Unterricht für Jugendliche und junge Erwachsene
Und Jesus sprach zu ihnen: Ich bin das Brot des Lebens


Und Jesus sprach zu ihnen: Ich bin das Brot des Lebens

Ein Abend mit Elder Gerrit W. Gong

Ansprache vor Religionslehrern des Bildungswesens der Kirche • 17. Februar 2017 • Tabernakel in Salt Lake City

Liebe Brüder und Schwestern, ich empfinde es als große Ehre, heute Abend mit Ihnen zusammenzukommen. Vielen Dank, dass so viele von Ihnen mir ihre Wertschätzung bekundet und Mut gemacht haben. Da wir heute Abend von Christus reden, uns über Christus freuen1 und von Christus lernen, bete ich darum, dass wir ihm andächtig näherkommen mögen.

Liebe Angehörige und Ehepartner, Ihre Anwesenheit ehrt mich. In der englischen Sprache sind sich die Wörter für „Ehepartner“ und „Gewürz“ sehr ähnlich. Unsere Ehepartner geben unserem Leben erst die rechte Würze. Sie stehen früh auf, Sie bleiben lange wach und Sie gehen jeden Schritt ihres Lebens im Glauben. Vielen Dank für alles, was Sie ausmacht und was Sie tun!

Den Auftrag, heute Abend als Generalautorität zu sprechen, erhielt ich mit einem Brief, den Präsident Thomas S. Monson, Präsident Henry B. Eyring und Präsident Dieter F. Uchtdorf unterschrieben hatten. Ich spüre, wie sehr die Erste Präsidentschaft einen jeden von Ihnen schätzt. Sie hat den Herrn gebeten, unser Vorhaben heute Abend zu segnen und zu inspirieren.

Als ich diesen Auftrag erhielt, bat ich Elder Kim B. Clark und Bruder Chad Webb um ein paar Informationen über Sie, unsere Lehrkräfte in Seminar und Institut sowie unsere Missionare und Angestellten beim Bildungswesen der Kirche in aller Welt.

Ich erfuhr, dass 45.731 berufene Seminar- und Institutslehrkräfte sowie Missionare in 133 Ländern unterrichten: 34.527 von Ihnen sind außerhalb der Vereinigen Staaten tätig, 11.204 innerhalb der Vereinigten Staaten. Insgesamt erteilen Sie jedes Jahr 20.807.605 Stunden Evangeliumsunterricht. Danke sehr!

Ich erfuhr, dass 2.878 Mitarbeiter von Seminar und Institut in 129 Ländern tätig sind: 1.849 von Ihnen in den Vereinigten Staaten und 1.029 außerhalb der Vereinigten Staaten. Treu erfüllen Sie überall auf der Welt Ihren Dienst – von Albanien, Botsuana, Bulgarien, Litauen, Mosambik bis hin zu Sambia, Ungarn und vielen weiteren Ländern. Danke sehr!

Einige von Ihnen unterrichten bereits seit vielen Jahren. Zum Beispiel war Schwester Enid May 35 Jahre lang in Kanada als Seminarlehrerin tätig. Sie ist erst vor kurzem entlassen worden. Schwester May unterrichtete neun ihrer zehn Kinder, zwei ihrer Enkel und ihren jetzigen Bischof. Sie sagt, sie habe Jahr für Jahr darum gebetet, dass ihr Auto das Seminarjahr überstehen möge. Als Schwester May an ihrem letzten Tag als Seminarlehrerin in ihre Auffahrt zurücksetzte, versagte schließlich das Getriebe ihres Autos.

Andere unter Ihnen fangen gerade erst zu unterrichten an, wie zum Beispiel Schwester Jang Dongran aus Korea und Schwester Johanna Mercader aus der Dominikanischen Republik. Sie haben dieses Jahr mit dem Unterrichten begonnen, obwohl sie gerade erst sechs Wochen Mitglied der Kirche waren.

Schwester Margaret Masai aus Kenia wurde schon wenige Wochen, nachdem sie sich der Kirche angeschlossen hatte, Seminarlehrerin. Bescheiden sagt sie, dass ihre Schüler, von denen viele in der Kirche aufgewachsen sind, ihre Lehrer waren und ihr zu einer Grundlage im Evangelium verholfen haben, von der sie 17 Jahre lang als Seminarlehrerin profitiert hat.

