Lehren der Präsidenten der Kirche
Das Priestertum – die Aufgabe, Gott zu vertreten


Kapitel 12

Das Priestertum – die Aufgabe, Gott zu vertreten

Das Priestertum ist ein immerwährendes Prinzip, das seit Anbeginn bei Gott besteht und in alle Ewigkeit bestehen wird. Die Schlüssel, die dazu gegeben wurden, dass das Priestertum sie benutzt, kommen aus dem Himmel, und die Macht des Priestertums wirkt heute in der Kirche, die sich auf der ganzen Erde ausbreitet.1

Einleitung

Als Präsident McKay einmal in der Priestertumsversammlung der Generalkonferenz sprach, erzählte er von einem Erlebnis, das er 1898 in seiner Zeit als Missionar in Schottland hatte. Er und sein Mitarbeiter, Elder Peter Johnston, kamen an einem Gebäude vorbei, das ihre Aufmerksamkeit weckte, weil sich über der Eingangstür ein Bogen befand, in den eine Inschrift eingemeißelt war. Präsident McKay erzählte:

Bild
motto chiseled on a stone

Präsident McKay hat die Träger des Priestertums häufig aufgefordert, nach dem Motto zu leben, das er in Stein gemeißelt in Schottland entdeckt hatte:„Was immer du tust, mach es gut.“

„Ich sagte zu meinem Mitarbeiter: ‚Das ist aber ungewöhnlich! Ich sehe mir die Inschrift einmal an.‘ Als ich nahe genug davor stand, sah ich die Worte nicht nur in Stein gemeißelt vor mir, sondern es war, als spräche er, in dessen Dienst wir standen:

‚Was immer du tust, mach es gut.‘ …

Möge Gott uns helfen, nach diesem Motto zu leben. Es ist eine weitere Umschreibung dieser Worte Christi: ‚Wer bereit ist, den Willen Gottes zu tun, wird erkennen, ob diese Lehre von Gott stammt oder ob ich in meinem eigenen Namen spreche.‘ [Johannes 7:17.] Dieses Zeugnis führt uns alle dahin, dass wir uns vom Heiligen Geist leiten lassen. Ich bete demütig darum, dass die Priestertumsträger, die sich heute Abend versammelt haben, … die Aufgaben wahrnehmen, die Gott ihnen gegeben hat, und ihre Pflicht tun, was sie auch sei.“2

Präsident McKay hatte selbst erlebt, dass mehrere Priester-tumsträger um seinetwillen das Priestertum rechtschaffen ausgeübt hatten. Im März 1916 trat der Ogden River über die Ufer und die Brücke am Eingang der Schlucht war nicht mehr sicher. Er berichtet: „Wir [er und sein Bruder Thomas E.] sprangen in einen kleinen Ford und rasten durch den Regen und Schlamm. …Ich sah den Haufen Steine an der Brücke; sie schien noch genauso intakt wie am Tag zuvor. [Scherzend] sagte ich: ‚Ich fahre über die Brücke. Kannst du schwimmen?‘ Damit trat ich aufs Gaspedal und raste über die Brücke, aber Thomas E. sagte: ‚Oh, pass auf! Da ist ein Seil!‘ Der Wächter, der um sieben Uhr gegangen war, hatte das schwere Seil quer über die Straße gespannt, und die Ablösung, der Tageswächter, war noch nicht gekommen. Ich griff nach der Handbremse, aber es war schon zu spät. Das Seil durchschlug die Windschutzscheibe, schwang zurück und traf mich am Kinn, verletzte mich an der Lippe, schlug mir die unteren Zähne aus und brach mir den Unterkiefer. Thomas E. zog den Kopf ein und blieb unverletzt, aber ich war fast bewusstlos. …

