Lehren der Präsidenten der Kirche
Kapitel 2: „Meinen Frieden gebe ich euch‘


Kapitel 2

„Meinen Frieden gebe ich euch“

Wir können nur dann Frieden erlangen, wenn wir uns bedingungslos ergeben – wenn wir uns dem Fürsten des Friedens ergeben, der die Macht hat, Frieden zu verleihen.

Aus dem Leben von Howard W. Hunter

Einer von Präsident Howard W. Hunters Amtsbrüdern im Kollegium der Zwölf Apostel beschrieb ihn als einen Mann mit „außergewöhnlicher Geduld, die großem inneren Frieden entspringt“1. Präsident Hunter sprach oft über inneren Frieden und erklärte, dass man ihn nur dann erlangen kann, wenn man sich Gott zuwendet – indem man ihm vertraut, Glauben ausübt und sich bemüht, seinen Willen zu tun. Solcher Friede half ihm, viele schwere Zeiten durchzustehen.

Ende 1975 empfahl ein Arzt eine Gehirnoperation für Präsident Hunters Frau Claire. Präsident Hunter rang mit dem Entschluss, ob die Operation in Claires Sinne war, da sie ihren schwachen Körper strapazieren würde und es nicht sicher war, ob sich ihr Zustand dadurch verbessern würde. Er ging in den Tempel, beriet sich mit Angehörigen und kam bald zu dem Schluss, dass die Operation die größte Chance auf eine Besserung von Claires Zustand bot. Er beschrieb seine Gefühle am Tag der Operation wie folgt:

„Ich ging mit ihr bis an die Türen des Operationssaales und gab ihr einen Kuss, dann fuhr man sie durch die Türen. Während der Operation wartete ich gespannt ab. … Plötzlich verwandelte sich die Angst und Nervosität in ein Gefühl des Friedens. Ich wusste, dass wir die richtige Entscheidung getroffen hatten und dass meine Gebete erhört worden waren.“2

1989 hatte Präsident Hunter ein weiteres Erlebnis, bei dem er in einer schwierigen Zeit Frieden verspürte. Er war in Jerusalem, um das Zentrum der Brigham-Young-Universität für Nahoststudien zu weihen. Mehrere Gruppen hatten gegen die Anwesenheit der Kirche in Jerusalem protestiert, und manche hatten mit Gewalt gedroht. Einer der Sprecher bei der Weihung war Elder Boyd K. Packer vom Kollegium der Zwölf Apostel, der später von diesem Vorfall berichtete:

„Während ich sprach, herrschte einige Aufregung im hinteren Teil des Saales. Männer in Uniform hatten den Raum betreten. Sie ließen eine Notiz für Präsident Hunter überbringen. Ich wandte mich zu ihm um, um Anweisungen zu erbitten. Er sagte: ,Es gibt eine Bombendrohung. Haben Sie Angst?‘ Ich antwortete: ‚Nein.‘ Er erwiderte: ‚Ich auch nicht, führen Sie Ihre Ansprache fort.‘“3 Die Weihung wurde ohne Störungen fortgesetzt; es gab keine Bombe.

In Situationen wie dieser vertraute Präsident Hunter auf diese Friedensverheißung vom Erlöser, die er oft zitierte: „Frieden hinterlasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch; nicht einen Frieden, wie die Welt ihn gibt, gebe ich euch. Euer Herz beunruhige sich nicht und verzage nicht.“ (Johannes 14:27.)

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Christ with Peter in water

Wir müssen unseren Blick fest auf Jesus richten und dürfen nie den Blick von dem abwenden, an den wir glauben müssen.

Lehren von Howard W. Hunter

1

Jesus Christus ist unsere Quelle wahren Friedens

Als der Prophet Jesaja die Geburt Christi mehr als 700 Jahre, bevor sie sich ereignete, vorhersagte, verwendete er Titel, mit denen er seine große Bewunderung zum Ausdruck brachte. … Einer dieser Titel, der für unsere heutige Welt von besonderem Interesse ist, lautet „Fürst des Friedens“ (Jesaja 9:5). Jesaja erklärte: „Seine Herrschaft ist groß und der Friede hat kein Ende.“ (Vers 6.) Welch wunderbare Hoffnung für eine Welt, die des Kriegs müde und mit Sünden beladen ist!4

Der Friede, nach dem sich die Welt sehnt, ist eine Zeit ausgesetzter Feindschaften. Die Menschen erkennen jedoch nicht, dass Friede ein Zustand ist, den man nur unter den von Gott festgelegten Bedingungen erlangt, und auf keine andere Weise.

