Für die Familie
Familiengebet, Schriftstudium in der Familie und Familienabend


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Familiengebet, Schriftstudium in der Familie und Familienabend

Anwendungsvorschläge

Erfüllen Sie gemäß Ihren eigenen Bedürfnissen und Umständen eine oder mehrere dieser Aufgaben.

  • Wenn in Ihrer Familie das Familiengebet, das gemeinsame Schriftstudium und der Familienabend gepflegt werden, überlegen Sie gebeterfüllt, wie Sie das eine oder andere dabei noch verbessern könnten. Wenn in Ihrer Familie diese Dinge nicht gepflegt werden, überlegen Sie, was Sie dazu beitragen werden, diese Aktivitäten in Ihrem Zuhause einzuführen.

  • Planen Sie als Familie eine Aktivität, die Sie gemeinsam ausführen können. Sie können dabei auch die Anregungen im Leitfaden Der Familienabend – Anregungen und Hilfsmittel (31106 150) zu Hilfe nehmen (Seite 303–375).

  • Lesen Sie im Leitfaden Lehren, die größte Berufung (36123 150) Seite 137 ff.

Leseauftrag

Lesen Sie die folgenden Artikel. Wenn Sie verheiratet sind, lesen und besprechen Sie die Artikel mit Ihrem Partner.

DAS FAMILIENGEBET

Präsident Gordon B. Hinckley
Erster Ratgeber in der Ersten Präsidentschaft

Der Apostel Paulus schrieb an Timotheus: „Du sollst wissen: In den letzten Tagen werden schwere Zeiten anbrechen.

Die Menschen werden selbstsüchtig sein, habgierig, prahlerisch, überheblich, bösartig, ungehorsam gegen die Eltern, undankbar, ohne Ehrfurcht, lieblos, unversöhnlich, verleumderisch, unbeherrscht, rücksichtslos, roh, heimtückisch, verwegen, hochmütig, mehr dem Vergnügen als Gott zugewandt.“ (2 Timotheus 3:1–4.)

In der heutigen Zeit muss wieder mehr Wert auf Ehrlichkeit, guten Charakter und Redlichkeit gelegt werden. Nur wenn wir die guten Eigenschaften entwickeln, die eine hohe Zivilisation ausmachen, können wir den Zeitgeist ändern. Da erhebt sich aber die Frage: Wo sollen wir anfangen?

Meiner Meinung nach müssen wir damit anfangen, dass wir Gott als unseren ewigen Vater anerkennen und uns als seine Kinder betrachten, dass wir mit ihm sprechen, seiner Erhabenheit Achtung zollen und ihn jeden Tag darum bitten, uns bei dem zu helfen, was wir zu tun haben.

Ich glaube, die Wiederaufnahme des Familienge- bets gehört zu den besten Hilfsmitteln für die Hei- lung der tödlichen Krankheit, die unsere Gesellschaft bedroht. Wir dürfen natürlich nicht sofort ein Wunder erwarten; dieses Wunder wird sich erst in der nächsten Generation zeigen.

Vor ein, zwei Generationen noch gehörte das Familiengebet in einer christlichen Familie genauso zum Tagesablauf wie das Essen. Aber diese Sitte ist immer mehr verschwunden; der sittliche Verfall, über den der Apostel Paulus gesprochen hat, breitet sich weiter aus.

Es gibt wohl keinen Ersatz für das Gebet am Morgen und am Abend, zu dem sich Vater, Mutter und die Kinder gemeinsam hinknien. Nur so lässt sich eine bessere Familie, ein schöneres Zuhause schaffen – mehr als durch dicke Teppiche, schöne Vorhänge und sorgsam aufeinander abgestimmte Farben.

Schon allein das Knien an sich steht im Gegensatz zu der Gesinnung, von der Paulus schreibt – „prahlerisch, überheblich, … hochmütig“.

