2023
Wandern im Nebel
April 2023


Wandern im Nebel

Darmstadt (AM): Vor vielen Jahren unternahm ich eine Wanderung, bei der ich den Sattel zwischen zwei Vulkanen überqueren musste. Auch wenn die Vulkane nicht sonderlich aktiv waren, gab es durchaus Stellen, wo ein Abkommen vom Weg aufgrund von heißen Quellen oder giftigen Dämpfen hätte gefährlich werden können.

Während des Anstiegs wurde ich allmählich von Wolken umgeben. Zuerst fehlte nur der Panoramablick auf die umliegende Landschaft und die Berge, aber als die Sicht weiter abnahm, wurde es auch immer schwieriger, sicher zu erkennen, wo der Weg verlief.

Eine Zeit lang konnte ich den Weg anhand der Fußspuren im Schnee noch gut erkennen, aber immer öfter führten Fußspuren links und rechts weg, von denen ich aber nicht wusste, wo sie hinführten. Was wäre, wenn eine dieser Spuren dorthin führte, wo ich hinwollte? Ich entschied mich, dort zu bleiben, wo die meisten Spuren waren. Das versprach Sicherheit.

Als der Nebel dichter und die Spuren im Schnee immer schwieriger zu erkennen waren, bemerkte ich zum Glück hohe Stangen, die in gewissen Abständen im Schnee verankert waren und als Orientierung dienen sollten. Wenn ich an einer Stange stand, konnte ich die nächste erkennen und auf diese zuhalten. So blieb ich sicher auf dem richtigen Weg. Irgendwann stand ich aber an einer Stange, von der aus ich keine weitere sehen konnte, egal in welche Richtung ich schaute. Nach kurzem Zögern, bestmöglicher Orientierung und einem Gebet entschied ich mich für eine Richtung und ging weiter – bis nach einigen Schritten der Schemen der nächsten Stange im Nebel sichtbar wurde und ich das Ziel wieder sicher vor Augen hatte. Auf diese Weise erreichte ich am Abend sicher die anvisierte Schutzhütte.

Auf dieser Wanderung lehrte der Geist mich einige wichtige Lektionen. Wenn wir im Leben unser Ziel oder den Weg dorthin nicht klar erkennen können und Gefahren rechts und links lauern, lässt der Herr uns nicht ohne Hilfe.

Wir können denen folgen, denen wir vertrauen und die den Weg des Lebens erfolgreich vor uns gegangen sind. Das können Propheten, Führer und Lehrerinnen in der Kirche oder auch Eltern sein. Der Herr hat uns feste Markierungen ins Leben gesetzt, die uns Orientierung geben. Das können die heiligen Schriften sein, aber auch Bündnisse, auf die wir uns vorbereiten und auf die wir hinarbeiten. Wenn wir in jede neue Woche mit dem Blick aufs nächste Abendmahl gerichtet gehen, dann befinden wir uns auf einem sicheren Weg. Und manchmal erwartet der Herr, dass wir ein paar Schritte im Glauben in unbekanntes Terrain geben, nachdem wir nachgedacht und um seine Führung gebetet haben. Daran werden wir wachsen und er wird uns bald wieder seine Hand spüren lassen. Dann wird sein „Wort … meinem Fuß eine Leuchte, ein Licht für meine Pfade“ sein (Psalm 119:105).