2000–2009
Unserer Familie durch unsere Bündnisse ein Segen sein
Oktober 2002


Unserer Familie durch unsere Bündnisse ein Segen sein

Wenn wir unsere Bündnisse halten, empfangen wir im Gegenzug großartige Verheißungen.

Schwestern, es ist wundervoll, heute Abend bei Ihnen zu sein. Sie sind so gute Frauen. Sie sind glaubenstreue, rechtschaffene Töchter Gottes und bemühen sich nach besten Kräften, die Bündnisse zu halten, die Sie mit dem himmlischen Vater geschlossen haben.

Ich hoffe, dass alle von Ihnen die Gelegenheit hatten, das Poster zu sehen, das wir ausgewählt haben, um unser Motto „Hier bin ich, sende mich!“ darzustellen. Das Gemälde Die Ankunft der Pioniere stammt von Schwester Minerva Teichert – einer Mutter, Ehefrau und anerkannten Künstlerin. Uns gefällt dieses Gemälde sehr. Uns gefällt der Gesichtsausdruck der Frau, die mit ihrer Familie an ihrer Seite geht. Und besonders gefällt uns ihre Tasche. Zwar werden wir nie wissen, was sie enthält, doch erinnert sie mich an andere Taschen, die ich in der Kirche sehe. Ich habe sie schon getragen und Sie sicher auch! In meinen habe ich oftmals die heiligen Schriften, Unterrichtsmittel, Babyflaschen, Malbücher, Papier und Buntstifte mitgebracht.

Schwestern, genauso wie wir in der Kirche unsere Taschen tragen, müssen wir, bildlich gesprochen, eine andere Tasche mitnehmen, wohin wir auch gehen – und in jener Tasche befindet sich unser Schatz an Bündnissen. Denn wir sind Frauen des Bundes. Ich möchte zu Ihnen darüber sprechen, wie unsere Bündnisse eine rechtschaffene Familie stärken können.

Es ist wichtig zu wissen, dass eine rechtschaffene Familie nicht immer gleich aussieht. Einige rechtschaffene Familien haben zwei Elternteile, doch manchmal gibt es aufgrund von Tod oder Scheidung nur einen. Manche rechtschaffene Familien haben viele Kinder, andere haben – zumindest im Augenblick – gar keine. Die meisten Mitglieder sind irgendwann einmal alleinstehend, doch Elder Marvin J. Ashton hat uns gelehrt, dass „Gott und ein Einzelner eine Familie bilden“1. In manchen rechtschaffenen Familien arbeitet nur der Vater außer Haus und in anderen müssen beide Erwachsenen arbeiten gehen. Was wir als rechtschaffene Familien, obwohl wir uns unterscheiden, also gemeinsam haben, sind die Bündnisse, die wir heilig halten.

Ich denke als Erstes an die Bündnisse hinsichtlich der Gesetze des Evangeliums, beispielsweise den Zehnten, den Besuch der Kirche oder das Wort der Weisheit. Ich brauche Ihnen nicht zu sagen, Schwestern, dass unsere Familie gesegnet wird, wenn wir diese Bündnisse halten. Das heißt nicht, dass wir niemals leiden werden, doch wir wissen, dass man letztlich belohnt wird, wenn man seine Bündnisse hält.

Andere Bündnisse verpflichten uns zu sittlichem Verhalten – sowohl zum richtigen Umgang miteinander als auch zu Verhaltensregeln, die unseren Körper betreffen. Wir müssen unseren Kindern moralisch einwandfreie Verhaltensgrundsätze wie Ehrlichkeit, Achtung, Redlichkeit und Güte in Wort und Tat vermitteln. Wir schicken unsere Kinder in eine Welt hinaus, in der diese Verhaltensgrundsätze schwinden. Wir jedoch müssen sie durch das Wort und – mehr noch – durch unser Beispiel anständiges und ehrliches Verhalten lehren.

Wie sieht es mit den Verhaltensregeln aus, die unseren Körper betreffen? Schwestern, wir müssen unseren Kindern ein Beispiel für das geben, was wir bezüglich Kleidung, äußerer Erscheinung und Keuschheit erwarten. Vor zwei Jahren hat uns Präsident Hinckley in dieser Versammlung geraten, unsere Kinder zu unterweisen, solange sie noch klein sind, und niemals aufzugeben.2 Unser Maßstab steht fest, doch wir wissen, dass die Wege der Welt zu oft unsere Wege und die Wege unserer Kinder werden.

Ich habe einmal eine Mutter sagen hören, bei all den schlechten Einflüssen, denen ihre Töchter ausgesetzt seien, müsse sie sich entscheiden, welche Kämpfe sie ausfechten wolle. Sie hatte nämlich beschlossen, nicht gegen den Kleidungsstil ihrer Töchter anzukämpfen. Aber es lohnt sich, für die Schicklichkeit zu kämpfen, denn sie wirkt sich sehr oft auf ernstere sittliche Angelegenheiten aus. Das bedeutet nicht, dass wir von unseren Töchtern und Söhnen verlangen müssen, sich von Kopf bis Fuß zu bedecken, doch es heißt, ihnen zu helfen, sich in einer Weise zu kleiden, die zeigt, dass sie Kinder Gottes sind. Schwestern, Sie sind weise und bewundernswerte Mütter. Sie brauchen kein Handbuch, um zu wissen, was angemessene Kleidung ist. Folgen Sie dem Geist, und Sie und Ihre Kinder werden wissen, was richtig ist.

