2022
Was ist, wenn ich anscheinend nicht den Heiligen Geist verspüre?
September 2022


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Was ist, wenn ich anscheinend nicht den Heiligen Geist verspüre?

Drei Anregungen, wie wir besser erkennen können, wie der Geist zu uns spricht

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Eine junge Frau hält die heiligen Schriften in den Händen und schaut in die Ferne

Foto von Catherine Frost

Nach der Taufe werden wir konfirmiert und somit Mitglied der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage. Und wir werden durch Händeauflegen von jemandem, der Priestertumsvollmacht innehat, dazu aufgefordert, die Gabe des Heiligen Geistes zu empfangen. Diese Gabe gibt uns das Anrecht, den Heiligen Geist als ständigen Begleiter bei uns zu haben – solange wir die Gebote halten.

Unsere Verbindung zum Heiligen Geist hilft uns, Präsident Russell M. Nelsons Aufforderung Folge zu leisten und den Herrn zu hören.1 Präsident Nelson hat uns nahegelegt: „Es war noch nie so dringend geboten wie gerade jetzt, dass man weiß, wie der Geist spricht.“2 Was können wir tun, wenn wir den Eindruck haben, dass wir den Geist nicht verspüren können oder schlichtweg nicht verspüren? Hier sind einige von vielen Möglichkeiten.

1. Die Aufgaben des Heiligen Geistes verstehen und erkennen, dass er auf vielerlei Weise spricht

Bei unserem Bemühen, den Geist zu verspüren, ist es wichtig, dass wir zunächst verstehen, wer der Heilige Geist ist und wie er zu uns spricht. Jeder Mensch kann auf unterschiedliche Weise Offenbarung empfangen. Manche Menschen verspüren zum Beispiel eher Wärme, während andere zumeist inneren Frieden verspüren. Solche Eingebungen und Gefühle können jedem von uns zu verschiedenen Zeiten auf unterschiedliche Weise zuteilwerden. Denken Sie daran zurück, wann Sie schon einmal den Heiligen Geist verspürt haben. Vielleicht möchten Sie aufschreiben, was Sie damals empfunden haben. So können Sie möglicherweise erkennen, wie der Geist zu Ihnen persönlich spricht, und Sie können besser erkennen, wann Ihnen auch jetzt so zumute ist. Das ist dann ja ein Beweis dafür, dass der Heilige Geist in Ihrem Alltag zugegen ist. Hier ein paar Beispiele dafür, was Propheten und Apostel über das Wesen des Heiligen Geistes gesagt haben:

  • Präsident Nelson: „In der Gottheit ist der Heilige Geist der Bote. Er bringt Ihnen Gedanken in den Sinn, die der Vater und der Sohn Sie empfangen lassen möchten. Er ist der Tröster. Er bringt Ihnen ein beruhigendes Gefühl ins Herz. Er bezeugt die Wahrheit und bestätigt, was wahr ist, wenn Sie das Wort des Herrn hören oder lesen.“3

  • Präsident Henry B. Eyring, Zweiter Ratgeber in der Ersten Präsidentschaft: „Den Geist immer mit uns zu haben bedeutet, dass wir im täglichen Leben vom Heiligen Geist geführt und geleitet werden. So kann der Geist uns beispielsweise vor der Versuchung warnen, etwas Böses zu tun. … Wenn wir glaubensvoll vom Abendmahl nehmen, kann der Heilige Geist uns und unsere Lieben vor Versuchungen bewahren, die in zunehmender Intensität und Häufigkeit auf uns einstürmen. Wenn wir den Heiligen Geist bei uns haben, wird das Gute für uns anziehender, und Versuchungen haben weniger Reiz. Das an sich sollte schon genügen, in uns den festen Entschluss zu wecken, der ständigen Gegenwart des Geistes würdig zu bleiben. So wie uns der Heilige Geist gegen das Böse wappnet, verleiht er uns auch die Macht, Wahrheit von Unwahrheit zu unterscheiden.“4

  • Elder David A. Bednar vom Kollegium der Zwölf Apostel: „Der Heilige Geist ist das dritte Mitglied der Gottheit; er ist eine Gestalt aus Geist und gibt Zeugnis von aller Wahrheit. In den heiligen Schriften wird der Heilige Geist als der Beistand oder Tröster bezeichnet (siehe Johannes 14:16-27; Moroni 8:26), als Lehrer (siehe Johannes 14:26; Lehre und Bündnisse 50:14) und als Offenbarer (siehe 2 Nephi 32:5). Offenbarungen vom Vater und vom Sohn werden durch den Heiligen Geist übermittelt. Er ist Bote und Zeuge für den Vater und den Sohn.“5

