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Lektion 94: Alma 37


Lektion 94

Alma 37

Einleitung

Alma setzt seinen Rat an seinen Sohn Helaman fort und überträgt ihm die Verantwortung für die heiligen Berichte. Er erinnert Helaman daran, dass die Schriften das Mittel gewesen sind, Tausende von Lamaniten zum Herrn zu führen, und er prophezeit, dass der Herr mit diesen Aufzeichnungen in der Zukunft Großes vorhabe. Alma erklärt seinem Sohn, worin er das Volk unterweisen soll. Er vergleicht das Gotteswort mit dem Liahona und prägt Helaman ein, wie wichtig es ist, es heranzuziehen, um sich dadurch führen zu lassen.

Hinweis: In dieser Lektion besteht die Möglichkeit, dass drei Schüler unterrichten. Geben Sie jedem Schüler ein, zwei Tage im Voraus eine Kopie des Abschnitts, den er unterrichten darf, damit er sich gut vorbereiten kann. Sie können diese Abschnitte aber auch selbst unterrichten.

Anregungen für den Unterricht

Alma 37

Alma vertraut Helaman die Platten an, fordert ihn auf, die Gebote zu halten, und erinnert ihn daran, dass der Liahona gemäß dem Glauben funktioniert hat

Zeichnen Sie das folgende Schaubild an die Tafel:

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Small and Simple

Bitten Sie die Schüler, kleine, einfache Dinge an der Tafel aufzulisten, die in ihrem Leben viel Positives bewirkt haben. Sie können sie bitten, ihre Antwort näher zu erläutern.

Legen Sie dar, dass Alma 37 Almas Rat an seinen Sohn Helaman enthält, der ihn darauf vorbereiten soll, als Nächster die heiligen Berichte zu führen. Alma belehrt ihn dahingehend, welche Bedeutung das Kleine und Einfache im Werk des Herrn hat. Bitten Sie einen Schüler, Alma 37:6,7 vorzulesen.

Was entnehmen wir diesen Versen über den Wert von Kleinem und Einfachem? (Die Schüler drücken sich vielleicht anders aus, sollten jedoch folgende Wahrheit herausstellen: Der Herr bringt durch Kleines und Einfaches seine ewigen Absichten zustande.)

Bitten Sie die Schüler, für sich Alma 37:1-5 zu lesen und das Kleine und Einfache herauszuarbeiten, das große Auswirkungen auf das Leben vieler Menschen haben kann (die heiligen Berichte oder Schriften). Wenn die Schüler berichtet haben, was sie herausgefunden haben, schreiben Sie heilige Schriften unter Kleines und Einfaches an die Tafel.

Lassen Sie die Schüler aus Alma 37:8-10 herausarbeiten, welche Auswirkungen die heiligen Schriften auf das Volk des Buches Mormon gehabt haben. Die Antworten der Schüler können Sie unter GROSSE AUSWIRKUNG schreiben.

  • Inwiefern haben sich die heiligen Schriften auf euer Leben ausgewirkt?

Fassen Sie Alma 37:11-32 zusammen und erklären Sie, dass Alma Helaman bewusst macht, dass der Herr durch das Hervorkommen des Buches Mormon seine Macht zeigen wird. Alma gibt Helaman den Auftrag, die Gebote des Herrn zu befolgen und die Berichte getreulich zu führen. Er instruiert Helaman auch, die Berichte zur Belehrung des Volkes heranzuziehen, jedoch nicht die genauen Einzelheiten der schlechten Taten unter den Jarediten, die zu deren Vernichtung geführt haben, preiszugeben.

Bitten Sie die Schüler, für sich Alma 37:13-16 zu lesen und die Grundsätze herauszuarbeiten, die Alma Helaman lehrt, als er ihm die Verantwortung für die Berichte überträgt. (Die Schüler nennen wahrscheinlich eine Reihe von Grundsätzen; achten Sie jedoch darauf, dass aus ihren Antworten auch hervorgeht, dass der Herr uns hilft, unsere Aufgaben zu erfüllen, solange wir seine Gebote befolgen. Sie könnten fragen, was dieser Grundsatz mit dem Gedanken zu tun hat, dass Kleines und Einfaches große Auswirkungen haben kann.)

