Unterricht für Jugendliche und junge Erwachsene
Ein Abend mit einer Generalautorität: Höhepunkte


Ein Abend mit einer Generalautorität: Höhepunkte

Ein Abend mit einer Generalautorität

Freitag, 7. Februar 2020

Elder Bednar führt uns vor Augen, dass Unterweisen nicht bedeutet, den Schülern irgendetwas zu erzählen, sondern dass Zuhören, Beobachten und Einschätzen dazugehören. Außerdem müssen wir immer auch für den Heiligen Geist offen sein, sodass er uns unterweisen kann.

Frage

Präsident Nelson sprach vor kurzem darüber, wie wichtig persönliche Offenbarung ist. Was würden Sie uns gern zu diesem Thema sagen? Wie empfängt man persönliche Offenbarung?

Elder David A. Bednar

Wenn wir unsere Bündnisse in Ehren halten, kann der Heilige Geist beständig bei uns sein. Wir reden darüber oft so, als käme es nur selten vor, dass wir die Stimme des Herrn durch seinen Geist vernehmen. Wir sollten mehr darauf achten, zu erkennen, woran es liegt, dass der Heilige Geist sich entfernt. Wenn Sie und ich unser Bestes geben und keine schwerwiegenden Übertretungen begehen, können wir stets auf die Führung des Heiligen Geistes zählen.

Viele meinen offenbar, Inspiration durch den Heiligen Geist sei etwas Aufsehenerregendes und Großes und geschehe ganz plötzlich. Doch in Wirklichkeit führt der Heilige Geist uns mit leiser, sanfter Stimme und Schritt für Schritt – immer wieder. Oft erkennt man in dem Moment der Offenbarung überhaupt nicht, dass man gerade Offenbarung empfängt.

Nephi ist dafür das perfekte Beispiel. Er machte sich auf und „wusste nicht im Voraus, was [er] tun sollte“1. Er strebte vorwärts, aber ihm war nicht in jedem einzelnen Moment bewusst, dass er geführt wurde. Uns sollte klar sein: So wie Nephi es erlebte, kommt Offenbarung wahrscheinlich auch sehr oft zu uns.

Manche Mitglieder der Kirche haben manchmal so große Angst davor, einen Fehler zu machen, dass sie nicht vorwärtsstreben. Nephi und seine Brüder ließen das Los entscheiden. Das brachte nicht das gewünschte Ergebnis. War es ein Fehler, dass Nephi das erlebte? Nein. Es war ihm eine große Lehre. Als sie dann versuchten, die Messingplatten im Austausch für all ihr Gold und ihre Besitztümer zu bekommen, lernte Nephi wieder etwas, was ihn auf Künftiges vorbereitete.

Das Empfangen von Offenbarung ist mit bestimmten Grundsätzen verknüpft. Zum Beispiel erzählte Präsident Packer, dass Präsident Harold B. Lee ihm einmal erklärt hatte, dass man Inspiration leichter empfängt, wenn man sich dort aufhält, wo sie gebraucht wird. Er meinte: „Präsident Lee hatte Recht!“2 Es ist äußerst nützlich, genau dort zu sein, nachzusinnen, zu beten und Hilfe zu erbitten.

Dieser Grundsatz ist auch für das Thema Betreuung sehr wichtig. So mancher mit einem Betreuungsauftrag meint, eine Textnachricht zu hinterlassen reiche schon. Doch es gibt Anlässe, zu denen man bei jemandem daheim sein und ihm in die Augen schauen muss. Dort empfängt man Eindrücke und Eingebungen, die man sonst nicht bekommt.

Frage

Können Sie uns etwas zum Thema Offenbarung sagen, die an Präsident Nelson und andere Führer der Kirche ergeht?

