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10. Grundsatz


„Hebt die herabgesunkenen Hände empor“, Anleitung zur Unterstützung von Ehepartnern und weiteren mitbetroffenen Angehörigen, 2018

„Hebt die herabgesunkenen Hände empor“, Anleitung zur Unterstützung von Ehepartnern und weiteren mitbetroffenen Angehörigen

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Zwei Frauen unterhalten sich

10. Grundsatz

Hebt die herabgesunkenen Hände empor

„Darum sei treu; steh in dem Amt, das ich dir bestimmt habe; steh den Schwachen bei, hebe die herabgesunkenen Hände empor, und stärke die müden Knie.“ (LuB 81:5.)

Unterstützen wir unseren Angehörigen auf rechtschaffene Weise

Wir unterstützen ihn, indem wir ihn in seinen Bemühungen bestärken, zu Christus zu kommen und von den Auswirkungen seiner schlechten Entscheidungen zu genesen. Wenn unser Angehöriger schlechte Entscheidungen trifft, die ernste Folgen nach sich ziehen, ist es ganz natürlich, dass wir ihn vor diesen Folgen bewahren wollen. Vielleicht versuchen wir, den Schaden selbst zu beheben und stellvertretend für ihn etwas wiedergutzumachen. In manchen Fällen kann unsere Hilfe von großem Nutzen sein und sogar Leben retten, wir müssen aber aufpassen, dass wir ihn nicht in seinen schlechten Entscheidungen unterstützen oder ihm gar den Weg ebnen, zu sündigen. Wenn wir in die Falle tappen, den geliebten Menschen ständig aufzufangen, verhindern wir unter Umständen seine Genesung und bewirken nur, dass er sich nicht gleich an den Herrn um Hilfe wendet.

Denken Sie daran: „Der Herr … kann nicht mit dem geringsten Maß von Billigung auf Sünde blicken.“ (LuB 1:31.) Wenn unser Angehöriger die negativen Folgen seines Handelns spürt, kann ihn dies dazu bewegen, sich zu ändern (siehe Lukas 15:17). Der Prophet Alma riet seinem Sohn: „Ich würde nicht bei deinen Verbrechen verweilen und dir die Seele martern, wenn es nicht zu deinem Besten wäre.“ (Alma 39:7.) Wir alle sind für unsere Worte, Taten und Gedanken verantwortlich (siehe Mosia 4:30); wir können unserem Angehörigen die Verantwortung für sein Handeln nicht abnehmen. Er kann nur durch Umkehr und Gehorsam gegenüber den Geboten geheilt werden, Vergebung für seine Fehler erlangen und aufrecht vor dem Herrn stehen.

  • Warum ist es wichtig, dass Ihr Angehöriger für das verantwortlich ist, was er tut?

  • Wie können Sie herausfinden, ob Sie Ihren Angehörigen wirklich bei der Genesung unterstützen oder sein Fehlverhalten erst möglich machen?

Unterstützen und ermutigen wir unseren Angehörigen

Der betroffene Angehörige muss viele Prüfungen durchmachen, wenn er sich um Genesung bemüht. Vielleicht ist er seelisch am Ende, fühlt sich unvollkommen und meint, die Liebe Gottes und unsere Liebe nicht zu verdienen. Er kann sogar die Hoffnung verlieren, jemals wieder rein zu sein. Damit er sich ändern kann, braucht er Hoffnung auf die Zukunft und die Gewissheit, dass er die Mühe wert ist. Wir haben nicht die Aufgabe, für ihn zu genesen, vielmehr müssen wir ihm Mut machen und ihn liebhaben, während er auf seine Genesung hinarbeitet. Wenn wir unserem Glauben an den Erretter Ausdruck verleihen und unseren Angehörigen in seinen aufrichtigen Bemühungen, sich zu ändern, unterstützen, kann ihm dies helfen, Fortschritt zu machen und schließlich zu genesen.

Der Erretter ist das vollkommene Beispiel dafür, wie man andere unterstützt und ermutigt. Er war „von Mitleid … erfüllt“ für seine Mitmenschen (siehe 3 Nephi 17:6; Matthäus 9:36; 14:14). Schwester Barbara Thompson, eine ehemalige Ratgeberin in der FHV-Präsidentschaft, hat erklärt: „Mitgefühl bedeutet, dass man für den anderen Liebe und Barmherzigkeit empfindet. Es bedeutet, dass man verständnisvoll ist und sich wünscht, das Leid des anderen zu lindern. Es bedeutet, dass man freundlich und einfühlsam ist.“ („Habt Mitgefühl und bewirkt Gutes“, Liahona, November 2010, Seite 119.) Wenn wir Mitgefühl haben, bemühen wir uns, zu verstehen, wie beschämt oder verzweifelt unser Angehöriger sich fühlen mag, und wir bedenken alle Anstrengungen, die er unternimmt. Wir tragen des anderen Last, trauern mit den Trauernden und trösten diejenigen, die des Trostes bedürfen (siehe Mosia 18:8,9). Mitgefühl bedeutet nicht, dass wir seine schlechten Entscheidungen gutheißen oder sein falsches Verhalten entschuldigen. Wir reichen ihm jedoch liebevoll die Hand und machen ihm Mut.