Der übrige Teil der Lektion kann von drei Schülern unterrichtet werden. Wenn es sich um eine große Klasse handelt, bitten Sie diese drei, sich je einen Platz im Klassenzimmer zu suchen. Teilen Sie die Klasse in drei Gruppen ein. Bitten Sie die Schüler jeder Gruppe, ihre heiligen Schriften, ihr Studientagebuch und einen Kugelschreiber oder Bleistift zu nehmen und sich zu einem der unterrichtenden Schüler zu begeben. Wenn dieser seinen Teil der Lektion beendet hat, wechseln die Gruppen. Falls es sich um eine kleine Klasse handelt, können die Schüler nacheinander die gesamte Klasse unterrichten. In jedem Fall sollen die Schüler ungefähr sieben Minuten Zeit haben, um ihren Teil samt Unterrichtsgespräch darzubieten.

Unterrichtsabschnitt für Schüler 1 – Alma 37:33,34

Bitte deine Mitschüler, an einen örtlichen Führungsbeamten oder eine Generalautorität zu denken, von der sie etwas gelernt haben, was sich auf ihr Leben ausgewirkt hat. Lass ein paar Schüler erzählen, was dieser Führungsbeamte ihnen nahegebracht und auf welche Weise sie dies beeinflusst hat. Du kannst auch ein Beispiel aus deinem Leben erzählen.

Lass Alma 37:33,34 von zwei Schülern vorlesen. Die übrigen Schüler sollen mitlesen und darauf achten, was Helaman gemäß Almas Rat das Volk lehren soll. Du könntest anregen, dass sie beim Lesen die Wendungen „lehre sie“ und „predige ihnen“ markieren. Schreibe Lehren von Führern der Kirche an die Tafel oder auf ein Blatt Papier. Wenn die Schüler die Verse gelesen haben, frag sie, was sie daraus entnehmen können. Schreib ihre Antworten unter Lehren von Führern der Kirche. Stell folgende Fragen:

  • Inwiefern sind diese Lehren für uns heute besonders wertvoll? Warum?

Bitte deine Mitschüler, sich den letzten Satz von Alma 37:34 anzuschauen, in dem steht, welche Segnung wir erlangen, wenn wir die Lehren der Führer der Kirche befolgen. Schreib folgenden Grundsatz an die Tafel: Wenn wir die Lehren der Führer der Kirche befolgen, können wir Ruhe für unsere Seele finden. Frag deine Mitschüler, was „Ruhe finden für seine Seele“ wohl bedeutet. (Mögliche Antworten: frei von den Folgen der Sünde sein, Frieden durch den Geist erlangen, mit Kraft gesegnet werden, um ausharren und Prüfungen bestehen zu können.)

Gib Zeugnis davon, wie sich dieser Grundsatz für dich schon als richtig erwiesen hat. Falls noch Zeit zur Verfügung steht, können auch andere Schüler von diesem Grundsatz Zeugnis geben.

Unterrichtsabschnitt für Schüler 2 – Alma 37:35-37

Erkläre deinen Mitschülern, dass man einen jungen Baum beim Einpflanzen für gewöhnlich durch einen Pflock stützt und diese Stütze später entfernt, wenn der Baumstamm allein kräftig genug ist. Frag sie, warum das wohl gemacht wird. Lies nun die folgende Geschichte über einen Baum vor, den Präsident Gordon B. Hinckley in seinem Garten gepflanzt hatte:

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Präsident Gordon B. Hinckley

Präsident Gordon B. Hinckley pflanzte kurz nach seiner Hochzeit neben seinem Haus einen jungen Baum. Er schenkte ihm in den darauffolgenden Jahren nur wenig Beachtung. Eines Tages fiel ihm jedoch auf, dass der Baumstamm krumm war und sich der Baum nach Westen neigte. Er versuchte, ihn aufzurichten, aber der Stamm war schon zu dick. Er versuchte, den Stamm mittels Seil und Flaschenzug aufzurichten, doch der Baum gab nicht mehr nach. Schließlich nahm er eine Säge und sägte den großen Ast ab, der sich so sehr nach Westen geneigt hatte. Zurück blieb eine hässliche Vernarbung. Später sagte er über diesen Baum:

„Mehr als ein halbes Jahrhundert ist vergangen, seit ich den Baum gepflanzt habe. … Unlängst schaute ich mir den Baum wieder an. Er ist groß. Er sieht nun besser aus. Er ist ein Gewinn für das Haus. Wie schwer war aber das Trauma seiner Jugend und wie brutal die Behandlung, die ich anwendete, um ihn gerade zu bekommen.

