2002
Die großartigste Generation von Missionaren
November 2002


Die großartigste Generation von Missionaren

Wir rufen euch, unsere jungen Brüder im Aaronischen Priestertum, auf: Erhebt euch, werdet den hohen Ansprüchen gerecht, und bereitet euch von ganzem Herzen darauf vor, dem Herrn zu dienen.

In einer der eindrucksvollsten und lehrreichsten Begebenheiten im Buch Mormon lesen wir vom Volk Ammon, das gelobt hatte, nie wieder zu den Waffen zu greifen und Blut zu vergießen. Aber „als sie die Gefahr und die vielen Bedrängnisse … sahen, die die Nephiten für sie ertrugen, wurden sie von Mitgefühl ergriffen und hatten den Wunsch, zur Verteidigung ihres Landes zu den Waffen zu greifen“ (Alma 53:13). Helaman und seine Brüder überzeugten sie aber davon, dass sie den Bund mit dem Herrn einhalten sollten.

Wir lesen im Buch Mormon nicht, wer als Erster darauf hinwies, dass die Söhne nicht den Bund geschlossen hatten, den ihre Eltern eingegangen waren. Ich stelle mir gern vor, es sei einer der jungen Männer gewesen, der die Möglichkeit zur Sprache brachte, dass er und seine Altersgenossen die Waffen aufnahmen und sich Nephiten nannten (siehe Alma 53:16).

„Und sie taten das Gelübde, für die Freiheit der Nephiten zu kämpfen, ja, das Land zu schützen, selbst wenn sie dafür ihr Leben lassen müssten.“ (Alma 53:16,17.)

Dies war für die 2000 jungen Männer eine außergewöhnliche Aufgabe, aber es waren auch außergewöhnliche junge Männer. Die heilige Schrift besagt: „Sie waren wegen ihres Mutes und auch ihrer Stärke und Regsamkeit überaus tapfer; aber siehe, dies war nicht alles – es waren Männer, die zu allen Zeiten und in allem, was ihnen anvertraut war, treu waren.

Ja, es waren Männer der Wahrheit und Ernsthaftigkeit, denn man hatte sie gelehrt, die Gebote Gottes zu halten und untadelig vor ihm zu wandeln.“ (Alma 53:20,21.)

Dann wird berichtet, wie diese jungen Männer tapfer gegen das viel ältere und viel erfahrenere lamanitische Heer kämpften. Helaman, ihr Anführer, berichtet: „Sie hatten gekämpft wie mit der Stärke Gottes; … und mit so mächtiger Kraft fielen sie über die Lamaniten her, dass sie sie in Schrecken versetzten; und aus diesem Grund lieferten sich die Lamaniten als Kriegsgefangene aus“ (Alma 56:56).

Stellen Sie sich das vor! Diese unerfahrenen jungen Männer waren in geistiger und physischer Hinsicht so gut vorbereitet und so mächtig, dass ihre Feinde sich voll Schrecken ergaben! Obwohl alle 2000 jungen Männer irgendwann in der Schlacht verwundet wurden, fiel nicht einer von ihnen (siehe Alma 57:25). Um noch einmal Helaman zu zitieren: „Und wir schreiben das mit Recht der wundertätigen Macht Gottes zu, wegen ihres überaus festen Glaubens an das, was zu glauben sie gelehrt worden waren – dass es einen gerechten Gott gibt und dass alle, die nicht zweifeln, durch seine wunderbare Macht bewahrt werden.“ (Alma 57:26.)

Brüder, wir stehen heute in einer Schlacht, die in vielerlei Hinsicht noch wesentlich gefährlicher ist als die Schlacht zwischen den Nephiten und den Lamaniten. Unser Feind ist überaus gerissen. Wir kämpfen gegen Luzifer, den Vater aller Lügen, den Feind all dessen, was gut und recht und heilig ist. Wir leben wahrhaftig in der Zeit, von der Paulus prophezeit hat: „Die Menschen werden selbstsüchtig sein, habgierig, prahlerisch, überheblich, bösartig, ungehorsam gegen die Eltern, undankbar, ohne Ehrfurcht,

lieblos, unversöhnlich, verleumderisch, unbeherrscht, rücksichtslos, roh,

… mehr dem Vergnügen als Gott zugewandt.

Den Schein der Frömmigkeit werden sie wahren, doch die Kraft der Frömmigkeit werden sie verleugnen. Wende dich von diesen Menschen ab.“ (2 Timotheus 3:2-5.)

Kommt Ihnen das bekannt vor, Brüder? Für mich klingt das wie Fernsehen zur besten Sendezeit.

