2021
Freundlichkeit wird auf der ganzen Welt gebraucht!
August 2021


Nur online: Junge Erwachsene

Freundlichkeit wird auf der ganzen Welt gebraucht!

Wenn wir freundlich sind, tragen wir dazu bei, die Welt ein klein wenig besser zu machen

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Ein kleiner Junge hält seinen Regenschirm über ein anderes Kind

Foto von Getty Images

Der Tag der Kindessegnung unserer Tochter Amelia war gekommen. Ich wollte ihr diesen Segen geben und ich wollte vieles dort hineinpacken. Als ich in Vorbereitung darauf nachsann, hatte ich das Gefühl, ich solle ihr in dem Segen sagen, sie werde gesund heranwachsen und stark sein. Ich hatte auch die Eingebung, ihr sagen zu sollen, das Evangelium Jesu Christi werde bei ihr im Mittelpunkt stehen.

Als ich dann in der Abendmahlsversammlung im Kreis stand und mit dem Segen für meine kleine Tochter begann, sagte ich ihr all das Vorgenannte und fügte noch weitere geistige Eindrücke hinzu. Plötzlich hatte ich die Eingebung, darüber hinaus noch etwas sagen zu müssen. Mich überraschte, wie stark diese Eingebung zu spüren war.

Ich hielt Amelia im Arm und sagte ihr: „Manchmal wirst du unfreundlich behandelt werden. Doch ich segne dich, dass du dem Beispiel des Erretters folgst und immer freundlich bleibst.“

Seitdem habe ich viel über diesen Teil von Amelias Segen nachgedacht. Ich habe erkannt, dass Freundlichkeit nichts ist, was ich mir nur für meine Tochter wünsche. Freundlichkeit wird auf der ganzen Welt gebraucht. Scheinbar greifen Schroffheit und Rücksichtslosigkeit überall um sich. Hier sind ein paar Vorschläge, wie wir die Welt um uns herum ein wenig freundlicher gestalten können.

1. Sei freundlich zu deinen Mitmenschen – auch wenn du nicht mit ihnen übereinstimmst

Schau dir einen aktuellen Newsfeed an. Da dauert es nicht lange und du siehst Leute, die in ihren Kommentaren aufeinander losgehen. Manche halten Andersdenkende für naiv, fehlgeleitet oder sogar böse. Sie tun so, als wäre eine abweichende Meinung unzulässig. Andere Sichtweisen zu respektieren, wird dabei oft als Schwäche angesehen. Doch so muss es nicht sein.

Präsident Dallin H. Oaks, Erster Ratgeber in der Ersten Präsidentschaft, hat gesagt: „Ein Nachfolger Christi soll vorbildlich höflich sein. Wir sollen alle Menschen lieben, gute Zuhörer sein und Interesse an der aufrichtigen Überzeugung anderer zeigen. Auch wenn wir anderer Meinung sind, dürfen wir nicht unfreundlich werden.“1

Wenn wir unabhängig von abweichenden Meinungen trotzdem freundlich bleiben, hilft uns das, im Gegenüber das Beste zu sehen und größere Verbundenheit zu spüren.

2. Besonders zuhause ist Freundlichkeit wichtig

M. Russell Ballard, Amtierender Präsident des Kollegiums der Zwölf Apostel, hat einmal gesagt: „Wie die kleinen Goldkörner, die sich mit der Zeit zu einem großen Schatz anhäufen, häufen sich unsere kleinen guten Taten und unsere Hilfsbereitschaft zu einem Leben an, das erfüllt ist mit der Liebe zum Vater im Himmel, mit Hingabe an das Werk des Herrn Jesus Christus und mit Frieden und Freude, immer dann, wenn wir einander die Hand entgegenstrecken.“2

Ein von Freundlichkeit erfülltes Zuhause ist ein Ort der Liebe, des Mitgefühls und der Warmherzigkeit. Das Leben ist schwierig. Freundlichkeit innerhalb der Familie schenkt einem da das beruhigende Gefühl des Verstandenwerdens und der Geborgenheit. Sie verbessert die Beziehungen in der Familie und ist unerlässlich, wenn wir ein friedliches und liebevolles Zuhause schaffen wollen.

3. Sei geduldig mit anderen – und mit dir selbst –, wenn ein Fehler passiert

Selbst wenn unsere Mitmenschen etwas tun, was uns verärgert, können wir sie dennoch bewusst geduldig und freundlich behandeln. Schließlich wünschen wir uns dasselbe ja auch von ihnen. Wir können auch dann bewusst freundlich bleiben, wenn diejenigen, die wir lieben und um die wir uns Gedanken machen, sich von dem abwenden, was unser Vater im Himmel von uns erwartet.