In einem Psalm im Buch Jesaja lesen wir: „Sein Sinn ist fest; du schenkst ihm Ruhe und Frieden; denn es verlässt sich auf dich.“ (Jesaja 26:3.) Diesen vollkommenen Frieden, den Jesaja erwähnt hat, erlangt man nur durch Glauben an Gott. In einer ungläubigen Welt wird dies nicht verstanden.

Während seines letzten Abendmahls mit den Zwölf Aposteln wusch Jesus ihnen die Füße, brach Brot für sie und reichte ihnen den Becher; nachdem Judas sie verlassen hatte, sprach der Herr dann noch einmal länger zu ihnen. Unter anderem erwähnte er seinen bevorstehenden Tod und das Erbe, das er jedem von ihnen hinterließ. Er hatte keine Güter, keinen Besitz und keinen Reichtum angehäuft. Aus den Schriften geht kein Besitz hervor außer der Kleidung, die er trug, und diese wurde am nächsten Tag nach der Kreuzigung von den Soldaten aufgeteilt, die das Los um sein Gewand warfen. Sein Geschenk an seine Jünger waren diese einfachen, aber tiefgreifenden Worte: „Frieden hinterlasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch; nicht einen Frieden, wie die Welt ihn gibt, gebe ich euch. Euer Herz beunruhige sich nicht und verzage nicht.“ (Johannes 14:27.)

Er verwendete die jüdische Form der Begrüßung und Segnung: „Meinen Frieden gebe ich euch.“ Diesen Gruß und dieses Vermächtnis sollten sie nicht im üblichen Sinn verstehen, denn er fügte hinzu: „Nicht einen Frieden, wie die Welt ihn gibt, gebe ich euch.“ Dies waren keine leeren Wünsche, es war nicht nur eine Höflichkeitsfloskel, wie die Menschen in der Welt sie verwenden, sondern er machte ihnen diese Verheißung als der Urheber und Fürst des Friedens. Er verlieh ihnen diesen Frieden und sagte: „Euer Herz beunruhige sich nicht und verzage nicht.“ Nur wenige Stunden darauf würden sie in Schwierigkeiten geraten, aber mit seinem Frieden würden sie ihre Angst überwinden und fest stehen können.

Die letzten Worte, die er vor dem Schlussgebet an diesem denkwürdigen Abend an sie richtete, lauteten: „In der Welt seid ihr in Bedrängnis; aber habt Mut: Ich habe die Welt besiegt.“ (Johannes 16:33.)5

2

Wir fördern den Frieden, wenn wir die Grundsätze des Evangeliums leben

Es gibt nur eine führende Hand im Universum, nur ein wahrhaftig unfehlbares Licht, ein zuverlässiges Leuchtfeuer für die Welt. Dieses Licht ist Jesus Christus, das Licht und Leben der Welt; das Licht, das ein Prophet aus dem Buch Mormon als Licht beschrieb, „das endlos ist, das niemals verfinstert werden kann“ (Mosia 16:9).

Bei unserer Suche nach dem Hafen der Sicherheit und des Friedens ist Christus das einzige Leuchtfeuer, auf das wir uns – sei es als Einzelner, Familie, Gemeinschaft oder Land – wirklich verlassen können. Er ist derjenige, der über seine Mission gesagt hat: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben.“ (Johannes 14:6.) …

Bedenken Sie beispielsweise, was Christus zu seinen Jüngern gesagt hat, nämlich: „Liebt eure Feinde; tut denen Gutes, die euch hassen. Segnet die, die euch verfluchen; betet für die, die euch misshandeln [und] verfolgen.“ (Matthäus 5:44; Lukas 6:27.)