Wir müssen auch dafür sorgen, dass unsere Kinder die Erwartungen des Herrn hinsichtlich ihres Sexualverhaltens kennen. Der Maßstab der Keuschheit hat sich nie geändert – die Kinder müssen wissen, wo die Grenze liegt. Doch wir erleben viel zu oft, wie unsere Kinder Verhaltensweisen rechtfertigen, von denen sie wissen, dass sie falsch sind, und das Verhalten der Welt nachahmen. Wir müssen alle Verlegenheit und jegliches Unbehagen überwinden, so dass wir mit unseren Teenagern freimütig sprechen können. Sie müssen ganz konkret – nicht ungefähr – wissen, welches Verhalten für einen Mann beziehungsweise eine Frau außerhalb der Ehe zulässig ist. Wenn wir ihnen die Maßstäbe nicht vermitteln, wird es die Welt tun – mit verheerenden Folgen.

Das gleiche gilt für die neueste Bedrohung: die Technik. Leider können auch die besten Filter nicht garantieren, dass nichts Entwürdigendes in unser Zuhause gelangt. Das Internet ist zwar wunderbar, doch wir müssen damit und mit anderen Medieneinflüssen zu Hause vorsichtig umgehen. Die Pornografie nimmt überhand und schleicht sich in das Leben der Mitglieder der Kirche ein und wendet ihr Herz von den Maßstäben Gottes ab.

Der wichtigste Bund im Zusammenhang mit der Familie ist der Bund der ewigen Ehe. Wir wissen, „die Ehe zwischen Mann und Frau [ist] von Gott verordnet und … [die Familie steht] im Plan des Schöpfers für die ewige Bestimmung seiner Kinder im Mittelpunkt“3. In der Familie liegen sowohl unsere größte Verantwortung als auch unser größter Segen.

Das Motto dieser Konferenz lautet „Hier bin ich, sende mich!“. Diese Worte sind ein Versprechen an den Herrn und drücken aus, dass wir bereit sind, zu dienen. Wenn wir unsere Bündnisse halten, empfangen wir im Gegenzug großartige Verheißungen. Präsident Boyd K. Packer hat geschrieben:

„Es ist nicht ungewöhnlich, dass verantwortungsbewusste Eltern eines ihrer Kinder an Einflüsse verlieren, über die sie keine Gewalt haben. Sie sorgen sich um ihre rebellischen Söhne und Töchter. Sie zerbrechen sich den Kopf darüber, warum sie so hilflos sind, obwohl sie sich so sehr bemüht haben, ihre Aufgabe gut zu erfüllen. Ich bin davon überzeugt, dass diese schlechten Einflüsse eines Tages überwunden sein werden. …

Wir können nicht genug betonen, wie wichtig die Eheschließung im Tempel, die bindende Kraft der Siegelung und die dafür erforderliche Würdigkeit sind. Solange die Eltern ihre am Altar im Tempel geschlossenen Bündnisse einhalten, bleiben ihre Kinder für immer an sie gebunden.“4

Schwestern, diese Verheißung verleiht mir große Hoffnung. Lassen Sie uns voller Vertrauen durchs Leben gehen, mit unseren hellen Taschen voller guter Sachen fest im Arm, doch lassen sie uns auch herausnehmen, was wir nicht brauchen. Überflüssiger Ballast behindert uns nur. Entledigen wir uns der „Was wäre wenns“ und der „Wenn doch nurs“, und „[werfen wir unsere] Sorge auf den Herrn“5. Ich muss mich Ihnen dabei anschließen. Geben wir einfach jeden Tag unser Bestes und lassen wir den Herrn ausgleichen, was wir nicht schaffen. Das ist eine seiner Verheißungen an uns.

Ich möchte Ihnen zum Schluss noch von einer Frau erzählen, der ich nie begegnet bin, die ich aber sehr lieb habe, weil sie ihren Bündnissen treu war. Meine Ur-Urgroßmutter, Charlotte Gailey Clark, gehörte zu den letzten 295 Personen, die im Nauvoo-Tempel kurz vor Beginn des großen Zugs nach Westen ihre Bündnisse empfangen sollten. Der Tempel war geschlossen worden, da die Heiligen gezwungen waren, den Ort zu verlassen, ohne dass alle, die würdig waren, die Begabung noch empfangen konnten. Meine Ur-Urgroßmutter und ihr Mann sollten ihre Familie nach Westen führen, und sie wollte diese Bündnisse eingehen, ehe sie sich auf die Reise begab. In den letzten Monaten habe ich sehr oft an sie gedacht. Ich möchte ihr eines Tages sagen: „Großmutter, danke dafür, dass du deine Bündnisse gehalten hast. Es ist ein großer Segen, deine Enkelin zu sein. Deine Glaubenstreue ist mir und meiner Familie ein Segen – und so wird es in allen zukünftigen Generationen sein.“ Und, Schwestern, unsere Kinder und Enkelkinder können einesTages das Gleiche zu uns und von uns sagen. Eines Tages werden sie uns dafür danken, dass wir diese „Tasche“ voller Bündnisse bei uns getragen haben und sie dafür genutzt haben, unserer Familie ein Segen zu sein.

Möge der himmlische Vater uns segnen, dass wir diese Bündnisse halten können, so dass unsere Familie wegen unseres rechtschaffenen Lebens gestärkt und gesegnet wird. Im Namen Jesu Christi. Amen.

  1. „Be a Quality Person“, Fireside für Alleinstehende, 30. August 1992.

  2. Siehe „Die größte Herausforderung, vor der Sie als Mutter stehen“, Liahona, Januar 2001, Seite 114.

  3. „Die Familie – eine Proklamation an die Welt“, Liahona, Oktober 1998, Seite 24.

  4. „Unsere moralische Umwelt“, Der Stern, Juli 1992, Seite 62f.

  5. Psalm 55:23.