Lehren der Präsidenten der Kirche
Kapitel 11: Das Zuhause – die Grundlage eines rechtschaffenen Lebens


Kapitel 11

Das Zuhause – die Grundlage eines rechtschaffenen Lebens

„Je mehr Sie Ihre Kinder im Evangelium Jesu Christi unterweisen, liebevoll und mit großen Erwartungen, desto wahrscheinlicher ist es, dass sie Frieden haben werden.“

Aus dem Leben von Gordon B. Hinckley

Ende 1973 entschlossen sich Gordon und Marjorie Hinckley schweren Herzens, von ihrem Zuhause in East Mill Creek in Utah fortzuziehen, um näher am Hauptsitz der Kirche in Salt Lake City zu wohnen. Präsident Hinckley, der zu diesem Zeitpunkt dem Kollegium der Zwölf Apostel angehörte, nahm sich am Silvesterabend etwas Zeit, um über ihr Zuhause zu schreiben. Seine Worte bringen zum Ausdruck, was dieser Ort und vor allem aber seine liebevolle Familie ihm bedeuteten.

„Es stimmt uns so traurig, dass wir fortziehen“, schrieb er. Er dachte daran zurück, wie viel Arbeit die Familie in den Bau des Hauses und die Pflege des umliegenden Grundstücks hineingesteckt hatte. Dann wandten sich seine Gedanken den Beziehungen zu – untereinander und zu Gott:

„Hier haben wir mit unseren Kindern gespielt, als sie klein waren, und hier haben wir gemeinsam gebetet. Hier haben wir und unsere Kinder unseren Vater im Himmel kennengelernt und erfahren, dass er lebt, uns zuhört und uns antwortet.

Vielleicht schreibe ich einmal ein Buch, … nicht für die Welt, sondern für diese fünf Kinder, ihre Ehepartner und ihre Nachkommen. Sollte es mir gelingen, in Worte zu kleiden, was in diesem Zuhause geschehen ist, dann wird es den Leser zum Weinen und zum Lachen bringen, und ein herrlicher, leiser, durchdringender Geist der Liebe wird sein Herz berühren. Denn diejenigen, die hier gelebt haben und groß geworden sind, liebten einander, ihren Nächsten, ihren Gott und den Herrn Jesus Christus.“1

Während seines gesamten Wirkens gab Präsident Hinckley dafür Zeugnis, wie wichtig Liebe und Treue in der Familie sind. Unter seiner Leitung gaben die Erste Präsidentschaft und das Kollegium der Zwölf Apostel die Proklamation zur Familie heraus, nach den Worten von Apostel Elder M. Russell Ballard „ein eindringlicher Aufruf, die Familie zu schützen und zu stärken“.2 Nachdem er die Proklamation in der Allgemeinen FHV-Versammlung im September 1995 vorgelesen hatte, erklärte Präsident Hinckley: „Die Kraft eines Volkes steht und fällt mit der Familie. Deshalb fordern wir unsere Mitglieder überall auf der Welt auf, ihre Familie im Einklang mit den altbewährten Wertvorstellungen zu stärken.“3

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Ein Ehepaar mit einem kleinen Kind

Wir rufen die Eltern auf, sich nach besten Kräften zu bemühen, ihre Kinder … zu unterweisen und zu erziehen.

Lehren von Gordon B. Hinckley

1

Die Beziehungen in der Familie sind die heiligsten aller Beziehungen

Die Familie ist von Gott eingesetzt. Sie ist vom Vater im Himmel eingerichtet worden und birgt in sich die heiligsten aller Beziehungen. Nur durch die Familie lassen sich die Absichten des Herrn verwirklichen.4

Wir sind eine Kirche, die bezeugt, dass die Familie, bestehend aus Vater, Mutter und Kindern, wichtig ist und dass wir alle Kinder Gottes, unseres ewigen Vaters, sind. Eltern, die Kinder in die Welt setzen, sind dazu verpflichtet, sie zu lieben, zu erziehen, sich um sie zu kümmern und ihnen Werte zu vermitteln, die ihnen ihr Leben lang ein Segen sind und durch die sie zu guten Mitbürgern heranwachsen. … Ich möchte noch einmal unterstreichen, was Sie bereits wissen: Es ist wichtig, dass die Familie durch Liebe und Güte verbunden wird, durch Wertschätzung und gegenseitige Achtung und dadurch, dass die Wege des Herrn aufgezeigt werden, damit Ihre Kinder in Rechtschaffenheit aufwachsen und sich die Tragödien ersparen, die sich in so vielen Familien überall auf der Welt abspielen.5