Wir leben in einer gefährlichen Zeit. Wir kämpfen buchstäblich um die Seele der Menschen. Der Feind ist unversöhnlich und unerbittlich. Er macht mit Besorgnis erregender Geschwindigkeit Gefangene für die Ewigkeit. Und er wird anscheinend nicht müde.

Wir sind zwar zutiefst dankbar für die vielen Mitglieder der Kirche, die in der Schlacht um Wahrheit und Recht Großartiges leisten, aber ich muss Ihnen ehrlich sagen, es reicht noch nicht. Wir brauchen noch viel mehr Hilfe. Und so wie das Volk Ammon im Krieg gegen die Lamaniten von seinen Söhnen Verstärkung erwartete, so blicken wir auf euch, meine jungen Brüder im Aaronischen Priestertum. Wir brauchen euch. Wie Helamans 2000 junge Krieger seid auch ihr Geistsöhne Gottes und könnt auch ihr mit der Macht ausgerüstet werden, sein Reich aufzubauen und zu verteidigen. Wir sind darauf angewiesen, dass ihr heilige Bündnisse eingeht, so wie sie es taten. Wir sind darauf angewiesen, dass ihr völlig gehorsam und glaubenstreu seid, so wie sie es waren.

Wir brauchen jetzt die großartigste Generation von Missionaren in der Geschichte der Kirche. Wir brauchen würdige, fähige, geistig starke Missionare, die, wie Helamans 2000 junge Krieger, „wegen ihres Mutes und auch ihrer Stärke und Regsamkeit überaus tapfer“ sind und die „zu allen Zeiten und in allem, was ihnen anvertraut [ist], treu [sind]“ (Alma 53:20).

Hört euch diese Worte an, meine jungen Brüder: tapfer, mutig, stark, regsam, treu. Wir brauchen keine geistig schwachen jungen Männer, die sich nur halbherzig verpflichtet haben. Wir brauchen euch nicht bloß dazu, dass ihr ein Amt einnehmt; wir brauchen euer ganzes Herz, eure ganze Seele. Wir brauchen dynamische, denkende, begeisterte Missionare, die zuhören können und auf die Eingebungen des Heiligen Geistes hin handeln. Jetzt ist keine Zeit für geistige Schwächlinge. Wir können euch nicht auf Mission schicken, um euch zu reaktivieren oder zu verbessern oder damit ihr ein Zeugnis erlangt. Dafür haben wir einfach keine Zeit. Wir sind darauf angewiesen, dass ihr von Glaube, Hoffnung, Nächstenliebe und Liebe erfüllt seid und euer Auge nur auf die Herrlichkeit Gottes richtet (siehe LuB 4:5).

Als Apostel des Herrn Jesus Christus rufe ich euch auf: Fangt jetzt – heute Abend – an, ganz und gar würdig zu sein. Nehmt euch fest vor und verpflichtet euch vor Gott dazu, dass ihr euch von diesem Augenblick an unermüdlich anstrengen werdet, euer Herz, eure Hände und euren Sinn von jeglicher sittlichen Übertretung reinzuhalten. Nehmt euch fest vor, Pornografie zu meiden wie die übelste Seuche, denn genau das ist sie. Nehmt euch fest vor, euch von Tabak, Alkohol und illegalen Drogen völlig fern zu halten. Nehmt euch fest vor, ehrlich zu sein. Nehmt euch fest vor, gute Bürger zu sein und euch an die Gesetze des Landes, in dem ihr lebt, zu halten. Nehmt euch vor, dass ihr ab heute Abend euren Körper niemals entweiht und niemals eine Sprache verwendet, die vulgär und eines Trägers des Priestertums unwürdig ist.

Das ist noch nicht alles, was wir von euch erwarten, meine jungen Brüder. Wir erwarten, dass ihr sowohl Kenntnis als auch ein festes Zeugnis vom wiederhergestellten Evangelium Jesu Christi habt. Wir erwarten, dass ihr euch sehr anstrengt. Wir erwarten, dass ihr Bündnisse eingeht und Bündnisse haltet. Wir erwarten, dass ihr Missionare seid, die unsere herrliche Botschaft verkörpern.

Die Messlatte ist hoch. Das wissen wir, aber wir entschuldigen uns nicht dafür. Sie spiegelt den Maßstab wider, mit dem der Herr jemanden misst, der das Melchisedekische Priestertum empfangen, den Tempel betreten und als Missionar dienen und ein rechtschaffener Ehemann und Vater sein soll. Daran ist nichts neu, nichts, was ihr nicht schon gehört hättet. Aber heute Abend rufen wir euch, unsere jungen Brüder im Aaronischen Priestertum, auf: Erhebt euch, werdet den hohen Ansprüchen gerecht, und bereitet euch von ganzem Herzen darauf vor, dem Herrn zu dienen.