Gegen neun Uhr lag ich an dem Morgen auf dem Operationstisch. … Mein Oberkiefer wurde gerichtet, und die Unterlippe und die zerfetzte Wange wurden mit vierzehn Stichen genäht. Jemand meinte: ‚Wirklich schade, er wird sein Leben lang entstellt bleiben.‘Ja, ich war nicht wieder zu erkennen. Als ich ins Krankenzimmer zurückgeschoben wurde, meinte eine der Krankenschwestern tröstend: ‚Na ja, Bruder McKay, Sie können sich doch einen Bart wachsen lassen.‘ So sollte ich meine Narben verstecken. … Drei sehr gute Freunde … kamen mich besuchen; sie gaben mir einen Krankensegen. Bei der Siegelung der Salbung sagte [einer von ihnen]: ‚Wir segnen dich, dass du nicht entstellt sein wirst und auch keine Schmerzen haben wirst.‘ …

Am Samstagabend kam Dr. William H. Petty, um nachzusehen, ob die Zähne, die sich noch im Oberkiefer befanden, gerettet werden konnten. Er sagte: ‚Ich nehme an, Sie haben starke Schmerzen.‘ Ich antwortete: ‚Nein, ich habe überhaupt keine Schmerzen.‘ … Am Sonntagmorgen kam Präsident Heber J. Grant aus Salt Lake City. … Er kam herein und sagte: ‚David, nicht reden; ich gebe dir bloß einen Segen.‘ …

Im Oktober darauf … saß ich an einem Tisch in der Nähe von Präsident Grant. Ich bemerkte, dass er mich ziemlich aufmerksam betrachtete. Dann sagte er: ‚David, von hier aus kann ich in deinem Gesicht gar keine Narbe entdecken!‚ Ich antwortete: ‚Nein, Präsident Grant, da sind auch keine Narben.‘“3

Lehren von David O. McKay

Das Priestertum ist die Macht und Vollmacht, Gott zu vertreten

Wenn jemandem das Priestertum übertragen wird, dann nicht als persönliche Auszeichnung, auch wenn es dies wird, wenn er es ehrt, sondern als die Vollmacht, Gott zu vertreten, und als Verpflichtung, dem Herrn behilflich zu sein, die Unsterblichkeit und das ewige Leben des Menschen zustande zu bringen [siehe Mose 1:39].4

Sie sind Männer, die das Priestertum Gottes tragen, die von Gott die Vollmacht erhalten haben, ihn in jedem Amt, das Ihnen übertragen wird, zu vertreten. Wenn ein Mann, ein gewöhnlicher Mann in seinem Ort als Sheriff eingesetzt wird, wird ihm etwas dazugegeben. Wenn auf der Straßenkreuzung ein Polizist die Hand hochhält, bleibt man stehen. Er ist nicht bloß irgendein Mensch, sondern hat eine bestimmte Macht übertragen bekommen. Und so ist es immer. Wenn man eine bestimmte Position erhält, geht damit etwas einher. Das ist die Wirklichkeit. So ist es auch mit der Macht des Priestertums.5

Das Priestertum gehört zur Gottheit. Es ist eine Vollmacht und Macht, die nur vom ewigen Vater und von seinem Sohn Jesus Christus stammt. …

Wenn wir nach dem Ursprung des Priestertums suchen, … können wir uns nichts vorstellen, was über Gott hinausgeht. Es hat seinen Mittelpunkt in ihm. Von ihm muss es ausgehen. Da also das Priestertum vom Vater stammt, kann nur er es einem anderen geben. Wenn ein Mensch das Priestertum trägt, muss es immer kraft der nötigen Vollmacht übertragen werden. Nie hat es in der Welt einen Menschen gegeben, der das Recht hatte, sich die Macht und Vollmacht des Priestertums anzumaßen. Es gibt manche, die sich dieses Recht gern anmaßen würden, aber das erkennt der Herr niemals an. So wie ein Botschafter einer Regierung nur die Vollmacht ausübt, die ihm von der Regierung übertragen worden ist, kann ein Mann, der die Vollmacht hat, Gott zu vertreten, dies nur kraft der Macht und der Rechte, die ihm übertragen sind. Wenn solche Vollmacht übertragen wird, birgt sie allerdings in sich alle Rechte, die damit verbunden sind, kraft derer man also an der Stelle eines anderen handeln kann. Jede offizielle Handlung, die kraft solcher Vollmacht vollzogen wird, ist genauso gültig, als hätte die betreffende Person sie selbst vollzogen. …

Wenn wir anerkennen, dass der Schöpfer der ewige und immerwährende Ursprung dieser Macht ist, dass er allein sie lenken kann und dass, wer sie besitzt, das Recht hat, als bevollmächtigter Stellvertreter in direkter Verbindung zu Gott zu stehen, wie vernunftgemäß und doch erhaben sind dann doch die Rechte und Segnungen, die man durch die Macht und Vollmacht des Melchisedekischen Priestertums erlangen kann – es sind die herrlichsten, die des Menschen Sinn sich ausmalen kann.