Denken Sie doch einmal darüber nach, was diese Ermahnung allein schon in der Nachbarschaft bewirken würde, in der Gegend, wo Sie mit Ihren Kindern wohnen, in den Ländern, die unsere große Weltfamilie bilden. Mir ist bewusst, dass diese Lehre eine große Herausforderung darstellt, aber gewiss ist es doch eine angenehmere Herausforderung als die schrecklichen Aufgaben, vor die uns Krieg und Armut und Schmerz in der Welt unablässig stellen.6

Wenn wir versuchen, denen zu helfen, die uns gekränkt haben, wenn wir für diejenigen beten, die uns ausgenutzt haben, können wir ein schönes Leben haben. Wir können Frieden haben, wenn wir, während wir dem Herrn dienen und seine Gebote halten, mit dem Geist und miteinander eins werden.7

Die Welt, in der wir leben – sei es nahe an unserer Heimat oder weit in der Ferne –, braucht das Evangelium Jesu Christi. Es bietet die einzige Möglichkeit, wie die Welt jemals Frieden erfahren wird. … Wir brauchen eine friedlichere Welt, die aus friedlicheren Familien, Nachbarschaften und Städten erwächst. Um solch einen Frieden zu sichern und zu fördern, „müssen wir die anderen lieben, ja sowohl unsere Feinde als auch unsere Freunde“ [Lehren der Präsidenten der Kirche: Joseph Smith, Seite 438]. … Wir müssen freundschaftlich die Hand ausstrecken. Wir müssen gütiger und sanftmütiger miteinander umgehen, schneller vergeben und langmütiger werden.8

Gottes Mittel sind in erster Linie überzeugende Rede, Geduld und Langmut und nicht Zwang oder heftige Konfrontation. Er handelt, indem er uns sachte auffordert und uns liebevoll lockt.9

Denjenigen, die Gott verwerfen, seine Gebote nicht halten und gegen seine Gesetze verstoßen, ist kein Frieden verheißen. Nachdem der Prophet Jesaja über den sittlichen Verfall und die Verderbtheit von Führungspersonen gesprochen hatte, mahnte er: „Aber die Ruchlosen sind wie das aufgewühlte Meer, das nie zur Ruhe kommen kann und dessen Wasser Schmutz aufwühlt und Schlamm. Die Ruchlosen finden keinen Frieden, spricht mein Gott.“ (Jesaja 57:20,21.) …

Gleichgültigkeit gegenüber dem Erretter oder das Nichtbeachten der Gebote Gottes führt zu Unsicherheit, innerem Aufruhr und Streitigkeiten. Diese sind das Gegenteil von Frieden. Wir können nur dann Frieden verspüren, wenn wir uns bedingungslos ergeben – wenn wir uns dem Fürsten des Friedens ergeben, der die Macht hat, Frieden zu verleihen.10

Die Schwierigkeiten der Welt, die oft in schockierenden Schlagzeilen erwähnt werden, sollten uns daran erinnern, den Frieden zu suchen, der sich einstellt, wenn man die einfachen Grundsätzen des Evangeliums Christi lebt. Die lautstarken Minderheiten werden unseren Seelenfrieden nicht stören, wenn wir unsere Mitmenschen lieben und an das Sühnopfer des Heilands sowie an die stille Verheißung des ewigen Lebens glauben, die er uns macht. Wo finden wir solch einen Glauben in einer bedrängten Welt? Der Herr hat gesagt: „Bittet, dann wird euch gegeben; sucht, dann werdet ihr finden; klopft an, dann wird euch geöffnet. Denn wer bittet, der empfängt; wer sucht, der findet; und wer anklopft, dem wird geöffnet.“ (Lukas 11:9,10.)11

Es scheint, dass wir alle diese zwei ewigen Wahrheiten annehmen müssen, wenn wir in dieser Welt Frieden und in der künftigen Welt ewiges Leben erlangen möchten: 1.) Jesus ist der Messias, der ewige Sohn unseres himmlischen Vaters, der alleine zu dem Zweck auf die Erde kam, die Menschheit von der Sünde und dem Grab zu erlösen; er lebt, um uns in die Gegenwart des Vaters zurückzubringen. 2.) Joseph Smith war sein Prophet, der in diesen Letzten Tagen erweckt wurde, um die Wahrheit wiederherzustellen, die der Menschheit aufgrund von Übertretung verloren gegangen war. Wenn alle Menschen diese zwei fundamentalen Wahrheiten annehmen und leben würden, gäbe es Frieden auf der Welt.12

Wenn Sie selbst … Versuchungen widerstehen und sich entschließen, jeden Tag den Preis zu zahlen und das Gesetz der Ernte zu leben, indem Sie reine, sittliche Gedanken und Gewohnheiten haben, aufrichtig und ehrlich mit anderen umgehen, bei Ihren Studien rechtschaffen und gewissenhaft sind, fasten, beten und Gott verehren, ernten Sie Freiheit und inneren Frieden und Wohlstand.13

