Für die Familie
Kinder durch Beispiel und Unterweisung belehren


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Kinder durch Beispiel und Unterweisung belehren

Anwendungsvorschläge

Erfüllen Sie gemäß Ihren eigenen Bedürfnissen und Umständen eine oder beide Aufgaben.

  • Überlegen Sie, welche Bedürfnisse Ihre Kinder haben oder Ihre Enkelkinder, Nichten und Neffen oder andere Kinder, die Sie kennen. Suchen Sie nach Möglichkeiten, wie Sie diese Kinder durch Ihre Taten und Worte unterweisen können.

  • Lesen Sie, was über das Unterweisen in der Familie in den folgenden Veröffentlichungen steht: Lehren, die größte Berufung (36123 150), Seite 127–143 und Anleitung für die Familie (31180 150), Seite 3–7. Wenn Sie verheiratet sind, lesen und besprechen Sie diesen Lesestoff mit Ihrem Partner.

Leseauftrag

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DIE GRÖSSTE HERAUSFORDERUNG

Elder James E. Faust
vom Kollegium der Zwölf Apostel

Elternschaft ist eine göttliche Berufung

Ich fühle mich gedrängt, über ein Thema zu spre- chen, das ich als die größte Herausforderung der Welt bezeichnen möchte. Es hat mit dem Vorzug und der Aufgabe guter Elternschaft zu tun. Zu diesem Thema gibt es so viele Meinungen, wie es Eltern gibt, aber es sind nur wenige, die vorgeben, sie wüssten alle Antworten. Ich gehöre bestimmt nicht dazu.

Meiner Meinung nach gibt es gegenwärtig mehr hervorragende junge Menschen in der Kirche als jemals zuvor in meinem Leben. Das ist darauf zurückzuführen, dass die meisten dieser großartigen jungen Leute aus guten Familien kommen und verantwortungsbewusste, tüchtige Eltern haben. Die meisten gewissenhaften Eltern haben aber doch das Gefühl, etliche Fehler gemacht zu haben. Als ich einmal etwas Unbedachtes angestellt hatte, rief meine Mutter: „Was habe ich denn falsch gemacht?“

Der Herr hat uns angewiesen, unsere Kinder in Licht und Wahrheit aufzuziehen (siehe LuB 93:40). Was mich anbelangt, gibt es keine wichtigere mensch- liche Bemühung.

Vater oder Mutter zu sein ist nicht nur eine große Herausforderung, es ist eine göttliche Berufung, eine Anstrengung, die heilige Hingabe verlangt. Präsident McKay hat es so ausgedrückt: „Eltern zu sein ist die höchste Verpflichtung, die den Menschen anvertraut ist.“ (The Responsibility of Parents to Their Children, Broschüre, Seite 1).

Ein gutes Zuhause schaffen

Gewiss ist die Aufgabe, gute Eltern zu sein, eine der schwierigsten, der sich die Menschen gegenübersehen, aber andererseits liegt darin auch eine der größten Quellen der Freude. Sicherlich gibt es in dieser Welt keine wichtigere Arbeit, als die Kinder zu gottesfürchtigen, glücklichen, ehrenhaften und leistungsfähigen Menschen zu erziehen. Die Eltern können gar kein größeres Glück erfahren, als dass ihre Kinder sie und ihre Belehrungen ehren. Das ist die Herrlichkeit der Elternschaft. Johannes hat bezeugt: „Ich habe keine größere Freude, als zu hören, dass meine Kinder in der Wahrheit leben.“ (3 Johannes 1:4.) Ich denke, Kinder zu belehren, zu erziehen und zu schulen, erfordert mehr Intelligenz, intuitives Verständnis, Demut, Kraft, Weisheit, Geistigkeit, Beharrlichkeit und harte Arbeit als jede andere Herausforde- rung, die im Leben an uns ergehen mag. Das gilt ganz besonders, wenn rings um uns das sittliche Fundament von Ehre und Anstand abzubröckeln beginnt. Wenn die Familienerziehung erfolgreich sein soll, müssen Wertvorstellungen vermittelt werden, muss es Regeln und Grundsätze geben, einige davon absolut unverrückbar. In vielen Gesellschaften genießen die Eltern nur wenig Unterstützung bei der Vermitt- lung und Beachtung sittlicher Werte. In manchen Kreisen finden sich immer weniger wesentliche Werte, und viele junge Leute in diesen Kreisen haben für Sittlichkeit nur noch Zynismus übrig.