Jemand, der auf diese Weise mit Gott in Verbindung steht, ist glücklicher, er stellt fest, dass er rascher zwischen Recht und Unrecht unterscheiden kann, dass er zärtlichere und teilnahmsvollere Gefühle hat, dass sein Geist dabei stark und tapfer das Rechte verteidigt; er stellt fest, dass das Priestertum eine nie versiegende Quelle des Glücks ist – eine Quelle lebendigen Wassers, das ewiges Leben schenkt.6

Die Macht des Priestertums findet ihren Ausdruck im Kollegium und im Einzelnen

Streng genommen ist das Priestertum als Macht dem Einzelnen übertragen. Aber kraft des göttlichen Ratschlusses sind die Männer, die in einem bestimmten Amt im Priestertum dienen, in Kollegien organisiert. Diese Macht findet also ihren Ausdruck sowohl in der Gruppe als auch im Einzelnen. Das Kollegium gibt den Männern mit den gleichen Bestrebungen Gelegenheit, einander zu kennen und zu lieben und einander behilflich zu sein.7

Wenn das Priestertum nur persönliche Ehre und Segen bedeuten würde, würden wir keine Gruppen oder Kollegien brauchen. Dass aber kraft göttlicher Vollmacht solche Gruppen organisiert wurden, zeigt, dass wir aufeinander angewiesen sind, dass wir einander helfen und beistehen sollen. Wir sind, durch göttliches Recht, soziale Wesen.8

[Der Herr] weiß, dass diese [Priestertumsträger] die Gemeinschaft brauchen, die Stärke der Gruppe; deshalb hat er Kollegien organisiert und festgelegt, wie viele Mitglieder sie haben sollen, von den Diakonen bis zu den Siebzigern.

Diese Gruppen kommen zusammen – erstens um einander zu unterweisen und zu erbauen, um allgemein an Erkenntnis zuzunehmen und besonders, um einander in sittlicher und religiöser Erkenntnis, in Glauben und Heiligkeit zu unterweisen, aber auch, um sich gegenseitig darin zu bestärken, dass sie rechtschaffen leben. Diese Gruppen geben ihren Angehörigen etwas, was die Menschen im Allgemeinen alle brauchen. … Das Priestertumskollegium … gibt einem alles, was man an Gemeinschaft, Bruderschaft und Dienen braucht, wenn man seine Pflicht erfüllt.9

Als Mitglieder im Aaronischen Priestertum und Mitglieder der Kollegien im Melchisedekischen Priestertum haben wir die Pflicht, unser Kollegium aufzubauen; reißen wir es nicht auseinander, indem wir der [Priestertums]versammlung fern bleiben, uns nicht vorbereiten oder unsere Pflichten vernachlässigen. Spüren wir doch alle, … dass es unsere Pflicht ist, etwas für den Aufbau der Kirche zu leisten, so wie es die Pflicht der Kirche ist, auf die Wahrheit zu bauen und die Menschheit von der Sünde zu erlösen. Männer im Priestertum, seien wir einig in diesem Aufbau; gesellen wir uns zu denen, die Gutes tun, und möge keiner in dieser großen Bewegung des Priestertums, vom Hohen Priester bis zum Diakon, … zu denen gehören, die Böses tun oder murren.10

Ein Träger des Priestertums muss sich unter allen Umständen dessen bewusst sein, was er tut und sagt

Das Priestertum ist die Vollmacht, Gott zu vertreten. Jemand, dem das Priestertum übertragen ist, ist in jedem Bereich, der ihm anvertraut wird, ein bevollmächtigter Repräsentant des Herrn. Der Repräsentant einer Gruppe oder Organisation muss bestrebt sein, diese Gruppe oder Organisation ehrenhaft zu vertreten. Am besten kann man ein würdiger Repräsentant sein, wenn man so lebt, dass man empfänglich ist für die Eingebungen des Herrn, den man vertritt. Denken Sie darüber nach, was das in Bezug auf ein tugendhaftes Leben bedeutet.