Elder David A. Bednar

Viele Mitglieder der Kirche staunen ja darüber, wie viel Offenbarung ergangen ist, seit Präsident Nelson Präsident der Kirche ist. Die Anpassungen, die jetzt vorgenommen werden, sind schon seit Jahren, wenn nicht Jahrzehnten gebeterfüllt in Ratsversammlungen besprochen worden. Oftmals geht es bei Offenbarung nicht darum, was gemacht wird, sondern wann es gemacht wird.

Frage

Außer einer Offenbarung, wann etwas zu tun ist, empfangen wir doch aber gelegentlich auch Offenbarung dazu, was zu tun ist, oder?

Elder David A. Bednar

Das eine schließt das andere nicht aus. Oftmals ist doch ziemlich klar, was zu tun ist. Aber wir wissen nicht, wann wir es tun sollen. Bei Bedarf können wir Offenbarung zu beidem empfangen, also, was wann zu tun ist, nicht nur das eine oder das andere.

Frage

Als Lehrer bereiten wir unseren Unterricht vor und beten für die Schüler. Wie erkennen wir Eingebungen in Bezug auf unsere Schüler oder diejenigen, die wir betreuen?

Elder David A. Bednar

Inmitten unserer Vorbereitung oder eines Gebets kommt uns oft ein plötzlicher Gedanke, ein spontaner Einfall, vielleicht auch ein Name oder sogar ein Gesicht in den Sinn. Der Prophet Joseph Smith beschreibt es als einen Gedanken, der einem plötzlich eingegeben wird.3 Wenn so ein Gedanke plötzlich kommt, erkennt man vielleicht, dass man genau das erhalten hat, was man braucht. Solche Erlebnisse hinterlassen einen großen Eindruck.

Die Fragen, die Ihre Schüler Ihnen stellen, sind für Sie eine der besten Quellen der Erkenntnis. Über die Jahre habe ich die Fragen von tausenden Jugendlichen und jungen Erwachsenen beantwortet. Weil bei den Veranstaltungen so viele Teilnehmer sind, biete ich ihnen oft an, dass sie mir ihre Frage als Textnachricht schicken können, wobei ich natürlich einige Vorgaben dazu mache. (Das soll jetzt keine Aufforderung an Sie sein, das auch zu tun.) Man kann so vieles daraus lernen, solche anonym gestellten Fragen zu lesen, wenn man mit jungen Leuten zusammenarbeitet. Es ist eine großartige Erfahrung. In ihren Fragen geht es darum, was sie beunruhigt oder wobei sie Hilfe brauchen. Woher sollen wir wissen, was wir sagen oder lehren sollen, wenn wir gar nicht wissen, wo sie stehen?

Frage

Wenn wir uns um Offenbarung bemühen, sollten wir keine starre Liste abhaken, was wir tun müssen und wann. Wir sollten uns eher an Grundsätzen orientieren, oder? Wir haben aber das Beispiel von Nephi, Joseph Smith und Joseph F. Smith: Sie haben in den Schriften gelesen, auf die Worte der Propheten gehört und dann Offenbarung empfangen. Sind das nun Grundsätze oder ist das ein Muster?

Elder David A. Bednar

Wir weiden uns am Wort Gottes, damit wir die Stimme des Herrn hören und erkennen können. Wenn wir das Trachten nach Offenbarung in eine starre Liste verwandeln, nach der Devise: „Mach dies und dann geschieht jenes“, begeben wir uns auf gefährliches Terrain. Wir müssen auf den Herrn harren, seinen Zeitplan akzeptieren und nicht Offenbarung nach unserem Zeitplan einfordern.

Frage

Wie können wir so leben, dass wir immer für Offenbarung bereit sind, wenn der Herr bereit ist, sie uns zu schenken?

Elder David A. Bednar

Der Ausdruck bereit sein ist von großer Bedeutung. Wir sollten immer so leben, dass wir bereit sind, Offenbarung zu empfangen – dass „sein Geist immer mit [uns] sei“4.

Es mag Leute geben, die zur Übertreibung neigen. Bitte nutzen Sie Ihren gesunden Menschenverstand.