Ein Leben voller selbstlosem Dienst ist auch voller Frieden, der jegliches Verständnis übersteigt. … Diesen Frieden erlangt man nur, wenn man die Grundsätze des Evangeliums lebt. Diese Grundsätze bilden das Programm des Friedefürsten.14

So vieles in unserer Welt zielt darauf ab, … inneren Frieden durch tausenderlei Sünden und Versuchungen zu zerstören. Wir beten darum, dass das Leben der Heiligen in Einklang mit dem idealen Beispiel geführt wird, das Jesus von Nazareth uns gegeben hat.

Wir beten darum, dass den Bemühungen des Satans Einhalt geboten wird, dass Einzelne ein friedliches und ruhiges Leben führen können, dass Familienmitglieder einander nahe sein und sich umeinander sorgen können, dass Gemeinden und Pfähle, Zweige und Distrikte den großen Leib Christi bilden, jedem Bedürfnis entsprechen, jeden Schmerz stillen und jede Wunde heilen können, bis die ganze Welt, so wie Nephi es erflehte, „mit Beständigkeit in Christus vorwärtsstreb[t], erfüllt vom vollkommenen Glanz der Hoffnung und von Liebe zu Gott und zu allen Menschen. …

Meine geliebten Brüder“, fuhr Nephi fort, „dies ist der Weg; und es ist kein anderer Weg … gegeben.“ (2 Nephi 31:20,21.)15

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woman anointing Christ’s feet

Ein Leben voller selbstlosem Dienst ist auch voller Frieden, der jegliches Verständnis übersteigt.

3

Der Heiland kann uns helfen, selbst inmitten von Aufruhr Frieden zu finden

Jesus blieb nicht von Kummer, Schmerz, Qual und Schicksalsschlägen verschont. Die unbeschreibliche Last, die er trug, kann keine Zunge aussprechen, und wir können mit unserem Verstand gar nicht die Beschreibung des Propheten Jesaja als einen „Mann voller Schmerzen“ ermessen (Jesaja 53:3). Wie ein Boot wurde er die meiste Zeit seines Lebens hin- und hergeworfen und, so erscheint es zumindest dem menschlichen Auge, zerschmetterte schließlich an der felsigen Küste Golgotas. Wir sind aufgefordert, das Leben nicht mit unseren irdischen Augen zu betrachten; wenn wir es uns aus einem geistigen Blickwinkel sehen, erkennen wir, dass etwas ganz anderes am Kreuz geschah.

Der Erretter sprach von Frieden und hatte Frieden im Herzen, wie heftig der Sturm auch toben mochte. So sei es auch mit uns ‒ im Herzen, in der Familie, in den Nationen der Welt und selbst inmitten der Schläge, die die Kirche von Zeit zu Zeit erleidet. Wir dürfen weder persönlich noch als Kirche erwarten, dass wir ohne jeglichen Widerstand durchs Leben gehen können.16

Man kann in einer schönen und friedlichen Umgebung leben und dennoch aufgrund innerer Zwietracht und Uneinigkeit in einem Zustand ständigen Aufruhrs sein. Andererseits kann man sich inmitten völliger Zerstörung und Blutvergießens eines Krieges befinden und dennoch die Ruhe eines unaussprechlichen Friedens empfinden. Wenn wir auf die Menschen und die Methoden der Welt blicken, finden wir Aufruhr und Verwirrung. Wenn wir uns aber Gott zuwenden, finden wir Frieden für die ruhelose Seele. Dies hat der Erretter mit diesen Worten deutlich gemacht: „In der Welt seid ihr in Bedrängnis.“ (Johannes 16:33.) Und in seinem Vermächtnis für die Zwölf Apostel und alle Menschen sagte er: „Frieden hinterlasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch; nicht einen Frieden, wie die Welt ihn gibt.“ (Johannes 14:27.)

Wir können diesen Frieden auch jetzt in einer Welt voller Konflikte finden, indem wir sein großes Geschenk und seine weitere Einladung annehmen: „Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt. Ich werde euch Ruhe verschaffen.

Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir; denn ich bin gütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seele.“ (Matthäus 11:28,29.)