„Mein Geist wird sich nicht immer mit dem Menschen abmühen“ (LuB 1:33), sagt der Herr. Also sollte jeder, der das Priestertum trägt, so leben, dass er ein Anrecht auf Inspiration vom Herrn hat. In diesem Zusammenhang möchte ich sagen, dass die Gemeinschaft mit dem Heiligen Geist genauso real ist wie durch das Radio die Verbindung mit den ungehörten Stimmen und der Musik, die die Luft erfüllen. Die Schwingungen sind da.

So ist es auch mit dem Geist Gottes. Er ist immer bereit, diejenigen, die durch ein rechtschaffenes Leben im Einklang sind und die ihn ernsthaft suchen, zu führen und zu unterweisen. Ich wiederhole, jeder Mann, der bevollmächtigt ist, ihn zu vertreten, hat die Pflicht, so zu leben, dass er empfänglich ist für den Geist.11

Kraft göttlicher Vollmacht das Priestertum Gottes zu tragen ist eine der größten Gaben, die ein Mann erhalten kann, und die Würdigkeit ist dabei von größter Bedeutung. Das Priestertum ist von Natur aus ewig. Derjenige, der die Verantwortung, die Gottheit zu vertreten, spürt, ist sehr gesegnet. Er sollte das in einem Maße spüren, dass er sich unter allen Umständen dessen bewusst ist, was er tut und sagt. Niemand, der das heilige Priestertum trägt, darf seine Frau geringschätzig behandeln. Niemand, der das Priestertum trägt, darf es versäumen, sein Essen zu segnen oder mit seiner Frau und seinen Kindern niederzuknien und um Gottes Weisung zu bitten. Eine Familie wandelt sich, wenn der Mann das Priestertum trägt und ehrt. Wir dürfen es nicht als Diktator benutzen, denn der Herr hat gesagt: „Wenn wir versuchen, unsere Sünden zu verdecken oder unseren Stolz und eitlen Ehrgeiz zu befriedigen, oder wenn wir auch nur mit dem geringsten Maß von Unrecht irgendwelche Gewalt oder Herrschaft oder Nötigung auf die Seele der Menschenkinder ausüben wollen – siehe, dann ziehen sich die Himmel zurück, der Geist des Herrn ist betrübt, und wenn er sich zurückgezogen hat, dann Amen zum Priestertum oder der Vollmacht jenes Mannes.“ (LuB 121:37.)

Diese Offenbarung, die der Herr dem Propheten Joseph Smith gegeben hat, ist eine der großartigsten Lektionen in der Pädagogik oder Psychologie und dem Regieren, die je erteilt wurden, und wir sollten sie in Abschnitt 121 in Lehre und Bündnisse immer und immer wieder nachlesen.12

Kein Mitglied der Kirche, kein Ehemann oder Vater, hat das Recht, zu Hause zu fluchen oder jemals seiner Frau oder seinen Kindern gegenüber ein böses Wort zu äußern. Kraft Ihrer Ordinierung und Ihrer Verantwortung können Sie als Mann, der das Priestertum trägt, so etwas nicht tun, ohne dem Geist, der in Ihnen ist, untreu zu sein. Sie tragen durch Ihren Charakter, dadurch, dass Sie Ihre Leidenschaften und Ihr Temperament zügeln und Ihre Zunge im Zaum halten, dazu bei, dass Ihre Familie ideal ist, denn das alles macht Ihre Familie zu dem, was sie ist, und strahlt auf Ihre Nachbarschaft aus. Tun Sie, was Sie können, um Frieden und Eintracht zu schaffen, wie sehr Sie auch leiden mögen.13