Denken Sie daran, wie Oliver Cowdery Joseph Smiths Schreiber wurde: Er hörte von goldenen Platten und von Joseph Smith, und in ihm keimte der Wunsch auf, Joseph kennenzulernen. Er setzte diesen Wunsch in die Tat um.

Der Herr erklärte Oliver Cowdery:

„Gesegnet bist du um deswillen, was du getan hast; denn du hast mich gefragt, und siehe, sooft du gefragt hast, hast du von meinem Geist Belehrung empfangen. Wäre es nicht so gewesen, so wärst du nicht an den Ort gekommen, wo du jetzt bist.

Siehe, du weißt, dass du mich gefragt hast und ich deinen Verstand erleuchtet habe.“5

Die nächste Aussage in diesem Vers ist für mich der Schlüssel. Oliver wurde inspiriert, aber es war ihm überhaupt nicht bewusst. Er empfing eine Offenbarung, und er merkte es nicht einmal. Also erging durch Joseph eine Offenbarung an Oliver, die ihm deutlich machte, dass er inspiriert worden war und eine Offenbarung empfing.

„Und nun sage ich dir dies alles, damit du weißt, dass du durch den Geist der Wahrheit erleuchtet worden bist.“6

Das meine ich, wenn ich sage, dass Gottes Geist immer mit uns sein soll.

Frage

Sie hatten erwähnt, dass Nephi und seine Brüder das Los warfen, um zu bestimmen, wer zuerst um die Messingplatten bitten sollte, und später versuchten sie dann, sie mit Gold und Silber zu kaufen. Wenn wir etwas Bestimmtes tun müssen, wie können wir sicher sein, dass wir es zum richtigen Zeitpunkt tun? Woher sollen wir wissen, dass wir es richtig machen?

Elder David A. Bednar

Nephi hat keinen Fehler gemacht oder den Zeitpunkt falsch eingeschätzt. Es war eine Lernerfahrung, Zeile um Zeile, Weisung um Weisung. Er wurde durch jeden neuen Anlauf vorbereitet, doch er „wusste nicht im Voraus, was [er] tun sollte“7.

Wenn wir unser Bestes geben und uns voller Hingabe bemühen und uns der Sache weihen, werden wir niemanden unangemessen beeinflussen. Weder Sie noch ich, sondern der Himmel hat in diesem Werk das Sagen. Als Mitglied des Kollegiums der Zwölf Apostel erhalte ich ständig Aufträge, die ich ganz unmöglich selbst erfüllen kann. Gibt man sein Bestes, wird man dadurch besser – und groß gemacht. Man weiß nicht immer, wann der richtige Zeitpunkt gekommen ist. Man gibt einfach sein Bestes.

Präsident Hinckley sagte oft: „Ach, irgendwie klappt es immer.“ Ich glaubte das zwar, dachte aber immer im Stillen: „Na, das kann ja wohl nicht schon alles sein!“ Mit zunehmendem Alter wird mir klar: Eine andere Antwort gibt es nicht. Gott lässt Sie nicht allein, wenn Sie sich bemühen, seinen Kindern beizustehen, sie geistig zu nähren und ihnen zu dienen. Wenn Sie also voller Rechtschaffenheit Ihr Bestes geben, wird es irgendwie klappen. Und Sie werden dabei manches lernen.

Frage

Wie vermitteln wir denjenigen Schülern, die sich vielleicht unzulänglich fühlen, dass sie jederzeit für Offenbarung bereit sein sollen? Vielleicht klingt das in ihren Ohren eher beängstigend.

Elder David A. Bednar

Überlegen Sie nicht: „Was soll ich ihnen erzählen?“, sondern vielmehr: „Was soll ich sie fragen?“ Und nicht nur: „Was frage ich?“, sondern auch: „Wozu fordere ich sie auf?“

Allein schon das Fragestellen ist eine Aufforderung an die Schüler, zu handeln. Sobald ein Schüler antwortet, drückt er hierdurch seinen Glauben an Christus aus. Glaube ist ein Grundsatz, der zum Handeln anregt und Macht verleiht. Wenn wir in Übereinstimmung mit den Lehren Christi handeln, segnet er uns mit seiner Macht. Die meisten von uns wollen zuerst Macht, sodass wir handeln können. Doch so funktioniert das nicht.

