Lehren der Präsidenten der Kirche
Kapitel 8: Wir blicken auf Christus


Kapitel 8

Wir blicken auf Christus

„Wir glauben an Christus. Wir sprechen über Christus. Wir blicken auf Christus. Er ist unser Erlöser, unser Herr und unser Erretter.“

Aus dem Leben von Gordon B. Hinckley

Bei der Frühjahrs-Generalkonferenz 1975 erzählte Elder Gordon B. Hinckley, der damals dem Kollegium der Zwölf Apostel angehörte, folgende Begebenheit:

„Vor kurzem hatten wir im [Mesa-]Arizona-Tempel Tage der offenen Tür. Nach einer vollständigen Renovierung dieses Gebäudes haben fast eine Viertelmillion Menschen das schöne Innere dieses Tempels sehen können. Zur Eröffnung am ersten Tag waren Geistliche anderer Religionsgemeinschaften als Ehrengast eingeladen worden. Hunderte folgten unserer Einladung. Ich hatte die Gelegenheit, zu ihnen zu sprechen und nach ihrem Rundgang ihre Fragen zu beantworten. Ich sagte ihnen, dass wir gerne etwaige Fragen beantworten würden. Es wurden viele gestellt, darunter eine von einem protestantischen Geistlichen.

Er sagte: ‚Ich habe das ganze Gebäude besichtigt – diesen Tempel, an dessen Vorderseite der Name Jesu Christi steht. Aber nirgendwo habe ich das Kreuz, das Symbol des Christentums, gesehen. Mir ist aufgefallen, dass es auch an den anderen Gebäuden Ihrer Kirche kein Kreuz gibt. Sie sagen doch, dass Sie an Jesus Christus glauben – wieso haben Sie dann kein Kreuz?‘

Ich antwortete: ‚Ich möchte niemanden von meinen christlich gesinnten Brüdern verletzen, deren Kirchtürme ein Kreuz tragen, in deren Gotteshäusern es über dem Altar hängt, die es an ihren Gewändern tragen oder es auf ihre Bücher und sonstige Veröffentlichungen drucken. Aber für uns ist das Kreuz das Symbol des sterbenden Christus. Wir hingegen verkünden den lebendigen Christus.‘

Da fragte er: ‚Wenn Sie das Kreuz nicht verwenden, was für ein Symbol gibt es dann in Ihrer Glaubensgemeinschaft?‘

Ich gab zur Antwort, der einzig sinnvolle Ausdruck unseres Glaubens könne nur die Lebensführung unserer Mitglieder sein. Sie sei daher das Symbol unserer Gottesverehrung. …

Kein Zeichen, kein Kunstwerk, keine formale Darstellung vermag angemessen auszudrücken, wie herrlich und wunderbar der lebendige Christus ist. Er selbst hat uns gesagt, was für ein Sinnbild wir verwenden sollen, nämlich: ‚Wenn ihr mich liebt, werdet ihr meine Gebote halten.‘ (Johannes 14:15.)

Als seine Jünger können wir nicht gemein, falsch oder undankbar sein, ohne sein Bild zu beschmutzen. Wir können aber auch nicht gut, liebevoll und großherzig sein, ohne das Bild des Herrn, dessen Namen wir auf uns genommen haben, heller erstrahlen zu lassen.

Unser Leben muss also der sinnvolle Ausdruck oder das Symbol unseres Zeugnisses vom lebendigen Christus, vom ewigen Sohn des lebendigen Gottes, sein.

So einfach ist das, liebe Brüder und Schwestern, so grundlegend, und wir sollten es am besten niemals vergessen.“1

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Die Bergpredigt

Absolut grundlegend für unseren Glauben ist das Zeugnis von Jesus Christus, nämlich dass er der Sohn Gottes ist. … Er ist der Schlussstein der Kirche, die seinen Namen trägt.

