2017
Murilo Vicente Leite Ribeiro: Goiânia, Brasilien
July 2017


Gelebter Glaube

Murilo Vicente Leite Ribeiro

Goiânia, Brasilien

Als Murilo Ribeiro sich mit 16 taufen ließ, war seine ganze Familie dagegen. Als er seine Missionsberufung erhielt, warfen seine Eltern seine Sonntagskleidung weg und hielten ihn davon ab, auf Mission zu gehen. Dank seiner Hilfe schloss sich seine Familie schließlich der Kirche an. Dennoch fühlte er sich unwürdig, weil er keine Mission erfüllt hatte.

Cody Bell, Fotograf

Ich war 14, als ich die Kirche durch Freunde, die Mitglieder waren, kennenlernte. Sie stellten mich den Missionaren vor. Anfangs nahm ich ihre Botschaft nicht an, denn meine Familie gehörte bereits einer anderen Religionsgemeinschaft an.

Zwei Jahre darauf fragte man mich, ob ich in der Kirche Fußball spielen wolle. Ich mochte Fußball sehr und wollte gern mitspielen. Ich wurde auch zum Seminar eingeladen. Ich begann, mich für die Kirche zu interessieren.

Ich sprach mit den Missionaren und sie erzählten mir von der ersten Vision. Das hat mein Leben verändert. Als sie davon erzählten, war ich tief berührt und musste weinen. Ich spürte den Geist sehr stark. Nach der ersten Lektion nahm ich ihre Aufforderung zur Taufe an.

Meine Eltern waren gegen die Kirche und kamen nicht zu meiner Taufe. Das war für mich sehr schwer. Mein Bruder Joaquim war der Einzige aus meiner Familie, der an dem Tag mitkam.

Nach meiner Taufe durchlebte ich viele Schwierigkeiten. Ich glaubte an das wiederhergestellte Evangelium, aber für meine Familie war es noch ein Buch mit sieben Siegeln. Ich versuchte, meinen Eltern das Evangelium nahezubringen, doch vergebens. Ich ging weiterhin in die Kirche, obwohl meine Eltern der Meinung waren, ich vergesse meine Familie. In Wahrheit wollte ich, dass sie mit mir in die Kirche gingen.

Als es Zeit für meine Mission wurde, war ich bereit. Ich hatte zwei Jahre lang am Seminar teilgenommen, machte beim Kurs zur Missionsvorbereitung mit und ging zum Institut. Ich fühlte mich zu dieser Zeit geistig stark, doch meine Eltern gingen immer mehr gegen meine Mitgliedschaft in der Kirche an. Meine ganze Familie arbeitete darauf hin, dass ich die Kirche verlasse.

Ich reichte meine Missionspapiere ein und wurde in die Brasilien-Mission Recife berufen. Ich sagte meinen Eltern, dass ich nach Recife gehen und dort als Missionar für Jesus Christus einstehen werde. Mein Vater stritt mit mir, und meine Mutter ging sogar so weit, dass sie meine Sonntagskleidung und meine Bücher wegwarf. Sie waren furchtbar wütend.

Ich ging nicht auf Mission. Das war die schwerste Zeit meines Lebens. Ich wollte eine Mission erfüllen, aber ich stieß auf große Widerstände. Ich tat nichts Falsches, aber ich wurde entmutigt und schwermütig, und meine Familie ging noch immer gegen mich an. Meine Eltern hofften, dass ich aufgeben und nicht mehr in die Kirche gehen würde.

Es war schwer für mich als junger Mann, nicht auf Mission zu sein. Ich kam mir im Vergleich zu meinen Freunden, die bereits auf Mission waren, minderwertig vor und fühlte mich in der Kirche einsam. Einige Leute dachten, ich sei aufgrund von Unwürdigkeit nicht auf Mission gegangen. Dennoch tat ich mein Bestes, im Glauben standhaft zu bleiben.

In dieser Zeit lernte ich Kelly kennen, die später meine Frau wurde. Als ich sie kennenlernte, schwand meine Schwermut und ich konnte mich als Kind Gottes sehen. Kelly war kein Mitglied der Kirche, als wir anfingen, miteinander auszugehen. Bald darauf heirateten wir, und einen Monat später taufte ich sie. Ein Jahr später wurden wir im Tempel aneinander gesiegelt. Es war ein besonderer, heiliger Augenblick für mich.