Sie dürfen Ihre Familie auf keinen Fall vernachlässigen. Sie ist Ihr kostbarster Besitz.6

2

Vater und Mutter haben das Vorrecht, sich um ihre Kinder zu kümmern und sie das Evangelium Jesu Christi zu lehren

Wir rufen die Eltern auf, sich nach besten Kräften zu bemühen, ihre Kinder in den Evangeliumsgrundsätzen zu unterweisen und zu erziehen; dadurch werden die Kinder der Kirche nahe bleiben. Die Familie ist die Grundlage eines rechtschaffenen Lebens, und keine andere Institution kann ihren Platz einnehmen oder ihre wesentlichen Aufgaben erfüllen und dieser von Gott gegebenen Verantwortung gerecht werden.7

Ich bin fest davon überzeugt, dass bei der schwierigen Aufgabe, Eltern zu sein, nichts so erfolgreich sein wird wie ein Familienleben, das sich an der herrlichen Lehre des Evangeliums ausrichtet. Der Vater mag mit dem Priestertum Gottes ausgestattet sein. Es ist sein Recht und auch seine Pflicht, als Treuhänder der Kinder des himmlischen Vaters diese mit allem zu versorgen, was sie brauchen. Er soll im Geist des Priestertums über seine Familie herrschen, und zwar „mit überzeugender Rede, mit Langmut, mit Milde und Sanftmut und mit ungeheuchelter Liebe“ (LuB 121:41). Die Mutter der Familie ist eine Tochter Gottes, ein intelligentes Wesen voller Hingabe und Liebe, das mit dem Geist Gottes angetan sein mag. Es ist ihr Recht und auch ihre Pflicht, als Treuhänderin die Kinder des himmlischen Vaters täglich in ihrer Entwicklung zu fördern. Zusammen mit ihrem Mann soll sie ihre Kinder lehren, „die Lehre von der Umkehr, vom Glauben an Christus, den Sohn des lebendigen Gottes, und von der Taufe und der Gabe des Heiligen Geistes durch Händeauflegen zu verstehen [und] zu beten und untadelig vor dem Herrn zu wandeln“ (LuB 68:25,28).

In einer solchen Familie werden die Eltern geliebt und nicht gefürchtet; sie werden geschätzt und nicht gescheut. Die Kinder werden als Geschenk des Herrn betrachtet, die man umsorgen, in ihrer Entwicklung fördern, anspornen und lenken muss.

Hin und wieder mag es Meinungsverschiedenheiten geben, vielleicht auch einmal einen kleinen Streit. Doch wenn die Familie gemeinsam betet, wenn Liebe und Rücksichtnahme herrschen, dann entsteht die Art von Zuneigung, die die Familienmitglieder für immer aneinander bindet, und die Art von Loyalität, von der sie sich immer leiten lassen.8

Nun einige Worte an die Alleinerziehenden. … [Sie] tragen eine kraftraubende Last, da sie täglich die Schlachten schlagen, die die Erziehung von Kindern und die Sorge um ihr Wohl mit sich bringt. Bei dieser Pflicht sind Sie allein. Aber Sie brauchen sich nicht völlig allein zu fühlen. Es gibt sehr viele Mitglieder der Kirche, die Ihnen voller Mitgefühl und Verständnis die Hand reichen. Sie möchten sich nicht einmischen, wo es nicht erwünscht ist. Aber sie haben ein aufrichtiges, ehrliches Interesse an Ihnen, und sie empfangen Segnungen für sich selbst, indem sie Ihnen und Ihren Kindern ein Segen sind. Nehmen Sie ihre Hilfe dankbar an. Dass sie helfen dürfen, ist sowohl um ihrer selbst willen als auch um Ihretwillen wichtig.

