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Die Initiative zur Eigenständigkeitsförderung


Die Initiative zur Eigenständigkeitsförderung

Lehre und Grundsätze der Eigenständigkeit

Eigenständigkeit ist definiert als „die Fähigkeit, die Entschlossenheit und das Bemühen, sich selbst und seine Familie in geistiger und zeitlicher Hinsicht mit allem Lebensnotwendigen zu versorgen. Wenn die Mitglieder eigenständig[er] werden, sind sie auch besser in der Lage, sich um ihre Mitmenschen zu kümmern.“ (Handbuch 2, 6.1.1.) Drei elementare Lehren machen uns deutlich, wie man ein eigenständiges Leben führt:

Erstens. Eigenständigkeit ist ein grundlegendes Gebot im Erlösungsplan. Präsident Spencer W. Kimball hat gesagt: „Der Herr hat der Kirche und ihren Mitgliedern geboten, selbständig und unabhängig zu sein. (Siehe LuB 78:13,14.) Für das soziale, seelische, geistige, körperliche und wirtschaftliche Wohlergehen ist in erster Linie jeder selbst verantwortlich, dann seine Familie und dann die Kirche, sofern er ein treues Mitglied ist.“ (Lehren der Präsidenten der Kirche: Spencer W. Kimball, Seite 138.)

Zweitens. Gott kann und wird für seine rechtschaffenen Kinder Möglichkeiten schaffen, wie sie eigenständig werden können. „Und es ist meine Absicht, für meine Heiligen zu sorgen, denn alles ist mein.“ (LuB 104:15.)

Drittens. Für Gott ist alles geistig, auch zeitliche Belange (siehe LuB 29:34). Wenn wir uns ernstlich bemühen, das Evangelium umfassend zu leben, können wir zeitlich und auch geistig eigenständiger werden. Elder Dieter F. Uchtdorf hat gesagt: „Die beiden wichtigsten Gebote – Gott und unseren Nächsten lieben – sind eine Verknüpfung von Zeitlichem und Geistigem. … Wie die zwei Seiten einer Münze sind auch das Zeitliche und das Geistige untrennbar.“ (Dieter F. Uchtdorf, „Vorsorge auf die Weise des Herrn“, Liahona, November 2011, Seite 53.)

Evangeliumsgrundsätze, die uns dabei helfen, eigenständiger zu werden, sind unter anderem, mehr Glauben an den Vater im Himmel und an Jesus Christus zu entwickeln, gehorsamer zu werden, von unseren Fehlern umzukehren, unsere Entscheidungsfreiheit rechtschaffen auszuüben und unserem Nächsten zu dienen. Näheres dazu finden Sie in dem Heft Eigenständigkeit: Mein Fundament.

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Präsident Thomas S. Monson

„Selbständigkeit ist das Ergebnis unserer Arbeit und liegt allen anderen Wohlfahrtsprinzipien zugrunde. … ,Wir wollen für das arbeiten, was wir brauchen. Wir wollen eigenständig und unabhängig sein. Kein anderes Prinzip kann uns die Errettung bringen.‘“

Thomas S. Monson (zitiert Marion G. Romney), „Guiding Principles of Personal and Family Welfare“, Ensign, September 1986, Seite 3

Die Initiative zur Eigenständigkeitsförderung wird von den Priestertumsführern geleitet

Ein Pfahl Zions ist ein sicherer Ort, der allen, die dorthin kommen, Schutz bietet. Der Pfahl soll ein „Schutz … und eine Zuflucht … vor dem Sturm und vor dem Grimm [sein], wenn diese … über die ganze Erde ausgegossen werden“ (LuB 115:6). Der Pfahl ist ein Ort der Sammlung, wo die Mitglieder der Kirche einander dienen und einander stärken können, wo sie sich zusammenschließen und die heiligen Handlungen des Priestertums empfangen und im Evangelium unterwiesen werden können (siehe Handbuch 1, Einleitung).

