2020
Gut genutzte Zeit
August 2020


Segnungen der Eigenständigkeit

Gut genutzte Zeit

Pele Mika Ah Lam nutzt ihre Zeit, so gut sie kann. Dadurch ist sie jetzt jeden Tag glücklich, führt ein kleines Unternehmen und kann ohne Bedauern auf ihre Vergangenheit zurückblicken.

Bild
woman with food stand

Illustration von Emily Lui

Auf den pazifischen Inseln ist die Zeitrechnung anders als in vielen Teilen der Welt. Man erledigt die täglichen Aufgaben nach dem Stand der Sonne, nicht nach der Uhrzeit. Man wacht von Vogelgesang und dem Brechen der Wellen auf, nicht von einem schrillen Wecker.

Pele Mika Ah Lam aus Samoa hat einen weiteren Grundsatz, wenn es um die Zeit geht: „Ich nutze sie, so gut ich kann, egal wo ich bin.“

Jede Chance zum Lernen ergriffen

Pele wuchs in einem Dorf auf, wo die Familien – auch ihre eigene – vom Ackerbau leben. Fließendes Wasser und Elektrizität sind eine Seltenheit. Die Häuser sind einfach und hübsch. Schulen und Universitäten kosten viel. „Unsere ganze Familie hilft sich gegenseitig mit dem Schulgeld“, sagt Pele. „So wird das in Samoa gemacht.“

Pele war in der Schule überaus fleißig und bekam sehr gute Noten, deswegen wurde sie an der National University of Samoa angenommen. Sie schrieb sich für Rechnungswesen, Mathematik und Datenverarbeitung ein. Auch für den Institutsunterricht war Platz im Terminkalender.

In dieser Zeit machte sie darüber hinaus noch bei einer weiteren Unternehmung mit, die ihr Leben bald verändern sollte. Das konnte sie damals aber noch nicht ahnen. Jeden Freitagabend traf sie sich mit Kommilitonen, die auch der Kirche angehörten, um Spaß zu haben, über das Evangelium zu sprechen und neue Fertigkeiten zu erlernen. Jede Woche machten diese jungen Leute etwas anderes, außer am letzten Freitag im Monat: An dem Tag lernten sie jedes Mal, ein neues Gericht zu kochen.

„Ich passte sehr gut auf“, erzählt Pele. „Ich wollte mir nicht die Chance entgehen lassen, etwas Neues zu lernen.“

Diese Entscheidung hat sich später bezahlt gemacht.

Wenn eine Tür zugeht, öffnet sich eine andere

Die Studiengebühren der Universitäten stellen viele vor große Herausforderungen. Als Pele für das Studium nicht mehr zahlen konnte, musste sie es abbrechen. Sie hatte sich jedoch sehr angestrengt und alles gelernt, was in der Zeit möglich gewesen war – auch, wie man verschiedene Gerichte zubereitet.

Als Ehefrau und Mutter kleiner Kinder dachte sie oft darüber nach, wie sie ihre Kenntnisse und Fähigkeiten einsetzen könnte, um ihre Familie mitzuversorgen. Pele war schon von Kind an beigebracht worden, dass sie an Gott glauben und hart arbeiten sollte.

„Ich beschloss, mein eigenes Unternehmen zu gründen“, erzählt sie. „Ich führe jetzt einen Grill- und Salatstand. Dort bereite ich die Gerichte zu, die ich in meiner Zeit an der Universität gelernt habe.“

Der Stand läuft so gut, dass Pele genug Geld verdient, um ihre kleine Familie mitzuversorgen und ihre Eltern und Geschwister zu unterstützen.

„In unserer Familie glauben wir, dass ‚der Glaube ohne Werke nutzlos ist‘ [Jakobus 2:20]“, sagt sie. „Wir vertrauen auf Gott und glauben, dass er uns in allem helfen wird. Aber wir müssen unseren Teil tun.“

Alles nach der Zeitrechnung auf der Insel

Pele lebt immer noch nach der Zeitrechnung auf ihrer Insel. Sie steht mit der Sonne auf und geht mit ihr zu Bett. Sie führt das einfache, friedliche Leben, wie es auf Samoa üblich ist. Sie weiß aber: „Die Zeit vergeht im Fluge und kehrt nicht mehr zurück.“1 Und danach lebt sie auch.

Elder Ian S. Ardern von den Siebzigern hat gesagt: „Zeit kann man nicht kaufen. Zeit ist ein Gut, das man – so sehr man sich auch anstrengt – nirgendwo und zu keinem Preis kaufen kann. Doch weise genutzt, ist Zeit von unschätzbarem Wert.“2

Pele nutzt ihre Zeit, so gut sie kann. Gott hat ihr und ihrer Familie dafür Erfolg geschenkt, und sie haben auch in schwierigen Lebensumständen viel Freude verspürt. Pele hat ein starkes Zeugnis, ein erfolgreiches Unternehmen und eine glänzende Zukunft.

„Wir sind sehr gesegnet“, sagt sie.

Anmerkungen

  1. „Die Zeit vergeht im Fluge“, Gesangbuch, Nr. 143

  2. Ian S. Ardern, „Eine Zeit der Vorbereitung“, Liahona, November 2011, Seite 31