Wenn Vater, Mutter und die Kinder sich gemeinsam hinknien, werden auch andere Eigenschaften verhindert, von denen Paulus schreibt – „ungehorsam gegen die Eltern, … lieblos“.

Wenn man zu Gott betet, bekämpft man wirkungsvoll die Neigung, Gott zu lästern und sich „mehr dem Vergnügen als Gott“ zuzuwenden.

Die Neigung, ohne Ehrfurcht und undankbar zu sein, lässt sich überwinden, wenn die Familie dem Herrn für das Leben, den Frieden und alles dankt, was sie hat. Und wenn sie dem Herrn füreinander dankt, entwickeln die einzelnen Mitglieder mehr Liebe und Achtung füreinander.

In der heiligen Schrift heißt es: „Du sollst dem Herrn, deinem Gott, in allem dankbar sein.“ (LuB 59:7.) Und weiter: „Und in nichts beleidigt der Mensch Gott, oder gegen niemanden entflammt sein Grimm, ausgenommen diejenigen, die nicht seine Hand in allem anerkennen.“ (LuB 59:21.)

Wenn sich die Familie gemeinsam zum Beten hinkniet und dabei an die Armen, die Bedürftigen und die Bedrückten denkt, geht die Liebe, die sie dadurch entwickelt, über die Eigenliebe hinaus; sie lernen ihre Mitmenschen achten und spüren den Wunsch, ihnen zu dienen. Es ist unmöglich, Gott zu bitten, einem betrübten Nachbarn zu helfen, ohne gleichzeitig den Wunsch zu haben, etwas für ihn zu tun. Welch große Wunder könnten geschehen, wenn die Menschen nur ihre Selbstsucht vergessen und sich im Dienst für den Nächsten verlieren würden! Solche Wunder können ihren Anfang im täglichen Familiengebet nehmen.

Ich glaube nicht, dass es eine bessere Möglichkeit gibt, in den Kindern die Liebe zum Vaterland zu wekken, als den Allmächtigen zu bitten, die Freiheit und den Frieden im Land zu bewahren. Wie sonst kann man seinen Kindern die so notwendige Achtung vor der Obrigkeit ins Herz pflanzen, wenn man nicht jeden Tag für die Regierung betet?

Ich habe schon in mehreren Städten auf einer Plakattafel den folgenden Spruch gelesen: „Ein Volk, das betet, hat Frieden.“ Das ist auch meine Meinung.

Durch das gemeinsame Gebet lassen sich Spannungen in der Familie abbauen. Die Kinder entwickeln die Achtung, die zu Gehorsam führt. Die Bereitschaft, Umkehr zu üben, wird gefördert, und damit verringert sich die Gefahr, dass die Familie zerbricht. Wenn wir zusammen beten, bekennen wir dem Herrn gemeinsam unsere Schwächen und bitten ihn, unser Zuhause und unsere Familie zu segnen.

Das folgende Zitat von einem längst verstorbenen Mann ist auch heute noch beeindruckend. James H. Moyle schrieb seinen Enkelkindern über das Familiengebet, wie er es zu Hause kennen gelernt hatte: „Wir sind niemals zu Bett gegangen, ohne uns vorher zum Beten hinzuknien und Gott um Führung und Zustimmung zu bitten. Auch in den besten Familien kann es zu Meinungsverschiedenheiten kommen, die sich aber … durch das Beten ausräumen lassen. … Das Beten bewegt den Menschen dazu, ein rechtschaffenes Leben zu führen. Es führt zu Einigkeit, Liebe, Verge- bungsbereitschaft und Dienstbereitschaft.“

1872 kam Colonel Thomas L. Kane, der sich wäh- rend der Verfolgung in Iowa und des Einmarsches von US-Truppen ins Salzseetal als Freund unserer Leute erwiesen hatte, mit seiner Frau und seinen zwei Söhnen erneut in den Westen. Sie reisten mit Brigham Young nach St. George und übernachteten unterwegs jeden Abend bei Mitgliedern. Mrs. Kane schrieb ihrem Vater, der in Philadelphia wohnte, mehrere Briefe. In einem Brief heißt es:

„In jeder Familie, wo wir während der Reise übernachteten, wurde gleich nach dem Abendessen ein Gebet gesprochen, ebenso vor dem Frühstück. Niemand durfte sich fernhalten … . Die Mormonen knien sich gemeinsam hin, und der Haushaltungsvorstand oder ein besonderer Gast spricht das Gebet … . Sie verwenden nur wenig Zeit auf Lobpreisungen, sondern bitten um das, was sie brauchen, und danken Gott für das, was er ihnen geschenkt hat … . Sie gehen wie selbstverständlich davon aus, dass Gott die Menschen beim Namen kennt, und erbitten eine Segnung für einen ganz bestimmten Menschen … . Als ich mich daran gewöhnt hatte, gefiel es mir sehr gut.“

Mögen wir es uns alle zur Gewohnheit machen, das Familiengebet zu sprechen, das für die Pioniere so wichtig war. Das Familiengebet gehörte genauso zu ihrer Art der Gottesverehrung, wie die Versammlungen im Tabernakel dazugehörten. Der Glaube, der aus diesem Gebet erwuchs, ließ sie das Land roden, Bewässerungskanäle bauen, die Wüste zum Blühen bringen, ihre Familien liebevoll führen und in Frieden miteinander leben. Sie haben sich im Dienst für Gott verloren, aber ihre Namen sind niemals in Vergessenheit geraten.

Die Familie ist die Grundlage der Gesellschaft. Eine Familie, die gemeinsam betet, lässt uns auf eine bessere Gesellschaft hoffen. „Sucht den Herrn, solange er sich finden lässt.“ (Jesaja 55:6.)

Können wir unser Zuhause schöner machen? Ja, indem wir nämlich gemeinsam als Familie zu dem beten, von dem alle Schönheit kommt. Können wir die Gesellschaft stützen und verbessern? Ja, indem wir selbst gute Eigenschaften entwickeln, weil wir uns gemeinsam hinknien und zum Allmächtigen beten, im Namen seines geliebten Sohnes.

Wenn Gott in den Familien wieder verehrt wird, wenn sich diese Sitte über die ganze Erde verbreitet, dann sind die Probleme, die uns zu vernichten drohen, innerhalb einer Generation ausgemerzt. Redlichkeit, gegenseitige Achtung und Dankbarkeit herr- schen wieder bei den Menschen.

Der Herr hat gesagt: „Bittet, dann wird euch gegeben; sucht, dann werdet ihr finden; klopft an, dann wird euch geöffnet.“ (Matthäus 7:7.)

Ich bezeuge Ihnen, dass der Lohn nicht ausbleibt, wenn Sie mit Ihrer Familie aufrichtig beten. Es kann sein, dass die Veränderungen sich nicht sofort zeigen. Aber sie werden sich zeigen, denn Gott gibt denen, die ihn suchen, ihren Lohn (siehe Hebräer 11:6).

Mögen wir der Welt ein Beispiel geben und unsere Mitmenschen dazu anhalten, das Familiengebet zu sprechen.

Aus: Der Stern, September 1991, Seite 3–6.

„DARUM IST MIR ETWAS BEIGEBRACHT WORDEN“

Elder L. Tom Perry
vom Kollegium der Zwölf Apostel

Gute Eltern

Das Buch Mormon beginnt mit diesen Worten: „Ich, Nephi, stamme von guten Eltern, und darum ist mir von allem Wissen meines Vaters etwas beige- bracht worden“ (1 Nephi 1:1). Wie anders sähe unsere Welt aus, wenn jedes Kind des himmlischen Vaters sein Tagebuch mit einem ähnlichen Satz beginnen könnte – dass es gute Eltern habe und von ihnen belehrt worden sei.