Wir haben Tausende gute Bischöfe in dieser Kirche. Wir haben Tausende gute Amtsträger in den Kollegien. Wir haben Tausende wundervolle FHV-Schwestern. Wir haben Heimlehrer und Besuchslehrerinnen. Sie sind Ihre Freunde, und der Herr hat sie an die richtige Stelle gesetzt, um Ihnen mit ihrer Kraft zu helfen. Vergessen Sie nie, dass der Herr selbst die größte Quelle der Kraft ist. Mich hat ein Erlebnis berührt, das mir … eine alleinerziehende Mutter mit sieben Kindern schilderte. Sie flehte ihren Vater im Himmel an, er möge sie zu sich holen, wenn auch nur für eine Nacht, um sie zu trösten und ihr Kraft für die Prüfungen des nächsten Tages zu geben. Liebevoll war die Antwort, die ihr daraufhin fast wie eine Offenbarung in den Sinn kam: „Du kannst nicht zu mir kommen, aber ich komme zu dir.“9

Je mehr Sie Ihre Kinder im Evangelium Jesu Christi unterweisen, liebevoll und mit großen Erwartungen, desto wahrscheinlicher ist es, dass sie Frieden haben werden.10

3

Durch das gemeinsame Beten als Familie wachsen Kinder im Glauben an den lebendigen Gott auf

„Seht eure Kleinen!“ Beten Sie mit ihnen. Beten Sie für sie, und segnen Sie sie. Sie kommen in eine vielschichtige, schwierige Welt, wo sie sich gegen eine Flut widriger Umstände behaupten müssen. Dafür brauchen sie alle Kraft und allen Glauben, die Sie ihnen mitgeben können, solange sie noch in Ihrer Nähe sind. Dazu bedürfen sie auch einer noch größeren Kraft, die ihnen nur von einer noch höheren Macht zufließen kann. Von ihnen wird mehr verlangt, als einfach mit dem Strom zu schwimmen. Sie müssen die Welt auf eine höhere Stufe heben, und die einzigen Mittel, die sie dafür einsetzen können, sind ihr Beispiel, die Überzeugungskraft, die sich aus ihrem Zeugnis ergibt, und ihre Erkenntnis dessen, was von Gott kommt. Sie brauchen die Hilfe des Herrn. Beten Sie mit ihnen, solange sie noch klein sind, damit sie die Kraftquelle kennenlernen, auf die sie dann jederzeit zurückgreifen können, wenn sie in Not sind.11

Ich kenne nichts, was so wohltuende Wirkung auf Ihr Leben haben wird wie die Gewohnheit, zusammen zum Beten niederzuknien. Allein die Worte „Unser Vater im Himmel“ haben eine immense Wirkung. Spricht man sie mit Ernsthaftigkeit und Anerkennung aus, spürt man unweigerlich, dass man vor Gott rechenschaftspflichtig ist. …

Das tägliche Gespräch mit Gott schenkt Ihnen Frieden im Herzen und Lebensfreude, die keiner anderen Quelle entspringen können. … Ihre Liebe zueinander wird stärker. Sie werden einander immer mehr schätzen.

Ihre Kinder fühlen sich geborgen, weil sie in einem Zuhause leben, wo der Geist Gottes zugegen ist. Sie kennen und lieben ihre Eltern, die einander achten, und in ihrem Herzen wird auch bei ihnen eine respektvolle Einstellung heranreifen. Sie erleben, welche Sicherheit man spürt, wenn freundliche Worte sanft gesprochen werden. Sie werden von einem Vater und einer Mutter beschützt, die ehrlich gegenüber Gott, ehrlich zueinander und ehrlich zu ihren Mitmenschen sind. Sie wachsen heran und verspüren Dankbarkeit, weil sie gehört haben, wie ihre Eltern beim Beten für große und kleine Segnungen danken. Sie wachsen im Glauben an den lebendigen Gott auf.12

4

Der Familienabend kann Eltern und Kinder zusammenbringen und sie die Wege des Herrn lehren

Ich weiß noch, dass ich gerade einmal fünf Jahre alt war, als Präsident Joseph F. Smith der ganzen Kirche ankündigte, dass sich die Familien zum Familienabend versammeln sollen. Mein Vater sagte: „Der Präsident der Kirche hat uns darum gebeten, also machen wir das auch.“