Der Herr sagte zu Priestertumsführern: „Ich [habe] euch [die] Schlüssel … für das Werk des geistlichen Dienstes und die Vervollkommnung meiner Heiligen [gegeben].“ (LuB 124:143.) Elder Dieter F. Uchtdorf hat erklärt: „Für den Herrn gehören zur Eigenständigkeit verschiedene Aspekte eines ausgewogenen Lebens, darunter Bildung und Ausbildung, Gesundheit, berufliche Tätigkeit, die Finanzen der Familie und geistige Kraft. … Was das bedeutet, müssen Sie zu einem Großteil selbst herausfinden. Jede Familie, jede Gemeinde, jedes Gebiet auf der Welt ist anders.“ („Vorsorge auf die Weise des Herrn“, Liahona, November 2011, Seite 55.)

Die Initiative zur Eigenständigkeitsförderung ist ein Werkzeug, das Pfahlpräsidenten und Bischöfe in ihrer gottgegebenen Aufgabe, für die Armen und die Bedürftigen zu sorgen, unterstützt.

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Präsident Harold B. Lee

„Es ist keine neue Organisation nötig, um sich der Bedürfnisse dieses Volks annehmen zu können. Es ist nur nötig, dass das Priestertum Gottes an die Arbeit geht.“

Harold B. Lee, „Admonitions for the Priesthood of God“, Ensign, Januar 1973, Seite 104

Pfahlkomitee für Eigenständigkeitsförderung

Um in Erfahrung zu bringen, welche Bedürfnisse es im Bereich Eigenständigkeit im Pfahl gibt, und auch entsprechend darauf zu reagieren, kann die Pfahlpräsidentschaft als Teil des Pfahlrats ein Pfahlkomitee für Eigenständigkeitsförderung einrichten. Dem Pfahlkomitee für Eigenständigkeitsförderung sitzt ein Mitglied der Pfahlpräsidentschaft vor. Das Komitee kommt regelmäßig zusammen und bespricht, welche Bedürfnisse im Bereich Eigenständigkeit es im Pfahl gibt, und plant, wie ihnen entsprochen werden kann. Das Pfahlkomitee für Eigenständigkeitsförderung soll mit dem Wohlfahrtsrat der Bischöfe zusammenarbeiten, um solche Bedürfnisse festzustellen und auf sie einzugehen.

Zum Pfahlkomitee für Eigenständigkeitsförderung gehören üblicherweise ein Mitglied des Hoherats, ein Mitglied der Pfahl-FHV-Leitung, der Vorsitzende des Wohlfahrtsrats der Bischöfe und alle berufenen Pfahlberater für Eigenständigkeitsförderung. Weitere Komiteemitglieder könnten etwa Mitglieder der Pfahl-JM- und der Pfahl-JD-Leitung sein, weitere Pfahlberater sowie Missionare.

Die Aufgabe des Komitees für Eigenständigkeitsförderung

Das Komitee bespricht die Bedürfnisse der einzelnen Mitglieder und der Familien im Pfahl und stellt entsprechend Pläne auf; dabei wird Folgendes berücksichtigt:

  • Bischöfen und Gemeinderäten die Lehre von der Eigenständigkeit nahebringen und sie in ihren Aufgaben unterstützen

  • einen einfachen Plan aufstellen, wie man die Bischöfe unterstützen und den Bedürfnissen, die es im Bereich Eigenständigkeit im Pfahl gibt, gerecht werden kann; siehe auch „Fragen, mit denen sich das Komitee befassen kann“ am Ende dieser Anleitung

  • regelmäßig Andachten zum Thema Eigenständigkeit anbieten und Gesprächsgruppen für Eigenständigkeitsförderung einrichten

  • die Moderatoren nach Bedarf fortlaufend schulen

  • in regelmäßigen Abständen Treffen der Gesprächsgruppen besuchen und den Bischöfen und Gemeinderäten über die Fortschritte der Mitglieder Rückmeldung geben

  • Hilfen vor Ort, außerhalb und innerhalb der Kirche, zusammentragen und bekanntmachen; dazu können gehören: Namen von Personen, die helfen können, sowie staatliche Programme, Stellenangebote und so weiter (der Regionalleiter für Eigenständigkeitsförderung kann Ihnen Anregungen geben, wie man solche Hilfsangebote zusammenträgt und bekanntmacht)

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Die Aufgabe des Komitees für Eigenständigkeitsförderung
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Präsident Joseph F. Smith

„Die Heiligen der Letzten Tage lehren seit jeher, dass von einer Religion, die nicht die Macht hat, die Menschen in zeitlicher Hinsicht zu erretten und sie hier wohlhabend und glücklich zu machen, nicht erwartet werden kann, dass sie sie in geistiger Hinsicht errettet und sie im Jenseits erhöht.“