Als ich ihn pflanzte, hätte eine Schnur gereicht, um ihn im Wind gerade zu halten. Ich hätte diese Schnur so mühelos beschaffen können und müssen. Aber ich habe es nicht getan, und so beugte er sich den Kräften, die auf ihn einwirkten.“ („Erzieh den Knaben auf seinem Weg“, Der Stern, Januar 1994, Seite 56f.)

Lass deine Mitschüler Almas Rat an Helaman in Alma 37:35 lesen. Frag sie, in welchem Zusammenhang dieser Vers mit Präsident Hinckleys Erlebnis mit dem Baum steht.

Fordere die Schüler auf, Alma 37:35 in eigenen Worten zusammenzufassen. (In der Antwort sollte zum Ausdruck kommen, dass wir in der Jugend lernen sollen, die Gebote Gottes zu halten.) Bitte sie außerdem, ihre Antwort auf die folgenden Fragen aufzuschreiben. (Du kannst die Fragen an die Tafel schreiben oder sie so langsam vorlesen, dass die Schüler mitschreiben können.)

  • Welchen Unterschied macht es deiner Meinung nach für einen Menschen aus, wenn er schon von klein auf lernt, die Gebote Gottes zu halten?

  • Fallen dir Menschen ein, die ihr Leben lang gesegnet worden sind, weil sie in ihrer Jugend gelernt haben, den Geboten Gottes zu gehorchen? Schreib auf, in welcher Weise sie gesegnet worden sind.

Bitte einige Mitschüler, ihre Antworten vorzulesen. Fordere anschließend einen Schüler auf, Alma 37:36,37 vorzulesen. Die übrigen Schüler sollen mitlesen und auf einen besonderen Ratschlag achten, der ihnen helfen kann, die Gebote Gottes von klein auf zu halten.

  • Inwiefern können wir die Gebote besser halten, wenn wir uns Tag für Tag an diesen Rat halten?

  • Auf welche Weise versucht ihr, den Herrn in euren Gedanken, Worten, Taten und Neigungen an die erste Stelle zu setzen? (Ermuntere die Schüler, darüber nachzudenken, wie sie sich darin verbessern können.)

Berichte, wie es dir hilft, die Gebote zu halten, wenn du dich mit dem Herrn berätst. Ermuntere deine Mitschüler, sich in allem, was sie tun, mit dem Herrn zu beraten.

Unterrichtsabschnitt für Schüler 3 – Alma 37:38-45

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Der Liahona

Zeige das Bild „Der Liahona“ (62041; Bildband zum Evangelium, Nr. 68). Erinnere deine Mitschüler an den Kompass, mit dem der Herr Lehis Familie geholfen hat, ins verheißene Land zu gelangen. Wir lesen in Alma 37:38, dass dieser Kompass Liahona genannt wurde. Erkläre, dass Alma den Liahona deswegen erwähnt, weil er Helaman einen wichtigen Grundsatz dazu nahebringen will, wie der Herr seine Kinder führt.

Sag deinen Mitschülern, dass du Fragen stellen wirst und sie anschließend reihum einige Verse vorlesen lässt, wobei jeder auf die entsprechenden Antworten achten soll. Lass sie die jeweilige Frage erst dann beantworten, wenn die Schriftstelle, die dazu passt, vorgelesen worden ist.

  • Wie funktionierte der Liahona? (Siehe Alma 37:38,40.)

  • Warum gab es Zeiten, in denen der Liahona nicht funktionierte? (Siehe Alma 37:41,42.)

  • Inwiefern lässt sich der Liahona mit den Worten Christi vergleichen? (Siehe Alma 37:43-45.)

Vielleicht musst du erklären, dass sich die Begriffe Schatten und Sinnbild in diesen Versen auf einen Menschen, ein Ereignis oder ein Ritual beziehen, das Ähnlichkeit mit etwas aufweist, das noch bedeutsamer ist und in der Zukunft liegt. Ein echtes Sinnbild weist eine erkennbare Ähnlichkeit auf, zeigt Anzeichen göttlicher Vorsehung und prophezeit künftige Ereignisse (siehe Joseph Fielding McConkie, Gospel Symbolism, 1985, Seite 274). Genauso wie die Entscheidung, den Weisungen des Liahonas zu folgen oder nicht, können auch wir entscheiden, ob wir gemäß den Weisungen handeln, die wir durch die Worte Christi empfangen.