Wir leben zu einer ganz besonderen Zeit in der Geschichte, zu einer Zeit, in der das Evangelium des Herrn in seiner Fülle wiederhergestellt worden ist. Wir haben immer mehr und immer bessere Missionare; und so wird das Evangelium in mehr Sprachen immer mehr Nationen und immer mehr Zuhörern als je zuvor gepredigt. Während fast überall in der Welt Gemeinden und Pfähle gegründet werden, sind kreative Menschen dazu inspiriert worden, Kommunikationsmittel zu entwickeln, die die Anweisungen der Propheten noch viel, viel mehr Zuhörern zugänglich machen. Die gute Nachricht des Evangeliums kann jetzt schneller verbreitet werden, um die Hoffnung auf ewigen Frieden in das Herz der Menschheit zu tragen.

Das Familienleben ist in Gefahr

Eine der großartigen Botschaften des Evangeliums ist die Lehre vom ewigen Bestand der Familie. Wir erklären der Welt den Wert und die Bedeutung des Familienlebens. Viel von der Verwirrung und den Schwierigkeiten, die wir heute in der Welt vorfinden, kann auf den Verfall der Familie zurückgeführt werden. Es gibt immer weniger Kinder, die es erleben, dass sie zu Hause von liebevollen Eltern belehrt und erzogen werden.

Das Familienleben, wo Eltern und Kinder miteinander kommunizieren, indem sie miteinander lernen, spielen und arbeiten, ist durch ein schnelles, individuelles, in der Mikrowelle erwärmtes Essen und einen Abend vor dem Fernseher ersetzt worden. Die National Association of Counties hat bei ihrer Zusammenkunft in Salt Lake City im Jahre 1991 festgestellt, dass der Mangel an Einfluss durch die Familie einen Punkt erreicht hat, so dass eine Krise in unserer Nation entstanden ist. Ihre Besorgnis darüber haben sie in ihren Arbeitsgruppen miteinander besprochen. Sie verabschiedeten dabei fünf grundlegende Punkte, die die Aussicht auf Erfolg für jede Familie erhöhen könnten.

Erstens, stärken Sie Ihre Beziehungen untereinander durch Familienaktivitäten. Zweitens, setzen Sie vernünftige Regeln und Erwartungen fest. Drittens, bauen Sie Selbstachtung auf. Viertens, setzen Sie sich erreichbare Ziele. Fünftens, werten Sie regelmäßig Stärken und Bedürfnisse Ihrer Familie aus.

Plötzlich gewinnt die dringende und warnende Stimme unserer Propheten vom Anfang aller Zeiten her an Bedeutung. Entsprechend dem Rat und dem Ansporn, die uns gegeben werden, müssen wir auf unsere Familien achten und unsere Missionsbemühungen beschleunigen, um andere Menschen zur Erkenntnis der Wahrheit und der Bedeutung der Familie zu bringen.

Adam und Eva werden in ihren Aufgaben als Eltern unterwiesen

Gleich zu Anfang machten die Anweisungen des Herrn an Adam und Eva ihnen ihre Verantwortung als Eltern bewusst. Ihre Rollen waren klar definiert. Nachdem sie Anweisungen vom Herrn erhalten hatten, sehen wir, dass sie seinem Rat folgten und sagten:

„Und an jenem Tag pries Adam Gott und wurde erfüllt und fing an, in Bezug auf alle Familien der Erde zu prophezeien, nämlich: Gepriesen sei der Name Gottes, denn infolge meiner Übertretung sind mir die Augen aufgegangen, und ich werde Freude haben in diesem Leben, und ich werde, wiederum im Fleische, Gott schauen.

Und seine Frau, Eva, hörte das alles und war froh und sagte: Wenn wir nicht übertreten hätten, so hätten wir nie Nachkommen gehabt und hätten nie Gut und Böse erkannt, auch nicht die Freude unserer Erlö- sung und das ewige Leben, das Gott allen gibt, die gehorsam sind.