Präsident Joseph F. Smith, Lehren der Präsidenten der Kirche: Joseph F. Smith, Seite 164

Pfahlberater für Eigenständigkeitsförderung

Eine Schwester, ein Bruder oder ein Ehepaar können als Pfahlberater (oder Distriktsberater) für Eigenständigkeitsförderung tätig sein. Der Berater arbeitet eng mit den Komiteemitgliedern zusammen. Er beaufsichtigt im Pfahl alle Unternehmungen und Aktivitäten im Bereich Eigenständigkeit. Der Pfahlberater steht dem Bischof und anderen Führungsbeamten der Gemeinde beratend zur Seite (siehe Handbuch 2, 6.3.3) und kann Mitgliedern helfen, die Unterstützung in Bereichen wie Bildung, Ausbildung, Familienfinanzen oder dem Ständigen Ausbildungsfonds (wo genehmigt) benötigen (siehe Handbuch 2, 6.2.5). Ein Bischof kann bei Bedarf auch Gemeindeberater (Zweigberater) für Eigenständigkeitsförderung berufen.

Zu den Aufgaben des Beraters kann unter anderem gehören:

  • auf Anfrage Bischöfe und Gemeinderäte schulen und unterstützen

  • gemeinsam mit dem Pfahlkomitee für Eigenständigkeitsförderung Andachten koordinieren und Gesprächsgruppen einrichten

  • Moderatoren der Gesprächsgruppen für Eigenständigkeitsförderung schulen, und zwar mithilfe des Hefts Eigenständigkeit: Eine Gesprächsgruppe moderieren (online verfügbar unter srs.lds.org/facilitator)

  • in regelmäßigen Abständen Gesprächsgruppen für Eigenständigkeitsförderung beobachten und unterstützen

  • den Mitgliedern verfügbare Hilfsangebote vor Ort und Hilfen von der Kirche bekanntmachen

  • dafür sorgen, dass die Berichte unter srs.lds.org/report eingereicht werden

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Elder D. Todd Christofferson

„Es ist Gottes Wille, dass wir Menschen frei und dadurch in der Lage sind, sowohl in zeitlicher als auch in geistiger Hinsicht unser Potenzial voll zu entfalten, dass wir frei sind von den erniedrigenden Beschränkungen der Armut und der Knechtschaft der Sünde, dass wir Selbstachtung haben und unabhängig sind – in jeder Hinsicht darauf vorbereitet, uns ihm in seinem celestialen Reich anzuschließen.“

D. Todd Christofferson, „Für immer frei, für sich selbst zu handeln“, Liahona, November 2014, Seite 19

Wie Mitglieder aktiv lernen, eigenständig zu werden

Es beginnt damit, dass die Bischofschaft und der Gemeinderat gebeterfüllt über die Mitglieder nachdenken, die Probleme haben und davon profitieren würden, eigenständiger zu sein. Im Idealfall werden die Betreffenden entweder persönlich zu einer Andacht eingeladen (sofern eine angeboten wird) oder sie werden direkt eingeladen, sich einer Gesprächsgruppe für Eigenständigkeitsförderung anzuschließen. Zusätzlich wollen Sie vielleicht Mitglieder zur Teilnahme einladen, die ihre Zeit und ihre Talente dazu einsetzen können, andere zu unterstützen (siehe LuB 82:18,19).

Die Mitglieder treffen sich in Gesprächsgruppen für Eigenständigkeitsförderung

Der Erretter hat gesagt: „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, irgendeine Sache betreffend, siehe, da werde ich mitten unter ihnen sein.“ (LuB 6:32.) Gesprächsgruppen für Eigenständigkeitsförderung sind kleine, handlungsorientierte Ratsgremien. Sie kommen zusammen, um jedem Teilnehmer zu helfen, seine Fertigkeiten und seinen Glauben auszubauen. Persönliche Offenbarung während der Gruppentreffen kann aus vielen verschiedenen Quellen kommen. Neben den Leitfäden besitzt jeder Teilnehmer Wissen, Erfahrung und Gaben, die wiederum anderen helfen können, dazuzulernen und sich weiterzuentwickeln.

Eine Gesprächsgruppe besteht gewöhnlich aus 8 bis 12 Personen und trifft sich bis zu 12 Wochen lang jede Woche für etwa zwei Stunden.

