Kapitel 19
Jesus spricht über Ehe und Scheidung – Ewiges Leben ist für diejenigen bestimmt, die die Gebote halten – Die zwölf Apostel werden das Haus Israel richten.
1 Als Jesus nun diese Reden beendet hatte, brach er aus Galiläa auf und kam in das Gebiet von Judäa auf der anderen Seite des Jordans;
2 eine große Menschenmenge begleitete ihn, und er heilte sie dort.
3 Da traten Pharisäer an ihn heran, die ihn auf die Probe stellen wollten, und legten ihm die Frage vor: „Darf man seine Frau aus jedem beliebigen Grund entlassen?“
4 Er gab ihnen zur Antwort: „Habt ihr nicht gelesen, dass der Schöpfer die Menschen von Anfang an als Mann und Frau geschaffen
5 und gesagt hat: ‚Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und an seiner Frau festhalten, und die beiden werden ein Fleisch sein‘?
6 Also sind sie nicht mehr zwei, sondern ein Fleisch. Was somit Gott zusammengefügt hat, das soll der Mensch nicht scheiden.“
7 Sie entgegneten ihm: „Warum hat denn Mose geboten, der Frau einen Scheidebrief auszustellen und sie dann zu entlassen?“
8 Er antwortete ihnen: „Mose hat euch nur aufgrund eurer Herzenshärte gestattet, eure Frau zu entlassen; aber von Anfang an ist es nicht so gewesen.
9 Ich sage euch aber: Wer sich von seiner Frau scheidet – außer wegen Unzucht – und eine andere heiratet, der begeht Ehebruch; [und wer eine Entlassene heiratet, begeht auch Ehebruch].“
10 Da sagten die Jünger zu ihm: „Wenn es mit dem Rechtsverhältnis des Mannes gegenüber seiner Frau so steht, dann ist es nicht ratsam, sich zu verheiraten.“
11 Er aber antwortete ihnen: „Nicht alle erfassen dieses Wort, sondern nur die, denen es gegeben ist.
12 Es gibt nämlich zur Ehe Untüchtige, die vom Mutterleib an so geboren worden sind; und es gibt zur Ehe Untüchtige, die von Menschenhand zur Ehe untüchtig gemacht worden sind; und es gibt zur Ehe Untüchtige, die sich selbst um des Himmelreichs willen untüchtig gemacht haben. Wer es zu erfassen vermag, der erfasse es!“
13 Hierauf brachte man kleine Kinder zu ihm, damit er ihnen die Hände auflegen und für sie beten möge; die Jünger aber wiesen diejenigen, die sie brachten, in barscher Weise zurecht.
14 Doch Jesus sagte: „Lasst die Kinder in Frieden und hindert sie nicht, zu mir zu kommen! Denn für ihresgleichen ist das Himmelreich bestimmt.“
15 Dann legte er ihnen die Hände auf und wanderte von dort weiter.
16 Da trat einer an ihn heran und fragte ihn: „Meister, was muss ich Gutes tun, um ewiges Leben zu erlangen?“
17 Er antwortete ihm: „Was fragst du mich über das Gute? Nur einer ist der Gute. Willst du aber ins Leben eingehen, so halte die Gebote.“
18 „Welche?“ entgegnete er. Jesus antwortete: „Diese: ‚Du sollst nicht töten, nicht ehebrechen, nicht stehlen, nicht falsches Zeugnis ablegen,
19 ehre deinen Vater und deine Mutter‘ und ‚du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.‘“
20 Der Jüngling erwiderte ihm: „Dies alles habe ich beachtet: Was fehlt mir noch?“
21 Jesus antwortete ihm: „Willst du vollkommen sein, so gehe hin, verkaufe dein Hab und Gut und gib den Erlös den Armen, so wirst du einen Schatz im Himmel haben; dann komm und folge mir nach!“
22 Als der Jüngling dieses Wort gehört hatte, ging er betrübt weg; denn er besaß ein großes Vermögen.
23 Jesus aber sagte zu seinen Jüngern: „Wahrlich, ich sage euch: Für einen Reichen wird es schwer sein, ins Himmelreich einzugehen.
24 Nochmals sage ich euch: Es ist leichter, dass ein Kamel durch ein Nadelöhr hindurchgeht, als dass ein Reicher in das Reich Gottes eingeht.“
25 Als die Jünger das hörten, waren sie ganz bestürzt und sagten: „Ja, wer kann dann gerettet werden?“
26 Jesus aber blickte sie an und sagte zu ihnen: „Bei den Menschen ist dies unmöglich, aber bei Gott ist alles möglich.“
27 Hierauf ergriff Petrus das Wort und sagte zu ihm: „Siehe, wir haben alles zurückgelassen und sind dir nachgefolgt: Welcher Lohn wird uns also dafür zuteilwerden?“
28 Jesus antwortete ihnen: „Wahrlich, ich sage euch: Ihr, die ihr mir nachgefolgt seid, werdet bei der Neugestaltung von allem, wenn der Menschensohn auf dem Thron seiner Herrlichkeit sitzt, gleichfalls auf zwölf Thronen sitzen und die zwölf Stämme Israels richten.
29 Und jeder, der um meines Namens willen Brüder oder Schwestern, Vater oder Mutter, Frau oder Kinder, Äcker oder Häuser zurückgelassen hat, wird hundertfach Wertvolleres empfangen und ewiges Leben erben.
30 Viele Erste aber werden Letzte sein und viele Letzte die Ersten.“