  • Elder Ronald A. Rasband vom Kollegium der Zwölf Apostel: „Denken wir an die Verheißung des Herrn: ‚Ich werde dir von meinem Geist geben, der dir den Verstand erleuchten wird und der dir die Seele mit Freude erfüllen wird.‘ [Lehre und Bündnisse 11:13.] Diese Zusicherung bedeutet mir viel. Freude, die uns die Seele erfüllt, bringt eine ewige Perspektive mit sich, die sich deutlich vom Alltäglichen abhebt. Diese Freude stellt sich inmitten von Härten oder Kummer als Frieden ein. Sie verleiht uns Trost und Mut, lässt uns die Wahrheiten des Evangeliums klar erkennen und erweitert unsere Liebe zum Herrn und zu allen Kindern Gottes.“6

  • Elder Gary E. Stevenson vom Kollegium der Zwölf Apostel: „Drei offenbarte Wahrheiten …, die uns Erkenntnisse über den Heiligen Geist vermitteln, [lauten]: Der Heilige Geist ist das dritte Mitglied der Gottheit, der Heilige Geist ist eine Person aus Geist, und die Gabe des Heiligen Geistes wird durch Händeauflegen übertragen. … Drei Antworten auf die Frage, wie der Heilige Geist uns hilft, [lauten]: Der Heilige Geist warnt, der Heilige Geist tröstet und der Heilige Geist gibt Zeugnis.“7

  • Präsident Boyd K. Packer (1924–2015): „Diese sehr feinen und sanften geistigen Mitteilungen kann man weder mit den Augen sehen noch mit den Ohren hören; man spürt die Stimme eher, als dass man sie hört. … In den Schriften heißt es, die Stimme des Geistes sei weder laut noch rau und sie sei keine Stimme des Donners, auch keine Stimme von großem, heftigem Lärm, sondern eine leise Stimme von vollkommener Milde, gleichwie ein Flüstern, und sie könne uns sogar bis tief in die Seele dringen und uns das Herz brennen lassen.“8

Näheres dazu, wie der Heilige Geist zu uns spricht, ist in den Beiträgen zum Thema „Heiliger Geist“ bei der Generalkonferenz und bei den Evangeliumsthemen zu finden.

Zum Nachdenken: Wie spüre ich den Heiligen Geist, wenn er zu mir spricht?

2. Unsere Bündnisse halten

Die Gabe des Heiligen Geistes zu empfangen ist untrennbar mit unserem Taufbund verbunden, und Bündnisse erfordern Anstrengung unsererseits, damit wir die verheißenen Segnungen auch erhalten. Jede Woche, wenn wir vom Abendmahl nehmen, werden wir an das erinnert, was wir versprochen haben und was uns im Gegenzug verheißen wird: Wir versprechen, den Namen Christi auf uns zu nehmen, immer an ihn zu denken und seine Gebote zu halten, und uns wird verheißen, dass sein Geist immer mit uns sein werde (siehe Lehre und Bündnisse 20:77,79).

Um den Heiligen Geist als ständigen Begleiter bei uns zu haben, müssen wir unseren Teil tun. Diese Ratschläge von Führern der Kirche können als Anfangspunkt dienen:

  • Präsident Nelson: „In unserem Bestreben, Jünger Jesu Christi zu sein, müssen wir uns mehr denn je darauf ausrichten, ihn zu hören. Wir müssen uns bewusst und beständig anstrengen, unser tägliches Leben mit seinen Worten, seinen Lehren, seinen Wahrheiten anzufüllen.“9

  • Präsident Dallin H. Oaks, Erster Ratgeber in der Ersten Präsidentschaft: „Da es notwendig ist, dass wir unseren Tempel reinhalten, damit wir den Heiligen Geist immer mit uns haben und uns von ihm führen lassen können, wird klar, wie wichtig das Gebot ist, am Sonntag vom Abendmahl zu nehmen. … Bevor wir durch die Teilnahme am Abendmahl unsere Bündnisse erneuern, müssen wir umkehren, damit wir mit reuigem Herzen und zerknirschtem Geist zu dieser heiligen Handlung kommen (siehe 2 Nephi 2:7; 3 Nephi 12:19; Lehre und Bündnisse 59:8). Wenn wir dann unsere Taufbündnisse erneuern und bestätigen, dass wir ‚immer an ihn … denken‘ wollen (Lehre und Bündnisse 20:77), wird der Herr unter den Bedingungen und zu dem Zeitpunkt, die er bestimmt, die verheißene Vergebung unserer Sünden erneuern. Zu den hauptsächlichen Absichten und den Auswirkungen dieser Erneuerung der Bündnisse und der Reinigung von Sünde gehört, dass dann ‚sein Geist immer mit [uns] sei‘ (Lehre und Bündnisse 20:77).“10

  • Präsident Eyring: „Wir brauchen den Heiligen Geist … aus vielerlei Gründen als ständigen Begleiter. Auch wenn wir uns danach sehnen, ihn stets bei uns zu haben, wissen wir doch aus eigener Erfahrung, dass das nicht immer so einfach ist. Wir alle denken, sagen oder tun im täglichen Leben so manches, was den Geist beleidigen kann. Der Herr hat gesagt, der Heilige Geist werde unser ständiger Begleiter sein, wenn unser Herz voll Nächstenliebe ist und Tugend immerfort unsere Gedanken ziert (siehe Lehre und Bündnisse 121:45). … Wenn Sie Ihre Bereitschaft zu gehorchen unter Beweis stellen, lässt der Geist Sie durch weitere Eingebungen wissen, was Gott von Ihnen erwartet. Und wenn Sie dann gehorsam sind, häufen sich die Eingebungen des Geistes und werden mehr und mehr zu einem ständigen Begleiter. Ihre Fähigkeit, das Rechte zu wählen, nimmt zu.“11