Sie unterrichten und dienen in allen Breitengraden, unter allen Bedingungen, haben Schüler aus allen Gesellschaftsschichten und mal große und mal kleine Klassen.

Bruder Benjamin Hadfield unterrichtet in North Pole in Alaska. Und Schwester Lorena Tossen unterrichtet in Ushuaia, nahe der Antarktis, wo der Südpol liegt.

Am Mittwoch unterrichtet Bruder Jared Halverson am Religionsinstitut Salt Lake University fast 400 Teilnehmer. Ich habe Bruder Halverson gefragt, wie er das macht. Er sagt: „Ich unterrichte die ganze Gruppe, wende mich aber auch Einzelnen zu und nehme die Texte der Reihe nach durch.“

Schwester Dagmara Martyniuk aus Polen, selbst noch eine junge Alleinstehende, steht früh auf, weil sie in einer Bäckerei arbeitet, und bleibt dann lange auf, um Institutsunterricht zu geben.

Der Seminarunterricht von Schwester Myra Flores-Aguilar in Honduras beginnt um fünf Uhr morgens. Und der Institutsunterricht von Bruder Reuben Adrover in San Juan in Argentinien beginnt um zehn Uhr abends.

Sie unterrichten und arbeiten auch an Grundschulen und weiterführenden Schulen in Mexiko, Kiribati, Fidschi, Tonga und Samoa.

Ihretwegen lesen mehr Jugendliche und junge Erwachsene als jemals zuvor die heiligen Schriften und die Worte der lebenden Propheten.

Ihretwegen lernen mehr Jugendliche, geistige Erkenntnis zu erlangen und sich ihre Fragen selbst zu beantworten, indem sie die Lehre verstehen.

Und Ihretwegen bringen Grundlagenkurse überall in den Bildungseinrichtungen und Religionsinstituten unserer Kirche die Teilnehmer dem Schlussstein Jesus Christus näher.

Ich sage es noch einmal: Wir bewundern, wer Sie sind und wie Sie dienen. Wo Sie auch sein und wie Ihre Lebensumstände auch aussehen mögen: Vielen Dank, dass Sie heute Abend mit offenem Herzen und offenem Sinn im Namen Christi versammelt sind – ob sie nun zwei, drei oder mehr sind.2

Nach Erledigung eines längeren gemeinsamen Auftrags sind wir einmal am Flughafen von Salt Lake City gelandet. In freudiger Erwartung sagte Präsident Boyd K. Packer: „Gerrit, meine Frau Donna schiebt jetzt das Brot in den Backofen. Es ist dann frisch und warm, wenn ich zuhause ankomme.“

Können Sie sich ein köstliches Brot vorstellen? Haben Sie es vor Augen? Riechen Sie es – frisch und warm? Schmecken Sie es – vielleicht ein bisschen süß, ein bisschen salzig?

Brot ist weltweit ein Grundnahrungsmittel. Zu allen Zeiten und unter allen Bedingungen hat der Mensch Brot gegessen. In einer Gruppe wie unserer kennt man Brot natürlich in allen Formen und Größen, mit allen möglichen Zutaten und sogar unter verschiedenen Namen.

Vielleicht, weil alle Menschen überall etwas mit Brot anfangen können und darauf angewiesen sind, hat unser Heiland verkündet: „Ich bin das Brot des Lebens.“3

In dieser Welt essen wir inmitten von Dornen und Disteln im Schweiße unseres Angesichts Brot, wie einst Adam und Eva. Die Entscheidungsfreiheit stellt uns vor echte Alternativen. Geistiges Wachstum entsteht aus echten Herausforderungen. Aber unser Heiland lässt uns nicht nur die Unwägbarkeiten und Schwierigkeiten dieser Welt sehen, die Beschränkungen und Unzulänglichkeiten. Unser Heiland segnet uns mit Manna, unserem täglichen Brot, seiner Verheißung beim Abendmahl, dass wir Leben, Hoffnung, Freude haben können, und dies in Fülle.4

Unser Herr verkündet:

„Ich, der Herr, habe die Himmel ausgespannt und die Erde gebaut, ja, meiner Hände Werk; und alles darin ist mein.