Überlegen wir also nicht: „Was erzähle ich ihnen?“, sondern fragen wir uns lieber: „Wozu kann ich sie auffordern? Welche inspirierten Fragen kann ich stellen, damit der Heilige Geist Einzug in ihr Leben hält – vorausgesetzt, sie sind für diese Fragen offen?“ Die Fragen, die man stellen sollte, sind wirklich sehr einfach, zum Beispiel: „Was lernt ihr gerade hieraus?“ Wenn ein Schüler Fragen beantwortet, öffnet er sich dafür, bei der Antwort vom Heiligen Geist geführt zu werden. Es ist unsere Aufgabe, den sicheren Rahmen für dieses Gespräch zu schaffen und zum Handeln aufzufordern, damit der Heilige Geist der Lehrer sein kann.

Wenn man seine Schüler liebt und sich bemüht, das zu tun, was der Himmel will, wird man auf einfachste Weise geführt. Die Fragen müssen nicht kompliziert sein. Versuchen Sie einfach, herauszufinden, was die Schüler schon verstehen, weil sie Ihnen wichtig sind.

Man macht sich immer berechtigte Sorgen über junge Leute, die vom Weg abkommen. Zu viele wurden nie dazu aufgefordert, Antworten für sich selbst herauszufinden; sie haben sich immer nur auf das verlassen, was ihnen gesagt wurde. „Wenn alles, was Sie oder ich über Jesus Christus und sein wiederhergestelltes Evangelium wissen, allein auf dem fußt, was andere uns sagen oder beibringen, dann ist die Grundlage unseres Zeugnisses von ihm … auf Sand gebaut.“8 Deshalb fordern wir sie zum Handeln auf und dazu, selbst etwas herauszufinden: Wir helfen ihnen dadurch, ein stärkeres Fundament zu bauen.

Frage

Ein junger Mann las das Buch Mormon zum ersten Mal und dachte, er hätte den Heiligen Geist nicht verspürt. Vielleicht hatte er die Erwartung, dass Engel aus dem Himmel herabkommen und die Wahrheit bezeugen. Wie können wir in einer solchen Situation helfen?

Elder David A. Bednar

Es gibt viele unglaublich treue Mitglieder der Kirche, die glauben, nicht gut genug zu sein, weil sie nie so ein drastisches Erlebnis hatten, wie es zuweilen in der Fast- und Zeugnisversammlung erzählt wird. Solch drastischen Erlebnisse sind nicht der Standard. Hält man seine Bündnisse in Ehren und strebt vorwärts, ist alles gut, und man ist ganz normal. Saulus wurde nicht durch das Licht und Alma der Jüngere nicht durch den Engel bekehrt.

„Lass Tugend immerfort deine Gedanken zieren; dann wird dein Vertrauen in der Gegenwart Gottes stark werden.“9 Nicht Vertrauen in sich selbst, sondern Vertrauen in Gottvater und Christus, um das zu erreichen, was keiner aus sich selbst heraus schaffen kann.

Bruder Chad Webb

Alles, was uns einlädt, Gutes zu tun, und dazu bewegt, dass wir an Christus glauben, ist von Gott.10 Vielleicht werden wir eines Tages überrascht sein, wenn wir feststellen, dass die Gedanken, die wir für unsere eigenen hielten, in Wirklichkeit vom Heiligen Geist kamen. Wenn wir uns bemühen, Gutes zu tun, werden unsere Gedanken und Wünsche vom Heiligen Geist gelenkt.