Viele von euch befinden sich bereits auf diesem Weg, und wir freuen uns über eure Würdigkeit und Entschlossenheit. Wenn ihr noch nicht so weit seid, dann fangt heute Abend an, euch darauf vorzubereiten. Wenn ihr an eurer Würdigkeit noch arbeiten müsst, dann nehmt euch fest vor, euch zu ändern, und fangt sofort damit an. Wenn ihr meint, ihr müsstet mit eurem Vater und eurem Bischof über irgendwelche Sünden sprechen, die ihr begangen habt, dann wartet nicht, sondern tut es jetzt. Sie werden euch helfen, umzukehren und euch so zu ändern, dass ihr euren Platz in der großartigsten Generation von Missionaren einnehmen könnt.

Bitte macht euch dies klar: Die Anforderungen an die Missionare werden gehoben. Die Zeit des Missionars, der „mal eben umkehrt und dann auf Mission geht“, ist vorbei. Ihr wisst, wovon ich rede, meine jungen Brüder? Manche jungen Männer bilden sich irrtümlich ein, sie könnten sich mit der Sünde abgeben und dann, wenn sie achtzehneinhalb sind, umkehren, damit sie mit 19 auf Mission gehen können. Sicher kann man von Sünde umkehren, aber dass muss nicht unbedingt bedeuten, dass man würdig für den Missionsdienst ist. Es ist viel besser, wenn ihr euch rein haltet und tapfer bleibt, indem ihr so einfache Dinge tut wie:

  • Durch das Beten eine sinnvolle Beziehung zum himmlischen Vater aufbauen.

  • Den Sabbat heilig halten.

  • Arbeiten und einen Teil eures Verdienstes auf ein Sparkonto einzahlen.

  • Ehrlich den vollen Zehnten zahlen.

  • Die Zeit, die ihr mit Computerspielen verbringt, einschränken. Wie viele Gegner ihr in einem Computerspiel in einer Minute töten könnt, wird sich auf eure Befähigung als Missionar nicht im Geringsten auswirken.

  • Dem Herrn mehr von eurer Zeit schenken, indem ihr die heiligen Schriften studiert und so die wunderbare Botschaft der Wiederherstellung, die wir für die Welt haben, verstehen lernt.

  • Euren Mitmenschen dienen und ihnen Zeugnis geben.

Väter, Sie spielen bei dieser Vorbereitung eine entscheidende Rolle. Wir wissen, dass die Familie auf die Vorbereitung eines jungen Mannes für das Melchisedekische Priestertum, die Ehe und die Vaterschaft den größten Einfluss hat. Wenn Ihr Sohn die grundlegende Lehre kennt, die er kennen muss, um ein glaubenstreuer Vater zu werden, ist er ganz sicher bereit, als Vollzeitmissionar zu dienen. Leider schieben allzu viele Väter diese ewige Verantwortung von sich. Sie nehmen vielleicht an, der Bischof oder das Seminar, die Sonntagsschule oder die JM-Lehrer und -Führer könnten ihren Sohn viel besser motivieren und begeistern als sie selbst. Das ist aber schlicht und einfach falsch. Natürlich sind die kirchlichen Führungskräfte für die Vorbereitung Ihres Sohnes auf das Priestertum und eine Mission wichtig, aber die Kirche soll Ihnen nur helfen. Sie stellt keinen Ersatz für Ihre inspirierte Unterweisung und Führung und Zurechtweisung dar.

Wenn wir also für Ihren Sohn als zukünftigen Missionar die Messlatte jetzt höher legen, dann legen wir auch für Sie die Messlatte höher. Wenn wir von Ihrem Sohn mehr erwarten, dann erwarten wir auch von Ihnen und Ihrer Frau mehr. Denken Sie daran, Helamans 2000 junge Krieger waren deshalb glaubenstreu, weil man sie gelehrt hatte, „die Gebote Gottes zu halten und untadelig vor ihm zu wandeln“ (Alma 53:21) – und diese Unterweisung fand bei ihnen zu Hause statt.

Manche Väter meinen, sie hätten kein Recht, ihre Kinder wegen ihrer Würdigkeit zu befragen. Sie meinen, das dürfe nur der Bischof. Väter, Sie haben nicht nur das Recht, über die Würdigkeit Ihrer Kinder Bescheid zu wissen, sondern Sie sind dazu verpflichtet. Sie müssen wissen, wie es Ihren Kindern in Bezug auf ihr geistiges Wohlergehen und ihren Fortschritt geht. Sie müssen über die Probleme und Anliegen, die sie Ihnen anvertrauen, bestens Bescheid wissen. Stellen Sie Ihren Kindern konkrete Fragen zu ihrer Würdigkeit und geben Sie sich nur mit konkreten Antworten zufrieden.