Wie die Gesprächsgruppen funktionieren

Die Lehre sowie lebenspraktische Fertigkeiten werden vermittelt

Bei jedem Gruppentreffen verbringen die Teilnehmer Zeit damit, Grundsätze der Lehre von der Eigenständigkeit durchzunehmen, darunter auch die Wichtigkeit der heiligen Handlungen. Sie lernen außerdem praktische Fertigkeiten wie etwa einen guten Umgang mit den privaten Finanzen, wie man eine bessere Anstellung findet, wie man sich weiterbildet oder wie man ein Kleinunternehmen gründet und ausbaut.

Gesprächsgruppen gehen Verpflichtungen ein und berichten über ihren Fortschritt

Jedes Gruppentreffen beginnt damit, dass der Einzelne der Gruppe berichtet, welche Fortschritte er bei den in der vorherigen Woche eingegangenen Verpflichtungen gemacht hat. Dann beraten sich die Teilnehmer miteinander, um Hindernisse zu erkennen und zu überwinden.

Gesprächsgruppen für Eigenständigkeitsförderung bieten dreierlei, was laut Präsident Gordon B. Hinckley jeder Bekehrte braucht: „einen Freund, eine Aufgabe und dass er ‚durch das gute Wort Gottes genährt‘ wird (Moroni 6:4)“. (Lehren der Präsidenten der Kirche: Gordon B. Hinckley, Seite 325; siehe auch Moroni 6:3-9.)

Die Teilnehmer geben ihr neugewonnenes Wissen an ihre Angehörigen weiter

Das Lernen findet zu einem Großteil außerhalb der Gruppentreffen statt. Die Gruppenmitglieder halten ihre Verpflichtungen ein und üben sich in neuen Fertigkeiten. Die Teilnehmer sind aufgefordert, das, was sie lernen, auch an Angehörige weiterzugeben.

Die Teilnehmer stärken einander als Aufgabenpartner

Die Teilnehmer werden aufgefordert, jede Woche ein anderes Gruppenmitglied zu unterstützen und zu bestärken. Diese Aufgabenpartner helfen einander, ihre Verpflichtungen einzuhalten, indem sie regelmäßig Kontakt halten und sich gegenseitig Mut machen.

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Präsident M. Russell Ballard

„Es gibt kein Problem in der Familie, in der Gemeinde oder im Pfahl, das sich nicht lösen lässt, wenn wir auf die Weise des Herrn nach einer Lösung suchen und uns gemeinsam – im wahrsten Sinn des Wortes – beraten.“

M. Russell Ballard, Counseling with Our Councils, überarbeitete Fassung 2012, Seite 4

Die wöchentlichen Gruppentreffen werden von einem Moderator geleitet

Bei den Gesprächsgruppen für Eigenständigkeitsförderung gibt es keinen Lehrer. Sie werden von einem Moderator geleitet. Der Moderator hält keinen Vortrag. Er hält sich an das Kursmaterial und fordert alle Gruppenmitglieder auf, sich zu beteiligen. Der Moderator schafft eine Atmosphäre, in der der Heilige Geist die Teilnehmer alles lehren kann, was sie tun sollen (siehe 2 Nephi 32:5; siehe auch 2 Nephi 32:3).

Stetige Weiterentwicklung

Bei Bedarf können Pfahlberater, freiwillige Helfer, Heimlehrer oder Besuchslehrerinnen beauftragt werden, bei einzelnen Teilnehmern per Telefon oder im persönlichen Gespräch nachzufragen, wie sie vorankommen, oder ihnen als Mentor zur Seite zu stehen. Das Pfahlkomitee für Eigenständigkeitsförderung kann nach Wunsch auch in regelmäßigen Abständen ein Treffen für Absolventen der Gesprächsgruppen organisieren, damit die Teilnehmer Freundschaften pflegen, Erfahrungen austauschen und Grundsätze aus dem Heft Eigenständigkeit: Mein Fundament wiederholen können.

Wer soll bei den Gesprächsgruppen mitmachen?

Mitglieder in den folgenden Situationen können davon profitieren: Empfänger von Fastopfer, arbeitslose oder unterbeschäftigte Mitglieder, kürzlich zurückgekehrte Missionare, Neubekehrte, weniger aktive Mitglieder und Alleinerziehende.