Und es ist meine Absicht, für meine Heiligen zu sorgen. …

Denn die Erde ist voll, und es ist genug vorhanden, ja, dass noch übrigbleibt.“5

Anders ausgedrückt: Seine Welt ist keine Welt der Unwägbarkeiten und Schwierigkeiten. Seine Welt ist eine Welt der Brote und Fische.

Erinnern Sie sich an die Szene, wie Jesus die Menschenmenge mit ein paar Broten und Fischen speist? Sehen wir uns das einmal an und stellen wir uns vor, wir wären dabei.

[Video]

Jesus: „Seht nur die Menschen.“

Jünger 1: „Der Ort ist abgelegen, und es ist schon spät geworden. Schick doch die Menschen weg, damit sie in die Dörfer gehen und sich etwas zu essen kaufen können. Sie haben nichts zu essen.“

Jesus: „Gebt ihr ihnen zu essen!“

Jünger 2: „Sollen wir für zweihundert Denare Brot kaufen und es ihnen zu essen geben?“

Jesus: „Wie viele Brote habt ihr?“

Jünger 1: „Fünf, und zwei Fische.“

Jesus: „Bringt sie mir her! Teilt die Menschen in Gruppen von fünfzig, damit sie essen können. … O Vater, Herr des Himmels und der Erde, ich danke dir für deine Gaben. Amen.“6

[Ende des Videos]

In vier Berichten im Neuen Testament7 wird beschrieben, wie unser Heiland fünftausend Menschen speiste. In zwei weiteren Berichten im Neuen Testament8 wird beschrieben, wie unser Heiland ein andermal viertausend Menschen speiste. Diese großen Menschenmengen bestanden anscheinend aus Männern und auch Frauen und Kindern.9

Wir sagen manchmal: Gott steckt in den Einzelheiten. Ich habe vor kurzem die in den Evangelien nach Matthäus, Markus, Lukas und Johannes und den dazugehörigen Kommentaren zu findenden Einzelheiten darüber, wie unser Heiland fünftausend Menschen speiste, zu einer einzigen, dem Wortlaut der heiligen Schriften folgenden Erzählung zusammengefügt.

Bitte laden Sie den Heiligen Geist ein, Ihnen den Verstand zu öffnen, wenn wir nun Berichte aus den heiligen Schriften und Evangeliumsgrundsätze anhand des Beispiels betrachten, das uns der Heiland gibt.

Wir beten darum, dass mehr Wertschätzung für das Wirken unseres Heilands uns, unsere Familien und unsere Schüler dem Herrn näherbringen möge.

Es folgt nun unsere aus den heiligen Schriften zusammengefügte Erzählung:

„Die Apostel versammelten sich wieder bei Jesus und berichteten ihm alles, was sie getan und gelehrt hatten.

Da sagte er zu ihnen: Kommt mit an einen einsamen Ort, wo wir allein sind, und ruht ein wenig aus. Denn sie fanden nicht einmal Zeit zum Essen, so zahlreich waren die Leute, die kamen und gingen. …

Aber man sah sie abfahren und viele erfuhren davon; sie liefen zu Fuß aus allen Städten dorthin und kamen noch vor ihnen an.

Als er ausstieg und die vielen Menschen sah, hatte er Mitleid mit ihnen; denn sie waren wie Schafe, die keinen Hirten haben.“10

„Er empfing sie freundlich, redete zu ihnen vom Reich Gottes und heilte alle, die seine Hilfe brauchten.“11

„Als es Abend wurde, kamen die Jünger zu ihm und sagten: Der Ort ist abgelegen, und es ist schon spät geworden. Schick doch die Menschen weg“12, „damit sie in die umliegenden Gehöfte und Dörfer gehen und sich etwas zu essen kaufen können“13.