Und Adam und Eva priesen den Namen Gottes und taten ihren Söhnen und Töchtern alles kund.“ (Mose 5:10–12.)

Kinder unterweisen

Ja, von Anfang an gehörte die Verantwortung der Eltern, ihre Kinder zu belehren, zu den Anweisungen, die der Herr unseren ersten irdischen Eltern gab.

Offenbarungen, die wir seit der Wiederherstellung der Kirche erhalten haben, ermahnen die Eltern eben- falls, die Verpflichtung, ihre Kinder zu belehren und zu erziehen, ernst zu nehmen. In Lehre und Bündnisse, Abschnitt 93 lesen wir, wie der Herr einige Brüder dafür zurechtweist, dass sie sich nicht verantwortungsbewusst genug um ihre Familie kümmern. Dort steht:

„Ich aber habe euch geboten, eure Kinder in Licht und Wahrheit aufzuziehen. …

Du hast deine Kinder nicht Licht und Wahrheit gelehrt, wie es gemäß den Geboten hätte sein sollen; und jener Schlechte hat noch immer Macht über dich, und das ist die Ursache deiner Bedrängnis.

Und nun gebe ich dir ein Gebot: Wenn du davon befreit sein willst, musst du selbst dein Haus in Ordnung bringen; denn es gibt noch vieles, was in deinem Haus nicht recht ist.“ (LuB 93:40,42,43.)

Der Familienabend ist wichtig

Vor Jahren schon hat die Kirche alle Eltern aufgefordert, wöchentlich einen Familienabend durchzuführen. Inzwischen ist aus dieser Ermahnung eine feste Einrichtung in den Familien der Kirchen geworden. Der Montagabend ist dafür reserviert, dass die Familie einen Abend lang zusammen ist. An dem Abend sollen keine Kirchenaktivitäten oder andere Termine liegen. Es sind uns große Segnungen verhei- ßen worden, wenn wir uns getreu daran halten.

Präsident Harold B. Lee hat uns einmal folgenden Rat gegeben:

„Vergessen Sie nicht: Wenn wir die volle Bedeutung der Sendung des Elija verstehen, wird sich das Herz der Kinder zu den Vätern kehren und das Herz der Väter zu den Kindern. Dies gilt sowohl für diese Seite des Schleiers als auch für die andere. Wenn wir unsere Familie hier vernachlässigen, indem wir keinen Familienabend halten, und wenn wir unserer Pflicht hier auf Erden nicht nachkommen, wie würden wir dann den Himmel empfinden, wenn wir einige von denen, die wir lieben, durch unsere Nachlässigkeit verlören? Der Himmel wäre für uns kein Himmel, es sei denn, wir haben alles in unserer Macht Stehende zur Errettung derjenigen unternommen, die der Herr durch unsere Linie auf die Erde gesandt hat.“

Dann fuhr er fort: „Daher muss sich Ihr Herz, das Herz der Väter und Mütter, den Kindern jetzt zuwenden, wenn Sie den wahren Geist des Elija haben. Glauben Sie nicht, dass die Wirkung dieses Geistes nur die Verstorbenen betrifft. Kehren Sie Ihr Herz Ihren Kindern zu, und unterweisen Sie sie; aber Sie müssen es tun, solange sie noch jung genug sind, um sich hinreichend erziehen zu lassen. Vernachlässigen Sie aber den Familienabend, so verabsäumen Sie Ihre Mitwirkung bei der Sendung des Elija in der gleichen Weise, als würden Sie keine Familienforschung betreiben.“ (Leitfaden der Frauenhilfsvereinigung, 1977/78, Seite 2; Hervorhebung hinzugefügt.)

Ich habe schon oft an die glückliche Zeit zurückgedacht, als unsere Familie noch jung und unsere Kinder noch zu Hause waren. Ich habe mir jene Tage im Rückblick vorgestellt und mir überlegt, was ich in der Organisation und Führung unserer Familie anders machen würde, wenn wir die Möglichkeit hätten, diese Zeit noch einmal zu durchleben. Es gibt zwei Bereiche, in denen ich bestimmt etwas verbessern würde, wenn mir die Möglichkeit gewährt würde, noch einmal kleine Kinder bei uns zu Hause zu haben.

