2020
Alleinstehend und dennoch glücklich zu sein lässt sich lernen
Juni 2020


Junge Erwachsene

Alleinstehend und dennoch glücklich zu sein lässt sich lernen

Mir wurde klar, dass ich eine falsche Einstellung zur Partnersuche gehabt hatte.

Bild
neighbors outside

Illustration von Josie Portillo

Warum gehen alle anderen mit jemandem aus und haben Spaß?“

„Warum bin ich nicht verheiratet?“

„Was ist nur mit mir los?“

Diese Fragen haben sich vermutlich die meisten unverheirateten jungen Erwachsenen schon einmal gestellt! Einen Partner für die Ewigkeit zu suchen kann eine ziemliche Herausforderung sein, die selbst die engagiertesten Mitglieder der Kirche an ihre Grenzen bringen kann, was Glauben und Hoffnung anbelangt. Und ja, auch für mich ist und war die Suche besonders schwierig.

Die Ehe stellte ich mir immer als großes Abenteuer vor, und schon von klein auf hatte ich mich darauf gefreut. In meiner Zeit am College hatte ich aber keinen Erfolg beim anderen Geschlecht, und so wurde ich mutlos. Obwohl ich mich mit vielen interessanten Frauen verabredete, die im Leben schon etwas erreicht hatten, und auch mehrere ernsthafte Beziehungen hatte, heiratete ich nicht. Diese gescheiterten Beziehungen interpretierte ich als Zeichen, dass ich minderwertig und unattraktiv wäre.

Als ich dann die Berufsleiter heraufkletterte, gab es weitere Trennungen, und jedes Mal fühlte ich mich schlechter, weil ich noch immer nicht verheiratet war. Also lag es nur nahe, dass ich mich fragte, was mit mir nicht stimmte. Alle anderen machten wohl alles richtig, denn sie heirateten ja. Mein Patriarchalischer Segen und weitere Priestertumssegen sagten klar und deutlich aus, dass ich im Laufe meines Erdenlebens an eine rechtschaffene Frau gesiegelt werden würde. Aber warum geschah es dann nicht?

Irgendwann fragte ich mich: „Habe ich etwas getan, was Gottes Plan für mich außer Kraft gesetzt hat?“

Jahrelang focht ich einen „Kampf“ vor Gott aus, indem ich betete, mich intensiv mit den heiligen Schriften befasste und den Tempel aufsuchte. Schließlich erhielt ich durch meinen Freund und Therapeuten Brad (Name geändert) neue Erkenntnisse zu meiner Lebenslage. Bei einer unserer Sitzungen sagte er: „Du allein bist für dein Glück verantwortlich – niemand sonst. Bist du als Single glücklich, kannst du auch unter allen sonstigen Lebensumständen glücklich sein.“ Präsident Russell M. Nelson hat das ganz ähnlich formuliert: „Die Freude, die wir empfinden, hat wenig mit unseren Lebensumständen und vielmehr damit zu tun, worauf wir im Leben den Blick richten.“ („Freude und geistiges Überleben“, Liahona, November 2016, Seite 82.)

Bei diesen Worten spürte ich den Geist äußerst stark und meine Sicht der Dinge änderte sich völlig. Plötzlich erkannte ich, dass ich mich immer verabredet hatte, um ein Bedürfnis zu stillen – in meinem Fall das Bedürfnis zu heiraten, um einfach nicht mehr allein zu sein.

Diese Sichtweise konnte mich sicherlich nicht zu einer Partnerin führen, mit der ich in ewiger Liebe verbunden sein würde! Durch Brad zeigte mir der Herr liebevoll, dass sein Plan für seine Söhne und Töchter nicht darin besteht, dass sie aus einem Bedürfnis heraus, aus kulturellem Druck oder aus Furcht heiraten. Die Grundlage einer Ehe ist christliche Liebe. Der Herr lehrte mich, dass ich auch unverheiratet lernen kann, wie ich ein erfülltes Leben führe, und dass ich so lernen würde, mich aus reiner Liebe um eine Beziehung zu bemühen, statt aus einer Notwendigkeit heraus. Damit ich aus den richtigen Gründen heirate.

Durch diese Erfahrung habe ich drei Wahrheiten gelernt, auf die ich zurückgreife, wann immer ich mich entmutigt fühle, was die Partnersuche angeht:

  1. Unser Wert hängt nicht von unserem Familienstand ab. Jesaja hat gesagt: „[Gottes] Gedanken sind nicht [unsere] Gedanken.“ (Jesaja 55:8.) Ich dachte, ich sei weniger wert, weil ich alleinstehend bin. Doch Gott half mir zu erkennen, dass das Single-Dasein mich darauf vorbereitet, eine bessere Ehe zu führen, als ich es hätte tun können, wenn ich nach meinem eigenen Zeitplan geheiratet hätte. Das hat nichts mit meinem Wert zu tun.

  2. Vorbereitet zu sein vertreibt Angst und Sorgen. Der Herr lässt uns wissen: „Wenn wir bereit [sind], [werden wir uns] nicht fürchten.“ (Lehre und Bündnisse 38:30.) Gottes Willen in Erfahrung zu bringen und ihn dann zu erfüllen hat mir geholfen, frühere Ängste und Enttäuschungen abzuschütteln, die mit meinem Familienstand zusammenhingen. Es hat mir auch geholfen, mich konzentriert auf all das vorzubereiten, was in Zukunft auf mich warten mag.

  3. Es hat auch schöne Seiten, alleinstehend zu sein. Dadurch, dass ich Single bin, kann ich auf spannende Reisen gehen, mich beruflich weiterentwickeln und mich in der Kirche einbringen. Das ist und war ein Segen für mich! Natürlich wünsche ich mir noch immer zutiefst, zu heiraten und Kinder zu haben. Doch Gott hat mich erkennen lassen, wie viel es in seinem Reich gerade jetzt zu tun gibt – ob mit oder ohne Gefährtin an meiner Seite.

Verheiratet bin ich immer noch nicht! Auch jetzt, nach meinem Aha-Erlebnis, was meine Einstellung zu Partnersuche und Ehe angeht, ist nicht plötzlich aus dem Nichts eine Ehefrau für mich aufgetaucht. Mir ist klar, dass ich auch in Zukunft manchmal Enttäuschungen bei Verabredungen erleben werde. Aber ein Großteil der Angst und Sorge um mein Dasein als Single hat sich verflüchtigt. Jetzt weiß ich, dass es völlig in Ordnung ist, Single zu sein. Währenddessen arbeite ich gemeinsam mit dem Herrn daran, dass sich die ewigen Verheißungen und Segnungen erfüllen, die er mir gemacht hat – sowohl die fürs Erdenleben als auch die für die Ewigkeit.