„Jesus antwortete: Sie brauchen nicht wegzugehen. Gebt ihr ihnen zu essen!“14

„Sie sagten zu ihm: Sollen wir weggehen, für zweihundert Denare Brot kaufen und es ihnen geben, damit sie zu essen haben?“15

„Einer seiner Jünger, Andreas, der Bruder des Simon Petrus, sagte zu ihm:

Hier ist ein kleiner Junge, der hat fünf Gerstenbrote und zwei Fische; doch was ist das für so viele!“16

„Darauf antwortete er: Bringt sie her!“17

„Dann befahl er ihnen, den Leuten zu sagen, sie sollten sich in Gruppen ins grüne Gras setzen.“18„Es gab dort nämlich viel Gras.“19„Und sie setzten sich in Gruppen zu hundert und zu fünfzig.“20

„Jesus aber nahm die fünf Brote und die zwei Fische, blickte zum Himmel auf, segnete sie und brach sie“21, „sprach das Dankgebet“22 „und gab sie den Jüngern; die Jünger aber gaben sie den Leuten“24. „Auch die zwei Fische ließ er unter allen verteilen“24 und sie bekamen „so viel sie wollten“25.

„Und alle aßen“26 „und wurden satt“27.

„Als die Menge satt war, sagte er zu seinen Jüngern: Sammelt die übriggebliebenen Brotstücke, damit nichts verdirbt.“28

„Als die Jünger die übriggebliebenen Brotstücke einsammelten“29, „füllten [sie] zwölf Körbe mit den Stücken [der fünf Gerstenbrote]“30 „und auch der Fische“31, „die … nach dem Essen übrig waren“32.

„Es waren etwa fünftausend Männer, die an dem Mahl teilnahmen, dazu noch Frauen und Kinder.“33

„Nachdem er sich von ihnen verabschiedet hatte, ging er auf einen Berg, um zu beten.“34

„Als die Menschen das Zeichen sahen, das er getan hatte, sagten sie: Das ist wirklich der Prophet, der in die Welt kommen soll.“35

Was fällt Ihnen daran auf, was empfinden Sie dabei oder was lernen Sie daraus, dass Jesus Christus jeden von uns und uns alle mit fünf Broten und zwei kleinen Fischen speist? Waren die Brote wie Manna, süß wie Koriander und Honig?36 Wie haben zwei kleine Fische uns alle gespeist – uns satt gemacht?

Mir sind die folgenden neun Punkte oder Eindrücke aufgefallen, die uns vielleicht helfen können, unseren Heiland besser zu verstehen, ihm näherzukommen und mehr so wie er zu werden.

Punkt 1: Unser Heiland hat Mitleid.

Am Anfang stehen bei vielen Wundern, die unser Heiland vollbracht hat, sein Verständnis und sein Mitleid. Er weiß, wie es in uns aussieht und in welcher Lage wir sind. Er fühlt bei allem mit, was wir hoffen, was uns schmerzt, was wir uns wünschen und was wir brauchen.

Es waren qualvolle Zeiten. Johannes der Täufer war enthauptet worden. Sein Kopf war auf einer Schale hereingetragen worden, weil ein jämmerlicher König dies der Tochter einer boshaften Mutter dafür versprochen hatte, dass sie für ihn tanzte. Unser Heiland und seine Jünger hatten sich an einen abgelegenen Ort begeben, um auszuruhen. Doch was empfindet unser Heiland, als er die vielen Menschen sieht? Er hat „Mitleid mit ihnen“37. Er empfängt sie freundlich. Er belehrt sie. Er heilt sie. Und er weiß, ganz pragmatisch, dass sie nichts zu essen haben.38

Während seines ganzen Wirkens hat unser Heiland Mitleid: Mitleid mit dem Aussätzigen,39 Mitleid mit dem von einem unreinen Geist besessenen Sohn eines Mannes,40 Mitleid mit einer verwitweten Mutter, deren einziger Sohn gestorben ist.41 Unser Heiland lehrt uns, wie der barmherzige Samariter zu sein, der Mitleid mit dem Mann hatte, der verwundet dem Tod überlassen wurde.42

Der Vater des verlorenen Sohnes hatte ebenfalls Mitleid und lief ihm schon entgegen, als er ihn „von Weitem kommen“43 sah. Wo wir gerade von Brot sprechen, ist es doch interessant, dass der verlorene Sohn zu folgender Einsicht kam, als er „in sich“ ging: „Wie viele Tagelöhner meines Vaters haben mehr als genug [Brot] zu essen.“44

Unser Heiland hat am Anfang Mitleid. Am Ende ist er voll barmherziger Güte.

