2022
Der verheißene Messias
Dezember 2022


„Der verheißene Messias“, Liahona, Dezember 2022

Der verheißene Messias

Schon von der Zeit Adams an hat Gott seine Diener berufen, Zeugnis für das Kommen eines Messias abzulegen, der den Menschen Liebe, Hoffnung und Freude schenkt

Bild
Maria und Josef mit dem Jesuskind

Seht, das Lamm Gottes, Gemälde von Walter Rane

Es überrascht nicht, dass bei der Geburt Jesu in Betlehem Engel erschienen sind und ausgerufen haben: „Ehre sei Gott in der Höhe“! (Lukas 2:14.) Sie waren voll Freude, denn sie wussten: Dieses kleine Kind sollte die Tür zu Unsterblichkeit und ewigem Leben aufstoßen. Dazu passte perfekt, dass ein Stern den Himmel erleuchtete, um den Eintritt des einziggezeugten Sohnes des allmächtigen Gottes ins Erdenleben gebührend zu würdigen.

Propheten hatten jahrtausendelang Zeugnis dafür abgelegt, dass ein verheißener Messias zur Welt kommen werde, „um all jene zu erlösen, die an seinen Namen glauben“ (Helaman 14:2).

Jesaja hatte prophezeit: „Darum wird der Herr selbst euch ein Zeichen geben: Siehe, die Jungfrau hat empfangen, sie gebiert einen Sohn und wird ihm den Namen Immanuel geben.“ (Jesaja 7:14.)

Micha hatte verkündet: „Aber du, Betlehem-Efrata, bist zwar klein unter den Sippen Judas, aus dir wird mir einer hervorgehen, der über Israel herrschen soll. Seine Ursprünge liegen in ferner Vorzeit, in längst vergangenen Tagen.“ (Micha 5:1.)

Nephi hatte eine Jungfrau gesehen, die „auf den Armen ein Kind [trug]“, und ein Engel hatte ihm verkündet, es sei „das Lamm Gottes, ja, selbst [der] Sohn des ewigen Vaters!“ (1 Nephi 11:20,21.)

Wenn ich prophetische Verheißungen über die Geburt Jesu lese – vornehmlich in der Weihnachtszeit –, spüre ich, wie der Heilige Geist mir immer wieder aufs Neue bezeugt, dass Jesus Christus der Messias ist. Indem ich mich mit den Worten des Erretters und seinem Leben befasse, lerne ich ihn kennen und lieben um dessentwillen, was er für jeden von uns getan hat. Der Geist der Liebe ist ja der Geist der Weihnacht.

„Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat.“ (Johannes 3:16.)

Gottes Sohn ist ein unschätzbar wertvolles Geschenk. Er ist das Geschenk, das uns den Weg erhellt und uns aufrichtet. Er ist das Geschenk, das uns auf unserer irdischen Reise an schweren Tagen aufrecht hält. Er ist das Geschenk, das uns göttliche Liebe, dauerhafte Hoffnung und wahre Freude anbietet.

Die Liebe Gottes

Wenn wir daran denken, wie unermesslich alles ist, was Jehova auf Weisung seines Vaters erschuf, erstaunt uns naturgemäß, welche Macht ihm innewohnt, und wir fühlen uns veranlasst, ihn zu verehren. Er ragt hoch über uns auf. Dennoch wecken die Ereignisse im Zusammenhang mit seiner schlichten irdischen Geburt ein Gefühl überwältigender Liebe.

Jesus hätte ja in jede beliebige, vom Vater bestimmte Lebenslage hineingeboren werden können. Und so kommt er in einem kleinen Dorf im Bergland von Judäa zur Welt, womit sich eine Prophezeiung Michas erfüllt (siehe Micha 5:1). Einfache Hirten heißen ihn willkommen. Sterndeuter folgen einem Stern, um ihm zu huldigen. Bei politischen Entscheidungsträgern ist er gefürchtet. Seine Eltern müssen ins Ausland fliehen, um sein Leben zu retten.

