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Grund zur Freude
Als mir das Herz schwer war, führten mir die Worte eines Propheten vor Augen, wie wichtig doch Freude ist
Bei Ausbruch der Coronapandemie war ich gerade als Missionarin in der Dominikanischen Republik tätig. Meine ersten drei Versetzungen waren nicht einfach gewesen, aber ich war dankbar für alles, was ich daraus gelernt hatte, und freute mich schon darauf, mich als Jüngerin Jesu Christi weiterzuentwickeln.
Als ich dann jedoch für drei Monate nach Hause geschickt wurde, war ich verwirrt und untröstlich. Ohne Perspektive schien das Leben einer Sackgasse zu gleichen. Schließlich wurde ich nach Iowa City im US-Bundesstaat Iowa versetzt. Obwohl ich Iowa und die Menschen dort auf Anhieb mochte, hatte ich das Gefühl, wieder ganz von vorne anzufangen. Die Umstellung fiel mir schwer, und ich fühlte mich unzulänglich, verängstigt und einsam.
Jeden Tag betete ich um Hilfe und Linderung. Meine Gefühle lasteten schwer auf mir – ich schaffte es kaum, das alles alleine zu ertragen.
Bei meinem persönlichen Studium stieß ich auf ein Zitat von Präsident Gordon B. Hinckley (1910–2008), das mir das Herz leichter machte. Er sagte nämlich:
„Der Herr hat gesagt: ‚Darum hebe dein Herz empor und freue dich, und halte an den Bündnissen fest, die du gemacht hast.‘ (Lehre und Bündnisse 25:13.)
Ich glaube, er will uns allen damit sagen: Seid froh! Das Evangelium macht glücklich. Es liefert uns einen Grund zur Freude.“
Ich begann, den Begriff sich freuen in den heiligen Schriften in neuem Licht zu sehen, war es doch eine Aufforderung des Herrn an uns, glücklich zu sein. Der Vater im Himmel und Jesus Christus wissen besser als sonst jemand um unsere Herausforderungen, Schmerzen und Bedrängnisse – und dennoch möchten sie, dass wir glücklich sind.
Ich beschloss daher, diese Aufforderung anzunehmen. Meine Lebensumstände änderten sich zwar nicht schlagartig, meine Traurigkeit verschwand auch nicht wie durch Zauberhand, doch unterschwellig empfand ich tiefe Dankbarkeit und Freude aufgrund der Segnungen und Verheißungen des Evangeliums Jesu Christi.
Beispiele aus den heiligen Schriften beweisen, wie Heilige früherer Zeiten selbst unter schwierigsten Bedingungen Freude empfunden haben. In Helaman lesen wir beispielsweise von Mitgliedern der Kirche, die sich dem Evangelium zuwandten und Freude fanden, obwohl sie verfolgt wurden:
„Doch fasteten und beteten sie oft und wurden stärker und stärker in ihrer Demut und standhafter und standhafter im Glauben an Christus, sodass ihre Seele mit Freude und Trost erfüllt wurde, ja, bis dass ihr Herz gereinigt und geheiligt wurde, und diese Heiligung kommt zustande, wenn man sein Herz Gott hingibt.“ (Helaman 3:35.)
Wenn wir trotz unserer Prüfungen auf den Erretter blicken, kann unsere Seele mit Freude und Trost erfüllt werden. Dadurch lernen wir, unser Herz mehr auf den Herrn auszurichten.
Je mehr ich mich darin übe, Freude zu empfinden, desto stärker werde ich auch angesichts von Schwierigkeiten. Vor kurzem erlebte ich eine herbe Enttäuschung, die mich wirklich traurig stimmte. Doch als ich meine Empfindungen analysierte, merkte ich, wie sehr ich doch seit meiner Mission gewachsen war.
Meine Traurigkeit warf mich nicht aus der Bahn, denn mir war bewusst, dass wahres Glück darin besteht, dass man nach dem Evangelium Jesu Christi lebt. Das bedeutet natürlich nicht, dass wir niemals Schwierigkeiten haben oder dass wir jeder Herausforderung mit vollkommener Gelassenheit begegnen.
Elder Neil L. Andersen vom Kollegium der Zwölf Apostel hat gesagt:
„Wir streben nach Glück. Wir sehnen uns nach Frieden. Wir hoffen auf Liebe. Und der Herr überhäuft uns mit einer überwältigenden Menge an Segnungen. Doch inmitten von Freude und Glück ist eines gewiss: Es wird Momente, Stunden, Tage, manchmal gar Jahre geben, in denen Sie unter seelischen Wunden leiden werden.
Aus den heiligen Schriften wissen wir, dass wir das Bittere und das Süße schmecken werden und ‚dass es in allem einen Gegensatz gibt‘ [2 Nephi 2:11].“
Traurigkeit und Freude können gleichzeitig nebeneinander vorhanden sein. Ebenso auch Kummer und Dankbarkeit. Und Schmerz und Optimismus. Tatsächlich erweitern meine Erfahrungen mit dem Unerfreulichen im Leben auch meine Feinfühligkeit, wodurch ich mich am Guten vermehrt zu erfreuen vermag. Die wunderbaren Wahrheiten des Evangeliums mildern jeden Schmerz. Er tut immer noch weh, ist jedoch eingebettet in tiefe Liebe zum Erretter, in Wertschätzung für all die erstaunlichen Wunder in meinem Leben, in die Zuversicht, dass alles für mich zum Guten zusammenwirken wird – und in ein Gefühl tiefer Freude.