2020
Die großartigste Zeit mit meiner Familie – Missionarstraining zuhause
Oktober 2020


Missionarserlebnisse

Die großartigste Zeit mit meiner Familie – Missionarstraining zuhause

Wien (RHS): Zurzeit diene ich als Missionar, jedoch nicht in dem Einsatzgebiet, für das ich ursprünglich bestimmt war, sondern innerhalb Österreichs, in der Gemeinde Wien 4.

Ehe ich auf Mission berufen wurde, liebte ich es, neben dem Schulunterricht Klavier zu spielen, Filme und Animes zu schauen, japanische Musik zu hören und viel über Technik und Wissenschaft zu lernen. Ich habe zwei ältere Brüder und eine jüngere Schwester und auch einen Hund, und zwar den süßesten, den es gibt! Ich bin auch dankbar, dass ich eine erstaunlich fürsorgliche Mutter und einen hart arbeitenden Vater habe.

Nach Abschluss der Schule beschloss ich, meine Missionspapiere auszufüllen. Ende Oktober erhielt ich meine Berufung: Ab dem 18. März 2020 sollte ich in der Spanien-Mission Madrid dienen. Ich hätte in die Missionarsschule in Provo gehen sollen, aber Sie alle wissen, was passiert ist: Die Covid-19-Pandemie ist ausgebrochen. Dann veröffentlichte die Kirche die Nachricht, dass wir unser Missionarstraining online absolvieren sollten. Zuerst wollte ich das gar nicht glauben. Aber ich habe es akzeptiert, weil ich weiß, dass das, was entschieden wurde, von Gott kommt, also geschieht alles gemäß seinem großen Plan für uns als Menschen.

So startete ich meine Online-Missionarsschule. Ich war Teil der ersten Online-Gruppe. Zusammen haben wir alle Experimente miterlebt, die auszuprobieren waren. In dieser Zeit wurde alleine der Zeitplan dreimal geändert. Wir machten alles über Zoom am Computer. Jeden Tag gab es zwei dreistündige Zoom-Klassen mit unseren Lehrern. Da ich der einzige in meinem Distrikt war, der Spanisch als Fremdsprache lernte, erhielt ich schließlich Einzelunterricht. Meine Mitarbeiter wurden der Italien-Mission Mailand und der Ukraine-Mission Dnipro sowie ihren eigenen Distrikten zugewiesen.

Die Zeit mit anderen Missionaren zu nutzen war nicht so recht möglich. Aber wir hielten uns bei unserem Zeitplan an den Grundsatz „Speak your Language“ – sprich deine Sprache – und verwendeten unsere Missionssprache so viel wie möglich im Alltag. Es war natürlich schwer, ohne Mitarbeiter diesen Grundsatz zu befolgen und sich für das Lernen der Sprache zu motivieren. Als Missionar mit einer neuen Fremdsprache lernt man jedoch viel mit der Gabe der Zungenrede. Die große Frage ist nur: Wie erhalte ich die Gabe der Zungenrede? Eine der fünf Antworten ist: Liebe die Menschen und sei motiviert von der Liebe des Herrn und der Menschen, denen du dienst!

Einmal, es war gerade mitten im Unterricht, fing ich an, Selbstzweifel zu bekommen. Ich machte mir Gedanken, ob ich ein guter Missionar sein würde. Mein Lehrer bemerkte dies, und so sprachen wir über meine Gedanken. Dabei gewann ich ihn sehr lieb. Als er das Schlussgebet wie gewöhnlich auf Spanisch sprach, verspürte ich den starken Wunsch, ihn wirklich zu verstehen. Ich habe nicht alles verstanden, aber viel mehr als sonst. So wurde die Online-Missionarsschule eine großartige Erfahrung für mich!

Am schönsten war es für mich nach diesen sechs Wochen jedoch, die letzten Tage vor meinem Abschied zu nutzen und mit meiner Familie zu verbringen – besonders, da in dieser Zeit wirklich jedes Familienmitglied zuhause war. Es war zwar auch eine Art Ausrede, weniger Spanisch zu lernen, aber dies war eine einzigartige Gelegenheit. Ich bin mir sicher, dass es für mich die großartigste Zeit mit meiner Familie war, die ich noch nie so vollständig erlebt hatte.

Ich weiß, dass Gott das Ganze mit Bedacht geplant hat. Es gibt und gab einen Grund, warum wir diese besondere Erfahrung gemacht haben.