „Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, wird nicht in der Finsternis umhergehen, sondern wird das Licht des Lebens haben.“ (Johannes 8:12.) Und in neuzeitlicher Offenbarung lesen wir: „Siehe, ich bin Jesus Christus, … ein Licht, das nicht in der Finsternis verborgen werden kann.“ (Lehre und Bündnisse 14:9.) Wenn wir seinen Lehren folgen, erleuchtet er uns den Weg in diesem Leben und sichert unsere Bestimmung im Jenseits.

Weil er uns liebt, fordert er uns auf, den Blick auf ihn zu richten anstatt auf die Belange dieser vergänglichen Welt. In seiner großartigen Predigt über das Brot des Lebens hat Jesus erklärt, dass wir nicht zu denen gehören dürfen, die es am meisten zu Weltlichem hinzieht – dem, was uns auf Erden am Leben erhält, doch uns keine Nahrung gibt, die zum ewigen Leben führt.5 Immer wieder hat Jesus uns aufgefordert: „Folge mir nach.“6

IV.

Als abschließenden Punkt erfahren wir aus dem Buch Mormon, dass Jesus Christus im Rahmen seines Sühnopfers „Schmerzen und Bedrängnisse und Versuchungen jeder Art [erlitt]; und dies, damit sich das Wort erfülle, das da sagt, er werde die Schmerzen und die Krankheiten seines Volkes auf sich nehmen“ (Alma 7:11).

Warum hat unser Erretter irdische Herausforderungen „jeder Art‟ erlitten? Alma erklärt: „Und er wird [unsere] Schwächen auf sich nehmen, auf dass sein Inneres von Barmherzigkeit erfüllt sei gemäß dem Fleische, damit er gemäß dem Fleische wisse, wie er seinem Volk beistehen [also ihm Linderung verschaffen oder Hilfe leisten] könne gemäß dessen Schwächen.“ (Alma 7:12.)

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Christus in Getsemani

Unser Erretter spürt und kennt unsere Versuchungen, unsere Mühen, unseren Kummer und unser Leid, weil er das alles bereitwillig im Rahmen seines Sühnopfers durchlebt hat. Andere Schriftstellen bekräftigen dies. Im Neuen Testament heißt es: „Denn da er gelitten hat und selbst in Versuchung geführt wurde, kann er denen helfen, die in Versuchung geführt werden.“ (Hebräer 2:18.) Jesaja hat erklärt: „Fürchte dich nicht, ich bin mit dir … Ich stärke dich, ich helfe dir auch.“ (Lutherbibel, Jesaja 41:10.) Alle, die unter irdischen Schwächen jeglicher Art leiden, dürfen nicht vergessen, dass auch unser Erretter diese Form von Schmerz erlebt hat und dass er einem jeden von uns durch sein Sühnopfer die Kraft geben kann, das zu ertragen.

Der Prophet Joseph Smith hat all dies im 3. Glaubensartikel zusammengefasst: „Wir glauben, dass durch das Sühnopfer Christi alle Menschen errettet werden können, indem sie die Gesetze und Verordnungen des Evangeliums beachten.“

„Was hat Jesus Christus denn für mich getan?“, fragte mich die Schwester damals. Gemäß dem Plan des Vaters im Himmel hat er „die Himmel und die Erde erschaffen“ (Lehre und Bündnisse 14:9), damit jeder von uns auf der Erde die Erfahrung machen kann, die er braucht, um nach seiner göttlichen Bestimmung streben zu können. Wie im Plan des Vaters vorgesehen, hat die Auferstehung Jesu Christi den Tod überwunden, damit uns allen die Unsterblichkeit gewiss ist. Das sühnende Opfer Jesu Christi ermöglicht es einem jeden von uns, von unseren Sünden umzukehren und rein zu unserem himmlischen Zuhause zurückzukehren. Seine Gebote und Bündnisse zeigen uns den Weg, und sein Priestertum gibt uns die Vollmacht, die heiligen Handlungen zu vollziehen, die erforderlich sind, um diese Bestimmung zu erreichen. Unser Erretter hat bereitwillig alle irdischen Schmerzen und Schwächen erfahren, um zu wissen, wie er uns in unseren Bedrängnissen Kraft geben kann.

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Jesus Christus

Jesus Christus hat all dies getan, weil er alle Kinder Gottes liebt. All dies geschah aus Liebe, und so war es von Anbeginn. Gott hat uns in neuzeitlicher Offenbarung erklärt, dass „er den Menschen erschaffen hat, männlich und weiblich, als sein eigenes Abbild“, und den Menschen Gebote gab, „dass sie ihn … lieben und ihm dienen sollen“ (Lehre und Bündnisse 20:18,19).

Ich bezeuge all dies und bete dafür, dass wir alle daran denken, was unser Erretter für einen jeden von uns getan hat, und dass wir alle ihn lieben und ihm dienen. Im Namen Jesu Christi. Amen.