In den Evangelien wird berichtet, dass Jesus die Menschen wegschickte, nachdem er sie gespeist hatte. In einer Fußnote zum Markus-Evangelium heißt es in der englischen Bibel jedoch, dass er sie nicht wegschickte, sondern sich von ihnen verabschiedete.45 Können Sie hören, wie Jesus sich von den Menschen, die weggehen, nachdem er sie gespeist hat, voller Mitleid verabschiedet?

Punkt 2: Unser Heiland beginnt mit dem, was man hat.

Da er die vielen Menschen speisen möchte, fragt unser Heiland zunächst seine Jünger, was sie haben. Er ist der Schöpfer der Welt, der Herr über Himmel und Erde, und doch beginnt er mit dem, was sie haben, und dort, wo sie stehen.

„Hier ist ein kleiner Junge, der hat fünf Gerstenbrote und zwei Fische.“46

Unser Heiland fängt mit dem an, was sie haben: „Bringt sie her!“47

Haben Sie schon einmal sich selbst, Ihren Unterrichtsstoff oder diejenigen, die Sie unterrichten müssen, betrachtet und sich gefragt, wie denn das, was Sie haben, überhaupt genug sein kann? Vielleicht betrachten wir wie die Jünger unsere wenigen kleinen Brote und Fische und sagen uns verwundert: „Doch was ist das für so viele!“48

Als Lehrer bitten wir jeden Schüler oder Teilnehmer, sich am Unterricht zu beteiligen. Manche beteiligen sich mehr, manche weniger. Als Lernende und Lehrer (und wir sind beides) beginnen wir mit dem, was wir haben, mit dem, der wir jetzt sind. Der Herr kann uns dann groß machen und unseren Bemühungen zu mehr Erfolg verhelfen. Der Grundsatz, dass unser Wachstum dort beginnt, wo wir stehen, spiegelt die im Buch Mormon zu findende Wahrheit wider, dass wir durch seine Gnade errettet werden, „nach allem, was wir tun können“49.

Er lächelt, wenn wir ihm bringen, was wir haben und wer wir sind, und zu ihm kommen.

Punkt 3: Unser Heiland geht in geordneter Weise vor.

Waren Sie schon einmal in einer großen Menschenmenge, wo alle geschubst und gedrängelt und nach etwas gegriffen haben? Ich habe das einmal erlebt. Diejenigen, die vorne waren, nahmen keine Rücksicht auf diejenigen, die hinten waren. Ich dachte besorgt: Wenn jetzt jemand hinfällt, wird er niedergetrampelt.

Unser Heiland hingegen „befahl ihnen [den Jüngern], den Leuten zu sagen, sie sollten sich in Gruppen“ hinsetzen50, und zwar geordnet, nämlich „in Gruppen zu hundert und zu fünfzig“51.

In der Kirche sprechen wir bei den Pionieren von Gruppen oder auch von Gruppen, die den Tempel besuchen. Eine Gruppe kann also auch ein geordneter Verbund sein, der einen gemeinsamen höheren Zweck verfolgt.

Obwohl der Ort als einsam und abgelegen bezeichnet wird, lässt unser Herr die Menschen dort nicht auf staubigem kahlem Boden sitzen. Er weist die Gruppen an, sich „ins grüne Gras“52 zu setzen. Er hat einen Ort ausgewählt, wo es „viel Gras“53 gibt.

Punkt 4: Unser Heiland bringt seine Dankbarkeit zum Ausdruck.

Er nahm die Brote und Fische, „blickte zum Himmel auf, segnete sie und brach sie“54.

Der Schöpfer von Himmel und Erde, der König der Könige selbst bekundet seinen Dank, bevor er die Brote und Fische verteilen lässt und unter ihnen allen vervielfältigt, sodass sie essen können, „so viel sie [wollen]“55.