Lehren von Gordon B. Hinckley

1

Jesus Christus ist der lebendige Sohn des lebendigen Gottes

Absolut grundlegend für unseren Glauben ist das Zeugnis von Jesus Christus, nämlich dass er der Sohn Gottes ist. … Er ist der Schlussstein der Kirche, die seinen Namen trägt.2

Wir glauben an Christus. Wir sprechen über Christus. Wir blicken auf Christus. Er ist unser Erlöser, unser Herr und unser Erretter.3

Irdisches Wirken

Er, der Sohn Gottes, der einziggezeugte Sohn, verließ die celestiale Wohnstatt seines Vaters und wurde sterblich. Bei seiner Geburt sangen Engel, und Sterndeuter kamen und brachten ihm Geschenke. Er wuchs wie die anderen Jungen in Nazaret in Galiläa auf. Dort nahm „seine Weisheit … zu, und er fand Gefallen bei Gott und den Menschen“ (Lukas 2:52).

Als er zwölf war, besuchte er mit Maria und Josef Jerusalem. Auf der Heimreise vermissten sie ihn. Sie gingen zurück nach Jerusalem und fanden ihn im Tempel, wo er sich mit den Lehrern unterhielt. Als Maria ihm Vorwürfe machte, weil er nicht bei ihnen geblieben war, erwiderte er: „Wusstet ihr nicht, dass ich in dem sein muss, was meinem Vater gehört?“ (Lukas 2:49.) Seine Worte waren ein Vorbote seines zukünftigen Wirkens.

Dieses Wirken begann mit seiner Taufe im Jordan, die sein Cousin Johannes vornahm. Als er aus dem Wasser gestiegen war, kam der Heilige Geist in Gestalt einer Taube auf ihn herab, und die Stimme seines Vaters war zu vernehmen, der sagte: „Das ist mein geliebter Sohn, an dem ich Gefallen gefunden habe.“ (Matthäus 3:17.) Mit dieser Erklärung wurde seine Göttlichkeit bestätigt.

Er fastete 40 Tage und wurde vom Teufel versucht, der danach trachtete, ihn von seiner gottgegebenen Mission abzubringen. Auf das Angebot des Widersachers entgegnete er: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht auf die Probe stellen.“ (Matthäus 4:7.) Damit erklärte er erneut, dass er der Sohn Gottes war.

Er wanderte über die staubigen Straßen Palästinas. Es gab kein Zuhause, das er sein Eigen hätte nennen können; keinen Ort, wo er sein Haupt hinlegen konnte. Seine Botschaft war das Evangelium des Friedens, seine Lehre die von Großzügigkeit und Liebe. „Wenn dich einer vor Gericht bringen will, um dir das Hemd wegzunehmen, dann lass ihm auch den Mantel.“ (Matthäus 5:40.)

Er lehrte in Gleichnissen. Er vollbrachte Wunder, wie sie zuvor und auch danach nie vollbracht wurden. Er heilte Menschen, die schon lange krank gewesen waren. Er ließ die Blinden sehen, die Tauben hören, machte Lahme gehend. Er erweckte Tote, und sie lebten wieder und priesen ihn. Dies alles hatte mit Sicherheit kein anderer Mensch zuvor getan.

Einige wenige folgten ihm nach, aber die meisten hassten ihn. Die Schriftgelehrten und die Pharisäer bezeichnete er als Heuchler und von außen weiß angestrichene Gräber. Sie verschworen sich gegen ihn. Er vertrieb die Geldwechsler aus dem Haus des Herrn. Sie schlossen sich zweifellos denjenigen an, die vorhatten, ihn zu vernichten. Er ließ sich jedoch nicht abschrecken. Er zog umher und tat Gutes (siehe Apostelgeschichte 10:38).

Reicht all dies nicht zum ewigen Gedächtnis an ihn? Reicht es nicht, um seinen Namen neben und sogar über die Namen der großen Männer dieser Erde zu setzen, an die man sich wegen ihrer Worte und Taten erinnert? Er wäre mit Sicherheit zu den größten Propheten aller Zeiten gerechnet worden.

Aber all dies war für den Sohn des Allmächtigen nicht genug. Es war nur die Einleitung für noch größere Ereignisse, die folgen sollten. Was folgte, war außerordentlich und schrecklich.4

Festnahme, Kreuzigung und Tod

Er wurde verraten, festgenommen und dazu verurteilt, unter schrecklichen Qualen am Kreuz zu sterben. Sein Leib wurde lebendig an ein hölzernes Kreuz geschlagen. Unter unsäglichen Schmerzen schwand sein Leben langsam dahin. Mit seinen letzten Atemzügen rief er aus: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.“ (Lukas 23:34.)

