2017
Der Krieg geht weiter
April 2017


Der Krieg geht weiter

Der Kampf, der seinen Anfang im Himmel genommen hat, geht auch heute noch weiter. Eigentlich nimmt er jetzt, da sich die Heiligen auf die Wiederkehr des Erretters vorbereiten, sogar noch zu.

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Foto von Katarina Stefanovic © iStock/Getty Images; Moment/Getty Images

Jeder, der die Nachrichten aus aller Welt verfolgt, kann ihnen entnehmen, dass wir in einer Zeit „von Kriegen und Kriegsgerüchten“ (LuB 45:26) leben. Glücklicherweise ist jeder, der auf Erden lebt, ja schon ein geübter Kriegsveteran. In einem permanenten Krieg, der schon im vorirdischen Dasein, lange vor unserer Geburt, seinen Anfang genommen hat, bekämpfen wir seit jeher die Heerscharen des Bösen.

Weil wir damals noch keinen Körper besaßen, schlugen wir die Schlachten im Kampf im Himmel ohne Schwert, Gewehr oder Bomben. Doch der Kampf war ebenso heftig wie im Krieg heute, und es gab schon damals Milliarden, die auf der Strecke blieben.

Im Vorherdasein wurde mit Worten und Ansichten, Streitgesprächen und Überredungskunst gefochten (siehe Offenbarung 12:7-9,11). Der Satan wollte die Leute einschüchtern. Darin bestand seine Strategie. Denn ihm war klar: Furcht ist das beste Mittel, um den Glauben zu zerstören. Vielleicht hat er sich auf Argumente gestützt wie: „Das ist zu schwer.“ „Es ist gar nicht möglich, wieder rein zurückzukommen.“ „Das Risiko ist einfach zu groß.“ „Woher sollen wir denn wissen, ob wir uns auf Jesus Christus verlassen können?“ Er war enorm eifersüchtig auf den Erretter.

Zum Glück gewann Gottes Plan die Oberhand und triumphierte über die Lügen des Satans. Sowohl die Entscheidungsfreiheit des Menschen als auch ein großes Opfer waren Teil von Gottes Plan. Jehova, den wir als Jesus Christus kennen, erklärte sich bereit, dieses Opfer zu sein und für all unsere Sünden zu leiden. Er war gewillt, für seine Brüder und Schwestern das Leben hinzugeben, damit diejenigen, die umkehren, rein zurückkehren und eines Tages so sein können wie der Vater im Himmel (siehe Mose 4:1-4; Abraham 3:27).

Ein zweiter Punkt, der Jehova half, das Herz der Kinder Gottes zu gewinnen, war das machtvolle Zeugnis, das seine Anhänger unter Führung des Erzengels Michael ablegten (siehe Offenbarung 12:7,11; LuB 107:54). Im vorirdischen Dasein hieß Adam Michael, und der Satan hieß Luzifer, was „Lichtträger“1 bedeutet. Fürwahr ein seltsamer Name für den Fürsten der Finsternis (siehe Mose 7:26)! Doch aus den heiligen Schriften geht hervor, dass der Satan „ein Engel Gottes [war,] der in der Gegenwart Gottes Vollmacht hatte“, bevor er sich auflehnte (LuB 76:25-28).

Wie konnte ein Geist, der so viel Kenntnis und Erfahrung hatte, nur so tief fallen? Das lag an seinem Stolz. Luzifer lehnte sich gegen unseren Vater im Himmel auf, weil er selbst Gottes Reich übernehmen wollte.

Präsident Ezra Taft Benson (1899–1994) hat in seiner bekannten Ansprache „Hütet euch vor dem Stolz“ gesagt, Luzifer „wollte mehr Ehre als alle anderen“ und „er hegte den stolzen Wunsch, Gott zu entthronen“2. Wir wissen außerdem, dass der Satan die Entscheidungsfreiheit des Menschen zunichtemachen wollte. Doch dies war nicht der einzige Grund, weswegen er in Ungnade fiel. Er wurde aus dem Himmel ausgestoßen, weil er sich gegen Gottvater und den Sohn auflehnte (siehe LuB 76:25; Mose 4:3).