In einer Zeit, da die Gesellschaft als Ganzes verrottet und ihre sittliche Identität verliert und viele Fami- lien zerbrechen, besteht die Hoffnung darin, dass man der Belehrung der nächsten Generation – unserer Kinder – mehr Aufmerksamkeit und Bemühung zuwendet. Zu diesem Zweck müssen wir aber zunächst die ersten Lehrer der Kinder stärken, und die wesentlichsten davon sind die Eltern und andere Angehörige, und der beste Unterrichtsraum muss das eigene Zuhause sein. Irgendwie, auf irgendeine Weise müssen wir mehr darauf bedacht sein, unser Zuhause zu festigen, so dass inmitten all der verderb- lichen Trockenfäule ringsum eine heilige Schutzburg vorhanden ist. Wenn es in der Familie Einklang, Glücklichkeit, Frieden und Liebe gibt, werden die Kinder die erforderliche innere Stärke haben, um mit den Herausforderungen des Lebens fertig zu werden. Barbara Bush, die Frau von Präsident George Bush, hat vor ein paar Monaten zu den Absolventen des Wellesley College gesagt:

„Welche Epoche, welche Zeiten auch immer, eines wird sich nie ändern: Väter und Mütter, wenn Sie Kinder haben – die müssen an erster Stelle stehen. Sie müssen Ihren Kindern vorlesen, Sie müssen Ihre Kinder in den Arm nehmen, und Sie müssen Ihre Kinder lieben. Ihr Erfolg als Familie und unser Erfolg als Gesellschaft hängt nicht davon ab, was im Weißen Haus geschieht, sondern davon, was in Ihrem Haus geschieht.“ (Washington Post, 2. Juni 1990, Seite 2.)

Ein guter Vater, eine gute Mutter zu sein erfordert, dass man viele eigene Bedürfnisse und Wünsche zugunsten der Kinder zurückstellt. Aufgrund dieser Hingabe entwickeln gewissenhafte Eltern einen edlen Charakter und lernen die selbstlosen Wahrheiten, die der Erretter lehrte, in die Tat umzusetzen.

Ich habe größte Achtung vor allein erziehenden Müttern und Vätern, die sich abmühen und Opfer bringen und fast übermenschliche Kraft aufwenden müssen, um die Familie zusammenzuhalten. Man muss sie ehren und sie in ihren heldenhaften Bemühungen stützen. Die Aufgaben des Vaters und der Mutter sind freilich viel leichter, wenn es zwei funk- tionierende Elternteile gibt. Kinder stellen oft an die Kraft und Weisheit beider Eltern größte Anforderungen.

Wie oft beten Sie gemeinsam als Familie?

Vor einigen Jahren wurde Bischof Stanley Smoot von Präsident Kimball interviewt und dabei gefragt: „Wie oft halten Sie Familiengebet?“

Bischof Smoot antwortete: „Wir bemühen uns, es zweimal am Tag zu haben, aber im Durchschnitt ist es wohl einmal.“

Präsident Kimball entgegnete ihm: „In der Vergangenheit war es vielleicht richtig, einmal am Tag Familiengebet zu haben. Aber in Zukunft wird das nicht genug sein, wenn wir unsere Familie retten wollen.“

Ich frage mich, ob es in Zukunft genug sein wird, nur hin und wieder den Familienabend abzuhalten, wenn wir unsere Kinder ausreichend mit sittlicher Kraft ausrüsten wollen. In Zukunft wird ein nur gelegentliches Schriftenstudium vielleicht nicht genügen, um unseren Kindern die notwendige Tugend zu vermitteln, so dass sie dem Sittenverfall in ihrer zukünftigen Umgebung widerstehen können. Wo sollen sie denn Keuschheit, Redlichkeit, Ehrlichkeit und einfa- chen menschlichen Anstand lernen, wenn nicht zu Hause? Diese Werte werden natürlich in der Kirche untermauert, aber die elterliche Belehrung ist beständiger.