  • Elder Stevenson: „Für [unsere] körperliche und geistige Sicherheit … ist es unerlässlich, dass [wir uns] die Gabe des Heiligen Geistes bewahren. Damit beginnen wir, indem wir uns Mühe geben, die Gebote zu halten, alleine und mit der Familie beten, die heiligen Schriften lesen und zu Angehörigen und anderen lieben Menschen eine Beziehung pflegen, die von Liebe und Vergebungsbereitschaft geprägt ist. Wir müssen unser Denken und Handeln und unsere Wortwahl tugendhaft halten. Wir müssen den Vater im Himmel zu Hause, in der Kirche und so oft wie möglich im heiligen Tempel verehren. Bleiben Sie dem Geist nahe, dann bleibt der Geist auch Ihnen nahe.“12

  • Elder Richard G. Scott (1928–2015) vom Kollegium der Zwölf Apostel: „Der Vater erwartet von Ihnen, dass Sie lernen, … göttliche Hilfe zu erlangen, indem Sie Glauben an ihn und seinen heiligen Sohn, Jesus Christus, ausüben. Wenn Sie nur darum bitten müssten, inspirierte Führung zu erhalten, würden Sie schwach werden und in allem von Gottvater und Christus abhängig sein. Beide wissen, dass man entscheidenden Fortschritt macht, wenn man sich anstrengt, um zu lernen, wie man vom Geist geleitet wird.“13

Zum Nachdenken: Was kann ich tun, um meine Bündnisse mit Gott noch besser zu halten?

3. Uns Hilfe suchen und auf den Tröster vertrauen

Selbst wenn wir so leben, dass wir des Heiligen Geistes würdig sind, und das tun, was der Herr von uns verlangt, kann es uns aufgrund tiefer Depressionen oder ähnlicher psychischer Probleme dennoch schwerfallen, den Heiligen Geist zu verspüren. „Dass man den Geist nicht verspüren kann oder sich insgesamt apathisch oder wie betäubt fühlt, ist nicht selten ein Symptom dafür, dass die seelische Gesundheit angegriffen ist. Gott hat Sie nicht verlassen.“14 Wenn unsere geistige Gesundheit womöglich unsere Fähigkeit, den Geist zu verspüren, einschränkt, können wir uns mit vertrauenswürdigen Angehörigen, Führern der Kirche und Psychologen oder Psychiatern beraten. Außerdem können wir uns Erlebnisse in Erinnerung rufen, als wir in der Vergangenheit den Geist verspürt haben, und wir können unser Zuhause zu einem Ort des Friedens machen, wo der Geist sich aufhalten kann.15

Wenn es uns schwerfällt, den Geist oder überhaupt etwas zu verspüren, können wir doch Glauben daran ausüben, dass der Vater im Himmel uns liebt. Wir können der Verheißung des Erretters vertrauen: „Ich werde euch nicht als Waisen zurücklassen, ich komme zu euch.“ (Johannes 14:18.) Und wir können weiterhin darum beten, dass der Heilige Geist, der Tröster, uns in Zukunft Frieden schenkt.

Wir können auch daran denken, dass Gott uns viele andere Mittel gegeben hat, wie wir seine Liebe spüren können. Elder Jeffrey R. Holland vom Kollegium der Zwölf Apostel hat gesagt: „Da Jesus einen so langen, einsamen Weg völlig allein gegangen ist, bleibt uns das erspart. Seine einsame Reise hat uns großartige Begleiter für unseren matten Abglanz dieses Weges verschafft – den Vater im Himmel, der mit Barmherzigkeit für uns sorgt, seinen geliebten Sohn, der uns ein verlässlicher Gefährte ist, die unübertreffliche Gabe des Heiligen Geistes, Engel im Himmel, Angehörige auf beiden Seiten des Schleiers, Propheten und Apostel, Lehrer, Führer und Freunde. All diese und noch weitere wurden uns dank des Sühnopfers Jesu Christi und der Wiederherstellung des Evangeliums als Begleiter auf unserem Lebensweg zur Seite gestellt. Laut erschallt von Golgotas Gipfel die Wahrheit, dass wir niemals allein oder ohne Hilfe gelassen werden, auch wenn es uns manchmal so vorkommen mag.“16 Wenn es uns schwerfällt, den Geist zu verspüren, können wir auf diese Wahrheiten vertrauen und uns auf sie stützen.

Zum Nachdenken: Mit wem kann ich mich darüber beraten, wie es mir geht? Wie kann ich die Liebe und die Segnungen Gottes auch noch erkennen, während ich darauf warte, den Geist wieder zu verspüren?