Präsident Nelson hat einmal zum Thema Offenbarung gesagt, dass wir unser Herz vor dem Vater im Himmel ausschütten sollen. Wir sollen ehrlich sein und mit ihm sprechen und dann zuhören. Er hat uns aufgefordert, das aufzuschreiben, was uns eingegeben wird, und es umzusetzen. Dann sagte er: „Wenn Sie immer wieder so vorgehen, Tag für Tag, Monat für Monat, Jahr für Jahr, werden Sie ‚in das Prinzip Offenbarung hineinwachsen‘.“11

Die meisten meiner persönlichen Eingebungen sind mir bisher nicht beim Beten gekommen. Ich bete, denke nach und schreibe meine Eindrücke nieder. Inspiration kommt aber dann, wenn ich mich ans Werk mache. Zum Beispiel im Unterricht, wenn man ein Kirchenlied singt oder sich mit jemandem unterhält, kommen Antworten auf das Gebet.

Elder David A. Bednar

Aber Vorsicht: Die Art und Weise, wie Offenbarung zuteilwird, kann bei den Menschen auf der ganzen Welt ganz unterschiedlich sein. Beispielsweise gibt es in Afrika viele Menschen, die oft bemerkenswerte Träume haben. Es kommt öfter vor, dass die Missionare jemanden auf der Straße treffen, der ihnen sagt: „Euch habe ich in einem Traum gesehen. Ihr habt eine Botschaft von Gott! Ich möchte hören, was ihr mir zu sagen habt.“ Ich selbst habe keine Träume wie einige der treuen Mitglieder in Afrika.

Beim Unterricht schöpfen wir vor allem aus eigener Erfahrung. Wir müssen daher vorsichtig sein und dürfen anderen nicht das Muster aufdrängen, das wir aus unserer Erfahrung kennen. Das heißt nicht, dass so ein Muster nicht gilt oder schlechter ist. Wir müssen bedenken, dass der Geist des Herrn sich auf unterschiedliche Weise mit Herz und Sinn eines Menschen verbinden kann.

Bitte seien Sie also offen für vieles, um jemanden vielleicht dazu zu bewegen, dass er für sich selbst handeln und dazulernen will.

Frage

Wie können wir unser Vertrauen in die Fähigkeit stärken, selbst Offenbarung zu empfangen, und uns nicht auf ein Schema verlassen, von dem wir von anderen gehört haben?

Elder David A. Bednar

Folgendes Zitat von Präsident Joseph F. Smith ist eine sehr gute Hilfe für jemanden, der gerade erst das Vertrauen in die eigene Fähigkeit entwickelt, Offenbarung zu empfangen:

„Zeigen Sie mir Heilige der Letzten Tage, die sich auf Wunder, Zeichen und Visionen verlassen müssen, um in der Kirche standhaft zu bleiben, dann zeige ich Ihnen Mitglieder der Kirche, die vor Gott keinen guten Stand haben und sich auf Glatteis begeben haben. Nicht wundervolle Kundgebungen werden der Wahrheit bei uns Geltung verschaffen, sondern Demut und treuer Gehorsam gegenüber den Geboten und Gesetzen Gottes. …

Als [Junge] habe ich den Herrn oft gebeten, er möge mir doch etwas Wunderbares zeigen, damit ich ein Zeugnis bekam. Aber der Herr versagte mir die Wunder und zeigte mir die Wahrheit Zeile um Zeile, Weisung um Weisung, … bis er mich die Wahrheit vom Scheitel bis zur Sohle erkennen ließ und Zweifel und Furcht mich völlig verlassen hatten. Er brauchte dazu keinen Engel aus dem Himmel zu senden und musste auch nicht mit der Posaune eines Erzengels sprechen. Durch die Eingebungen der leisen, sanften Stimme des Geistes des lebendigen Gottes gab er mir das Zeugnis, das ich besitze.