Eltern müssen ein Vorbild sein

Wenn die Eltern ihren Kindern beibringen wollen, wie man Gefahren meidet, so führt es zu nichts, wenn sie sagen: „Wir sind erfahren und wissen, wie es in der Welt zugeht, und deshalb können wir uns näher an den Rand der Klippe heranwagen als ihr.“ Elterliche Heuchelei lässt die Kinder leicht zynisch werden, und sie glauben nicht mehr an das, was ihnen zu Hause gesagt worden ist. Wenn die Eltern zum Beispiel einen Film ansehen, den sie den Kindern verbieten, so leidet die Glaubwürdigkeit der Eltern. Wenn man von den Kindern erwartet, dass sie ehrlich sind, müssen die Eltern ehrlich sein. Wenn die Kinder tugendhaft sein sollen, müssen die Eltern tugendhaft sein, und wenn Sie wollen, dass Ihre Kinder ehrenhaft sind, dann müssen Sie selbst ehrenhaft sein.

Neben anderen Werten muss den Kindern auch Achtung vor den Mitmenschen beigebracht werden – das beginnt bei den Eltern und Geschwistern; Achtung vor den Symbolen des Glaubens und vor der Vaterlandsliebe anderer; Achtung vor Gesetz und Ordnung; Achtung vor dem Eigentum des anderen; Achtung vor Autorität. Paulus erinnert uns daran, dass die Kinder lernen sollen, „zuerst selbst ihren Angehörigen Ehrfurcht zu erweisen“ (1 Timotheus 5:4).

Kinder disziplinieren

Eine der schwierigsten elterlichen Aufgaben liegt darin, die Kinder in angemessener Weise zu disziplinieren. Kindererziehung ist eine sehr individuelle Angelegenheit. Jedes Kind ist anders und einzigartig. Was bei einem wirkt, hat vielleicht bei dem anderen keinen Erfolg. Ich kenne keinen, der so weise ist, dass er sagen könnte, welche Maßnahme zu streng oder zu nachsichtig ist, außer die Eltern selbst, die die Kinder am meisten lieben. Das ist etwas, was die Eltern gebeterfüllt selbst erkennen müssen. Das Um und Auf bei diesem Prinzip ist zweifellos dies: die Disziplinierung der Kinder muss mehr auf Liebe beruhen als auf Bestrafung. Brigham Young hat gesagt: „Wenn Sie jemals wen züchtigen sollen, so tun Sie es nur so weit, dass Sie noch genügend Linderung für seine Schmerzen haben.“ (Journal of Discourses, 9:124 f.) Weisung und Disziplinierung sind aber sicherlich ein unentbehrlicher Teil der Kindererziehung. Wenn die Eltern die Kinder nicht an Disziplin gewöhnen, dann wird es die Öffentlichkeit tun, und zwar auf eine Weise, die den Eltern nicht gefallen wird. Ohne Disziplin aber respektieren die Kinder weder die Regeln in der Familie noch in der Gesellschaft.

Disziplin hat in erster Linie den Zweck, Gehorsam zu lehren. Präsident David O. McKay hat gesagt: „Wenn die Eltern es versäumen, ihren Kindern Gehorsam beizubringen, wenn das Elternhaus keinen Gehorsam schaffen kann, dann wird die Gesellschaft ihn fordern und bekommen. Es ist deshalb besser, wenn das Elternhaus mit seiner Güte, mit Mitgefühl und Verständnis das Kind zum Gehorsam erzieht, als es voll Gleichgültigkeit der brutalen und mitleidlosen Disziplinierung durch die Gesellschaft zu überlassen; denn das wird geschehen, wenn das Elternhaus seine Verpflichtung nicht erfüllt.“ (The Responsibility of Parents to Their Children, Seite 3.)