Ich bete, wir mögen … den Wert des Priestertums spüren und jeder Diakon in dieser Kirche möge sich dessen bewusst sein, dass er sich, wenn ihm das Aaronische Priestertum übertragen wird, von seinen Mitmenschen unterscheidet. Er kann nicht ungestraft fluchen, wie andere Jungen fluchen mögen; er kann sich nicht an den Streichen in der Nachbarschaft beteiligen wie die anderen Jungen, er ist anders. Das bedeutet es, ein zwölfjähriger Junge zu sein, und Bischöfe, das müssen Sie ihnen erklären, wenn Sie sie zum Diakon berufen. Rufen Sie sie nicht einfach auf und ordinieren Sie sie, sondern reden Sie mit ihnen und machen Sie ihnen bewusst, was es heißt, das Aaronische Priestertum übertragen zu bekommen. Unter ihren Altersgenossen sollten die Jungen, die auf diese Weise ausgewählt und unterwiesen werden, positiven Einfluss ausüben. …

Wenn wir das Priestertum annehmen, sind wir verpflichtet, ein nachahmenswertes Beispiel zu geben. Nicht was wir sagen, beeinflusst sie, vielmehr das, was wir tun und was wir sind.14

Solange die Mitglieder des Priestertums es durch ihren ehrlichen und gewissenhaften Umgang mit ihren Mitmenschen und dadurch, dass sie dem Bösen in jeder Gestalt widerstehen und treu ihre Pflicht tun, verdienen, dass Christus sie führt, gibt es keine gegnerische Macht der Welt, die den Fortschritt der Kirche Jesu Christi aufhalten kann.15

Die Macht des Priestertums zeigt Wirkung, wenn wir sie nutzen, um unseren Mitmenschen zu dienen

Man kann sich die Kraft des Priestertums wie Wasser vorstellen, das angesammelt wird, um einmal zur Bewässerung zu dienen. Eine solche Macht wird nur dann dynamisch und bewirkt Gutes, wenn die freigesetzte Kraft in den Tälern, auf den Feldern, in den Gärten und in den glücklichen Familien zum Tragen kommt. Das Priestertum ist also, was den Menschen betrifft, nur insofern ein Prinzip mit Macht, als es aktiv wird und Herz und Wünsche der Menschen auf Gott lenkt und sie dazu bewegt, ihren Mitmenschen zu dienen.16

Unser Leben ist eng mit dem unserer Mitmenschen verbunden. Wir sind dann am glücklichsten, wenn wir für unsere Mitmenschen da sind. Ich sage das, weil das Priestertum, das Sie tragen, bedeutet, dass Sie Ihren Mitmenschen dienen sollen. Sie repräsentieren Gott an der Stelle, an die Sie gestellt sind. „Wer aber sein Leben um meinetwillen verliert, wird es gewinnen.“ (Matthäus 16:25.)17

Vielleicht ist von den Ältesten einer krank und seine Ernte muss eingebracht werden. Kommen Sie zusammen und bringen Sie die Ernte ein. Eins Ihrer Mitglieder hat einen Sohn auf Mission, und das Geld wird knapp. Fragen Sie einfach, wie Sie ihm helfen können. Er wird nie vergessen, dass Sie an ihn gedacht haben. Solches Handeln hatte der Erretter im Sinn, als er sagte: „Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.“ (Matthäus 25:40.) Anders können Sie Christus gar nicht dienen. Sie können niederknien und zu ihm beten, das ist gut. Sie können ihn anflehen, Sie durch den Heiligen Geist zu führen – ja, das tun wir und müssen es tun. Wir müssen es wirklich tun. Aber diese praktischen, täglichen Besuche, dass man seine Zunge im Zaum hält, nicht schlecht über einen Bruder spricht, sondern gut, das alles betrachtet der Erretter als wahres Dienen.18

„Was immer du tust, mach es gut.“ Seid ihr Diakon, dann erfüllt die Pflichten des Diakons gut. Seid ihr Lehrer, dann macht eure Arbeit gut. Ein Priester, der über die Kirche wacht und die Mitglieder besucht – ihr jungen Männer in dieser Kirche, wenn die Lehrer und die Priester ihre Pflicht erfüllen und die Mitglieder in ihren Pflichten unterweisen, dann können die achtzehn- und neunzehnjährigen jungen Männer viel Gutes bewirken. Nicht unbelehrbar, keine schmählichen Feiglinge, sondern Führungskräfte. Brüder, durch nichts in der Welt können wir unsere Jugendlichen besser führen, als wenn wir darauf achten, dass sie ihre Aufgaben im Priestertum gut erfüllen.19