Und durch diesen Grundsatz und diese Macht gibt er allen Menschenkindern Erkenntnis von der Wahrheit, die dann bei ihnen verbleibt und sie die Wahrheit erkennen lässt, wie Gott sie kennt, sodass sie den Willen des Vaters tun, wie Christus ihn tut. Das können noch so wundervolle Kundgebungen niemals bewirken.“12

Jeder, der sich abmüht, kann die ersten Schritte gehen und tun, was Joseph F. Smith getan hat.

Einige Mitglieder der Kirche wollen ein Licht auf dem Weg nach Damaskus sehen, bevor sie glauben. Ernsthaft? War Saulus denn in der Lage, auf die leise, sanfte Stimme zu hören? Bei ihm half nur ein geistiger Weckruf. Manche erwarten, wie Alma der Jüngere einen Engel zu sehen. Ernsthaft? Alma war nicht in der Lage, auf die leise, sanfte Stimme zu hören. Bei ihm half nur ein geistiger Weckruf. Präsident Joseph F. Smith hat bezeugt, dass es nicht am Licht oder am Engel liegt. Die leise, sanfte Stimme erkennen – dadurch gewinnt man Selbstvertrauen. Machen Sie sich daher einfach ans Werk.

Wenn wir die Gebote nicht halten, können wir weder dieses Selbstvertrauen noch den Heiligen Geist als ständigen Begleiter haben. Es gibt junge Menschen, die umkehren müssen, und andere, die so hart mit sich selbst ins Gericht gehen, dass sie sich niemals für gut genug befinden. Man muss nicht vollkommen sein. Aufrichtig umzukehren, gut zu sein, sein Bestes zu geben und vorwärtszustreben reicht vollkommen aus.

Frage

Sie haben viel darüber gesagt und geschrieben, dass der Schüler und sein Fortschritt im Mittelpunkt stehen sollen. Können Sie uns vielleicht mehr darüber sagen, wie man den Heiligen Geist in diesen Vorgang einbindet?

Elder David A. Bednar

„Bestimmt unter euch einen zum Lehrer, und lasst nicht alle auf einmal Wortführer sein; sondern lasst immer nur einen reden, und lasst alle seinen Worten zuhören, damit, wenn alle geredet haben, alle durch alle erbaut worden sein mögen und ein jeder das gleiche Recht habe.“13 Nicht wir lehren; der Heilige Geist lehrt. Wir werden in diesem Vers ermahnt, den Heiligen Geist zum Lehrer zu bestimmen. Ein „Muster“ – wenn auch nicht das einzige – besteht darin, dass immer nur einer redet und die anderen zuhören. Das klingt einfach und sieht vielleicht sogar leicht aus.

Wenn die Teilnehmer sich sicher fühlen, können sie Fragen wie auch Zweifel äußern. Sie lernen nicht unbedingt von den anderen, aber vielleicht öffnen die Worte eines anderen dem Heiligen Geist die Tür, jemanden ganz persönlich zu unterweisen. Sie bringen gemeinsam mit den anderen ihren Glauben an den Herrn Jesus Christus zum Ausdruck; denn alle bitten, suchen und klopfen an. Wenn wir als Einzelner und gemeinsam Glauben auf diese Weise ausüben, laden wir den Geist ein. Mit bestimmen ist hier nicht ernennen gemeint. Wir können den Heiligen Geist nicht zum Lehrer ernennen. Aber wir können ihn einladen und dazu bewegen, unser Lehrer zu sein.

In einer Versammlung mit Missionaren hatten wir schon eine Reihe von Themen angeschnitten, als ich die Missionare fragte: „Was von dem Ungesagten hören Sie?“ Ein 18-jähriger Missionar, der seit vier Wochen auf Mission war, antwortete: „Elder Bednar, wenn ich in Ihrer Stimme oder in der Stimme eines anderen Missionars eine Antwort höre, ist diese Botschaft an alle gerichtet. Spüre ich sie im Herzen oder kommt mir ein Gedanke in den Sinn, weiß ich: Dies ist von Gott nur für mich.“ Haut Sie diese Antwort nicht um? Wie lange mag es wohl dauern, jemanden durch Unterricht oder Rollenspiele dahin zu bringen, dass er mit 18 Jahren diese geistige Erkenntnis hat?