Punkt 5: Unser Heiland speist die Jünger und weist sie an, die Menschen zu speisen.

Wir finden hier Ordnung vor, doch es ist noch mehr als Ordnung. Die Hirten werden gestärkt, damit die Hirten die Schafe stärken können. Die Lehrer werden unterwiesen, damit die Lehrer die Schüler unterweisen können. Dieses göttliche Muster findet sich in der Bibel, im Buch Mormon und in der wiederhergestellten Kirche Christi. Und er gab die Brote „den Jüngern; die Jünger aber gaben sie den Leuten“56.

Dies ist die großartige Gabe des geistigen Gebens und Nehmens. Wenn wir wissen, dass wir unterrichten sollen, lernen wir leichter. Wenn wir andere darin unterrichten, wie man lernt, lernen wir, wie man unterrichtet. Wenn wir vorbildlich lernen und unterrichten, erkennen unsere Schüler leichter, dass auch sie lernen und unterrichten können.

Punkt 6: Unser Heiland speist gleichzeitig die Fünftausend und den Einzelnen.

Auf wundersame Weise werden die Brote und Fische zerteilt und dann für jeden in der Menge vervielfältigt. „Und alle aßen“57 „und wurden satt“58.

Um ein solches Wunder bemühen wir Lehrer uns: die ganze Klasse und den Einzelnen zu unterrichten. Das setzt voraus, dass wir uns um die Fünftausend und um den Einzelnen kümmern. Wir müssen auf allgemeine Fragen ebenso eingehen wie auf die Bedürfnisse Einzelner. Das ist nicht nur ausgewogen, es ermöglicht auch das geistige Wunder, dass aus dem, womit wir angefangen haben, schließlich genug wird.

Punkt 7: Unser Heiland sorgt dafür, dass nichts verdirbt oder verlorengeht.

„Als die Menge satt war, sagte er zu seinen Jüngern: Sammelt die übriggebliebenen Brotstücke, damit nichts verdirbt.“59

Zum Teil beginnt die Dankbarkeit für das, was wir haben, damit, dass wir dafür sorgen, dass am Ende nichts verdirbt oder verlorengeht. Das Wirtschaftssystem des Himmels kennt keine Vergeudung. Am Anfang wird aus dem Vollen geschöpft, am Ende lässt man nichts verlorengehen.

Elder Richard G. Scott hat darüber gesprochen, wie wir Eindrücke aufschreiben und erkennen können, ob noch mehr nachfolgt.60 In diesem Ablauf – wiederholt fragen, eine Antwort erhalten, sie aufschreiben, darüber nachdenken, sie befolgen und fragen, ob noch mehr nachfolgt – spiegelt sich die Erklärung unseres Heilands wider, dass denen, die hören, „noch mehr gegeben“61 wird.

Und es gibt noch mehr. Als der Heiland sich als das Brot des Lebens bezeichnete, merkte er an: „Es ist aber der Wille dessen, der mich gesandt hat, dass ich keinen von denen, die er mir gegeben hat, zugrunde gehen lasse.“62 Er behütet diejenigen, die ihm vom Vater gegeben wurden, damit keiner verlorengeht. Als Lehrer, Missionare und Angestellte tun wir voller Glauben alles, was in unserer Macht steht, um diejenigen, die unserer Obhut anvertraut wurden, zu behüten, damit keiner verlorengeht.

Punkt 8: Mit unserem Heiland haben wir am Ende mehr als am Anfang.

Während die Jünger dankbar dafür sorgen, dass nichts verdirbt und niemand verlorengeht, bemerken sie ein weiteres Wunder: „Als die Jünger die übriggebliebenen Brotstücke einsammelten“63, „füllten [sie] zwölf Körbe mit den Stücken [der fünf Gerstenbrote]“64 „und auch der Fische“65, „die … nach dem Essen übrig waren“66.

Eines der Wunder geistiger Vervielfältigung ist, dass wir mit unserem Heiland am Ende mehr haben als am Anfang. Wir haben am Ende mehr Liebe, mehr Bildung, mehr Inspiration, mehr Freundlichkeit als am Anfang. Wenn wir vom Geist erfüllt unterrichten, kehrt dies zu uns zurück wie Brot auf dem Wasser – wie Brote und Fische, mit mehr als am Anfang.