Also versammelten wir uns alle zum Familienabend. Es war lustig! Er meinte: „Lasst uns ein Lied singen.“ Wir waren allerdings keine Sänger. … Wir versuchten es einfach und lachten dabei viel, nicht nur über unseren Gesang. Doch aus dieser Erfahrung entstand im Laufe der Zeit etwas Wunderbares – eine Angewohnheit, die uns eine Hilfe war, die unsere Familie näher zusammengebracht und uns gestärkt hat. In unserem Herzen reifte die Überzeugung, dass der Familienabend etwas Wertvolles ist.13

Ich bin dankbar, dass wir in der Kirche als Grundbestandteil unseres Programms wöchentlich den Familienabend abhalten. Es ist schon bedeutsam, dass in geschäftigen Zeiten wie diesen tausende Familien auf der Welt ernsthafte Anstrengungen unternehmen, um sich einen Abend in der Woche freizuhalten, an dem man gemeinsam singt, einander in den Wegen des Herrn unterweist, gemeinsam zum Gebet niederkniet, dabei dem Herrn für seine Barmherzigkeit dankt und ihn bittet, unser Leben, unser Zuhause, unsere Arbeit und unser Land zu segnen. Ich glaube, wir unterschätzen, wie unendlich viel Gutes dieses Programm hervorbringt.14

Sollten Sie Zweifel am Nutzen des Familienabends haben, probieren Sie ihn aus! Rufen Sie Ihre Kinder herbei, unterweisen Sie sie, geben Sie ihnen Zeugnis, lesen Sie gemeinsam in den heiligen Schriften und verbringen Sie eine schöne Zeit miteinander.15

5

Eltern sollen Ihre Kinder von klein auf lehren

Kurz nachdem wir geheiratet hatten, bauten wir unser erstes Haus. Wir hatten wenig Geld, und so machte ich vieles selbst. Den Garten legte ich ganz alleine an. Der erste der vielen Bäume, die ich pflanzte, war eine dornenlose Gleditschie. Sie sollte später einmal im Sommer mit ihrem Schatten das Haus kühlen. Ich pflanzte sie an die Ecke, wo der Wind aus dem Canyon im Osten am stärksten wehte. Ich grub ein Loch, steckte die Wurzel hinein, schüttete Erde hinein, begoss das Bäumchen mit Wasser und vergaß es dann. Es war ein kleines Bäumchen, gerade einmal zwei Zentimeter im Durchmesser. Es war so biegsam, dass ich es leicht in jede Richtung biegen konnte. Die ganzen Jahre über achtete ich kaum darauf. Doch an einem Wintertag, als der Baum keine Blätter trug, fiel zufällig mein Blick auf ihn, als ich aus dem Fenster schaute. Ich bemerkte, dass er sich in Richtung Westen neigte und völlig missgestaltet und schief war. Ich konnte es kaum glauben. Ich ging hinaus und stemmte mich gegen ihn, um ihn aufzurichten. Aber der Stamm war inzwischen fast dreißig Zentimeter dick. Da konnte ich mit meiner Kraft nichts ausrichten. Ich holte aus dem Werkzeugschuppen einen Flaschenzug. Nachdem ich ein Ende am Baum und das andere an einem stabilen Pfosten befestigt hatte, zog ich am Seil. Die Rolle bewegte sich ein wenig und der Stamm zitterte leicht. Das war alles. Er schien zu sagen: „Du kannst mich nicht mehr aufrichten. Es ist zu spät. Ich bin so gewachsen, weil du mich vernachlässigt hast, und jetzt gebe ich nicht mehr nach.“

In meiner Verzweiflung nahm ich schließlich die Säge und sägte den großen, schweren Ast an der Westseite ab. Ich trat zurück, um mein Werk zu betrachten. Ich hatte einen Großteil des Baumes abgeschnitten und eine hässliche Narbe von etwa zwanzig Zentimetern hinterlassen sowie einen einzigen kleinen Ast, der in den Himmel ragte. …

Vor kurzem habe ich mir den Baum wieder angesehen. Er ist groß. Er sieht nun besser aus und ist ein großer Gewinn für das Haus. Wie traumatisch war jedoch seine Jugend und wie schmerzhaft die Behandlung, die ich anwandte, um ihn aufzurichten. Als ich ihn pflanzte, hätte eine Schnur ausgereicht, um ihn trotz des Windes gerade zu halten. Ich hätte diese Schnur mühelos beschaffen können und müssen. Aber ich habe es nicht getan, und so beugte er sich den Kräften, die auf ihn einwirkten.