  • Wo finden wir die Worte von Christus? (Mögliche Antworten: in den heiligen Schriften, in den Worten neuzeitlicher Propheten, im Patriarchalischen Segen, in den Eingebungen des Heiligen Geistes.)

Fordere deine Mitschüler auf, Almas Worte aus Alma 37:38-45 zusammenzufassen und dabei besonders auf Vers 44 und 45 zu achten. Im Gespräch soll folgende Wahrheit herausgestellt werden: Wenn wir den Worten von Christus Beachtung schenken, führen sie uns zu ewigem Leben.

Erzähle, wie die Worte von Christus dich auf geistigem Gebiet beeinflussen und wie sie dir helfen, auf deinem Weg zum ewigen Leben voranzukommen. Du könntest anregen, dass sich deine Mitschüler den Patriarchalischen Segen geben lassen oder, falls sie ihn bereits erhalten haben, ihn regelmäßig gebeterfüllt lesen.

Hinweis für die Lehrkraft: Danken Sie den Schülern im Anschluss an ihren Unterricht und bitten Sie einige Schüler (falls die Zeit es zulässt), von einem der Grundsätze, die sie heute gelernt haben, Zeugnis zu geben. Vielleicht wollen auch Sie Zeugnis von diesen Grundsätzen ablegen. Lesen Sie zum Abschluss Alma 37:46,47 vor und bitten Sie die Klasse, mitzulesen.

Lernschriftstelle – Alma 37:35

Hinweis: Die folgende Aufgabe soll zu Hause durchgeführt werden. Sie dient den Schülern als Vorbereitung auf die nächste Lektion (Alma 38). Planen Sie im Unterricht genügend Zeit ein, um den Schülern die Aufgabe zu erklären, und sagen Sie ihnen, dass Sie im nächsten Unterricht besprechen wollen, was die Schüler in Erfahrung gebracht haben.

Weisen Sie darauf hin, dass Alma 37:35 eine Lernschriftstelle ist. Sie können anregen, dass die Schüler sie auf besondere Weise markieren, damit sie sie leicht wiederfinden können. Fordern Sie sie auf, die Schriftstelle am Abend auswendig zu lernen und sie ihren Eltern oder sonst einem guten Bekannten vorzutragen. (Alternativ könnten die Schüler den Vers auch gemeinsam mit einem Erwachsenen lesen.) Bitten Sie die Schüler, die nachstehenden Fragen an den Erwachsenen zu richten. (Am besten notieren sich die Schüler die Fragen für zu Hause.)

Wie hat dir das Halten der Gebote Gottes schon geholfen?

Was für einen Rat kannst du mir geben, der mir helfen könnte, in meiner Jugend mehr Weisheit zu erlangen?

Weisen Sie die Schüler darauf hin, dass Sie beim nächsten Unterricht nachfragen werden, was die Schüler in Erfahrung gebracht haben.

Kommentar und Hintergrundinformationen

Alma 37:6,7. Kleines und Einfaches

Um den Grundsatz zu verdeutlichen, dass Kleines und Einfaches eine große Wirkung haben kann, erzählte Präsident Gordon B. Hinckley Folgendes:

„Vor vielen Jahren habe ich in Denver am Hauptsitz einer Eisenbahngesellschaft gearbeitet. Ich war für die Gepäck- und Versorgungswagen zuständig. Das war zu einer Zeit, als man mit dem Zug reiste. Eines Morgens rief mich mein Kollege in Newark in New Jersey an. Er sagte: ‚Zug Nummer Soundso ist angekommen – aber ohne Gepäckwagen. Irgendwo ist das Gepäck der dreihundert Passagiere verloren gegangen, und jetzt sind sie wütend.‘