Ein Priestertumsträger hat die Aufgabe, als Heimlehrer Gott zu vertreten

In Epheser, Kapitel vier, steht, dass Christus den einen das Apostelamt gegeben und andere als Propheten, als Evangelisten, als Hirten und Lehrer eingesetzt hat, „um die Heiligen für die Erfüllung ihres Dienstes zu rüsten, für den Aufbau des Leibes Christi“ [Epheser 4:12]. Die Heimlehrer in der Kirche, die ja das heilige Priestertum tragen, haben die große Aufgabe, die Heiligen für die Erfüllung ihres Dienstes zu rüsten und den Leib Christi aufzubauen; ich sage also wohl nicht zu viel, wenn ich sage, dass es ihre Pflicht, ja, ihre Pflicht ist, den Geist Gottes in jede Familie zu tragen, wie wir ihn hier in diesen Konferenzversammlungen erlebt haben. Niemand hat eine größere Verantwortung als derjenige, der Gottes Kinder unterrichtet. …

Manche der Heimlehrer halten ihre Berufung für unwichtig; sie meinen, damit sei nicht viel Würde verbunden, aber in Wirklichkeit gibt es in der Kirche keine wichtigere Arbeit. Wir können von keiner Berufung in der Kirche sagen, sie sei wichtiger als eine andere, da doch alle der Entwicklung, der Unterweisung, der Errettung der Kinder Gottes dienen. Das gilt auch für die Berufung des Lehrers, aber wenn es irgendwelche Präferenzen gibt, weil dadurch mehr Menschen für die Errettung gewonnen werden können, dann gilt das für die Männer, die das Priestertum Gottes tragen und in direkten Kontakt mit den einzelnen Mitgliedern der Kirche kommen. …

Als Erstes, meine Brüder, müssen Sie sich selbst ansehen und prüfen, ob Sie bereit sind, zu lehren. Niemand kann etwas vermitteln, was er selbst nicht weiß. Es ist ihre Aufgabe zu lehren, dass Jesus Christus der Erlöser der Welt ist, dass Joseph Smith ein Prophet Gottes war und dass ihm in dieser, der letzten Evangeliumszeit, Gott der Vater und sein Sohn erschienen sind. Glauben Sie das? Spüren Sie es? Strahlen Sie dieses Zeugnis aus, wenn Sie die Wohnung betreten? Dann wird es auch die Menschen, die Sie unterweisen, beleben. Andernfalls gibt es eine Dürre, einen Mangel in der geistigen Umgebung, in der die Heiligen wachsen. …

Brüder, die Botschaft und vor allem die Art, wie Sie die Botschaft präsentieren, ist bei einem, der sein Leben in treuer Arbeit in der Kirche verbracht hat, anders als bei einem, der neubekehrt ist. Jede Familie ist anders, … also sind auch unsere Botschaften und unsere Methoden, vor allem die Präsentation, anders. Ich sage das nur, um es uns einzuprägen, nämlich, dass wir diejenigen, die wir unterweisen wollen, kennen müssen.20

Die Aufgabe des Heimlehrers ist nicht erfüllt, wenn er bloß einmal im Monat jede Familie besucht. Ich weiß noch, wie ein Bischof dem Heimlehrer den Auftrag gab, eine Familie, in der jemand gestorben war, sofort zu besuchen und nachzusehen, was er tun konnte, um die Trauernden zu trösten und bei den Vorkehrungen für die Beerdigung zu helfen. Der Heimlehrer hat die Aufgabe, darauf zu achten, dass es an nichts fehlt; wenn jemand krank ist, muss er hingehen und einen Krankensegen spenden – und immer über die Familien wachen.21

Ich glaube daran, dass das Heimlehren eine der großartigsten Möglichkeiten der Welt darstellt, in den Nachlässigen, den Entmutigten und den Traurigen neues Leben zu wecken und damit das Verlangen, zur aktiven Beteiligung in der Kirche Jesu Christi zurückzukehren. Durch diese Beteiligung werden sie in die geistige Atmosphäre zurückgeführt, die ihre Seele erhebt und ihnen die Kraft schenkt, die Schwächen, die ihnen jetzt zu schaffen machen, zu überwinden.

