2019
Dem Herrn auf Spanisch dienen
Oktober 2019


Ein Vorbild an Mut

Dem Herrn auf Spanisch dienen

Die Verfasserin lebt in Utah.

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Serving the Lord in Spanish

Stell dir vor, dein Freund oder deine Freundin gibt dir das beste Buch, dass er oder sie je gelesen hat. Du schlägst es auf … und stellst fest, dass du das Buch nicht lesen kannst. Es ist in einer anderen Sprache geschrieben. Was würdest du tun?

In den Anfangsjahren der Kirche wurde das Buch Mormon nur auf Englisch gedruckt. Präsident Brigham Young berief zwei Missionare dazu, das Evangelium in Mexiko zu predigen und das Buch Mormon ins Spanische zu übersetzen. Sie brauchten dafür aber noch mehr Hilfe. Sie wussten nicht, dass Gott auf der anderen Seite des Ozeans einen Mann vorbereitet hatte, der ihnen genau die Hilfe geben konnte, die sie brauchten.

Meliton Gonzalez Trejo stammte aus einer reichen Familie in Spanien. Er lernte fleißig in der Schule und wurde Offizier in der spanischen Armee. Er hatte sich schon immer für Religion interessiert, aber nichts, worauf er stieß, kam ihm richtig vor. Eines Tages hörte er, wie ein anderer Offizier von einer Gruppe Menschen erzählte, die sich „Heilige“ nannten. Sie gehörten der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage an, und ein Prophet Gottes hatte sie zu den Rocky Mountains in den Vereinigten Staaten geführt. Meliton verspürte den starken Wunsch, sie kennenzulernen. Er schloss sich einer Militärexpedition in die Philippinen an und hoffte, dass ihm dies später helfen würde, in die Vereinigten Staaten zu kommen. Aber dann hatte Meliton so viel mit seiner Arbeit zu tun, dass es ihm nicht mehr so wichtig schien, die Heiligen zu besuchen.

Eines Tages wurde Meliton schwer krank. Er erinnerte sich daran, warum er in die Philippinen gekommen war, und er betete zu Gott und fragte, was er tun sollte. In jener Nacht hatte Meliton einen besonderen Traum. Da wusste er, dass er sich auf den Weg in die Rocky Mountains machen sollte.

Nachdem Meliton sich von seiner Krankheit erholt hatte, setzte er seine Reise in die Vereinigten Staaten fort. Er kam am 4. Juli 1874 in Kalifornien an und reiste weiter nach Salt Lake City.

Als Meliton dort ankam, stieß er auf ein Problem: Er konnte zwar Englisch lesen, hatte die Sprache aber nie gesprochen. Er konnte mit niemandem sprechen! Doch er beschloss, die Aufmerksamkeit der Leute auf andere Weise zu erlangen, wenn er nicht mit ihnen reden konnte. Meliton zog seine Uniform von der spanischen Armee an und marschierte die Straßen auf und ab. Wie er hoffte, bemerkten ihn viele Leute. Schließlich sah ihn Bruder Blanchard, ein Mitglied der Kirche. Er war Universitätsprofessor und sprach Spanisch. Bruder Blanchard half Meliton, sodass er in Salt Lake City wohnen konnte. Und er erzählte ihm vom Evangelium. Bald ließ Meliton sich taufen.

Bruder Blanchard stellte Meliton auch Präsident Brigham Young vor. Meliton sagte Präsident Young, dass er nichts lieber tun würde, als das Buch Mormon ins Spanische zu übersetzen.

Präsident Young bat Meliton, den Missionaren, die nach Mexiko gingen, zu helfen, Teile des Buches Mormon ins Spanische zu übersetzen. Damit verbrachte Meliton dann viele Wochen. Jeden Abend ging er seine Übersetzung mit den Missionaren durch. Sie sprachen etwas Spanisch, hatten aber das Gefühl, dass für diese wichtige Übersetzung jemand gebraucht wurde, dessen Muttersprache Spanisch war. Sie wussten, dass Meliton die Antwort auf ihre Gebete war. 1875 wurde die Übersetzung veröffentlicht. Sie wurde als Trozos Selectos del Libro de Mormon (ausgewählte Passagen aus dem Buch Mormon) bezeichnet.

Die Missionare waren nun bereit, nach Mexiko zu gehen. Sie beluden Pferde mit 1500 Büchern der übersetzten heiligen Schrift und traten ihre Reise an. Zum ersten Mal konnten die Menschen, die Spanisch sprachen, das Buch Mormon in ihrer eigenen Sprache lesen! Obwohl Meliton tausende Kilometer entfernt in Spanien gelebt hatte, hatte der Vater im Himmel ihn genau dorthin geführt, wo er sein musste. Weil Meliton so viel Mut und Glauben hatte, half er mit, zahllosen Menschen das Wort Gottes zu bringen.