Ich machte mich sofort daran, herauszufinden, wo der Wagen geblieben sein mochte. Ich stellte fest, dass er in Oakland in Kalifornien ordnungsgemäß beladen und angekoppelt worden war. Er war in unserem Bahnhof in Salt Lake City angekommen, dann nach Denver und hinunter nach Pueblo weitergefahren, dort auf ein anderes Gleis gesetzt worden und nach St. Louis gefahren. Danach sollte er von einer anderen Gesellschaft nach Newark in New Jersey befördert werden. Aber dann verstellte ein unaufmerksamer Bahnbeamter im Rangierbahnhof von St. Louis ein kleines Stahlteil, nämlich die Weiche, um gerade einmal siebeneinhalb Zentimeter und zog den Hebel an, um den Wagen abzukoppeln. Wir stellten fest, dass sich der Gepäckwagen, der nach Newark in New Jersey gehörte, in Wirklichkeit in New Orleans in Louisiana befand – fast zweieinhalbtausend Kilometer von seinem Zielort entfernt. Das Verstellen der Weiche um gerade einmal siebeneinhalb Zentimeter, das sich der unaufmerksame Bahnbeamte zuschulden kommen ließ, hatte den Wagen auf das falsche Gleis gesetzt. Und ab da nahm die Entfernung zu seinem wirklichen Ziel dramatisch zu. So ist es auch mit dem Leben. Statt den vorgezeichneten Weg zu gehen, werden wir von einer irrigen Ansicht in eine andere Richtung gezogen. Die Abweichung vom Weg, der zu unserem ursprünglichen Ziel führt, mag noch so klein sein – auf die Dauer kann diese kleine Abweichung eine große Kluft schaffen, und dann finden wir uns fern von dem Ziel wieder, zu dem wir eigentlich gewollt hatten.

Habt ihr jemals auf einem Bauernhof ein großes Hoftor angeschaut? Wenn es geöffnet wird, geht es sehr weit auf. Auch wenn sich an einem Ende die Scharniere nur ganz wenig bewegen, so legt das andere Ende einen weiten Weg zurück. Meine lieben jungen Freunde, es sind die Kleinigkeiten, um die sich das Leben dreht, die den Ausschlag geben.“ („Rat und Gebet eines Propheten für die Jugend“, Liahona, April 2001, Seite 34f.)

Alma 37:35. „Lerne in deiner Jugend, die Gebote Gottes zu halten“

Elder L. Tom Perry vom Kollegium der Zwölf Apostel hat einmal die Geschichte von einem Mann namens Creed Haymond erzählt, der in seiner Jugend gelernt hatte, die Gebote Gottes zu halten:

„Creed Haymond [war ein junger Mormone], der an der University of Pennsylvania studieren wollte und dort auch aufgenommen wurde. Er war ein Sportler, der für seine Geschwindigkeit bekannt war, und aufgrund der Art und Weise, wie er sich verhielt und wie er sich engagierte, wurde er zum Kapitän der Leichtathletikmannschaft gewählt.

Dann fand Ende Mai 1919 im Harvard-Stadion das jährliche College-Sportfest der Leichtathleten von Amerika statt. Die besten College-Athleten kamen nach Cambridge – insgesamt siebzehnhundert. Bei den Vorentscheidungen hatten sich für Penn (also für die University of Pennsylvania) siebzehn Mann qualifiziert. Bei Cornell (der University of Cornell), dem gefürchtetsten Rivalen, hatten sich nur zehn qualifiziert. Die Mannschaft von Penn hatte also gute Aussichten, den Meistertitel zu holen. Die Punktzahl wurde anhand der ersten fünf Plätze ermittelt – fünf für den ersten Platz, vier für den zweiten, drei für den dritten, zwei für den vierten und einen für den fünften. Natürlich hatte die Mannschaft mit den meisten Teilnehmern die größten Chancen auf den Meistertitel.

Der Trainer von Penn war am Abend vor dem Wettkampf in guter Stimmung. Er machte noch bei seiner Mannschaft die Runde, ehe die Sportler schlafen gingen. Er kam auch in Creeds Zimmer und sagte: ‚Creed, wenn wir morgen unser Bestes geben, schaffen wir es.‘

Dann zögerte der Trainer. ‚Creed, ich gebe den Jungs heute Abend ein bisschen Sherry. Ich möchte, dass auch du ein bisschen trinkst – nur ein bisschen natürlich.‘

‚Ich möchte nicht, Trainer.‘

‚Aber Creed, ich will dich doch nicht betrunken machen. Ich weiß, was ihr Mormonen glaubt. Ich gebe euch den Sherry als Stärkungsmittel, nur damit ihr alle euer Bestes geben könnt.‘

‚Er wird mir aber nicht guttun, Trainer; ich trinke nichts.‘

Der Trainer erwiderte: ‚Denk daran, Creed, du bist der Mannschaftskapitän und unser bester Punkteholer. Vierzehntausend Studenten erwarten von dir, dass du diesen Wettbewerb gewinnst. Wenn du uns hängenlässt, verlieren wir. Ich muss doch wissen, was für dich gut ist.‘

