Liahona
In einer schlimmen Lage öffnete Gott mir einen Weg nach vorn
August 2025


Aus Neu für junge Erwachsene

In einer schlimmen Lage öffnete Gott mir einen Weg nach vorn

Mein Bruder und ich mussten die Schulden unserer Eltern übernehmen und wussten nicht, wie wir jemals eine bessere Zukunft für uns aufbauen sollten

Eine junge Frau blickt in die Ferne

Nach dem unerwarteten Tod unserer Mutter trauerten mein Bruder und ich nicht nur, sondern wir standen auch vor einer finanziellen Krise.

Unser Vater war Jahre zuvor gestorben, und unsere Mutter hatte, als wir noch jünger waren, anderen in einem Notfall oftmals Geld geliehen. Leider führte ihre Großzügigkeit dazu, dass sie selber nicht genug Geld hatte, ihre eigenen Schulden zu begleichen, sodass mein Bruder und ich nun für die Rückzahlung ihrer Kredite zuständig waren.

Wir waren beide noch nicht ganz mit dem Studium fertig und hatten noch nicht angefangen zu arbeiten. Naturgemäß machten wir uns Sorgen, wie wir die Schulden begleichen und gleichzeitig auch unsere monatlichen Ausgaben decken sollten.

In unserer Ratlosigkeit wandten wir uns hilfesuchend an den Vater im Himmel.

Einen Weg nach vorn finden

Nach vielen Gebeten fühlten mein Bruder und ich uns gedrängt, Freunde zu fragen, die sich in finanziellen Angelegenheiten besser auskannten. Wir hatten schon daran gedacht, unser Haus zu verkaufen, weil wir nicht genug Geld hatten, um die Ausgaben für das Haus und noch dazu die monatlichen Kreditraten zu bezahlen. Doch dank des Zuspruchs unserer Freunde beschlossen wir, vorerst Wertsachen zu verkaufen und aus dem Erlös die Zahlungen zu tätigen, bis zumindest ich mit dem Studium fertig war und zu arbeiten beginnen konnte.

Irgendwie hatten wir dabei stets auch genug Geld für unsere Kreditraten.

Trotz dieses Wunders war ich gelegentlich mutlos. Ich arbeitete hart und wollte meine Lebensplanung so gern voranbringen. Ich hatte ja meine Träume – so wollte ich zum Beispiel auf Mission gehen, was selbst dann unmöglich erschien, wenn wir es schaffen sollten, die Schulden zurückzuzahlen.

Ich betete zum Vater im Himmel und erzählte ihm von meinem Wunsch. Ich versprach ihm, ich würde von meiner Seite aus alles in meiner Macht Stehende dafür tun, und ich bat ihn, mir den Weg zu zeigen, wie ich auf Mission gehen könne.

Ich hatte ein Zeugnis von der Eigenständigkeit und vom Zehnten, aber es war wirklich verlockend, den vollen Zehnten erst dann zu zahlen, wenn wir unsere Schulden beglichen hätten. Jedoch versuchte ich, mir die Segnungen in Erinnerung zu rufen, die sich einstellen, wenn man den Herrn an die erste Stelle setzt (siehe Maleachi 3:10,11) – also zahlten wir den vollen Betrag. Hoffnung schöpfte ich auch aus diesem Wort des Herrn: „Es ist meine Absicht, für meine Heiligen zu sorgen, denn alles ist mein.“ (Lehre und Bündnisse 104:15.)

In letzter Konsequenz vertraute ich stets auf den Zeitplan des himmlischen Vaters, übte mich in Geduld und glaubte daran, dass ihm mein Leben am Herzen lag.

Harte Arbeit und Hilfe vom Himmel bewirken Wunder

Schließlich fand auch mein Bruder nach seinem Universitätsabschluss einen Job. Wir achteten weiterhin darauf, möglichst wenig Geld auszugeben, und steckten alles, was wir erübrigen konnten, in die scheinbar unersättlichen Schulden.

Nach vier Jahren hatten wir die Kredite abbezahlt! Fast unglaublich war das – wir hatten es irgendwie geschafft, zu überleben, das Studium abzuschließen und noch dazu die Schulden rechtzeitig zu tilgen. Es war so befreiend, diese finanzielle Last nicht mehr auf den Schultern zu spüren. Ich wusste, der Vater im Himmel hatte uns beigestanden.

Es war in der Tat ein Wunder.

Diese Erfahrungen haben mich gelehrt, dass der Herr unsere Anstrengungen groß macht, wenn wir Glauben haben und wirklich fleißig arbeiten. Schließlich verheißt er uns ja: „Ich werde zu eurer rechten Hand sein und zu eurer linken, und mein Geist wird in eurem Herzen sein und meine Engel werden rings um euch sein, um euch zu stützen.“ (Lehre und Bündnisse 84:88.)

Als die Lebensumstände unerträglich zu sein schienen, bereitete der Herr einen Weg (siehe 1 Nephi 3:7).

Geduldig auf den Herrn harren

Wir als junge Erwachsene harren wohl mitunter darauf, dass der Herr unsere Lebensumstände ändert. Vielleicht sind es Probleme in der Familie, oder wir sind auf der Suche nach einem anderen Job oder einer neuen Chance oder müssen einfach nur wissen, was wir als Nächstes in Angriff nehmen sollen. Wieso wir bisweilen auf Segnungen warten müssen, weiß ich nicht. Doch ich weiß, dass der Vater im Himmel unsere Umstände und unsere Wünsche kennt.

Nach vielen unermüdlichen, steten Bemühungen und göttlichen Wundern konnte ich schließlich auf Mission gehen. Als ich merkte, dass dies in Reichweite lag, war mir klar: Das war ein großes Wunder! Ich hatte keine Möglichkeit gesehen, das zu erreichen, aber mir war bewusst, dass meine Gebete erhört worden waren.

Präsident Jeffrey R. Holland, Amtierender Präsident des Kollegiums der Zwölf Apostel, hat uns aufgefordert:

„Stellt euch euren persönlichen Problemen – in dem Bewusstsein, dass mit Glauben alles am Ende gut ausgeht. …

Ich segne euch, dass ihr betet und geduldig seid, während euer Vater im Himmel in seiner Weisheit den besten Weg findet, euch oft zu geben, worum ihr bittet, aber ausnahmslos das zu geben, was ihr braucht.“

Was meine nächsten Schritte sein sollen, das muss ich erst herausfinden. Manchmal ist es nicht so einfach, die Hand des Herrn zu sehen, während wir auf ihn harren. Aber ich weiß: Wenn du unerschütterlichen Glauben an ihn hast, merkst du, dass er nicht abwesend ist – dass er sich nicht zurückzieht, wenn du ihn brauchst. Er ist dann bei dir und führt dich Schritt für Schritt in die strahlende Zukunft, auf die du hinarbeitest.

Glaube daran, dass er dir den Weg nach vorne öffnet. Das hat er ja auch bei mir getan.

Anmerkung

  1. Jeffrey R. Holland, „Eine Zukunft voller Hoffnung“, Andacht für junge Erwachsene in aller Welt, 8. Januar 2023, Archiv Kirchenliteratur