Die Erde bebte, als sein Geist den Körper verließ. Der Hauptmann, der alles mit angesehen hatte, verkündete feierlich: „Wahrhaftig, das war Gottes Sohn!“ (Matthäus 27:54.)

Die ihm nahestanden, nahmen den Leichnam vom Kreuz. Sie bekleideten ihn und legten ihn in ein neues Grab. …

Seine Freunde werden geweint haben. Die Apostel, die er geliebt hatte und die er als Zeugen seiner Göttlichkeit berufen hatte, weinten. Die Frauen, die ihn liebten, weinten. Keiner von ihnen hatte verstanden, was er über die Auferstehung am dritten Tag gesagt hatte. Wie hätten sie es auch verstehen können? So etwas hatte es noch nie zuvor gegeben. Es war ganz und gar beispiellos. Selbst für sie war es unglaublich.

Beim Gedanken daran, dass ihr Herr ihnen durch den Tod genommen worden war, müssen Sie sich schrecklich niedergeschlagen, hoffnungslos und elend gefühlt haben.5

Die Auferstehung

Aber das war nicht das Ende. Am Morgen des dritten Tages kehrten Maria aus Magdala und die andere Maria zum Grab zurück. Zu ihrem großen Erstaunen war der Stein beiseite gerollt, und das Grab war leer. Sie schauten hinein. Zu beiden Seiten der Grabstelle saßen zwei Wesen in weißer Kleidung. Ein Engel erschien ihnen und fragte: „Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten?

Er ist nicht hier, sondern er ist auferstanden. Erinnert euch an das, was er euch gesagt hat, als er noch in Galiläa war:

Der Menschensohn muss den Sündern ausgeliefert und gekreuzigt werden und am dritten Tag auferstehen.“ (Lukas 24:5-7.)

Diese schlichten Worte – „Er ist nicht hier, sondern er ist auferstanden“ – sind die tiefsinnigsten der ganzen Literatur geworden. Mit ihnen wird verkündet, dass das Grab leer ist. Mit ihnen geht alles in Erfüllung, was Jesus über die Auferstehung gesagt hatte. Mit ihnen wird die Frage triumphal beantwortet, die sich jeder Mann, jede Frau und jedes Kind, das jemals zur Welt gekommen ist, stellt.

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Jesus lehrt andere

Seine Botschaft war das Evangelium des Friedens, seine Lehre die von Großzügigkeit und Liebe.

Der auferstandene Herr sprach mit Maria und sie antwortete ihm. Er war keine Erscheinung. Es war keine Einbildung. Er war wirklich, genauso wirklich, wie er während seines irdischen Lebens war. Er erlaubte ihr nicht, ihn zu berühren. Er war noch nicht zum Vater im Himmel aufgefahren. Das sollte erst in naher Zukunft geschehen. Was für ein Wiedersehen muss das gewesen sein, als er von seinem Vater umarmt wurde, der ihn liebte und der in den Stunden seiner Qual auch um ihn geweint haben muss.

Später erschien er auch zwei Männern auf dem Weg nach Emmaus. Er unterhielt sich mit ihnen und aß mit ihnen. Trotz verschlossener Türen traf er sich mit seinen Aposteln und belehrte sie. Beim ersten Mal war Thomas nicht anwesend. Beim zweiten Mal forderte der Herr ihn auf, seine Hände und seine Seite zu berühren. Völlig erstaunt rief er aus: „Mein Herr und mein Gott!“ (Johannes 20:28.) Zu einem anderen Zeitpunkt sprach er mit 500 Menschen. …

Außerdem gibt es noch einen weiteren Zeugen. Das Buch Mormon, das Gegenstück zur Bibel, bezeugt, dass er nicht nur den Menschen der Alten Welt, sondern auch denen der Neuen Welt erschienen ist. So hat er einmal erklärt: „Ich habe noch andere Schafe, die nicht aus diesem Stall sind; auch sie muss ich führen und sie werden auf meine Stimme hören; dann wird es nur eine Herde geben und einen Hirten.“ (Johannes 10:16.)

