2019
Ich hatte darum gerungen, von der Pornografie loszukommen. Warum tat mein Freund das nicht auch?
Oktober 2019


Nur online: Junge Erwachsene

Ich hatte darum gerungen, von der Pornografie loszukommen. Warum tat mein Freund das nicht auch?

Als ich herausfand, dass mein Freund ein Problem mit Pornografie hatte, bemühte ich mich nach besten Kräften, dazu beizutragen, dass er sich um Hilfe an den Erretter wandte.

Die Verfasserin lebt in Guatemala.

Ich war schon seit über einem Jahr mit einem jungen Mann zusammen, in den ich bis über beide Ohren verliebt war. Ich dachte wirklich, ich würde ihn heiraten. Aber ich hätte nie damit gerechnet, dass ich durch unsere Beziehung mit einem Problem konfrontieren werden würde, gegen das ich selbst einmal mit aller Kraft angekämpft hatte.

Als ich mich seinerzeit darauf vorbereitete, auf Mission zu gehen, musste ich zu meinem Bischof gehen und ihm gestehen, dass ich in der Vergangenheit Probleme mit Pornografie gehabt hatte. Nachdem ich umgekehrt war und mich geistig von dieser Last befreit hatte, ging ich davon aus, dass Pornografie mein Leben nie mehr beeinträchtigen würde. Doch ich lag falsch.

Als ich herausfand, dass der Mann, den ich heiraten wollte, sich mit Pornografie abgab, wollte ich ihm unbedingt dabei helfen, dieses Problem zu überwinden. Ich hatte die Umkehr und den Prozess, das Verlangen nach Pornografie zu überwinden, bereits hinter mir, und ich wusste, was der Herr für ihn tun konnte. Aber es schien, als ob jedes Mal alles schiefging, wenn ich versuchte, ihm zu zeigen, wo er die benötigte Hilfe finden könnte. Er wollte anscheinend keine Hilfe. Nach einiger Zeit wurde mir klar, dass wir nicht dieselben Ansichten über Pornografie hatten. Ja, wir waren beide Mitglieder der Kirche, aber die Lehren des Evangeliums schienen für uns unterschiedliche Bedeutung zu haben.

Ich war frustriert. Ich liebte ihn schließlich, und ich glaubte, dass er mit Unterstützung sein Problem überwinden könne. Ich sah mich aber auch gefährdet, weil ich mich mit genau demselben Problem auseinandersetzen musste, das ich zuvor mit so viel Anstrengung überwunden hatte. Eines Abends entschloss ich mich, den Vater im Himmel im Gebet um Weisheit zu bitten: Wie sollte ich nur weitermachen, wo ich doch Kraft brauchte, um selbst der Versuchung zu widerstehen? Und wie sollte ich denjenigen, mit dem ich mein Leben verbringen wollte, unterstützen?

Als ich schließlich die Antwort erhielt, verspürte ich Frieden und wusste, dass ich mit dem Mann, mit dem ich zusammen war, Klartext reden musste. Ich wollte ihm sagen, wohin eine feste Beziehung nach meinen Erwartungen führen sollte, nämlich im Tempel zu heiraten und Kinder zu bekommen. Ich musste herausfinden, ob unsere Vorstellungen von der Zukunft übereinstimmten und ob er sich auf den Erretter zubewegte. Ich brauchte Gewissheit, ob wir unsere Beziehung fortführen sollten. Ich setzte große Hoffnungen in unser Gespräch und ging davon aus, dass danach alles gut werden würde.

An einem sonnigen Nachmittag erzählte ich ihm, was ich mir für meine zukünftige Familie erträumte, welche Ziele ich mir gesetzt hatte und dass ich meine Kinder im Evangelium erziehen wollte. Zu meiner großen Überraschung reagierte er jedoch gereizt, nachdem er mir zugehört hatte. Da wurde mir klar, dass unsere Vorstellungen von der Zukunft sich sehr voneinander unterschieden. Ich war am Boden zerstört, verspürte aber erstaunlicherweise inneren Frieden. Ich wusste nun, dass meine Antwort darin bestand, die Beziehung zu beenden. Er war einfach noch nicht an dem Punkt angelangt, dass er seine Probleme mit Pornografie überwinden oder den Erretter um Hilfe bitten wollte. Ich konnte ihm nicht helfen, wenn er keine Hilfe wollte.

Danach litt ich noch eine ganze Weile entsetzlich unter Liebeskummer und fragte mich, wie das denn sein konnte – ich hatte mich doch schließlich richtig entschieden und vorher alles Erdenkliche getan, um ihm zu helfen. Aber eines Tages war ich endlich über ihn hinweg und konzentrierte mich auf den Frieden, den ich beim Beenden der Beziehung verspürt hatte. Ich wusste, dass die Antwort, die ich erhalten hatte, vom Herrn stammte.

Inzwischen sind ein paar Jahre vergangen, seit ich mich von diesem Mann getrennt habe. Ich sehe noch immer den guten Menschen in ihm, der er schon immer war. Aber ich weiß, dass er derjenige ist, der sich an den Heiland um Hilfe wenden muss – ich kann ihn nicht dazu zwingen. Er hat seine Entscheidungsfreiheit und ich habe meine. Seit dieser Erfahrung bemühe ich mich, der Stimme des Heiligen Geistes ohne Zögern zu folgen. Ich weiß, dass der Vater im Himmel für jeden von uns einen Plan hat, und wir können darauf vertrauen, dass er uns nie in die Irre führt, wenn wir uns so entscheiden, wie es der Geist uns eingibt. Er bereitet uns stets auf das Gute, was noch kommt, vor.