Als Maria und Josef sicher zurückkehren können, werden sie in ein unscheinbares Dorf in den Hügeln von Galiläa geführt. Dort verbringt Jesus fast 30 Jahre, bevor er sein öffentliches, von Liebe getragenes Wirken beginnt.

Jesus Christus entschied sich, von seinem Thron zur Rechten des Vaters hinabzusteigen und die Sterblichkeit auf sich zu nehmen. Er tat es aus Liebe zu jedem Geistsohn und jeder Geisttochter seines Vaters, die zur Welt kommen sollten – und hierzu zählen auch Sie und ich.

Ob arm oder reich, männlich oder weiblich, jung oder alt, gesund oder krank – Jesus machte bei seinem geistlichen Wirken keinerlei Unterschiede. Diejenigen, die einer anderen Glaubensrichtung angehörten oder einen abweichenden kulturellen Hintergrund hatten, mied er nicht. Er hatte wirklich jeden lieb. Auch jetzt hat er jeden lieb.

„Wir wollen lieben, weil er uns zuerst geliebt hat.“ (1 Johannes 4:19.) Und er hat uns geboten: „Liebt [einander], so wie ich euch geliebt habe.“ (Johannes 15:12.)

Die Hoffnung dieser Welt

In einem alten Weihnachtslied erklingt die flehentliche Bitte: „O komm, o komm, Immanuel! Mach frei dein armes Israel.“1

Vielleicht schmachten wir nicht – wie die Israeliten vor alters in Ägypten oder Babel – in Gefangenschaft, dennoch sind wir gefangen, und zwar in Sünde und Tod. Genau wie Israel damals hoffen auch wir auf Befreiung. Die Geburt des Retters, nämlich Christi, des Herrn (siehe Lukas 2:11), kündigte die Erfüllung dieser Hoffnung an. Deshalb besingen wir Betlehem mit den Worten: „Der Hoffnung Stern kommt mit dem Herrn in dieser heilgen Nacht.“2

Geburt, Leben, Kreuzigung und Auferstehung Jesu Christi werden zur „große[n] Freude“ (Lukas 2:10), die in Heilung, Freiheit und Befreiung gipfelt.

Stellvertretend für den Messias sagte Jesaja: „Der Geist Gottes, des Herrn, ruht auf mir. Denn der Herr hat mich gesalbt; er hat mich gesandt, um den Armen frohe Botschaft zu bringen, um die zu heilen, die gebrochenen Herzens sind, um den Gefangenen Freilassung auszurufen und den Gefesselten Befreiung.“ (Jesaja 61:1; Hervorhebung hinzugefügt.)

Wissen Sie noch? Diese Worte hat Jesus Christus zu Beginn seines irdischen Wirkens in einer Synagoge in Nazaret vorgelesen. Anschließend verkündete er: „Heute hat sich das Schriftwort, das ihr eben gehört habt, erfüllt.“ (Lukas 4:21.)

Das Jesuskind wurde zum Messias, der sein Wirken und seine Mission dadurch groß machte, dass er den Willen des Vaters erfüllte und uns dadurch vom geistigen und vom physischen Tod befreit.

„Er ist der große König Immanuel, der heute zur Rechten des Vaters steht. Er ist das Licht, das Leben und die Hoffnung der Welt. Sein Weg ist der Pfad, der zu Glücklichsein hier auf der Erde und zu ewigem Leben in der zukünftigen Welt führt.“3

Bild
Christus in Getsemani

Christus in Getsemani, Gemälde von Harry Anderson

Freude am Herrn

Das Kind in der Krippe war der Sohn Gottes, ein Geschenk des Vaters, das herabgesandt wurde, um unser Erretter zu werden. Dank der Freude, die wir angesichts seines Kommens empfinden, können uns die Lasten leicht gemacht werden (siehe Alma 33:23). Denn so wie uns das Jesuskind aus Betlehem von Sünde und Tod befreit, kann es uns ebenso Kummer, Zweifel, Angst und Schmerz nehmen.