Das erste wäre, dass ich mit meiner Frau mehr Zeit im Familienführungskomitee verbringen würde, um gemeinsam zu lernen, miteinander zu sprechen, zu planen und zu organisieren, um unsere Aufgabe als Eltern besser erfüllen zu können.

Mein zweiter Wunsch, wenn ich diese Jahre noch einmal haben dürfte, wäre es, mehr Zeit mit der Familie zu verbringen. Das beinhaltet auch regelmäßigere und sinnvollere Familienabende.

Jugendliche tragen zum Erfolg bei

Die volle Verantwortung, den Familienabend zu planen und vorzubereiten, muss nicht den Eltern allein überlassen sein. Die erfolgreichsten Familienabende, an denen ich teilgenommen habe, waren die, bei denen die Jugendlichen der Familie aktiv geworden sind.

Ich fordere euch auf, ihr großartigen Diakone, Lehrer, Priester, Bienenkorbmädchen, Rosenmädchen und Lorbeermädchen, wesentlich zum Erfolg eures Familienabends beizutragen. In vielen Familien könnt ihr das Gewissen der Familie sein. Genau genommen habt ihr am meisten aus dieser Erfahrung zu gewinnen. Wenn ihr in einer Welt des Friedens, der Sicherheit und vieler Möglichkeiten leben wollt, kann die Familie, zu der ihr euren Beitrag leistet, zum Wohlergehen – ja, tatsächlich – der ganzen Welt beitragen.

Ich erinnere mich an eine Begebenheit einmal in den Weihnachtsferien, als wir mit unseren Enkelkindern einen Ausflug machten. Um wirklich ein Gemeinschaftsgefühl zu haben, hatten wir einen Kombi gemietet, so dass wir alle zusammen fahren konnten. In dem Auto waren Oma und Opa, mein Sohn und seine drei ältesten Kinder. Meine Schwiegertochter war mit den kleineren Kindern zu Hause geblieben. Ich war mit dem Fahren an der Reihe, und meine Frau saß neben mir und sagte mir immer den richtigen Weg an. Hinten aus dem Auto hörte ich Audrey, das älteste Kind, mit ihrem Vater sprechen. Sie sagte: „Papa, eines unserer Ziele für dieses Jahr war es, das Buch Mormon gemeinsam mit der Familie zu Ende zu lesen. Heute ist der letzte Tag des Jahres. Könnten wir es nicht jetzt zu Ende lesen, so dass wir unser Ziel erreichen?“

Was für ein besonderes Erlebnis das war, meinem Sohn und seinen drei Kindern zuzuhören, während jeder der Reihe nach laut aus den letzten Kapiteln von Moroni vorlas, wodurch sie ihr Ziel erreichten, das Buch Mormon ganz zu lesen. Bedenkt, es war ein junges Mädchen, das diesen Vorschlag machte, nicht einer von den Eltern.

Eine Herausforderung für die Jugendlichen

Ihr seid eine auserwählte Generation – für diese besondere Zeit in der Geschichte der Menschheit aufbewahrt. Ihr habt so viel zu geben, um zum Wachstum und zur Entwicklung der Familie beizutragen, zu der ihr gehört. Ich fordere euch auf, in eurer Familie mit dieser besonderen Begeisterung der Jugend vorwärts zu gehen, um das Evangelium dort wirklich zum Leben zu erwecken. Denkt an den Rat von Joseph F. Smith, als er sagte:

„Ich möchte, dass meine Kinder und alle Kinder von Zion wissen, dass es nichts in der Welt gibt, was für sie so großen Wert hat wie das Wissen von der Wiederherstellung des Evangeliums auf der Erde in dieser letzten Zeit durch den Propheten Joseph Smith. Es gibt nichts, was das Fehlen dieser Erkenntnis ausgleichen könnte. Es gibt nichts auf der Welt, was auch nur annähernd so wichtig wäre wie die Erkenntnis von Jesus Christus. Deshalb sollen alle Eltern in Zion sich um ihre Kinder kümmern, sie die Grundsätze des Evangeliums lehren und sich so weit wie möglich bemühen, sie dahin zu führen, dass sie ihre Pflichten erfüllen – nicht mechanisch, weil sie dazu gedrängt werden, sondern versuchen Sie, den Geist der Wahrheit ins Herz Ihrer Kinder zu pflanzen sowie eine beständige Liebe zum Evangelium, so dass sie ihre Aufgaben nicht nur deshalb erfüllen, weil es ihren Eltern so gefällt, sondern weil es ihnen selbst gefällt.“ (Masterpieces of Latter-day Saint Leaders, Seite 78.)

Den Familienabend wieder beleben

Der Familienabend ist für jeden, ob es sich um eine Familie mit beiden Eltern oder mit nur einem Elternteil handelt oder um eine Familie, in der nur einer zur Kirche gehört. Heimlehrer, wir fordern Sie auf, bei Ihren regelmäßigen Besuchen Ihre Familien dazu anzuspornen, den Familienabend durchzuführen und mit neuem Leben zu erfüllen.

Unser Prophet, Ezra Taft Benson, hat uns wieder daran erinnert, wie notwendig der Familienabend ist und was zu einem erfolgreichen Familienabend dazugehört. Er hat Folgendes gesagt:

„Das Familienabendprogramm der Kirche legt einen Abend pro Woche dafür fest, dass Väter und Mütter ihre Söhne und Töchter im Familienkreis um sich versammeln, um die Familie zu stärken und zu schützen. Dabei betet man zusammen, man singt Kirchenlieder und andere Lieder, man liest in den heiligen Schriften, man bespricht Familienangelegenheiten, man zeigt den anderen seine Talente, man lehrt Grundsätze des Evangeliums, und oft macht man Spiele, und es gibt selbst hergestellte Erfrischungen.“ (Conference Report, Gebietskonferenz auf den Philip- pinen, 1975, Seite 10.)

Wir hoffen, dass jeder von Ihnen sich alle diese Vorschläge des Propheten über den Familienabend aufschreibt.

Dann fährt er fort: „Und das sind die Segnungen, die ein Prophet Gottes denen verheißt, die jede Woche ihren Familienabend durchführen: ,Wenn die Heiligen diesen Rat befolgen, verheißen wir ihnen, dass sich große Segnungen daraus ergeben. Die Liebe in der Familie und der Gehorsam gegenüber den Eltern werden zunehmen. Die Jugend Israels wird Glauben im Herzen entwickeln, und sie werden die Kraft erlangen, schlechte Einflüsse und Versuchungen, die auf sie einwirken, zu bekämpfen.“ (Conference Report, Gebietskonferenz auf den Philippinen, 1975, Seite 10.)

Wir möchten jeden von Ihnen anspornen, den Rat unseres Propheten zu befolgen, jede Familie in der Kirche: Überprüfen Sie erneut den Fortschritt, den Sie darin machen, dass Sie den Familienabend regelmä- ßig durchführen. Die Anwendung dieses Programms wird für Sie ein Schild und Schutz gegen das Böse unserer Zeit sein und Ihnen persönlich und als Familie größere und tiefere Freude hier und in der Ewigkeit bringen.

Möge Gott uns segnen, dass wir dieses ungeheuer wichtige Programm wiederbeleben und stärken, wenn wir uns als Familie darüber Gedanken machen.

Aus einer Ansprache, die Elder Perry bei der Generalkonferenz der Kirche im April 1994 gehalten hat. (siehe Der Stern, Juli 1994, Seite 32 ff.)