Nachdem unser erstes Kind, Rafael, geboren wurde, sollte es in der Kirche einen Segen erhalten. Meine Eltern waren bei der Segnung dabei. Das war das erste Mal, dass sie in die Kirche kamen. Von da an kamen Missionare zu ihnen nach Hause und nahmen die Missionarslektionen mit ihnen durch. Schließlich durfte ich meine Eltern und meinen jüngeren Bruder taufen.

Das Amüsante daran war, dass mein Vater ganz systematisch an die Sache heranging. Er fragte: „Mein Sohn, wann taufst du mich?“ Als ich ihn nach seiner Taufe im Wasser wieder aufgerichtet hatte, umarmte er mich. Das war ein ganz besonderer Moment in meinem Leben.

Jahre später traf ich Elder Jairo Mazzagardi von den Siebzigern. Er war gekommen, um unseren Pfahl neu aufzuteilen. Er fragte mich nach meiner Mission.

Elder Mazzagardi sagte: „Bruder Murilo, ich sehe, dass Sie mit 16 getauft wurden, jedoch keine Mission erfüllt haben.“

„Nein, ich habe keine Mission erfüllt“, erwiderte ich und begann zu weinen.

„Aber ich tue, was ich kann, damit der Herr mir vergibt. Ich bin seit sieben Monaten Zweigpräsident, und ich versuche, ein Missionar zu sein und mein Bestes zu geben. Ich bemühe mich sehr, anderen zu helfen. Ich möchte, dass der Herr mir vergibt. Ich möchte diesen Schandfleck am letzten Tag nicht mehr auf mir haben.“

„Bruder Murilo“, sagte Elder Mazzagardi, „schauen Sie nicht zurück; schauen Sie nach vorn! Wer zurückblickt, geht rückwärts. Doch wer nach vorne blickt, geht vorwärts. Sie sind rein.“

Es war so schön, das zu hören! Vor Freude kamen mir die Tränen. Erst in dem Moment, viele Jahre später, konnte ich den Frieden des Herrn spüren.

Es war, als wäre ein tonnenschwerer Rucksack von meinen Schultern genommen worden.

Elder Mazzagardi bat mich, meine Frau zu holen und mit ihr noch einmal zu ihm zu kommen. Als wir bei ihm waren, berief er mich als Pfahlpräsidenten.

Dann erklärte er: „Ihre Erfahrungen werden Ihnen als Pfahlpräsident helfen. Sie werden jungen Leuten helfen können, die Schwierigkeiten haben oder nicht von ihren Eltern unterstützt werden. Sie hatten nicht die Gelegenheit, eine Mission zu erfüllen, aber dies ist jetzt Ihre Mission. Sie werden dabei mithelfen, junge Leute auf Mission zu schicken.“

Eines meiner Hauptziele als Pfahlpräsident besteht darin, jungen Männern und Frauen zu helfen, sich auf eine Mission vorzubereiten. Wenn ich mit ihnen spreche, gibt der Herr mir immer zur richtigen Zeit die richtigen Worte ein. Ich bin dankbar dafür, dass der Herr mir die Gelegenheit gibt, andere bei der Entscheidung für eine Mission zu unterstützen.

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Young family in Brazil read together, parents teach children with drawings, they sing together, mother reading, father holding up chart etc.

Murilo und Kelly Ribeiro verbringen gern Zeit mit ihren Kindern. Ihre Tochter singt, während Bruder Ribeiro und sein Sohn sie auf der Gitarre begleiten.

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Eine Familie betet zusammen

Familie Ribeiro schöpft jeden Tag Kraft beim Familiengebet.

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Kelly Ribeiro lächelt ihrer Tochter aufmunternd zu, als diese ein Kirchenlied singt.

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„Ich bin dankbar dafür, dass der Herr mir die Gelegenheit gibt, andere bei der Entscheidung für eine Mission zu unterstützen“, erklärt Murilo Ribeiro. Er hatte nicht die Gelegenheit, eine Mission zu erfüllen, aber als Pfahlpräsident hilft er nun jungen Männern und Frauen bei der Missionsvorbereitung.

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Bruder Ribeiro spricht mit seiner Familie über Lehis Traum vom Baum des Lebens, von dem im Buch Mormon berichtet wird. Murilo und Kelly Ribeiro ist bewusst, wie wichtig es ist, ihren Kindern das Evangelium nahezubringen.

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Bruder Ribeiros Eltern standen der Kirche feindselig gegenüber. Sie waren der Meinung, er vergesse seine Familie, als er sich der Kirche anschloss. „In Wahrheit wollte ich, dass sie mit mir in die Kirche gingen“, erklärt er. Murilo Ribeiro möchte, dass seine Familie dem Evangelium nahebleibt.