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Liebe, Nächstenliebe und Dienen


8. Lektion

Liebe, Nächstenliebe und Dienen

Diese Lektion soll uns helfen, unsere Mitmenschen zu lieben und ihnen zu dienen.

Gott liebt uns auf vollkommene Weise

Vollkommene Liebe, nämlich Nächstenliebe, ist die reine Christusliebe (siehe Moroni 7:47). Denjenigen, die diese Liebe erfahren haben, fällt es schwer, sie zu beschreiben. Schwester Emma Braack aus den Vereinigten Staaten hat erzählt, wie ihr Mann die Liebe Gottes erfahren hat:

„Bert Braack … hat die Ermahnung der Bibel – ‚Bittet, dann wird euch gegeben; sucht, dann werdet ihr finden; klopft an, dann wird euch geöffnet‘ (Matthäus 7:7) – als persönliche Aufforderung zum Gebet aufgefasst. …

Er wollte unbedingt wissen, ob es einen Gott gibt, und wenn ja, was dies für ein Gott ist.

Er fing an, verschiedene Kirchen zu besuchen und in der Bibel zu lesen. Die Worte in Matthäus bewegten ihn, Gott zu fragen… Und so … sprach er, getrieben von dem brennenden Wunsch, die Wahrheit zu erkennen, sein erstes Gebet: ‚Wenn es dich gibt, Gott, dann lass es mich wissen; und ich werde tun, was du von mir verlangst.‘ Während er so kniete, geschah nach seinen Worten Folgendes: ‚Tiefer Friede umfing mich, das Herz brannte in mir und nie gekannte Freude durchströmte mich. Mir war, als hätte man mich von Kopf bis Fuß in eine herrliche geistige Substanz getaucht.‘

Dieses Gefühl hielt drei Tage lang an. Über diese ganze Zeit sagt er: ‚Ich spürte kaum, dass meine Füße den Boden berührten. Reine Gottesliebe schien mich völlig zu umhüllen und das war wunderbar. Während dieser Zeit brachte ich allem Liebe entgegen. Ich hatte mir nie viel aus Kindern gemacht, aber jetzt empfand ich tiefe Liebe für sie. Früher hatte ich über den Regen geschimpft, doch nun freute ich mich über jeden einzelnen Regentropfen, der mich durchnässte. Wenn das alles ein kleiner Vorgeschmack auf die Gottesliebe ist, die das celestiale Reich erfüllt, dann braucht man sich nicht darüber zu wundern, dass Lamm und Löwe beieinander liegen können, und es nichts gibt, was verletzt oder ängstigt.“ Bert Braack schloss sich später der Kirche an. („A Small Taste of Love“, Ensign, August 1976, Seite 36.)

• Die Teilnehmerinnen sollen sich an Zeiten erinnern, wo sie von Liebe erfüllt waren.

• Warum müssen wir wissen, dass Gott jeden von uns liebt?

Der Erretter hat uns durch sein Beispiel gezeigt, wie wir lieben sollen. Obwohl man ihn ungerecht behandelte, wandte er sich nicht gegen seine Verfolger. Er wurde gehasst, doch er erwiderte den Hass mit Liebe. Man nagelte ihn ans Kreuz und ließ ihn daran sterben und dennoch bat er für die römischen Soldaten: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!“ (Lukas 23:34.) Er hatte Geduld mit seinen Aposteln, von denen einige seine Mission nicht vollständig verstanden. Er liebte Kinder von Herzen. In 3 Nephi 17 wird mit bewegenden Worten geschildert, wie sich die Liebe des Erretters zeigt.

• Bitten Sie die beauftragte Schwester, die Verse vorzulesen, die sie aus 3 Nephi 17 ausgewählt hat und die die Liebe des Erretters wiedergeben.

Uns ist geboten worden, einander zu lieben

Nur wenige Stunden vor seiner Kreuzigung lehrte der Erretter seine Jünger: „Ein neues Gebot gebe ich euch: Liebt einander! Wie ich euch geliebt habe, so sollt auch ihr einander lieben.“ (Johannes 13:34.)

Er hat uns geboten, einander auf die gleiche Weise zu lieben, wie er seine Mitmenschen geliebt hat. Er hat gesagt:

„Liebt eure Feinde [; tut denen Gutes, die euch hassen. Segnet die, die euch verfluchen] und betet für die, die euch verfolgen,

damit ihr Söhne eures Vaters im Himmel werdet.“ (Siehe Matthäus 5:44,45.)