Allzu häufig müssen unsere Bischöfe die Jugendlichen anweisen, ihren Eltern von ihren Problemen zu erzählen. Normalerweise sollte es genau anders herum laufen. Die Eltern müssten so genau wissen, was im Leben ihrer Kinder vor sich geht, dass sie die Probleme vor dem Bischof kennen. Sie müssten sich mit ihren Kindern beraten und mit ihnen zum Bischof gehen, wenn das für die vollständige Umkehr nötig ist. Als von Gott bestimmter Richter in Israel entscheiden der Bischof und der Pfahlpräsident über die Würdigkeit; sie regeln das, was das Verhältnis zur Kirche betrifft, aber Sie, die Väter, sind in Ewigkeit für das geistige Wohlergehen Ihrer Kinder verantwortlich. Bitte nehmen Sie Ihren rechtmäßigen Platz als Berater und Priestertumsführer ein und bereiten Sie Ihren Sohn darauf vor, dass er einmal das Melchisedekische Priestertum trägt und als Missionar dient.

Und nun ein Wort an die Bischöfe. Ich weiß, es gibt viele junge Männer, die zu Hause keinen glaubenstreuen Vater haben. Nutzen Sie in diesen Fällen die Hilfsmittel der Kirche, um dafür zu sorgen, dass diese Träger des Aaronischen Priestertums von Brüdern, die das Melchisedekische Priestertum tragen, unterwiesen werden, die ihnen helfen können, sich auf ihre künftige Aufgabe im Priestertum vorzubereiten. Sie, die Bischöfe und die Pfahlpräsidenten, tragen die Verantwortung dafür, dass nur solche jungen Männer und jungen Frauen empfohlen werden, die Sie als in geistiger, physischer, mentaler und seelischer Hinsicht bereit erachten, sich den heutigen Gegebenheiten bei der Missionsarbeit zu stellen. Brüder, urteilen Sie weise und denken Sie daran: Nicht jeder junge Mann muss dazu berufen werden, fern von zu Hause zu dienen; manche dienen am besten unter Ihrer Führung als Gemeindemissionar.

Denjenigen, die derzeit als Vollzeitmissionar dienen, danken wir für das, was sie leisten. Heute Abend ist für Sie ein guter Zeitpunkt, genau zu überprüfen, ob Sie den Anforderungen genügen, und wenn das nicht der Fall ist, wird Ihr Missionspräsident Ihnen helfen, sich so zu ändern, dass Sie dem Herrn Jesus Christus wirksam und engagiert dienen können.

Zum Schluss wende ich mich an diejenigen, die bereits gedient haben: Denken Sie bitte daran, dass Sie zwar aus dem Missionsdienst, nicht aber aus der Kirche entlassen sind. Sie haben zwei Jahre als Repräsentant des Herrn Jesus Christus zugebracht. Wir erwarten von Ihnen, dass Sie immer wie einer seiner Jünger aussehen und sich auch so verhalten. Sehen Sie so aus. Verhalten Sie sich entsprechend. Folgen Sie nicht den weltlichen Trends und Modeerscheinungen. Sie sind besser. Wenn Sie bereits einen Fehltritt begangen haben, dann tun Sie, was nötig ist, damit Sie Ihr geistiges Gleichgewicht wieder erlangen. Die Regeln für Glück und Erfolg nach der Mission lauten ziemlich genauso wie während der Mission: Beten Sie intensiv, strengen Sie sich an und seien Sie gehorsam. Machen Sie sich an die Arbeit und finden sie die Partnerin für die Ewigkeit, mit der Sie sich des Lebens freuen können. Dienen Sie dann gemeinsam dem Herrn und ziehen Sie die nächste großartige Generation heran.

Meine Brüder, ich habe heute Abend deutlich gesprochen. Ich hoffe, dass ihr die Liebe und Anteilnahme spürt, die die Erste Präsidentschaft und das Kollegium der Zwölf Apostel und andere Führer der Kirche euch entgegenbringen, wenn wir euch bitten, euch jetzt vorzubereiten, gemeinsam mit uns allen Völkern der Erde die Segnungen des wiederhergestellten Evangeliums zu bringen. Ein jeder von euch ist kostbar und wir wollen, dass ihr die Schlacht um die Seele der Kinder des himmlischen Vaters erfolgreich und sicher übersteht. Möge Gott euch mit dem Mut segnen, zu allen Zeiten treu zu sein (siehe Alma 53:20), ebenso mit dem Weitblick, der euch bewusst macht, wer ihr seid und was der Herr von euch erwartet. Darum bete ich im Namen des Herrn Jesus Christus. Amen.