Dieser Friede behütet uns vor dem Aufruhr in der Welt. Die Erkenntnis, dass Gott lebt, dass wir seine Kinder sind und dass er uns liebt, besänftigt das unruhige Herz. Die Antwort besteht darin, dass wir an Gott und an seinen Sohn Jesus Christus glauben. Dies bringt uns jetzt und in aller Ewigkeit Frieden.17

In dieser Welt der Verwirrung und des schnellen zeitlichen Fortschritts müssen wir zur Einfachheit Christi zurückkehren. … Wir müssen uns mit den einfachen, fundamentalen Wahrheiten auseinandersetzen, die uns der Herr gelehrt hat, und nicht mit strittigen Themen. Unser Gottvertrauen muss echt und darf nicht spekulativ sein. Das wiederhergestellte Evangelium Jesu Christi kann einen dynamischen, bewegenden Einfluss ausüben, und wenn wir es wahrhaft annehmen, verhilft uns das zu einer sinnstiftenden religiösen Erfahrung. Eine der größten Stärken der Religion der Mormonen besteht in ebendieser Umsetzung des Glaubens ins tägliche Denken und Handeln. Dadurch müssen Aufruhr und Verwirrung für Frieden und Ruhe weichen.18

4

Wenn wir unseren Blick auf Jesus richten, können wir über Elemente triumphieren, die den Frieden zerstören würden

Ich möchte Ihnen eine der großartigen Geschichten darüber vergegenwärtigen, wie Christus über das triumphiert hat, was uns offenbar prüft und versucht und im Herzen ängstigt. Während einer der häufigen Fahrten der Jünger Christi über den See Gennesaret war es finstere Nacht und es gab einen heftigen Sturm. Die Wellen tosten und der Wind wehte stark, und die sterblichen, schwachen Männer hatten Angst. Leider war niemand bei ihnen, der sie beruhigen und retten konnte, da Jesus alleine am Ufer zurückgelassen worden war.

Doch er wachte wie immer über sie. Er hatte sie lieb und sorgte sich um sie. Im schlimmsten Moment blickten sie auf und sahen in der Finsternis eine Gestalt in einem wehenden Gewand, die ihnen auf den Wellen des Sees entgegenkam. Bei dem Anblick erschraken sie, weil sie meinten, es sei ein Gespenst, das auf den Wellen umherging, und schrien vor Angst. Dann ertönte durch den Sturm und die Finsternis – wie es auch bei uns so oft ist, wenn das Meer inmitten der Finsternis des Lebens so groß und unsere kleinen Boote so winzig scheinen – eine wunderbare, beruhigende und friedliche Stimme mit dieser einfachen Erklärung: „Ich bin es; fürchtet euch nicht!“ Petrus erwiderte: „Herr, wenn du es bist, so befiehl, dass ich auf dem Wasser zu dir komme.“ Christus antwortete ihm das Gleiche wie uns allen: „Komm!“

Petrus sprang aus dem Boot in das unruhige Wasser, und während seine Augen auf den Herrn gerichtet waren, mochte der Wind ihm wohl das Haar zerzausen und die Gischt seine Kleidung durchnässen, doch alles war wohl. Erst als sein Glaube wankte und er seinen Blick vom Meister abwandte, um die ungestümen Wogen und den schwarzen Abgrund unter sich zu betrachten, erst dann begann er zu versinken. Wiederum rief er wie die meisten von uns: „Herr, rette mich!“ Und Jesus ließ ihn nicht im Stich. Er streckte die Hand aus und ergriff den ertrinkenden Jünger mit dem sanften Tadel: „Du Kleingläubiger, warum hast du gezweifelt?“

Als sie dann auf ihrem kleinen Boot in Sicherheit waren, sahen sie, dass der Wind und die Wellen sich legten. Bald waren sie am Ufer angelangt, wo sie sicher waren und wo alle eines Tages anzukommen hoffen. Die Mannschaft und seine Jünger waren zutiefst erstaunt. Manche von ihnen redeten ihn mit einem Titel an, den ich heute bezeuge: „Wahrhaftig, du bist Gottes Sohn.“ (Nach Farrar, The Life of Christ, Seite 310–313; siehe auch Matthäus 14:22-33.)