Elder Marion D. Hanks hat von einer Frau erzählt, die schon als Kind dazu erzogen wurde, christusähnliche Liebe zu entwickeln: „Ich denke an eine ganz besondere Frau, die mit einer schweren Körperbehinderung auf die Welt kam. Einmal hat sie … von einem Erlebnis aus ihrer Kindheit erzählt. Ihre Spielgefährten riefen ihr Schimpfnamen nach, die … ihr wehtaten und sie zum Weinen brachten. Als sie nach Hause kam, zog ihr Vater sie mit seinen großen starken Armen auf seinen Schoß und weinte mit ihr, während er ihr erklärte, dass … [dies Erlebnis] ihr Leben sinnvoll und glücklich machen könne. ‚Liebling‘, sagte er, … ‚du hast nun einmal einen Buckel und einige andere schwerwiegende Probleme. Dafür kannst du aber nichts. Auch deine Eltern und der himmlische Vater sind nicht daran schuld. … Was die Jungen und Mädchen gesagt haben, ist zwar wahr, es ist aber trotzdem gemein und herzlos. Wenn du dein ganzes Leben lang versuchst, anderen gegenüber gerechter und liebevoller zu sein, als man mit dir umgehen mag, dann bist du glücklich und führst ein erfülltes und sinnvolles Leben.‘“ („More Joy and Rejoicing“, Ensign, November 1976, Seite 32.)

• Lassen Sie eine Schwester 1 Korinther 13:2–7 vorlesen. Besprechen Sie die Gedanken aus dieser Schriftstelle. Kann eine Schwester, die Nächstenliebe empfindet, Vorurteile gegenüber einer anderen Menschenrasse hegen? Kann sie Arme, Kranke und Hungrige abweisen? Kann sie auf den Erfolg anderer neidisch sein? Kann sie über andere Menschen tratschen oder sie kritisieren? Warum müssen wir nach Nächstenliebe streben?

Durch christusähnliches Dienen entwickelt man Liebe

Präsident Harold B. Lee hat gesagt, eines Abends habe er etwas erlebt, was wohl eine Vision gewesen sein müsse. Ihm wurde gesagt: „Wenn du Gott lieben willst, musst du lernen, die Menschen zu lieben und ihnen zu dienen. Auf diese Weise kannst du Gott zeigen, dass du ihn liebst.“ (Stand Ye in Holy Places, Seite 189.)

Durch große und kleine Liebesdienste können wir lernen, eine tiefere Liebe zu entwickeln. Schwester Cora Hill Arnold aus den Vereinigten Staaten hat erzählt, wie sie durch Dienen lernte, ihren Nächsten zu lieben, obwohl sie eine Nachbarin hatte, die ihr, wie sie meinte, immer unsympathisch bleiben würde:

„Ich nahm an allem, was sie tat, Anstoß. … Man erzählte mir, dass sie die gleiche Einstellung mir gegenüber hatte. Sie schien immer das Bedürfnis zu haben, … jedem zu zeigen, wie wichtig sie war. Und ich konnte es kaum ertragen, wenn sie ihr Ziel erreichte.

Sie war mir gegenüber nie sehr freundlich, und wenn wir uns begegneten, nickte ich ihr nur kühl zu oder sagte höflich: ‚Guten Tag.‘ … Ich fühlte mich elend, denn wenn man jemanden nicht leiden kann, ist man selbst unglücklich.

Eines Tages erfuhr ich dann, dass sie krank war. Na und? Was ging mich das an?

Es ging mich aber doch etwas an und ich konnte es nicht vergessen. Weil mein Gewissen immer hellwach ist, ging ich schließlich in die Küche und backte für sie einen Kuchen. …

Den brachte ich ihr dann!

Freude und Überraschung zeichneten sich auf ihrem Gesicht ab. Ich spürte, wie mein Inneres von Wärme erfüllt wurde und Vorurteile und Verärgerung dahinschwanden. Als ich nach Hause ging, lächelte ich, und der Tag war strahlend schön.

Jetzt gehört sie zu meinen besten Freundinnen. …

Jemand hat einmal gesagt: ‚Hass ist irregeleitete Liebe. Wir hassen diejenigen, die wir hätten lieben können.‘“ („Shall I Deem Her My Enemy?“, Relief Society Magazine, August 1970, Seite 595.)

• Lassen Sie eine Schwester darüber berichten, wie sie jemanden lieben gelernt hat. Wie können wir durch das Dienen eine engere Beziehung schaffen, insbesondere zu unseren Angehörigen?

Wir haben gelobt, einander zu dienen

Bei der Taufe haben wir dem Herrn gelobt, „einer des anderen Last zu tragen, … mit den Trauernden zu trauern, … und diejenigen zu trösten, die Trost brauchen“ (Mosia 18:8,9). Es ist unsere Pflicht, diejenigen zu finden, die in Not sind. Und dann haben wir die Pflicht, ihnen zu helfen, ohne dass man uns dazu drängen oder dazu ausdrücklich auffordern muss (siehe LuB 58:26–29).