Kinder den Wert der Arbeit lehren

Bei der Erziehung der Kinder zu Disziplin und Verantwortlichkeit kommt es sehr darauf an, dass sie arbeiten lernen. Während der Entwicklungsjahre sagt mancher: „Ich mag die Arbeit, sie fasziniert mich. Stundenlang kann ich dasitzen und zusehen.“ (Jerome K. Jerome in The International Dictionary of Thoughts, Seite 782.) Wiederum sind es die Eltern, die den Kindern das Arbeiten am besten beibringen können. Mir machte das Arbeiten Freude, als ich zuerst zusammen mit meinem Vater und Großvater, mit meinen Onkeln und Brüdern arbeitete. Gewiss war ich manchmal eher eine Belastung als eine Hilfe, aber die Erinnerung ist schön, und ich habe viel Wertvolles gelernt. Kinder müssen Verantwortung und Selbständigkeit lernen. Nehmen sich die Eltern wirklich die Zeit, um den Kindern vorzuführen und zu erklären, dass sie, wie Lehi es ausdrückte, ihr Handeln selbst bestimmen und dass nicht über sie bestimmt wird? (Siehe 2 Nephi 2:26.)

Luther Burbank, einer der bedeutendsten Pflanzenzüchter der Welt, sagte einmal: „Wenn wir unseren Pflanzen nur ebenso viel Aufmerksamkeit zuwendeten wie unseren Kindern, würden wir jetzt in einem Dschungel aus Unkraut leben.“ (Elbert Hubbard’s Scrap Book, Seite 227.)

Besondere Herausforderungen für Eltern

Auch Kinder sind die Nutznießer der sittlichen Handlungsfreiheit, die es uns allen ermöglicht, Fort- schritt zu machen, zu wachsen und uns zu entwikkeln. Diese Freiheit gestattet den Kindern aber auch den anderen Weg, nämlich Selbstsucht, Verschwen- dung, Hemmungslosigkeit und Selbstzerstörung. Die Kinder machen von dieser Freiheit oft Gebrauch, wenn sie noch sehr klein sind.

Eltern, die ihre Aufgabe gewissenhaft und liebevoll ausgeführt und nach besten Kräften rechtschaffen gelebt haben, dürfen sich mit der Gewissheit trösten, dass sie gute Eltern sind, auch wenn das eine oder andere ihrer Kinder nicht richtig handelt. Den Kindern fällt die Aufgabe zu, zu hören, zu gehorchen und, nachdem sie belehrt worden sind, zu lernen. Die Eltern brauchen nicht immer für jede Fehlhandlung der Kinder geradezustehen, denn sie können deren Wohlverhalten ja nicht gewährleisten. Das eine oder andere Kind könnte sogar Salomos Weisheit und Ijobs Geduld überfordern.

Wohlhabende Eltern sehen sich oft einer besonderen Herausforderung gegenüber. Ihre Kinder erpressen gewissermaßen die Eltern, indem sie die elterli- chen Regeln nur dann anerkennen, wenn die Forderungen der Kinder erfüllt werden. Elder Neal A. Maxwell hat gesagt: „Wer für seine Kinder zuviel tut, wird bald herausfinden, dass er mit seinen Kindern nichts mehr tun kann. Manche Kinder werden so sehr auf Händen getragen, dass sie nicht mehr auf eigenen Füßen stehen können.“ (Conference Report, April 1975, Seite 150.) Es liegt wohl in der Natur des Menschen, dass man materielle Güter, die man nicht selbst erarbeitet hat, nicht voll zu schätzen weiß.

Es ist schon irgendwie eine Ironie, wenn manche Eltern so sehr darauf aus sind, dass ihre Kinder von den Gleichaltrigen nur ja akzeptiert werden und beliebt sind, und wenn diese selben Eltern dann Angst haben, ihre Kinder könnten das gleiche tun wie ihre Altersgenossen.

