2021
Jaechans erster Schultag
Januar 2021


Jaechans erster Schultag

War das der richtige Weg? Schon bald hatte sich Jaechan verirrt.

„Ich suchte den Herrn und er gab mir Antwort.“ (Psalm 34:5) Diese Geschichte spielt in Gyeonggi-do in Südkorea.

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boy walking into classroom

Ein fröhliches Lied erklang, als Jaechan und seine Mutter von ihren Sitzplätzen in der Turnhalle aufstanden. Kinder und Eltern unterhielten sich angeregt, hinter ihnen verzierten zusammengebundene Luftballons die Wände.

Morgen war der erste Schultag, und in Südkorea besuchten die Erstklässler zum Schulantritt immer eine besondere Veranstaltung. Als Jaechan den Liedern und Reden lauschte, wurde er immer aufgeregter. Er konnte es kaum erwarten, endlich in die Schule zu gehen!

Nach der Veranstaltung liefen Jaechan und seine Mutter durch die Schulgänge. In seinem Klassenzimmer lernte er seine Lehrerin kennen. Sie sah sehr freundlich aus.

Später machte er mit seiner Mutter an der warmen Frühlingsluft einen Spaziergang. Sogar die Sonne und der Himmel schienen sich über den Schulbeginn zu freuen.

Am nächsten Morgen brachte seine Mutter Jaechan zum Schultor. Sie drückte ihn fest an sich. „Ich hab dich lieb“, sagte sie. „Hab einen guten ersten Tag!“

„Das werde ich“, antwortete Jaechan. „Ich hab dich auch lieb!“ Er winkte ihr zum Abschied zu und wollte dann in sein Klassenzimmer gehen, genau wie sie es gestern geübt hatten.

Als Jaechan den Gang entlangging, wurde er langsam unruhig. War das der richtige Weg? Er blieb stehen und schaute sich um. Dann ging er um die Ecke in einen anderen Gang. Schon bald hatte er sich verirrt.

Jaechan holte tief Luft. Er wusste, dass er gestern in diesem Gang gewesen war. Er lief weiter, bis er zu einer großen Tür kam.

Dahinter befand sich aber nicht sein Klassenzimmer – weder Tische noch Freunde oder die nette Lehrerin. Er war in der Turnhalle! Heute war keine Menschenseele zu sehen, auch die Luftballons hingen dort nicht mehr. Es war nur eine große, leere Halle.

Jaechans Augen füllten sich mit Tränen. Er wollte die Ruhe bewahren, bekam aber Angst. Er wusste nicht, wie er sein Klassenzimmer finden sollte. Er kniete sich hin, um zu beten. „Vater im Himmel, ich hab mich verlaufen. Hilf bitte Mama, dass sie mich findet und in meine Klasse bringen kann.“

Jaechan stand wieder auf. Erneut atmete er tief durch. Dann wartete er.

Ein paar Minuten später kam seine Mutter um die Ecke. „Jaechan!“ Sie lief zu ihm und umarmte ihn fest. „Was ist denn passiert?“

Jaechan brach in Tränen aus. Er war erleichtert, seine Mutter zu sehen. „Ich konnte mein Klassenzimmer nicht finden“, sagte er. „Also habe ich gebetet, damit du mich findest.“

Seine Mutter wischte ihm die Tränen aus dem Gesicht. „Ich freue mich, dass du gebetet hast“, sagte sie. „Auf dem Heimweg hatte ich das Gefühl, dass ich umdrehen und nachsehen soll, ob du dein Klassenzimmer wirklich gefunden hast. Du warst aber nicht dort, also habe ich überall nach dir gesucht. Jetzt habe ich dich gefunden!“

Als Jaechan mit seiner Mutter wieder in den Gang ging, hielt er ihre Hand fest. Er weinte nicht mehr. Er wusste, dass der Vater im Himmel sein Gebet erhört hatte und nun alles in Ordnung war. Als sie zum Klassenzimmer kamen, hörte er, dass die anderen Kinder lachten und Spaß hatten.

„Jaechan!“, rief seine Lehrerin, als er hereinkam. „Schön, dass du da bist!“

„Danke“, erwiderte Jaechan und verbeugte sich leicht. Dann umarmte er seine Mutter erneut. Nun würde der erste Schultag doch noch ein guter werden!

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Friend Magazine, Global 2021/01 Jan

Illustrationen von Shane Clester