Wir haben gelobt, denjenigen zu dienen, die Hilfe brauchen, und zwar so, wie Christus seinen Mitmenschen gedient hat. Vielleicht werden wir niemals aufgefordert, wie Christus zu dienen. Vielleicht braucht jemand unsere Hilfe, den wir nicht kennen, der sie nie wieder gutmachen kann. Helfen mag unangenehm sein und uns viel abverlangen. Vielleicht sind wir gerade zu einer Zeit gefordert, wo uns das Geben schwer fällt. Möglicherweise zollt uns niemand Lob oder Anerkennung. Dennoch dienen wir, weil wir die Kinder des himmlischen Vaters lieben und weil es uns ein Herzenswunsch ist, ihnen zu helfen.

Emma Sommerville McConkie, die Großmutter von Elder Bruce R. McConkie, war Witwe. Sie wohnte in Moab im Bundesstaat Utah. Elder McConkies Vater hat in seinem Tagebuch das folgende Erlebnis seiner Mutter festgehalten:

„Mutter war FHV-Leiterin der Gemeinde Moab. Ein Mann namens J. B. [der kein Mitglied war und der Kirche nicht wohlgesonnen war] hatte ein Mormonenmädchen geheiratet. Die beiden hatten schon mehrere Kinder und jetzt war wieder ein Baby angekommen. Sie waren sehr arm und Mutter ging jeden Tag dorthin, um für das Kind zu sorgen und der Familie Körbe mit Lebensmitteln usw. zu bringen. Dabei war Mutter selbst krank und des Öfteren kaum noch in der Lage, nach Hause zu gehen, wenn sie bei J. B. geholfen hatte.

Als sie eines Tages nach Hause kam, war sie besonders müde und erschöpft und schlief auf dem Stuhl ein. Sie träumte, dass sie ein Baby badete, und merkte, dass es das Christuskind war. Sie dachte: Was für eine Ehre, Christus selbst dienen zu dürfen! Als sie das Baby auf dem Schoß hielt, war sie tief gerührt und dachte: Wer hat jemals das Christuskind auf dem Arm gehabt? Ihr ganzes Wesen war von unaussprechlicher Freude erfüllt. Sie war von der Herrlichkeit des Herrn entflammt. Ihr war, als würde ihr sogar das Mark in den Knochen schmelzen. Die Freude, die sie empfand, war so groß, dass sie erwachte. Als sie wach wurde, hörte sie die folgenden Worte: ‚Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.‘“ (Bruce R. McConkie, „Charity Which Never Faileth“, Relief Society Magazine, März 1970, Seite 169.)

• Lesen Sie Matthäus 25:34–40. Lassen Sie die Schwestern miteinander besprechen, wie sie anderen dienen können. (Siehe Grundbegriffe des Evangeliums, 28. Kapitel, „Dienen“.)

Zum Abschluss

Präsident David O. McKay hat gesagt:

„Mehr denn je obliegt es uns, unser Familienleben so zu gestalten, dass wir für unsere Mitmenschen erkennbar Eintracht, Liebe, Pflichtgefühl gegenüber dem Gemeinwesen und Loyalität ausstrahlen. Das müssen wir unsere Nächsten sehen und hören lassen. …

Möge Gott uns Mitgliedern … der Kirche helfen, … Liebe … Nächstenliebe … und die Bereitschaft zum Dienen auszustrahlen!“ („Radiation of the Individual“, Instructor, Oktober 1964, Seite 374.)

Auftrag

Denken Sie an einen Menschen, dem Sie nur schwer Zuneigung entgegenbringen können, und bemühen Sie sich, eine gute Beziehung zu ihm aufzubauen. Achten Sie mehr darauf, wie Sie dem Betreffenden und auch anderen Menschen dienen können.

Vorzubereiten

Vor dem Unterricht:

  1. Arbeiten Sie das 28. Kapitel – „Dienen“ – und das 30. Kapitel – „Nächstenliebe“ – in Grundbegriffe des Evangeliums durch.

  2. Beauftragen Sie eine Schwester, zwei oder drei Verse aus 3 Nephi 17 auszuwählen und vorzubereiten, die deutlich machen, wie Jesus die Menschen geliebt hat.

  3. Bitten Sie einige Teilnehmerinnen, nach Ihren Vorgaben Begebenheiten, Schriftstellen oder Zitate aus der Lektion vorzutragen.