Kindern dabei helfen, sich Werte zu verinnerlichen

Im Allgemeinen haben Kinder, die entschlossen sind, sich von Drogen, Alkohol und unzulässiger Geschlechtsbeziehung fernzuhalten, die festen Werte ihres Elternhauses, die auch vom Vater und von der Mutter praktiziert wurden, angenommen und in sich aufgenommen. Bei schwierigen Entscheidungen halten sie sich höchstwahrscheinlich an die Lehren der Eltern und nicht an das Beispiel ihrer Altersgruppe oder die Verdrehungen seitens der Medien, wo Alkoholgenuss, unerlaubter Sex, Untreue, Unehrlichkeit und andere Laster verherrlicht werden. Sie gleichen Helamans zweitausend jungen Männern, deren Mütter sie gelehrt hatten, „dass Gott sie (aus Todesgefahr) befreien werde, wenn sie nicht zweifelten. Und sie wiederholten … die Worte ihrer Mütter, nämlich: wir zweifeln nicht – unsere Mütter haben es gewusst.“ (Alma 56:47,48.)

Etwas, was die elterlichen Lehren und Werte im Leben der Kinder anscheinend fest zu verankern mag, ist ein unbeirrbarer Gottesglaube. Wenn sie diesen Glauben verinnerlichen, bekommen sie seelische Kraft. Was also von all dem Wichtigen sollen die Eltern lehren? In der Schrift heißt es, die Eltern sollten ihre Kinder lehren, „die Lehre vom Glauben an den Herrn Jesus Christus, den Sohn des lebendigen Gottes und von der Taufe und der Gabe des Heiligen Geistes“ zu verstehen, ebenso die „Lehre von der Umkehr“ (LuB 68:25). Diese Wahrheiten müssen im Elternhaus gelehrt werden, denn das kann nicht in den öffentlichen Schulen geschehen, und Staat und Gesellschaft tun auch nichts dazu. Natürlich sind die Programme der Kirche hilfreich, aber das wirksamste Lehren geschieht in der Familie.

Tausend Pinselstriche der Liebe

Die Belehrung durch die Eltern braucht nicht großartig oder mächtig oder dramatisch zu sein. Das lernen wir vom bedeutendsten aller Lehrer. Charles Henry Parkhurst hat gesagt:

„Die ganze Schönheit des Lebens Christi ist nur die gesammelte Schönheit vieler unmerklicher schöner Taten – dass er mit der Frau am Brunnen gesprochen hat; dass er dem reichen Jüngling den heimlichen Ehrgeiz bewusst machte, den dieser im Herzen barg und der ihn vom Himmelreich fernhielt; dass er einer kleinen Gruppe von Anhängern zeigte, wie sie beten sollten; dass er ein Feuer machte und Fische briet, damit seine Jünger ein Frühstück hatten; dass er auf sie wartete, als sie nach einer Nacht des Fischfangs an Land kamen – fröstelnd, müde und mutlos. Das alles lässt uns so mühelos die wirkliche Art und Weise der Anteilnahme Christi erkennen: so zielgerichtet, so ohne Umschweife, so engagiert in das Geringfügige, so vertieft in Unbedeutendes.“ (Leaves of Gold, Seite 177.)

Und so ist es auch mit den Eltern. Die Kleinigkeiten sind das Große, das mit tausend Pinselstrichen der Liebe, des Glaubens, der Disziplin, des Opfers, der Geduld und der Arbeit das Gesamtbild der Familie ausmacht.

Kinder des Bundes

Es gibt große geistige Verheißungen für die treuen Eltern in der Kirche.

Im ewigen Bund gesiegelte Kinder ziehen die gött- lichen Verheißungen auf sich, die ihren tapferen Vorfahren gemacht wurden, die ihren Bündnissen treu geblieben sind.

Der Bündnisse, deren die Eltern gedenken, gedenkt auch Gott. Auf diese Weise können die Kinder Nutznießer und Erben dieser großen Bündnisse und Verheißungen werden, und das alles, weil sie Kinder des Bundes sind. (Siehe Orson F. Whitney, Conference Report, April 1929, Seite 110 f.)

Gott segne die sich abmühenden, hingebungsvollen, ehrenhaften Eltern auf der Welt. Möge er besonders die Bündnisse einlösen, die von den getreuen Eltern in unserem Volk eingehalten werden, und über diese Kinder des Bundes wachen.