Fassen wir zusammen, was wir bisher besprochen haben:

Unser Heiland weiß, wie es in uns aussieht und in welcher Lage wir sind. Er hat Mitleid und will uns in jeder Hinsicht segnen und satt machen.

Er setzt dort an, wo wir stehen, beginnt mit dem, was wir haben, und nimmt sogar die wenigen Brote und Fische eines kleinen Jungen an.

Er geht in geordneter Weise vor.

Er ist dankbar. Er blickt zum Himmel auf, bevor er den Lobpreis spricht und die Brote bricht.

Er gibt zuerst den Jüngern und bittet sie dann, den Menschen zu geben.

Er weiß, wie man sich gleichzeitig um die Fünftausend und den Einzelnen kümmert und sie unterweist.

Er sammelt dankbar ein, was wir haben, damit nichts verlorengeht.

Er gibt uns zu verstehen, dass wir am Ende mehr haben als am Anfang.

Und es gibt noch mehr. Die Speisung der Menschenmenge ist weder das erste noch das letzte Mal, dass unser Heiland Brot und Fisch verwendet, um uns seinen Reichtum zu zeigen und ihn zu bezeugen.

Und nun der neunte und letzte Punkt.

Punkt 9: Wer Augen hat, um zu sehen, und Ohren, um zu hören, dem zeigt der Heiland den Reichtum, der im Abendmahl steckt, und bezeugt diesen.

„Als die Menschen das Zeichen sahen, das er getan hatte, sagten sie: Das ist wirklich der Prophet, der in die Welt kommen soll.“67

Als unser Heiland später spezifisch über die Brote und Fische spricht, fragt er seine Jünger:

„Erinnert ihr euch nicht:

Als ich die fünf Brote für die Fünftausend brach, wie viele Körbe voll Brotstücke habt ihr da aufgesammelt? Sie antworteten ihm: Zwölf.

Und als ich die sieben Brote für die Viertausend brach, wie viele Körbe voll habt ihr da aufgesammelt? Sie antworteten: Sieben.“68

Ich wiederhole: Seine Welt ist eine Welt der Brote und Fische – des Reichtums.

Gegenüber der Frau am Brunnen bezeichnet sich unser Heiland als lebendiges Wasser, was in einem trockenen Land von besonderer Bedeutung ist. Jesus sagt zu ihr: „Wer … von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben werde, wird niemals mehr Durst haben; vielmehr wird das Wasser, das ich ihm gebe, in ihm zur sprudelnden Quelle werden, deren Wasser ewiges Leben schenkt.“69

Denjenigen, die Jesus fragen: „Unsere Väter haben das Manna in der Wüste gegessen[; kannst du uns] Brot vom Himmel [zu essen geben?]“70, antwortet er: „Mein Vater gibt … das wahre Brot vom Himmel“.73 „Ich bin das Brot des Lebens.“72 „Wer glaubt, hat das ewige Leben.“73

Es gibt nichts Grundlegenderes, Lebensnotwendigeres oder Allgemeineres als Brot und Wasser. Was empfangen wir, wenn das Brot des Lebens und das lebendige Wasser zusammenkommen? Selbstverständlich das Abendmahl.

Gegen Ende seines irdischen Wirkens nahm unser Heiland nach einem Muster, das die Jünger schon einmal gesehen hatten, „Brot, sprach das Dankgebet, brach das Brot und reichte es ihnen mit den Worten: … Tut dies zu meinem Gedächtnis!“74

Zu Beginn seines Wirkens nach der Auferstehung führt unser Heiland unter den Nephiten, seinen anderen Schafen, das Abendmahl ein und folgt dabei erneut einem vertrauten Muster:

Er gebietet seinen Jüngern, Brot und Wein herzubringen.

Er weist die Menschen an, sich auf die Erde zu setzen.

Er nimmt das Brot und bricht und segnet es.

Er gibt den Jüngern davon und gebietet ihnen zu essen.

Und nachdem die Jünger gegessen haben und satt geworden sind, gebietet er ihnen, den Menschen davon zu geben.