Fordert man andere also auf, zu handeln und Glauben auszuüben, lädt man damit den Heiligen Geist ein, der dann jeden Einzelnen und alle gemeinsam unterweisen kann.

Es ist ganz wichtig, dass der Lernende im Mittelpunkt steht und der Heilige Geist eingeladen wird, die Rolle des Lehrers zu übernehmen. Wir haben hierbei eine Aufgabe: Wir müssen einladen, bewegen und führen, und dann lenkt der Heilige Geist alles auf bemerkenswerte Art.

Frage

Eine junge Frau fragte mich einmal, ob ich mich daran erinnern könne, dass ich ihr einen bestimmten Grundsatz beigebracht hatte. Das habe ihr Leben für immer verändert. Ich konnte mich tatsächlich an die Situation erinnern, aber ich hatte ihr das überhaupt nicht beigebracht. Sie hatte das, was ich ihr sagen wollte, sogar total missverstanden. Sie war vom Geist unterwiesen worden. Wie können wir den Schülern helfen zu erkennen, dass sie Offenbarung empfangen, sodass sie mit Selbstvertrauen ausgerüstet sind und sich stärker um Offenbarung bemühen?

Elder David A. Bednar

Wozu können Sie diese junge Frau auffordern, damit sie sehen kann, was sie zuvor nicht gesehen hat?

Der Heilige Geist wird euch an alles erinnern.14 Sie hatte ein bemerkenswertes Erlebnis, bei dem sie etwas hörte, was eindeutig nicht gesagt wurde. Helfen Sie ihr, das zu erkennen. Bitten Sie sie, über dieses Erlebnis nachzudenken. Vielleicht fallen ihr noch ein, zwei weitere solcher Vorfälle ein. Helfen Sie ihr, in diesen zwei, drei Erlebnissen ein Muster zu finden und zu erkennen, was zu dieser geistigen Erkenntnis geführt hat.

Unsere jungen Leute sind sehr unterschiedlich und haben unterschiedliche Herausforderungen und Probleme. Aber wir sollten davon ausgehen, dass sie das sind, was wir ihnen immer sagen. Fordern wir sie zum Handeln auf. Sie werden erstaunt sein, was die jungen Leute dann alles zutage fördern. Überlegen Sie zuerst, wozu Sie sie auffordern könnten, damit sie lernen können, was sie lernen müssen.

Frage

Können Sie uns erklären oder aufzeigen, wie wir bessere Zuhörer und Beobachter werden?

Elder David A. Bednar

Am besten besorgen Sie sich ein Buch Mormon, einfach die billigste Ausgabe. Lesen Sie es von vorne bis hinten durch und achten Sie auf alle Stellen mit der Formulierung „Augen, die sehen, und Ohren, die hören“ oder ähnlich ausgedrückt. Suchen Sie auch im Buch Lehre und Bündnisse und im Neuen Testament danach. Schlagen Sie die Schriften als Suchender auf, der bittet und anklopft und fragt: „Wie kann ich sehen, was ich normalerweise nicht sehe? Wie kann ich hören, was ich normalerweise nicht höre?“ Vertiefen Sie sich mit diesen Fragen im Sinn in die Schriften, dann unterweist Sie der Heilige Geist und gibt Ihnen die Antwort auf Ihre Fragen. Ich kann sie Ihnen nicht geben. Der Heilige Geist wird Sie ganz individuell und persönlich darin unterweisen, wie die Antwort für Sie lautet.