Der Heimlehrer hat die große Aufgabe und die große Ehre zu helfen, Mut zu machen und jeden Einzelnen zu inspirieren.22

Anregungen für Studium und Diskussion

  • Was ist die Macht des Priestertums? (Siehe Seite 130f.) In welcher Absicht hat der Herr den Menschen die Vollmacht des Priestertums übertragen? (Siehe Seite 131ff., 136f.) Was ist der Unterschied zwischen dem Empfang der Priestertumsvollmacht und wirklicher Macht im Priestertum?

  • Denken Sie daran, wie die Macht des Priestertums schon einmal für Sie ausgeübt wurde. Wie hat sich dies auf Ihre Familie ausgewirkt? Wie können wir solche Erlebnisse nutzen, um unsere Kinder und Enkelkinder zu unterweisen?

  • Warum ist es nötig, dass ein Priestertumsträger würdig lebt, sodass er sich vom Geist des Herrn leiten lassen kann? (Siehe Seite 133ff.) Welche Segnungen sind denen verheißen, die den Bündnissen und Pflichten des Priestertums treu sind? (Siehe auch LuB 84:33,34.)

  • Warum ist das Heimlehren in der Kirche so wichtig? (Siehe Seite 137f.) Was können wir tun, um bessere Heimlehrer zu sein? Wie können wir die Ratschläge von Präsident McKay für die Heimlehrer auf die Besuchslehrerinnen beziehen? Was können wir tun, damit unsere Heimlehrer und unsere Besuchslehrerinnen sich bei uns willkommen fühlen und ihre Berufung gut erfüllen können?

  • Inwiefern hilft es uns, das Priestertum zu ehren, wenn wir beten, die heiligen Schriften studieren und mehr wie Christus werden? Wie können Vater und Mutter ihren Sohn auf das Priestertum vorbereiten?

  • Inwiefern hat eine Frau Anteil an den Segnungen, die mit der Macht des Priestertums einhergehen?

  • Was ist der Zweck der Priestertumskollegien? (Siehe Seite 131ff.) Welche Aufgaben hat das Mitglied eines Kollegiums? (Siehe Seite 131ff.)

Einschlägige Schriftstellen: 1 Petrus 2:9; LuB 84:33-48; 121:34-46

Anmerkungen

  1. Conference Report, Oktober 1967, Seite 94

  2. Conference Report, Oktober 1956, Seite 91

  3. Siehe Cherished Experiences from the Writings of President David O. McKay, Hg. Clare Middlemiss, rev. Ausgabe, 1976, Seite 138ff; Absatzeinteilung geändert

  4. Gospel Ideals, 1953, Seite 168

  5. Conference Report, Oktober 1954, Seite 83

  6. Conference Report, Oktober 1965, Seite 103f.

  7. Conference Report, Oktober 1965, Seite 104

  8. Gospel Ideals, Seite 168

  9. Gospel Ideals, Seite 180f.

  10. Conference Report, April 1909, Seite 68

  11. Gospel Ideals, Seite 180

  12. Conference Report, Oktober 1967, Seite 97

  13. Conference Report, April 1969, Seite 150f.

  14. Conference Report, Oktober 1948, Seite 174

  15. Gospel Ideals, Seite 167f.

  16. Conference Report, Oktober 1965, Seite 103f.

  17. Conference Report, Oktober 1950, Seite 112

  18. Conference Report, Oktober 1955, Seite 129

  19. Conference Report, Oktober 1954, Seite 84

  20. Conference Report, Oktober 1916, Seite 57-60; Absatzeinteilung geändert

  21. Conference Report, April 1956, Seite 86f.

  22. Gospel Ideals, Seite 196