Ich glaube fest daran: Wenn wir als Mensch, als Familie, als Gemeinschaft oder als Land – so wie Petrus – den Blick fest auf Jesus richten, dann können auch wir siegreich über die „anschwellenden Wellen des Unglaubens“ hinweggehen, und die „stürmischen Winde des Zweifels“ werden uns nicht schrecken. Wenn wir aber den Blick von dem abwenden, an den wir glauben müssen, wie das in der Welt so leicht geschieht, und wenn wir auf die Macht und das aufbrausende Temperament der schrecklichen, zerstörerischen Elemente um uns herum blicken, statt auf den, der uns helfen und retten kann, dann versinken wir unausweichlich im Meer des Konflikts, des Kummers und der Verzweiflung.

Wenn wir spüren, dass die Flut uns zu überrollen und die Tiefe das schwankende Boot unseres Glaubens zu verschlingen droht, dann, so bete ich, mögen wir inmitten des Sturms und der Finsternis immer diese tröstlichen Worte des Erretters der Welt hören: „Habt Vertrauen, ich bin es; fürchtet euch nicht!“ (Matthäus 14:27.)19

Anregungen für Studium und Unterricht

Fragen

  • Präsident Hunter zeigt auf, dass Jesus Christus die Quelle wahren Friedens ist (siehe Abschnitt 1). Haben Sie etwas erlebt, wodurch Sie diese Wahrheit erkannt haben? Wie können wir den Frieden erlangen, den Jesus anbietet?

  • Inwiefern finden wir Frieden, wenn wir andere lieben? (Siehe Abschnitt 2.) Inwiefern erlangen wir Frieden, wenn wir das Evangelium leben? Warum müssen wir uns dem Heiland „bedingungslos ergeben“, wenn wir Frieden haben möchten?

  • Lesen Sie Präsident Hunters Worte in Abschnitt 3. Wie hat sich für Sie die Verheißung des Erlösers erfüllt, dass er Ihnen „Ruhe [von Ihrer Last] verschaffen“ wird, wenn Sie zu ihm kommen?

  • Denken Sie über Präsident Hunters Schilderung darüber, wie Petrus übers Wasser ging, nach (siehe Abschnitt 4). Was können Sie aus diesem Bericht darüber erfahren, wie man in schwierigen Zeiten Frieden findet? Wie hat der Erretter Ihnen geholfen, in schweren Zeiten guten Mutes zu sein und sich nicht zu fürchten?

Einschlägige Schriftstellen

Psalm 46:10; 85:8; Jesaja 32:17; Markus 4:36-40; Römer 8:6; Galater 5:22,23; Philipper 4:9; Mosia 4:3; LuB 19:23; 59:23; 88:125

Unterrichtshilfe

Bitten Sie die Unterrichtsteilnehmer, einen Abschnitt aus dem Kapitel auszuwählen, den sie besprechen möchten, und eine Gruppe mit anderen zu bilden, die den gleichen Abschnitt gewählt haben. Lassen Sie jede Gruppe die passende Frage am Ende des Kapitels besprechen.

Anmerkungen

  1. Aus: Howard W. Hunter von Eleanor Knowles, Seite 185

  2. Aus: Howard W. Hunter, Seite 266

  3. Boyd K. Packer, „President Howard W. Hunter – He Endured to the End“, Ensign, April 1995, Seite 29

  4. „The Gifts of Christmas“, Ensign, Dezember 2002, Seite 16

  5. Herbst-Generalkonferenz 1966

  6. „The Beacon in the Harbor of Peace“, Ensign, November 1992, Seite 18

  7. The Teachings of Howard W. Hunter, Hg. Clyde J. Williams, Seite 40

  8. „A More Excellent Way“, Ensign, Mai 1992, Seite 61, 63

  9. „The Golden Thread of Choice“, Ensign, November 1989, Seite 18

  10. Herbst-Generalkonferenz 1966

  11. Herbst-Generalkonferenz 1969

  12. The Teachings of Howard W. Hunter, Seite 172f.

  13. The Teachings of Howard W. Hunter, Seite 73f.

  14. „The Gifts of Christmas“, Seite 19

  15. Frühjahrs-Generalkonferenz 1976

  16. „Master, the Tempest Is Raging“, Ensign, November 1984, Seite 35

  17. Herbst-Generalkonferenz 1966

  18. Herbst-Generalkonferenz 1970

  19. „The Beacon in the Harbor of Peace“, Seite 19