Creed wusste, dass manche Trainer der Ansicht waren, ein bisschen Wein sei ganz nützlich, wenn ihre Leute gut trainiert hatten und die Muskeln und Nerven bis zum Zerreißen gespannt waren. Er wusste aber auch, dass das, worum der Trainer ihn da bat, gegen alles verstieß, was er seit seiner frühesten Kindheit gelernt hatte. Er sah dem Trainer in die Augen und sagte: ‚Ich trinke nichts.‘

Der Trainer erwiderte: ‚Du bist ein merkwürdiger Bursche, Creed. Du trinkst beim Training keinen Tee. Du hast so deine eigenen Ansichten. Na ja, mach, was du für richtig hältst.‘

Dann ging der Trainer und ließ seinen Mannschaftskapitän in äußerst beunruhigter Stimmung zurück. Was war, wenn er am nächsten Tag nicht gut war? Was konnte er seinem Trainer dann sagen? Er sollte gegen die schnellsten Männer der Welt antreten. Und er musste sein Bestes geben. Wegen seines Eigensinns entging Penn vielleicht der Meistertitel. Seinen Mannschaftskameraden wurde gesagt, was sie zu tun hatten, und sie hielten sich daran. Sie glaubten an ihren Trainer. Welches Recht hatte er, ungehorsam zu sein? Es gab nur einen Grund. Sein Leben lang war ihm beigebracht worden, das Wort der Weisheit zu befolgen.

Es war eine entscheidende Stunde im Leben dieses jungen Mannes. Mit aller geistigen Kraft seines Wesens kniete er nieder und bat den Herrn inständig, ihm ein Zeugnis davon zu geben, aus welcher Quelle die Offenbarung stammte, an die er seit jeher geglaubt und sich gehalten hatte. Dann ging er zu Bett und schlief fest.

Am nächsten Morgen kam der Trainer in sein Zimmer und fragte: ‚Wie fühlst du dich, Creed?‘

‚Gut‘, erwiderte der Kapitän fröhlich.

‚Alle anderen sind krank. Ich weiß nicht, was mit ihnen los ist‘, sagte der Trainer ernst.

‚Vielleicht liegt es an dem Stärkungsmittel, das Sie ihnen gegeben haben, Trainer.‘

‚Vielleicht‘, erwiderte der Trainer.

Um zwei Uhr saßen 20.000 Zuschauer an ihrem Platz und warteten darauf, dass der Wettkampf begann. Als die Ereignisse ihren Lauf nahmen, wurde es offensichtlich, dass mit der hervorragenden Mannschaft von Penn etwas nicht in Ordnung war. In einem Wettbewerb nach dem anderen leistete das Team weniger als erwartet. Manche waren sogar zu krank, um überhaupt mitzumachen.

Der Hundertmeterlauf und der Zweihundertmeterlauf waren Creeds Disziplinen. Die Mannschaft von Penn war dringend darauf angewiesen, dass er gewann. Er musste gegen die fünf schnellsten Männer der amerikanischen Universitäten antreten. Als die Männer für den Hundertmeterlauf an den Start gingen und die Pistole abgefeuert wurde, sprang jeder von ihnen in die Luft und rannte los, das heißt, jeder bis auf einen – Creed Haymond. Derjenige, der im Training in der zweiten Bahn gelaufen war, hatte ein paar Zentimeter hinter der Stelle, wo Haymond sich gerade hingekniet hatte, ein Loch für seine Fußspitze gegraben. Damals gab es noch keine Startblöcke wie heute. Als Creed jetzt mit immensem Schwung gestartet war, hatte die Erde nachgegeben, und er war hinter der Startlinie auf dem Knie gelandet.

Er erhob sich und versuchte, den schlechten Start wieder wettzumachen. Bei sechzig Metern lag er an letzter Stelle. Dann schien er am fünften Mann vorbeizufliegen, dann am vierten, dann am dritten, dann am zweiten. Kurz vor der Ziellinie, das Herz klopfte ihm bis zum Hals, lief er wie ein Wirbelwind am letzten Mann vorbei zum Sieg.