Aus einer Ansprache, die Elder Faust bei der Generalkonferenz der Kirche im Oktober 1990 gehalten hat (siehe Der Stern, Januar 1991, Seite 31 ff.).

EIN TISCH VOLLER LIEBE

Elder LeGrand Curtis
von den Siebzigern

Es ist schon viel darüber gesagt worden, wie wichtig die Familie ist. Elder Marion G. Romney hat einmal gesagt: „Die tödliche Krankheit der Gesellschaft ist vor allem durch den Zerfall der Familie verursacht.„1 Manche Familie hat ein geräumiges, großzügig, ja, luxuriös eingerichtetes Zuhause, während andere klein und bescheiden, manchmal sogar sehr bescheiden eingerichtet sind. Aber doch kann jedes, wirklich jedes Zuhause der Himmel auf Erden sein, wo wir von Liebe erfüllt sind, ein Stück Himmel, wo wir uns gern aufhalten, wie es in einem unserer Kirchenlieder heißt.2

Eins der wichtigeren Möbelstücke in den meisten Wohnungen ist der Küchentisch. Er ist mal klein, mal groß, mal eine kleine Theke mit wenig Platz für Essen und Geschirr, aber im Wesentlichen dient er doch dazu, dass die Mitglieder der Familie dorthin kommen, um zu essen.

Ich möchte Ihre Aufmerksamkeit heute, an diesem besonderen Tag, auf eine tiefliegendere, wichtigere Aufgabe des „Küchentischs“ lenken, an dem wir mehr erhalten als nur Nahrung für unser körperliches Wohlergehen.

Gespräche über das Evangelium am Küchentisch

Eine Familie besteht normalerweise aus zwei und mehr Mitgliedern verschiedenen Alters, aber die Familie muss möglichst täglich zusammenkommen, und zwar nicht nur zum Essen, sondern auch zum Beten, zum Zuhören, um sich auszutauschen, voneinander zu lernen und gemeinsam zu wachsen. Präsi- dent Gordon B. Hinckley hat sehr zutreffend gesagt:

„Meine Bitte – und ich wünschte, ich könnte sie beredter vorbringen – ist eine Bitte, die Kinder zu erretten. Zu viele leben in Angst und Schmerz, einsam und mutlos. Kinder brauchen die Sonne. Sie brauchen Glück. Sie brauchen Liebe und Fürsorge. Sie brauchen Güte und Stärkung und Zuneigung. Jedes Zuhause, ganz gleich, wie viel seine Ausstattung gekostet hat, kann ein Umfeld der Liebe schaffen, das ein Umfeld der Errettung wird.“3 Die meisten Familienmitglieder sind draußen den vielen Kräften der Welt ausgesetzt, desgleichen dem mächtigen Einfluss von Radio, Fernsehen, Videos, Kassetten usw., die wir nach Hause mitbringen.

Stellen Sie sich eine Familie vor, die sich um den Tisch versammelt hat, um zu essen – um über das Evangelium zu reden – um über die Generalkonferenz zu reden – um über die letzten Zeitschriften der Kirche zu reden – um über die Schule und alles, was damit zu tun hat, zu reden – um über den Sonntagsschulunterricht zu reden – um sich gute Musik anzuhören – um über Jesus Christus und seine Lehren zu reden. Die Liste lässt sich beliebig erweitern. Nicht nur die Eltern, sondern alle Mitglieder der Familie tun gut daran, bei Tisch aufmerksam zuzuhören und darauf zu achten, dass jeder reichlich Gelegenheit hat, sich zu beteiligen.

Familiengebet am Küchentisch

Denken Sie daran, was eine Familie bewirken kann, wenn sie (ohne Fernsehen) um den Tisch herum niederkniet und betet, wenn sie um Hilfe fleht und dem Vater im Himmel für seinen Segen dankt, wenn alle Altersstufen lernen, wie wichtig der liebende Vater im Himmel ist. Wenn wir mit unseren Kindern beten, solange sie klein sind, werden wohl auch sie eines Tages mit ihren Kindern das Familiengebet halten.