Die Menschen essen und werden satt.75

Später teilt unser Herr abermals unter den Nephiten das Abendmahl aus und beschafft dieses Mal auf wunderbare Weise Brot und Wein.

„Nun war aber kein Brot und auch kein Wein [vorhanden.]

Aber er gab ihnen wahrhaftig Brot zu essen und auch Wein zu trinken.“76

Er verheißt, dass diejenigen, die für ihre Seele von dem Brot und dem Wein gekostet haben, „nie hungern noch dürsten, sondern … satt sein [werden]“77.

Ja, „als … die ganze Menge gegessen und getrunken hatte, siehe, da wurden sie vom Geist erfüllt.“78

Dies ist die Erfüllung der großartigen Verheißung beim Abendmahl an die Menschen zu allen Zeiten und in jeder Lebenslage, an uns alle, die wir im Leben auf Brot und Wasser angewiesen sind: „Gesegnet sind alle, die hungern und dürsten nach Rechtschaffenheit, denn sie werden vom Heiligen Geist erfüllt werden.“79

Brüder und Schwestern, danke, dass Sie in einer geistig hungernden und dürstenden Welt ein bemerkenswerter Lernender und Lehrer sind! Danke, dass Sie aus jeder Unterrichtsstunde, jedem Gespräch der Unterrichtsteilnehmer ein geistiges Festmahl mit Broten und Fischen machen!

Brüder und Schwestern, ich habe verspürt, wie mich eine Fülle an Liebe zu meinem Heiland innerlich wie ein Quell lebendigen Wassers überströmt.

Als ich kürzlich anderen Brot und Wasser reichen durfte, verspürte ich die große Liebe unseres Heilands zu den Empfängern dieser heiligen Symbole. Ich verspürte gegenüber unserem Heiland auch große Dankbarkeit dafür, dass er die heilige Handlung des Abendmahls eingeführt hat.

Beim Nachdenken (auch am Sonntag) verspüre ich gelegentlich die leise Bestätigung, dass ich alles tue, was ich kann. Öfter noch verspüre ich die Hoffnung und den Ansporn, dass ich trotz meiner Unzulänglichkeiten „zu Christus [kommen und] in ihm vollkommen“80 werden kann.

Ich hoffe, Brot und Fisch, Brot und Wasser haben für jeden von Ihnen eine neue Bedeutung bekommen.81

Ich hoffe, Sie finden Freude daran, betrachten es als Abenteuer und werden inspiriert, die Berichte in den heiligen Schriften, Evangeliumsgrundsätze und die Worte der lebenden Propheten und Apostel miteinander zu verbinden und dabei Ihrer heiligen Pflicht nachzukommen, Ihren Schülern zu helfen, dass sie unseren Heiland besser kennenlernen und ehrfürchtig zu ihm kommen.

Ich hoffe, Sie denken daran, dass die Erde mitsamt ihrer Fülle dem Herrn gehört.82 Seine Welt ist eine Welt der Brote und Fische. Seine Verheißung beim Abendmahl lautet, dass reichlich vorhanden ist, sodass noch übrigbleibt.

Ich lege dankbar Zeugnis ab für Gott, unseren ewigen Vater, seinen heiligen Sohn, unseren Heiland Jesus Christus, und den Heiligen Geist. Ich lege dankbar Zeugnis ab für die wiederhergestellten Wahrheiten und die ununterbrochene Nachfolge in der Priestertumsvollmacht, vom Propheten Joseph Smith bis hin zu Präsident Thomas S. Monson heute, für die heiligen Schriften und für den Trost, die Orientierung und die Freude, die wir empfangen, wenn wir seinen Geist bei uns haben, weil wir immer an ihn denken.

Ganz gleich, wo Sie sind, wie Ihre Lebensumstände aussehen und welche Freuden und Schwierigkeiten Ihnen begegnen: Ich hoffe, dass Sie an unserem heutigen gemeinsamen Abend verspürt haben, wie sehr der Herr und seine Kirche Sie lieben. Das gilt für ihn so wie für uns. Im heiligen Namen unseres Herrn und Heilands Jesus Christus. Amen.