Aufgrund eines Fehlers in der Terminplanung war das Halbfinale für den Zweihundertmeterlauf erst kurz vor dem Ende des Wettkampfs abgeschlossen. Die Mannschaft von Penn war den ganzen Tag vom Pech verfolgt gewesen, und ausgerechnet jetzt hatte Creed Haymond gerade erst seinen Hundertmeterlauf absolviert. Fünf Minuten nach dem Sieg wurde er aufgerufen, im Zweihundertmeter-Endlauf anzutreten, dem letzten Wettbewerb des Tages. Ein anderer Sportler, der eben erst gelaufen war, kam zu ihm. ‚Erkläre dem Starter, dass du eine Pause brauchst, bevor du wieder läufst. Nach den Regeln hast du ein Anrecht darauf. Ich bin noch völlig außer Atem, und ich bin das Rennen vor deinem gelaufen.‘

Creed ging keuchend zum Starter und bat um etwas mehr Zeit. Der Funktionär gestand ihm 10 Minuten zu. Die Menge verlangte allerdings lautstark, das letzte Rennen solle beginnen. Widerstrebend rief er die Läufer an den Start. Unter normalen Bedingungen hätte Creed das Rennen nicht gefürchtet. Er war wahrscheinlich der schnellste Mann der Welt über diese Distanz, aber er war an jenem Nachmittag bereits drei Rennen gelaufen – und eins von ihnen war sein nervenzerreißender Hundertmeterlauf gewesen.

Der Starter rief die atemlosen Männer an den Start, erhob die Pistole, und mit einer kleinen Rauchwolke begann das Rennen. Diesmal schoss der Kapitän der Penn-Mannschaft buchstäblich aus dem Startloch heraus. Bald lag Creed deutlich vorne und übernahm die Führung. Er sprintete vom Feld weg, und als er über die Ziellinie gerast kam, lag er acht Meter vor dem nächsten Läufer. Damit gewann er seine zweite Disziplin, den Zweihundertmeterlauf.

Penn verlor zwar den Wettkampf, aber der Mannschaftskapitän hatte die Fans mit seinen herausragenden Rennen begeistert.

Am Ende jenes merkwürdigen Tages fiel Creed Haymond, als er schlafen ging, plötzlich seine Frage vom Abend zuvor ein, ob nämlich das Wort der Weisheit wirklich von Gott sei. Vor seinem geistigen Auge liefen noch einmal die Ereignisse des Tages ab – seine Mannschaftskameraden hatten den Wein getrunken und keine Leistung erbringen können; er hatte nichts getrunken und Siege errungen, die selbst ihn in Erstaunen versetzten. Da wurde ihm durch den Geist die herrliche, schlichte Gewissheit zuteil, dass das Wort der Weisheit wirklich von Gott ist.“ (Adaptiert aus „Speed and the Spirit“, Joseph J. Cannon, Improvement Era, Oktober 1928, Seite 1001 bis 1007; siehe auch „Laufen und nicht müde sein“, Der Stern, Januar 1997, Seite 35f.)

Alma 37:38-46. Der Heilige Geist ist wie der Liahona

Elder David A. Bednar vom Kollegium der Zwölf Apostel verglich den Liahona mit dem Heiligen Geist:

„Solange wir auf unserem Lebensweg vorwärts streben, erhalten wir Leitung durch den Heiligen Geist, so wie Lehi durch den Liahona geleitet wurde. …

Der Heilige Geist wirkt in unserem Leben genauso wie der Liahona bei Lehi und seiner Familie, nämlich gemäß unserem Glauben, unserem Eifer und unserer Beachtung. …

Und der Heilige Geist ist für uns heute das Mittel, mit dessen Hilfe wir ‚durch Kleines und Einfaches‘ (Alma 37:6) tiefere Erkenntnis der Wege des Herrn erlangen können. …

Der Geist des Herrn kann unser Führer sein und wird uns mit Führung, Leitung und geistigem Schutz auf unserer Reise durch das Erdenleben segnen. Wir laden den Heiligen Geist durch inhaltsvolle persönliche Gebete und Familiengebete in unser Leben ein, indem wir uns am Wort Christi laben, durch eifrigen und genauen Gehorsam, durch Glaubens- und Bündnistreue und durch Tugend, Demut und Dienen. Und wir müssen standhaft alles meiden, was unanständig, anstößig, ordinär, sündhaft oder böse ist und dazu führt, dass wir uns vom Heiligen Geist entfernen.

Wir laden den Heiligen Geist auch ein, immer bei uns zu bleiben, wenn wir jeden Sabbat würdig vom Abendmahl nehmen.“ („Damit sein Geist immer mit uns sei“, Liahona, Mai 2006, Seite 30f.)