Präsident Monson hat sehr zutreffend gesagt: „Der Herr hat uns mit den folgenden Worten angewiesen, das Familiengebet zu pflegen: ,Betet in euren Familien immer in meinem Namen zum Vater, damit eure Frauen und Kinder gesegnet seien.‘ (3 Nephi 18:21.)

Schauen wir uns doch gemeinsam eine typische Familie in der Kirche an, die zum Herrn betet. Vater, Mutter und Kinder knien nieder, sie neigen den Kopf und schließen die Augen. Ihr Zuhause ist von Liebe, Einigkeit und Frieden erfüllt. Der Vater hört seinen kleinen Sohn zu Gott beten, sein Papa möge das Rechte tun und dem Willen des Herrn gehorsam sein. Ob es einem solchen Vater wohl schwer fällt, das Gebet seines Sohns in Ehren zu halten? Die fünfzehnjährige Tochter hört, wie ihre geliebte Mutter zum Herrn fleht, ihre Tochter möge sich bei der Auswahl ihres Freundeskreises inspirieren lassen, damit sie einmal für eine Tempelehe bereit ist. Diese Tochter wird sicher darum bemüht sein, das demütige Flehen ihrer Mutter, die sie doch von Herzen liebt, zu respektieren. Wenn Vater und Mutter und alle Kinder aufrichtig darum beten, dass die Söhne der Familie würdig leben, damit sie, wenn die Zeit kommt, als Botschafter des Herrn auf eine Mission für die Kirche berufen werden können, können wir uns sicher vorstellen, wie solche Söhne zu starken jungen Männern heranwachsen, die von dem Wunsch beseelt sind, als Missionar zu dienen.“4

Es wird häufig gesagt: „Wie könnten wir unsere Kinder und unsere Eltern in die Welt hinausschicken, ohne ihnen den Schutz des täglichen Familiengebets mitzugeben?“ Kluge Eltern überdenken ihren Tages- plan und nehmen sich wenigstens einmal am Tag die Zeit, die Familie zum Beten zu versammeln. Schon die ganz Kleinen lernen bald, das Gebet zu sprechen, und sie lernen das Familiengebet schätzen.

Machen Sie Ihr Zuhause zu einem glücklichen Ort

Ich habe schon einmal gesagt: „Eine Familie soll glücklich sein, weil alle sich darum bemühen. Es heißt, jeder sei seines Glückes Schmied, und wir müssen uns bemühen, dass wir und unsere Kinder zu Hause glücklich sind und uns wohl fühlen. In einer glücklichen Familie dreht sich alles um die Lehren des Evangeliums. Darum müssen sich alle Beteiligten ständig bemühen.“5

Ein sehr beschäftigter Teenager in einer großen Familie beklagte sich darüber, dass das Familiengebet soviel Zeit beanspruchte. Die kluge Mutter ließ dann am folgenden Tag beim Beten absichtlich den Namen des Kindes aus, das sich beklagt hatte. Nach dem Beten sagte dieses so beschäftigte Kind dann: „Mutter, du hast mich beim Beten weggelassen!“ Liebevoll erklärte die Mutter, sie sei nur auf die Beschwerde eingegangen. Da rief das Kind: „Lass mich nicht weg!“

Schriftstudium am Küchentisch

Stellen Sie sich vor, wie die Familie um den Tisch herum sitzt – die heiligen Schriften sind aufgeschlagen, und man unterhält sich über die vielen Wahrheiten und Lehren, die dort zu finden sind! Dann ist es wirklich ein Tisch voller Liebe!

Die Pädagogen sind sich darin einig, dass die Kinder außerhalb der Schule mehr lesen müssten. Es ist ein Segen für unsere Kinder, wenn wir täglich am Küchentisch mit ihnen in den heiligen Schriften lesen.

Sie müssen sich vielleicht sehr umstellen und sorgfältig planen, damit Ihre Familie am Küchentisch zusammenkommen kann, aber was könnte wichtiger sein als die Einigkeit in der Familie, die geistige Entwicklung der Familie, die Brücken, die die Familienmitglieder zueinander bauen – indem sie reden, zuhören und antworten – und all das in Liebe. Erfolg- reich sind wir vor allem dann, wenn wir uns immer wieder von neuem bemühen.