  • Warum ist es wichtig, dass Sie Mitgefühl zeigen, während Sie Ihren Angehörigen unterstützen?

  • Wie können Sie Ihr Mitgefühl zum Ausdruck bringen?

Kümmern wir uns weiterhin um unseren Angehörigen

Der Mensch, den wir lieben, ist für seine Genesung selbst verantwortlich und möglicherweise noch nicht bereit, unsere Unterstützung anzunehmen. Es kann sogar vorkommen, dass er unsere Bemühungen, zu helfen, zurückweist oder sie uns übelnimmt. Vielleicht fühlen wir uns entmutigt und machtlos, wenn wir zusehen müssen, wie er weiterhin schlechte Entscheidungen trifft. Doch wir können ihn trotzdem liebhaben und für ihn beten. Der Erretter hat uns in Bezug auf diejenigen, die in geistiger Hinsicht zu kämpfen haben, aufgefordert: „Solchen Menschen sollt ihr auch weiterhin dienen; denn ihr wisst nicht, ob sie nicht zurückkommen und umkehren und mit voller Herzensabsicht zu mir kommen und ich sie heilen werde; und ihr werdet das Mittel sein, um ihnen die Errettung zu bringen.“ (3 Nephi 18:32.) Geduldig abzuwarten kann in einigen Fällen die beste Herangehensweise sein.

In der Zwischenzeit können wir für unseren Angehörigen beten und ihm in geeigneter Weise beistehen. Der himmlische Vater segnet ihn, wenn wir für ihn beten und unseren Glauben für ihn ausüben. Elder Robert D. Hales hat gesagt, dass der Glaube, die Gebete und die Mühen eines Angehörigen zum Wohl des geliebten Menschen geweiht werden (siehe „Mit allem Gefühl eines liebevollen Vaters – eine Botschaft der Hoffnung an die Familie“, Liahona, Mai 2004, Seite 88). Unser Angehöriger entscheidet sich vielleicht nicht immer dafür, sein zerstörerisches Verhalten zu ändern, aber wir wissen, dass unsere Gebete für ihn von einem liebenden Vater im Himmel gehört werden.

  • Wie können Sie sich gegenüber Ihrem Angehörigen verhalten, wenn er offenbar nicht bereit oder willens ist, Ihre Unterstützung anzunehmen?

Dienen wir auch anderen Menschen

Wenn unsere Herausforderungen überwältigend scheinen oder unsere Lage hoffnungslos aussieht, können wir geistige Erneuerung finden, indem wir anderen Gutes tun. Anderen zu dienen bietet uns Gelegenheiten, über unsere eigenen Probleme und Herausforderungen hinauszuschauen. Wir können natürlich nicht für jeden da sein, und wir müssen aufpassen, dass wir nicht schneller laufen, als wir Kraft haben (siehe Mosia 4:27). Aber selbst die einfachsten Liebesdienste können dem Empfänger gut tun und ihn aufmuntern – und unsere eigene Stimmung heben. Anderen zu helfen ist ebenfalls eine Möglichkeit, wie wir dem Vater im Himmel und dem Erlöser unsere Liebe und Dankbarkeit zeigen können. Wir wissen: „Wenn ihr im Dienste eurer Mitmenschen seid, [seid] ihr nur im Dienste eures Gottes.“ (Mosia 2:17.) Elder M. Russell Ballard hat gesagt, dass der Geist bei solchen Anstrengungen unser Führer sein kann: „Wann immer wir dienen, müssen wir auch empfänglich für die Eingebungen des Heiligen Geistes sein. Die sanfte, leise Stimme wird uns zuflüstern, wer unsere Hilfe braucht und wie wir helfen können.“ („Freude finden, indem man liebevoll dient“, Liahona, Mai 2011, Seite 48.)

  • Inwiefern ist es Ihnen leichter gefallen, Ihre eigenen Herausforderungen und Prüfungen zu ertragen, wenn Sie anderen geholfen haben?

  • Welche Gelegenheiten haben Sie, zu dienen?

  • Wie führt der Geist Sie bei diesen Bemühungen?

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ein Paar unterwegs

Damit er sich ändern kann, braucht er Hoffnung auf die Zukunft und die Gewissheit, dass er die Mühe wert ist. Wir haben nicht die Aufgabe, für ihn zu genesen, vielmehr müssen wir ihm Mut machen und ihn liebhaben, während er auf seine Genesung hinarbeitet.