Den Menschen dieser Hemisphäre erschien er nach seiner Auferstehung. Als er durch die Wolken aus dem Himmel herabstieg, hörte man wieder die Stimme Gottes, des ewigen Vaters. Er erklärte feierlich: „Seht meinen geliebten Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe, in dem ich meinen Namen verherrlicht habe – ihn höret.“ (3 Nephi 11:17.) …

Und wenn dies alles noch nicht genügt, dann gibt es noch das feste, sichere und unmissverständliche Zeugnis des großen Propheten dieser Evangeliumszeit, Joseph Smith. Als Junge ging er in den Wald und betete um Licht und Weisheit. Dort erschienen ihm zwei Personen von unbeschreiblicher Helle und Herrlichkeit, die über ihm in der Luft standen. Eine von ihnen redete ihn an, nannte ihn „beim Namen und sagte, dabei auf die andere deutend: Dies ist mein geliebter Sohn. Ihn höre!“ [Joseph Smith – Lebensgeschichte 1:17.]

Bei einer späteren Gelegenheit erklärte ebendieser Joseph Smith: „Wir erblickten die Herrlichkeit des Sohnes zur Rechten des Vaters und empfingen von seiner Fülle; …

Und nun, nach den vielen Zeugnissen, die von ihm gegeben worden sind, ist dies, als letztes von allen, das Zeugnis, das wir von ihm geben: Dass er lebt!“ (LuB 76:20,22.)6

Für jeden, der vielleicht Zweifel hat, möchte ich die Worte wiederholen, die Thomas vernahm, als er die Wundmale in den Händen des Herrn berührte: „Sei nicht ungläubig, sondern gläubig!“ [Johannes 20:27.] Glauben Sie an Jesus Christus, den Sohn Gottes, die bedeutendste Persönlichkeit in Zeit und Ewigkeit. Glauben Sie daran, dass sein unvergleichliches Leben schon begann, ehe die Welt gestaltet wurde. Glauben Sie daran, dass er die Erde erschaffen hat, auf der wir leben. Glauben Sie daran, dass er der Jehova des Alten Testaments war, dass er der Messias des Neuen Testaments war, dass er gestorben und auferstanden ist, dass er das heutige Amerika besucht und die Menschen dort belehrt hat, dass er diese letzte Evangeliumszeit eingeleitet hat und dass er lebt, er, der lebendige Sohn des lebendigen Gottes, unser Erretter und Erlöser.“7

2

Jeder von uns kann für sich selbst herausfinden, dass Jesus Christus der Sohn Gottes ist, der Erlöser der Welt, der aus dem Grabe auferstanden ist

Es wird ein … Krieg gegen den Glauben der Menschen geführt, doch die Fronten sind nicht immer … klar zu erkennen. Selbst unter den Mächten des Christentums gibt es solche, die die Göttlichkeit Christi, in dessen Namen sie sprechen, zerstören. Man könnte sie ignorieren, wenn ihre Stimmen nur nicht so verführerisch wären, ihr Einfluss nicht so weitreichend, ihre Begründungen nicht so raffiniert. …

Große Scharen versammeln sich auf Tausenden von Hügeln, um den Ostermorgen zu begrüßen und einander an die Geschichte des Christus zu erinnern, dessen Auferstehung sie gedenken. Mit schönen und hoffnungsvollen Worten erzählen die Prediger vieler Glaubensrichtungen die Geschichte vom leeren Grab. Diesen und auch Ihnen stelle ich die Frage: Glauben Sie auch wirklich daran?

Glauben Sie daran, dass Jesus tatsächlich der Sohn Gottes war, der buchstäbliche Nachkomme des Vaters?

Glauben Sie daran, dass die Stimme Gottes, des ewigen Vaters, über den Wassern des Jordan vernommen wurde, als sie verkündete: „Das ist mein geliebter Sohn, an dem ich Gefallen gefunden habe“? (Matthäus 3:17.)

Glauben Sie daran, dass ebendieser Jesus Wunder vollbracht, die Kranken geheilt, die Schwachen gestärkt und die Toten lebendig gemacht hat?

Glauben Sie daran, dass er nach seinem Tod auf Golgota und seiner Beisetzung in Josefs Grab am dritten Tag wieder lebendig hervorkam?

Glauben Sie wirklich daran, dass er noch immer lebt, als reale Person voller Lebenskraft, und dass er wiederkommt, wie die Engel es bei seiner Himmelfahrt verheißen hatten?