Kinder sind wie Bäume. Wenn sie noch klein sind, lassen sie sich meist mit nur wenig Anstrengung formen und lenken. Wie der Verfasser der Sprichwörter sagt: „Erzieh den Knaben für seinen Lebensweg, dann weicht er auch im Alter nicht davon ab.“ [Sprichwörter 22:6.] Diese Erziehung hat ihre Wurzeln im Elternhaus.16

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Eine Familie liest in den heiligen Schriften

Rufen Sie Ihre Kinder herbei, unterweisen Sie sie, geben Sie ihnen Zeugnis, lesen Sie gemeinsam in den heiligen Schriften und verbringen Sie eine schöne Zeit miteinander.

Jesaja hat gesagt: „Alle deine Kinder werden vom Herrn belehrt werden; und groß wird der Friede deiner Kinder sein.“ (3 Nephi 22:13; siehe auch Jesaja 54:13.)

Führen Sie also Ihre Söhne und Töchter, führen und leiten Sie sie schon von klein auf, unterweisen Sie sie in den Wegen des Herrn, damit sie ihr Leben lang Frieden haben mögen.17

6

Die Eltern eines aufsässigen Kindes sollen beständig für es beten, es lieben und sich seiner annehmen

Mir ist bewusst, dass einige Eltern trotz aller überschwänglichen Liebe und eifriger und beständiger Bemühungen, die Kinder zu unterweisen, mit ansehen müssen, wie sie sich in entgegengesetzte Richtung entwickeln, und darüber weinen, wie ihre ungeratenen Söhne und Töchter vorsätzlich einen Weg einschlagen, der zu tragischen Konsequenzen führt. Ihnen gilt mein Mitgefühl, und für gewöhnlich verweise ich sie auf die Worte Ezechiels: „Ein Sohn soll nicht die Schuld seines Vaters tragen und ein Vater nicht die Schuld seines Sohnes.“ (Ezechiel 18:20.)18

Hin und wieder ist ein Kind ungeachtet all Ihrer Versuche aufsässig. Doch lassen Sie nicht ab. Geben Sie niemals auf. So lange Sie sich bemühen, haben Sie nicht verloren. Lassen Sie nicht locker.19

Sollten Sie ein Kind oder einen Angehören haben, der [aufsässig ist], geben Sie nicht auf. Beten Sie für den Betreffenden, haben Sie ihn lieb, nehmen Sie sich seiner an und helfen Sie ihm.20

Manchmal scheint es zu spät zu sein. … Denken Sie jedoch an meine dornenlose Gleditschie [siehe Seite 184ff.]. Da haben ein Schnitt und Leiden etwas Schönes hervorgebracht, das später in der Tageshitze willkommenen Schatten spendete.21

7

Unsere Familie wird gestärkt, wenn wir nach der Hilfe des Himmels trachten und füreinander Liebe und Achtung empfinden

Es mag nicht einfach sein, [Kinder aufzuziehen]. Es mag unzählige Enttäuschungen und Schwierigkeiten mit sich bringen. Es erfordert Mut und Geduld. … Liebe kann da viel ausmachen – Liebe, die von der Kindheit an bis in die schwierige Jugendzeit hinein großzügig geschenkt wird. Sie bewirkt, was üppige Geldgeschenke an die Kinder niemals zuwege bringen können.

Und Geduld kann etwas bewirken, wenn die Zunge im Zaum gehalten und der Zorn beherrscht wird. …

Und Ansporn, wenn man schnell lobt und sich mit Kritik zurückhält.