Ich möchte dazu ein Beispiel erzählen. Meine Frau Susan war schon immer eine unglaublich treue Besuchslehrerin. Als die Anpassung zur Betreuung vorgenommen wurde und Präsident Nelson in diesem Zusammenhang von „edler und heiliger“15 sprach, horchte Susan auf und wollte herausfinden, was damit gemeint war. Sie betete und dachte nach und kam zu dem erstaunlichen Ergebnis, sie müsse die Schwestern, die sie betreute, fragen: „Was wäre bei unserer Betreuungsarbeit für euch eine edlere und heiligere Weise?“

Das ist wohl die einfachste und offensichtlichste Frage, die man stellen kann, und die Antworten der Schwestern waren ganz erstaunlich. Eine Schwester wollte mit ihr in den Tempel gehen. Eine andere Schwester wollte, dass sie und meine Frau eine Generalkonferenzansprache lesen und dann bei einem gemeinsam Mittagessen darüber sprechen. Susan fragte sich, ob sie vorher etwas falsch gemacht hatte. Das hatte sie aber nicht. Edler und heiliger – ihre Augen wurden geöffnet und sie sah etwas, was sie zuvor nicht gesehen hatte.

Frage

Würden Sie in den wenigen verbleibenden Minuten noch etwas sagen, was Ihnen auf dem Herzen liegt, und Zeugnis geben?

Elder David A. Bednar

Ich schätze Sie sehr. Ich freue mich darüber, wer Sie sind und wer zu sein Sie anstreben. Ich schätze, was Sie tun. Natürlich können wir alle besser sein, aber ich sage danke. Ich danke Ihnen im Namen der Ersten Präsidentschaft, des Kollegiums der Zwölf Apostel und des Bildungsausschusses der Kirche.

In dieser Evangeliumszeit der Fülle auf der Erde leben zu dürfen, ist ein Segen, wie er größer nicht sein kann. Vor vielen Jahren sagte Präsident Gordon B. Hinckley zu mir: „David, dies ist die beste Zeit in der Geschichte der wiederhergestellten Kirche.“ Und er hatte Recht!

Denken Sie daran, welche Segnungen wir gerade erleben. Dieses Jahr begehen wir den 200. Jahrestag der ersten Vision. Für Papua-Neuguinea und Phnom Penh in Kambodscha wurden Tempel angekündigt. Heute gibt es Missionare in der Sowjetunion und in ehemals kommunistischen Ländern und einen Tempel in der Ukraine. Dies ist die beste Zeit in der Geschichte der wiederhergestellten Kirche.

In dieser Zeit kommt uns eine besondere Verantwortung zu. Wenn wir für diesen Tag zurückbehalten wurden, dann, weil es viel für uns zu tun gibt. Uns kommt die Aufgabe zu, die heranwachsende Generation mit vorzubereiten. Dies ist die beste Zeit in der Geschichte der wiederhergestellten Kirche – mit dem größten Widerstand und den größten Chancen. Gemeinsam haben wir in dieser Zeit die Gelegenheit, Zeugnis zu geben, uns um andere zu kümmern und ihnen beizustehen.

Ich bete, der Heilige Geist möge die Kluft zwischen meinen Worten und dem, was ich wirklich ausdrücken will, überbrücken. Ich bezeuge, dass der Vater und der Sohn tatsächlich vor 200 Jahren Joseph Smith erschienen sind. Ich bezeuge, dass der Vater unser aller Vater und der Urheber des Plans des Glücklichseins ist. Ich weiß und ich bezeuge, dass Jesus Christus der einziggezeugte Sohn Gottes, des ewigen Vaters, ist. Ich gebe Zeugnis, dass er lebt. Er ist auferstanden; das Grab ist leer. „Er ist nicht hier; denn er ist auferstanden.“16

Ich bezeuge: Durch den Propheten Joseph Smith wurden Priestertumsvollmacht und Priestertumsschlüssel auf Erden wiederhergestellt. Das Erscheinen des Vaters und des Sohnes setzte die Wiederherstellung des Evangeliums in Gang. Ich bezeuge, dass diese Wiederherstellung bis heute fortdauert.

Ich gebe dieses Zeugnis und bekunde Ihnen meine Liebe im heiligen Namen des Herrn Jesus Christus. Amen.