Glauben Sie das wirklich alles? Wenn ja, dann gehören Sie zu der schwindenden Gruppe derer, die die Bibel buchstabengetreu auffassen. Diese Gruppe wird zunehmend von Philosophen belächelt, von gewissen Pädagogen verhöhnt und von einem wachsenden Zirkel Geistlicher und einflussreicher Theologen als altmodisch bezeichnet. …

Diese Intellektuellen sehen darin bloß Märchen – in der Geburt Jesu als Sohn Gottes, von dem die Engel in Judäa sangen; darin, dass er Wunder vollbracht, die Kranken geheilt und die Toten zum Leben erweckt hat; in Christus, der aus dem Grabe auferstanden ist; in der Himmelfahrt und in der verheißenen Wiederkehr.

Diese neuzeitlichen Theologen berauben ihn seiner Göttlichkeit und wundern sich, warum er nicht mehr verehrt wird.

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Der Weg nach Emmaus

Der auferstandene Erretter begleitet zwei Jünger auf dem Weg nach Emmaus.

Diese gerissenen Gelehrten haben Jesus den Mantel der Gottheit genommen und nichts als einen einfachen Menschen zurückgelassen. Sie haben versucht, ihn ihrer eigenen engstirnigen Denkweise unterzuordnen. Sie haben ihn seiner Eigenschaft als Sohn Gottes beraubt und der Welt ihren rechtmäßigen König genommen. …

Ich gebe feierlich Zeugnis, dass Gott nicht tot ist, außer für den, der ihn völlig teilnahmslos betrachtet. …

Es ist mehr als ein begründeter Glaube erforderlich. Es kommt darauf an, dass man seine einzigartige und unvergleichliche Stellung als göttlicher Erlöser erkennt und für ihn und seine Botschaft als Sohn Gottes Begeisterung aufbringt.

Diese Erkenntnis und diese Begeisterung stehen allen offen, die bereit sind, den Preis dafür zu zahlen. Beides ist mit höherer Bildung nicht unvereinbar, aber es stellt sich nicht ein, wenn man lediglich philosophische Werke liest. Nein, es ist ein einfacherer Vorgang. Das, was von Gott ist, kann nur durch den Geist Gottes verstanden werden (siehe 1 Korinther 2:11). So wurde es uns offenbart.

Wenn wir uns an einige einfache Regeln halten, wachsen unsere Erkenntnis vom Herrn und unsere Begeisterung für ihn. … Ich möchte hierfür gern drei Regeln anführen. Vom Konzept her sind sie einfach, durch ihre Wiederholung fast schon abgedroschen, doch ihre Anwendung ist grundlegend und ihr Ergebnis fruchtbar. …

Die erste lautet: lesen. Lesen Sie das Wort des Herrn. … Lesen Sie beispielweise das Evangelium des Johannes von Anfang bis Ende. Lassen Sie den Herrn für sich selbst zu Ihnen sprechen. Seine Worte führen zu einer ruhigen Gewissheit, durch die die Worte seiner Kritiker bedeutungslos werden. Lesen Sie zudem das Testament der Neuen Welt, das Buch Mormon, welches als Zeuge dafür hervorgebracht wurde, „dass Jesus der Christus ist, der ewige Gott, der sich allen Nationen kundtut“ (Titelblatt des Buches Mormon).

Die nächste lautet: dienen. Dienen Sie im Werk des Herrn. … Die Sache Christi braucht nicht Ihre Zweifel, sie braucht Ihre Stärken, Ihre Zeit und Ihre Talente, und wenn Sie diese einbringen, während Sie dienen, wächst Ihr Glaube und Ihre Zweifel schwinden. …

Die dritte Regel lautet: beten. Reden Sie mit Ihrem ewigen Vater im Namen seines geliebten Sohnes. Denn er sagt: „Ich stehe vor der Tür und klopfe an. Wer meine Stimme hört und die Tür öffnet, bei dem werde ich eintreten und wir werden Mahl halten, ich mit ihm und er mit mir.“ (Offenbarung 3:20.)