Rufen Sie sich in Erinnerung, was Jakob über das Kommen des Heiligen Israels gesagt hat:

„O wie groß die Heiligkeit unseres Gottes! Denn er weiß alles, und es gibt nichts, was er nicht weiß.

Und er kommt in die Welt, auf dass er alle Menschen errette, wenn sie auf seine Stimme hören werden; denn siehe, er erleidet die Schmerzen aller Menschen, ja, die Schmerzen jedes lebenden Geschöpfes, sowohl der Männer als auch der Frauen und Kinder, die der Familie Adams angehören.

Und er erleidet dies, damit die Auferstehung allen Menschen zuteilwerde, damit alle am großen Tag, am Tag des Gerichts, vor ihm stehen können.“ (2 Nephi 9:20-22.)

Um den Geist der Weihnacht in uns zu tragen, lesen wir nicht bloß die Worte des Herrn und befassen uns mit seinem Leben, sondern wir müssen wir auch gemäß dem handeln, was wir lernen. Dazu gehört auch, die Schafe des Erretters zu weiden, indem wir sie sammeln und seiner Herde zuführen. Wir sammeln sie dadurch, dass wir unsere Freude daran weitergeben, dass der Herr tatsächlich geboren wurde und sein Evangelium wiederhergestellt worden ist. Befinden wir uns auf dem Weg, den der Herr uns vorgibt, haben wir sein Licht und können dadurch anderen den Weg zu ihm weisen.

Das Leben kann schwierig sein, und in schweren Zeiten kann unser Glaube ins Wanken geraten. Wenn wir uns Prüfungen und Schicksalsschlägen stellen müssen, fragen wir uns vielleicht, ob unser Glaube an den Sohn Gottes nicht doch nur eine vergebliche Hoffnung sei. Doch Prüfungen sind dazu da, uns dem Erretter näherzubringen. So kann er uns besser in die Lage versetzen, andere zu ihm emporzuziehen. Wenn wir anderen „guten Mutes“ (3 Nephi 1:13) von seinem Kommen erzählen, richten wir sie auf und erweichen ihnen das Herz. Ich verheiße Ihnen, dass der Tag kommen wird – sofern er nicht bereits da ist –, da Ihr Glaube an sein Kommen seine Bestätigung findet. Das wird ein Freudentag sein!

Weihnachten ist eine Zeit voller Liebe, Hoffnung und Freude. Zugleich ist es eine Zeit der Dankbarkeit und der inneren Einkehr. Zur Weihnachtszeit schaffen wir bleibende Erinnerungen und lassen alte Erinnerungen wieder aufleben. Wir denken an verstorbene Angehörige und Freunde, und sie fehlen uns. Wir fragen uns, wo all die Jahre geblieben sind und was das neue Jahr wohl bringen wird. Inmitten dieser besinnlichen Zeit danken wir Gott für sein unvergleichliches Geschenk, ja, seinen Sohn, der „Wunderbarer Ratgeber, Starker Gott, Vater in Ewigkeit, Fürst des Friedens“ (Jesaja 9:5) genannt wird.

Möge der diesem Weihnachtsgeschenk innewohnende Geist Ihr Herz nicht nur in der Weihnachtszeit, sondern auch das kommende Jahr hindurch erfüllen!

Anmerkungen

  1. „O komm, o komm, Immanuel“, in: Kölner Gesangbuch, 1722; https://de.wikipedia.org/wiki/Veni,_veni,_Emmanuel

  2. „Du kleines Städtchen Bethlehem“, Gesangbuch, Nr. 137

  3. „Der lebendige Christus – das Zeugnis der Apostel“, ChurchofJesusChrist.org