Familienbande stärken

Es gibt in der heutigen Welt viele Kräfte, die darauf aus sind, die Familie und das Zuhause zu unterminieren. Kluge Eltern sind darum bemüht, die Familie zu stärken, die geistige Gesinnung zu fördern und sich auf Jesus Christus und den Besuch des Tempels zu konzentrieren. Präsident Hunter hat uns gesagt:

„Ich bete, dass wir einander mit mehr Güte, mehr Höflichkeit, mehr Demut und Geduld und Verge- bungsbereitschaft begegnen … .

Zweitens, und dies ist genauso wichtig, fordere ich die Mitglieder der Kirche auf: Machen Sie den Tempel des Herrn zum großen Symbol Ihrer Mitgliedschaft und zum himmlischen Ort, an dem Sie Ihre heiligsten Bündnisse eingehen. Ich wünsche mir aus tiefstem Herzen, dass jedes Mitglied der Kirche würdig ist für den Tempel.“6

Diese Weisung von Präsident Hunter können wir beherzigen, nämlich durch das, was bei uns am Küchentisch geschieht.

Wir müssen einander zu Hause so begegnen, wie Goethe es einmal gesagt hat: „Wenn man einen Menschen als den behandelt, der er ist, dann wird er auch so bleiben; wenn man aber so mit ihm umgeht, als sei er schon das, was er könnte und sollte, dann wird er tatsächlich dahin gelangen.“7

Machen Sie Ihr Zuhause zu einem heiligen Ort

Präsident Boyd K. Packer hat einmal gesagt: „Wir bringen den Himmel zu uns nach Hause, indem wir dafür sorgen, dass jeder in der Familie in der Kirche aktiv ist. Dazu eignet sich natürlich vor allem der Familienabend – eine Versammlung zu Hause, die man so einrichten kann, dass man jedem gerecht wird; und er ist genauso eine Versammlung der Kirche – oder kann es zumindest sein – wie die Versammlungen im Gemeindehaus.“8

Das passt zu dem, was Elder Dean L. Larsen einmal gesagt hat: „Unsere Kirchengebäude sind nicht die einzigen Orte, an denen wir Gott verehren können. Auch unser Zuhause soll ein solcher Ort sein. Es wäre doch schön, wenn wir jeden Tag nach Hause zur Kirche gehen könnten. Es dürfte keinen anderen Ort geben, wo der Geist des Herrn willkommener und leichter zu spüren ist als bei uns zu Hause.“9

In dem Bemühen, all das in unserer Familie zu erreichen, tun wir gut daran, uns diese wichtige Aus- sage von Präsident Harold B. Lee vor Augen zu halten: „Das Wichtigste, was wir jemals im Werk des Herrn tun können, ist das, was wir in unseren vier Wänden tun.“10

Ich fordere uns alle heute auf: Sehen wir uns unser Zuhause und unseren Küchentisch gründlich an, und bemühen wir uns unablässig darum, den Himmel zu uns nach Hause zu bringen und zu Christus zu kommen.

Aus einer Ansprache, die Elder Curtis bei der Generalkonferenz der Kirche im April 1995 gehalten hat (siehe Der Stern, Juli 1995, Seite 74 f.)

  1. „Scriptures As They Relate to Family Stability,“ Ensign, Februar 1972, Seite 57.

  2. „Wenn zu Hause Liebe herrscht“, Gesangbuch, Nr. 199.

  3. Der Stern, Januar 1995, Seite 53.

  4. Thomas S. Monson, Pathways to Perfection, Seite 26.

  5. Der Stern, Januar 1991, Seite 11.

  6. „President Howard W. Hunter: Fourteenth President of the Church,“ Ensign, Juli 1994, Seite 4 f.

  7. In Emerson Roy West, Vital Quotations, 1968, Seite 171.

  8. „Begin Where You Are – At Home,“ Ensign, Februar 1972, Seite 71.

  9. Der Stern, Januar 1990, Seite 58.

  10. Stärkt die Familie! (Broschüre) 1973, Seite 6.