Dazu fordert er uns auf, und die Verheißung ist gewiss. Sie werden wahrscheinlich keine Stimmen aus dem Himmel vernehmen, aber die friedvolle und sichere Zuversicht verspüren, die der Himmel Ihnen schenkt. …

Durch all die verworrene Philosophie, sogenannte höhere Kritik und negative Theologie hindurch wird das strahlende Zeugnis des Heiligen Geistes dringen, dass Jesus in der Tat der Sohn Gottes ist, der im Fleisch geboren wurde, der Erlöser der Welt, der aus dem Grabe auferstanden ist, der Herr, der als König der Könige wiederkommen und regieren wird. Sie haben die Gelegenheit, sich selbst davon zu überzeugen. Sie haben die Pflicht, es herauszufinden.8

3

Wir müssen uns unablässig fragen: „Was sollen wir mit Jesus tun, den man den Messias nennt?“

Ich stelle erneut die von Pontius Pilatus vor zweitausend Jahren ausgesprochene Frage: „Was soll ich dann mit Jesus tun, den man den Messias nennt?“ (Matthäus 27:22.) In der Tat müssen wir uns ständig fragen: Was sollen wir mit Jesus tun, den man den Messias nennt? Was sollen wir bezüglich seiner Lehre tun, und wie können wir sie zu einem festen Bestandteil unseres Lebens machen? …

„Seht, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinwegnimmt.“ (Johannes 1:29.) Wie armselig wäre doch unser Leben ohne den Einfluss seiner Lehre und ohne sein einzigartiges Beispiel. Lehren wie die, dass man auch die andere Wange hinhalten oder die zweite Meile gehen soll, die Heimkehr des verlorenen Sohnes und viele andere Lehren, die ihresgleichen nicht haben, sind in jahrhundertelanger Überlieferung zu einem Katalysator geworden, der einen großen Teil der Unmenschlichkeit unter Menschen in Güte und Barmherzigkeit verwandelt.

Wo Christus verbannt wird, herrscht Brutalität. Güte und Nachsicht herrschen, wo man Christus anerkennt und sich an seine Lehre hält.

Was sollen wir dann mit Jesus tun, den man den Messias nennt? „Es ist dir gesagt worden, Mensch, was gut ist und was der Herr von dir erwartet: Nichts anderes als dies: Recht tun, Güte und Treue lieben, in Ehrfurcht den Weg gehen mit deinem Gott.“ (Micha 6:8.)

„Darum sage ich euch: Ihr sollt einander vergeben; denn wer seinem Bruder dessen Verfehlungen nicht vergibt, der steht schuldig vor dem Herrn; denn auf ihm verbleibt die größere Sünde.“ (LuB 64:9.) …

Was sollen wir dann mit Jesus tun, den man den Messias nennt? „Denn ich war hungrig und ihr habt mir zu essen gegeben; ich war durstig und ihr habt mir zu trinken gegeben; ich war fremd und obdachlos und ihr habt mich aufgenommen; ich war nackt und ihr habt mir Kleidung gegeben; ich war krank und ihr habt mich besucht; ich war im Gefängnis und ihr seid zu mir gekommen.“ (Matthäus 25:35,36.) …

Was sollen wir mit Jesus tun, den man den Messias nennt?

Von ihm lernen und die heiligen Schriften erforschen, denn sie sind es, die für ihn Zeugnis geben; über das Wunder seines Lebens und seiner Sendung nachdenken; noch ein wenig eifriger versuchen, seinem Beispiel und seiner Lehre zu folgen.9

4

Wir blicken auf Jesus Christus: Er ist der Fels unserer Errettung, unsere Kraft, unser Trost und der Mittelpunkt unseres Glaubens

Wir wissen nicht, was auf uns zukommt. Wir wissen nicht, was die kommenden Tage bringen werden. Wir leben in einer ungewissen Welt. Der eine steht vielleicht vor großartigen Leistungen, dem anderen bringt die Zukunft eine Enttäuschung. Der eine wird Grund zur Freude haben, er ist gesund und es geht ihm gut. Dem anderen stehen vielleicht Krankheit und Kummer bevor. Das wissen wir alles nicht. Aber eines wissen wir: Wie der Polarstern am Himmel, so steht – mag die Zukunft auch bringen, was sie will – der Erlöser der Welt, der Sohn Gottes, gewiss und sicher als Anker unseres unsterblichen Lebens da. Er ist der Fels unserer Errettung, unsere Kraft, unser Trost, der Mittelpunkt unseres Glaubens.