Dies und das Beten wirken Wunder. Sie können nicht erwarten, dass Sie es allein schaffen. Sie brauchen Hilfe vom Himmel, um ein Kind des Himmels großzuziehen – Ihr Kind, das auch das Kind des himmlischen Vaters ist.22

Von einigen Ausnahmen abgesehen, stammt jedes Kind aus einer Familie, sei sie gut, schlecht oder gleichgültig. Im Laufe der Jahre spiegelt das Leben der Kinder in großem Maß wider, was sie in der Familie gelernt haben. Wenn es dort Härte, böse Worte und Taten, unbeherrschten Zorn und Untreue gab, werden die Früchte gewiss und erkennbar sein und sich in der kommenden Generation höchstwahrscheinlich wiederholen. Wenn jedoch Nachsicht, Vergebung, Achtung, Rücksicht, Güte, Barmherzigkeit und Mitgefühl vorherrschen, werden die Früchte wiederum erkennbar sein und ewigen Lohn bringen. Sie werden gut und köstlich und wunderbar sein. Wenn Eltern Barmherzigkeit schenken und lehren, wird auch die nächste Generation barmherzig sein.

Ich bitte alle Väter und Mütter: Legen wir die Härte ab, zügeln wir den Zorn, senken wir die Stimme und behandeln wir einander zu Hause barmherzig, liebevoll und respektvoll.23

In den Sprichwörtern heißt es: „Eine sanfte Antwort dämpft die Erregung, eine kränkende Rede reizt zum Zorn.“ (Sprichwörter 15:1.) Wenn wir sanft sprechen, kommen wir selten in Schwierigkeiten. Nur wenn wir die Beherrschung über unsere Stimme verlieren, fliegen Funken und werden im Streit aus Mücken Elefanten. … Die Stimme des Himmels ist eine stille, sanfte Stimme [siehe 1 Könige 19:11,12], genau wie die Stimme des häuslichen Friedens eine ruhige ist.24

Natürlich muss man ein Kind manchmal zurechtweisen. Wenn man es aber zu streng oder gar grausam bestraft, führt dies unweigerlich dazu, dass das Kind nicht sein Verhalten ändert, sondern von Groll und Erbitterung erfüllt wird. Damit löst man das Problem aber nicht, sondern macht es nur schlimmer. Man bewirkt genau das Gegenteil.25

Es gibt auf der ganzen Welt keine bessere Maßregelung als Liebe. Sie hat eine ganz eigene magische Kraft.26

Bemühen wir uns ständig, unsere Familie stark zu machen. Mann und Frau müssen einander völlig treu ergeben sein. Nehmen wir einander nicht als gegeben hin, sondern bemühen wir uns ständig, Liebe und Respekt für den anderen zu empfinden.27

O Gott, ewiger Vater, segne die Eltern, dass sie mit Liebe, Geduld und Zuspruch diejenigen belehren, die am kostbarsten sind: die Kinder, die von dir kommen; damit sie gemeinsam beschützt und in die richtige Richtung geführt werden und, während sie heranwachsen, der Gesellschaft, deren Teil sie sind, Segen bringen.28

Anregungen für Studium und Unterricht

Fragen

  • Präsident Hinckley hat gesagt, dass die Familie „die heiligsten aller Beziehungen“ in sich birgt (Abschnitt 1). Wie wirkt sich dieses Wissen auf unseren Umgang mit Angehörigen aus? Wie könnte es sich darauf auswirken, wie wir unsere Zeit einteilen und womit wir uns beschäftigen?

  • Warum sollten sich Eltern „nach besten Kräften … bemühen, ihre Kinder in den Evangeliumsgrundsätzen zu unterweisen und zu erziehen“? (Siehe Abschnitt 2.) Wie ist Ihre Familie dadurch gesegnet worden, dass zu Hause das Evangelium gelehrt wurde? Wie können Eltern ihre Kinder noch besser darin unterstützen, nach dem Evangelium zu leben?

  • Lesen Sie sich Präsident Hinckleys Aussagen zu den Segnungen durch, die mit dem Familiengebet einhergehen (siehe Abschnitt 3). Warum erhält man durch das gemeinsame Gebet mit der Familie wohl Segnungen? Wie wurden Sie schon gesegnet, weil Sie regelmäßig mit Ihrer Familie beten? Was büßen wir ein, wenn wir das Familiengebet vernachlässigen?

  • Was können wir aus Präsident Hinckleys Erfahrung mit dem Familienabend in seiner Kindheit lernen? (Siehe Abschnitt 4.) Welche Segnungen hat Ihre Familie dem Familienabend zu verdanken?

