2020
„Seht ihr, was ein bisschen Glaube bewirken kann?“
April 2020


„Seht ihr, was ein bisschen Glaube bewirken kann?“

Godfrey J. Ellis

Washington

Bild
family caught in rainstorm

Illustration © Gary Alphonso, i2iart.com

Vor einiger Zeit fuhren meine Frau und ich mit unseren beiden jüngsten Söhnen nach Frankreich. Wir wollten die Gebiete bereisen, in denen ich einst als Vollzeitmissionar tätig gewesen war. Wir besuchten die Zweige der Kirche, denen ich zugewiesen gewesen war, und begrüßten die Mitglieder, die ich früher unterwiesen hatte, mit viel Hallo. Wir besuchten auch historische Stätten.

Unter anderem waren wir bei den Ruinen des Château de Châlucet. Diese gewaltige Burg aus dem Mittelalter war vor Jahrhunderten angegriffen und weitgehend zerstört worden. Die Ruinen waren fast vollständig überwuchert, und der Weg dorthin war eng und steil. Der Aufstieg war schwierig, aber es hatte sich gelohnt, wie wir bei der Ankunft feststellten.

Die Jungen kletterten begeistert in den ehemaligen Kerker hinab und hoch oben auf die Überbleibsel der Burgmauern. Die Burg beflügelte ihre Fantasie. Genauso war es mir 24 Jahre zuvor ergangen.

Als wir dort waren, bildete sich in der Ferne ein Sommergewitter. Rasch kam es näher. Dunkle Wolken türmten sich auf, und Blitze zuckten vom Himmel, gefolgt von lauten Donnerschlägen.

Wir kletterten den Pfad hinunter und rannten Richtung Auto. Doch das Gewitter war schneller. Sintflutartiger Regen trommelte auf uns nieder und durchnässte uns in kürzester Zeit. Der Feldweg wurde zum Schlammpfad. Wir hatten Angst, auszurutschen und den steilen, felsigen Pfad hinunterzufallen.

Zwischen den Bäumen am Rande des Weges entdeckten wir einen Unterschlupf. Dort drängten wir uns zusammen und fragten uns, wie lange wir wohl auf den weiteren Abstieg würden warten müssen.

„Lasst uns doch beten!“, schlug unser Jüngster vor.

Er bot sich gleich selbst an und betete dann, der Regen möge aufhören, damit wir von der Anhöhe wieder sicher absteigen könnten. Dann blickte er uns an und sagte: „Jetzt brauchen wir nur noch genügend Glauben!“

Ich erklärte ihm, dass es mit dem Gebet nicht immer so funktioniert.

„Stimmt nicht!“ widersprach er. „In zehn Minuten hört das Gewitter auf!“

Kaum waren zehn Minuten vergangen, hörte der Regen auf.

„Alles klar. Gehen wir!“, meinte er.

„Wenn wir jetzt gehen, fängt der Regen wieder an, und dann sitzen wir fest“, befürchtete unser älterer Sohn.

„Das wird er nicht!“, erwiderte unser Jüngster. „Los jetzt!“

Wir machten uns auf den Weg zurück und versuchten, die Pfützen zu vermeiden. Um vorwärtszukommen, mussten wir ständig Büsche und Äste zurückbiegen. Als wir endlich am Auto angelangt waren, sprachen wir ein Dankgebet. Kurz darauf fing es wieder an zu regnen.

„Seht ihr, was ein bisschen Glaube bewirken kann?“, meinte unser Sohn in aller Bescheidenheit.

An dem Tag erteilte er uns eine beeindruckende Lektion.