Elder Dieter F. Uchtdorf vom Kollegium der Zwölf Apostel hat gesagt, es sei unsere Aufgabe, „Gott und [unseren] Nächsten … zu lieben“. Tun wir das, wird „Gott durch [uns] Wunder wirken, zum Segen seiner geliebten Kinder.“3

Auch uns selbst müssen wir Wohlwollen entgegenbringen. Elder Jeffrey R. Holland vom Kollegium der Zwölf Apostel hat gesagt: „Als Kinder Gottes [dürfen wir uns] nicht selbst verachten oder herabwürdigen … – als würde es uns irgendwie zu dem Menschen machen, der wir nach Gottes Willen einmal werden sollen, wenn wir uns kasteien.“4 Jeder verdient Geduld und Freundlichkeit, also auch wir.

4. Bleib freundlich, auch wenn andere unfreundlich sind

Es kommt vor, dass wir unfreundlich behandelt werden. Auch wenn es uns schwerfällt – wenn das geschieht, müssen wir uns weiterhin um Freundlichkeit bemühen.

Der Erretter hat uns aufgetragen: „Liebt eure Feinde, segnet die, die euch fluchen, tut Gutes denen, die euch hassen, und betet für die, die euch böswillig schlecht behandeln und euch verfolgen.“ (3 Nephi 12:44.)

Das bedeutet allerdings nicht, dass wir uns von anderen wie ein Fußabtreter behandeln lassen müssen. Es ist immer wichtig, gesunde Grenzen zu wahren. Doch zumindest sollen wir bemüht sein, jeden als Kind des Vaters im Himmel zu betrachten. Zudem gilt es zu bedenken, dass jeder seine Herausforderungen hat und dass viele davon für uns unsichtbar sind.

Wer unfreundlichen Menschen mit Freundlichkeit begegnet und für sie da ist, trägt vielleicht dazu bei, dass sie sich ändern. Doch selbst wenn das nicht eintritt – unsere Liebenswürdigkeit bewirkt etwas in uns selbst. Sind wir bewusst freundlich, befreien wir uns davon, uns mit der Unfreundlichkeit anderer aufzuhalten. Dadurch können wir einerseits unsere Mitmenschen aufrichten und andererseits währenddessen auch selbst glücklich sein.

Den Weg des Erretters einschlagen

In puncto Freundlichkeit können wir auf vielerlei Weise dazulernen. Am besten nehmen wir uns den Erretter zum Vorbild und folgen seinem Beispiel.

In allem, was er sagte und tat, war er liebevoll und gütig. Wenn wir über uns selbst hinausblicken und freundlich auftreten – auch denen gegenüber, die unfreundlich sind –, tragen wir dazu bei, die Welt ein klein wenig besser zu machen.

Eifern wir dem Erretter nach und öffnen wir unser Herz. Dann erkennen wir, wie wir diejenigen erreichen können, die unseren Zuspruch brauchen. Wenn wir unserem Nächsten dienen, kommen wir dem Erretter näher und entwickeln uns zu liebevolleren und gütigeren Menschen. Elder Gary E. Stevenson vom Kollegium der Zwölf Apostel hat gesagt: „Im Licht des Evangeliums betrachtet, erkennen wir, dass auch wir unter der Obhut eines mitfühlenden Betreuers stehen, der sich uns gütig und fürsorglich zuwendet.“5

Daher ermuntere ich – gemeinsam mit Amelia – uns alle, unsere Umgebung ein wenig freundlicher zu gestalten und einander dadurch den Tag zu verschönern! Präsident Gordon B. Hinckley (1910–2008) hat einmal gesagt: „Ein solches Wunder kann und wird geschehen, wenn Freundlichkeit, Achtung und Liebe zugegen sind.“6

Anmerkungen

  1. Dallin H. Oaks, „Liebe zeigen und mit Unterschieden leben“, Liahona, November 2014, Seite 27

  2. M. Russell Ballard, „Freude finden, indem man liebevoll dient“, Liahona, Mai 2011, Seite 49

  3. Dieter F. Uchtdorf, „Missionsarbeit – sagen Sie, was Ihr Herz bewegt“, Liahona, Mai 2019, Seite 17f.

  4. Jeffrey R. Holland, „‚Ihr sollt also vollkommen sein‘ – eines Tages“, Liahona, November 2017, Seite 40

  5. Gary E. Stevenson, „Im Herzen vereint“, Liahona, Mai 2021, Seite 23

  6. Gordon B. Hinckley, „Mehr Freundlichkeit ist notwendig“, Liahona, Mai 2006, Seite 60