  • Denken Sie über Präsident Hinckleys Geschichte über die dornenlose Gleditschie nach (siehe Abschnitt 5). Wie lässt sich diese Geschichte auf Sie übertragen?

  • Wie könnten Präsident Hinckleys Worte in Abschnitt 6 Eltern eines Kindes helfen, das in die Irre gegangen ist? Wie können Eltern und andere sich eines solchen Kindes liebevoll annehmen?

  • Warum ist es wichtig, dass die Eltern ihre Kinder mit Liebe statt mit Zorn maßregeln? Auf welche Weise können Eltern ihre Kinder mit Liebe maßregeln? Was kann man tun, damit in der Familie mehr Liebe und Respekt füreinander herrschen? (Siehe Abschnitt 7.)

Einschlägige Schriftstellen

Deuteronomium 11:19; Enos 1:1-5; Mosia 4:14,15; Alma 56:45-48; 3 Nephi 18:21; siehe auch „Die Familie – eine Proklamation an die Welt“, Liahona, November 2010, Umschlagrückseite

Unterrichtshilfe

„Vielleicht sind Sie der Meinung, dass Sie einen bestimmten Grundsatz, den Sie lehren sollen, nicht recht verstehen. Wenn Sie sich aber mit Gebet darein vertiefen, wenn Sie sich bemühen, danach zu leben, wenn Sie sich auf den Unterricht vorbereiten und andere darin unterweisen, dann wird Ihr Zeugnis stärker und tiefer.“ (Lehren, die größte Berufung, Seite 19.)

Anmerkungen

  1. Sheri L. Dew, Go Forward with Faith: The Biography of Gordon B. Hinckley, 1996, Seite 333

  2. M. Russell Ballard, in „Die Familie von heute: Die Proklamation ist noch immer ein dringlicher Aufruf“, lds.org/prophets-and-apostles/unto-all-the-world/proclamation-on-family-is-still-a-clarion-call?lang=deu

  3. „Stellt euch der Schlauheit der Welt entgegen“, Der Stern, Januar 1996, Seite 92

  4. „Pillars of Truth“, Ensign, Januar 1994, Seite 5

  5. Teachings of Gordon B. Hinckley, 1997, Seite 208

  6. Discourses of President Gordon B. Hinckley, Band 2: 2000–2004, 2005, Seite 387

  7. Brief von der Ersten Präsidentschaft, 11. Februar 1999, Der Stern, Dezember 1999, Seite 1.

  8. „Pillars of Truth“, Seite 5

  9. „To Single Adults“, Ensign, Juni 1989, Seite 74

  10. „Stand Strong against the Wiles of the World“, Ensign, November 1995, Seite 99

  11. „Behold Your Little Ones“, Ensign, Juni 2001, Seite 5

  12. Cornerstones of a Happy Home, Broschüre, 1984, Seite 10f.

  13. Discourses of President Gordon B. Hinckley, Band 2, Seite 402

  14. Herbst-Generalkonferenz 1965

  15. Teachings of Gordon B. Hinckley, Seite 212

  16. „Four Simple Things to Help Our Families and Our Nations“, Ensign, September 1996, Seite 6f.

  17. „Great Shall Be the Peace of Thy Children“, Ensign, November 2000, Seite 52

  18. „Unsere kleinen Kinder“, Liahona, Dezember 2007, Seite 6

  19. „Inspirational Thoughts“, Ensign, August 1997, Seite 4

  20. Teachings of Gordon B. Hinckley, Seite 54

  21. „Four Simple Things to Help Our Families and Our Nations“, Seite 8

  22. „Bring Up a Child in the Way He Should Go“, Ensign, November 1993, Seite 60

  23. „Blessed Are the Merciful“, Ensign, Mai 1990, Seite 70

  24. „Except the Lord Build the House …“, Ensign, Juni 1971, Seite 72

  25. „Behold Your Little Ones“, Seite 4

  26. „The Environment of Our Homes“, Ensign, Juni 1985, Seite 6

  27. „Thanks to the Lord for His Blessings“, Ensign, Mai 1999, Seite 88f.

  28. „Bring Up a Child in the Way He Should Go“, Seite 60