Auf ihn blicken wir, ob es nun Sonnenschein oder dunkle Wolken in unserem Leben gibt. Er ist da. Er spricht uns Mut zu und lächelt uns zu.10

Ich weiß, dass mein Erlöser lebt,

mein Herr und Heiland, Gottes Sohn;

er siegte über Schmerz und Tod,

als König herrscht er auf dem Thron.

Er lebt, ist meines Glaubens Fels,

sein Licht ist aller Hoffnung Quell,

es leuchtet mir auf meinem Weg

im Leben wie im Tode hell.

O schenk mir deinen sanften Geist,

den Frieden, den ich mir ersehn,

den Glauben, auf dem schmalen Pfad

zu dir ins ewge Reich zu gehn.11

Anregungen für Studium und Unterricht

Fragen

  • Lesen Sie noch einmal Präsident Hinckleys Zeugnis in Abschnitt 1 und denken Sie eine Weile über Ihr eigenes Zeugnis von Jesus Christus nach. Warum sind Sie für das Wirken und für das Sühnopfer des Erlösers dankbar? Welche Berichte und Lehren aus dem Leben Jesu bedeuten Ihnen viel?

  • Stellen Sie sich jede der Fragen in Abschnitt 2. Welchen Einfluss haben Ihre Antworten auf Ihren Alltag? Lesen Sie sich im gleichen Abschnitt Präsident Hinckleys drei „einfache Regeln“ erneut durch, durch die man Erkenntnis davon erlangt, „was von Gott ist“. Wie haben Sie durch diese Grundsätze mehr geistige Erkenntnis gewonnen?

  • Präsident Hinckley fragt mehrmals: „Was sollen wir mit Jesus tun, den man den Messias nennt?“ (Abschnitt 3.) Was können wir aus seinen Antworten lernen? Überlegen Sie, wie Sie diese Frage beantworten würden. Was wäre in Ihrem Leben anders, wenn Sie von den Lehren des Heilands und von seinem Beispiel nichts wüssten?

  • Präsident Hinckley betont in Abschnitt 4, dass Jesus Christus in einer Welt voller Ungewissheit unser Anker ist. Wann haben Sie schon einmal gespürt, wie der Erlöser Sie in einer Zeit der Not gestärkt und getröstet hat? Denken Sie über jede Zeile des Liedes von Präsident Hinckley in Abschnitt 4 nach. Auf welche Weise ist das Licht Christi „aller Hoffnung Quell“? Inwiefern „leuchtet [es uns] auf [unserem] Weg“?

Einschlägige Schriftstellen

Lukas 24:36-39; Johannes 1:1-14; Apostelgeschichte 4:10-12; 2 Nephi 2:8; 25:26; Alma 5:48; LuB 110:3,4

Studienhilfe

„Gehen Sie beim Evangeliumsstudium so vor, dass Ihr Glaube an den Erretter gestärkt wird.“ (Verkündet mein Evangelium!, 2004, Seite 25.) Bei Ihrem Evangeliumsstudium können Sie sich zum Beispiel Fragen stellen wie: Wie können mir diese Lehren helfen, das Sühnopfer Jesu Christi besser zu verstehen? Wie können mir diese Lehren helfen, dem Erlöser ähnlicher zu werden?

Anmerkungen

  1. „The Symbol of Christ“, Ensign, Mai 1975, Seite 92, 94

  2. „Vier Ecksteine des Glaubens“, Liahona, Februar 2004, Seite 4

  3. Teachings of Gordon B. Hinckley, 1997, Seite 280

  4. „He Is Not Here, but Is Risen“, Ensign, Mai 1999, Seite 71

  5. „He Is Not Here, but Is Risen“, Seite 71

  6. „He Is Not Here, but Is Risen“, Seite 71f.

  7. „Be Not Faithless“, Ensign, April 1989, Seite 2

  8. Frühjahrs-Generalkonferenz 1966

  9. „Was soll ich dann mit Jesus tun, den man den Messias nennt?“, Der Stern, Mai 1984, Seite 2–5

  10. „Wir blicken auf Christus“, Liahona, Juli 2002, Seite 101f.

  11. „Mein Erlöser lebt“, Gesangbuch, Nr. 84, Text verfasst von Gordon B. Hinckley