Aus welchem Grund haben Sie und ich gegen den Teufel gekämpft? Wir taten es aus Loyalität. Wir liebten den Vater im Himmel und standen an seiner Seite. Wir wollten so werden wie er. Luzifers Ziel war ein anderes. Er wollte an die Stelle des Vaters treten (siehe Jesaja 14:12-14; 2 Nephi 24:12-14). Der Verrat des Satans muss unsere himmlischen Eltern tief getroffen haben. In den Schriften steht: „Die Himmel weinten über ihn.“ (LuB 76:26.)

Nach einem hitzigen Gefecht trugen Michael und seine Heerscharen den Sieg davon. Zwei Drittel der himmlischen Heerscharen wollten lieber Gottvater nachfolgen (siehe LuB 29:36). Der Satan und seine Anhänger wurden zwar aus dem Himmel ausgestoßen, doch sie wurden nicht sofort in die äußere Finsternis verbannt. Sie wurden zuerst auf diese Erde hier geschickt (siehe Offenbarung 12:7-9), wo Jesus Christus zur Welt kommen und sein Sühnopfer vollbringen sollte.

Wieso wurde es den Anhängern des Satans erlaubt, zur Erde zu kommen? Sie kamen deswegen, damit es für diejenigen, die hier geprüft werden, „in allen Dingen einen Gegensatz“ (2 Nephi 2:11) gebe. Werden sie am Ende in die äußere Finsternis ausgestoßen? Ja. Nach dem Millennium werden der Satan und seine Anhänger für immer ausgestoßen.

Dem Satan ist bewusst, dass seine Tage gezählt sind. Beim Zweiten Kommen Christi werden der Satan und seine Engel für den Zeitraum von tausend Jahren gebunden (siehe Offenbarung 20:1-3; 1 Nephi 22:26; LuB 101:28). Je näher dieser Zeitpunkt rückt, desto verzweifelter kämpfen die Mächte des Bösen darum, so viele Seelen gefangen zu führen wie nur irgend möglich.

In seiner erhabenen Vision hat Johannes der Offenbarer auch den Krieg im Himmel gesehen. Ihm wurde gezeigt, wie der Satan auf die Erde herabgeworfen wurde, damit er die Menschen hier in Versuchung führe. Dazu sagte Johannes: „Weh aber euch, Land und Meer! Denn der Teufel ist zu euch hinabgekommen; seine Wut ist groß, weil er weiß, dass ihm nur noch eine kurze Frist bleibt.“ (Offenbarung 12:12.)

Wie verbringt der Satan also seine Zeit, wo ihm doch klar ist, dass er keine Zeit zu verlieren hat? Der Apostel Petrus schreibt: „Euer Widersacher, der Teufel, geht wie ein brüllender Löwe umher und sucht, wen er verschlingen kann.“ (1 Petrus 5:8.)

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family kneeling in prayer

Was sind die Beweggründe des Satans? Nie wird er einen Körper haben, nie Frau oder Kinder, nie eine Fülle der Freude, und deshalb möchte er, „dass alle Menschen so elend seien wie er selbst“ (2 Nephi 2:27).

Der Teufel nimmt zwar alle Menschen ins Visier, ganz besonders jedoch greift er jene an, bei denen er die größte Chance auf ewiges Glück wittert. Er ist ganz offensichtlich eifersüchtig auf einen jeden, der sich auf den Pfad zur Erhöhung begeben hat. Aus den heiligen Schriften geht hervor: „Darum führt er Krieg mit den Heiligen Gottes und schließt sie ringsum ein.“ (LuB 76:29.)

Der Kampf, der seinen Anfang im Himmel genommen hat, geht auch heute noch weiter. Eigentlich nimmt er jetzt, da sich die Heiligen auf die Wiederkehr des Erretters vorbereiten, sogar noch zu.

Präsident Brigham Young (1801–1877) hat vorhergesagt, „dass die Kirche sich ausbreiten, gedeihen, wachsen und sich ausdehnen wird und dass im gleichen Maße, wie sich das Evangelium unter den Völkern der Erde ausbreitet, auch die Macht des Satans anwachsen wird“3.

Ich glaube, wir alle würden dem zustimmen, dass diese Prophezeiung gerade in Erfüllung geht, denn wir sehen ja, wie das Böse überall auf der Welt die Gesellschaft durchdringt. Präsident Young hat erklärt, dass wir, um den Feind besiegen zu können, dessen Methoden kennen müssen. Ich möchte hier auf vier gängige Strategien des Satans eingehen und zu jeder ein paar Gedankenanstöße geben, wie wir uns ihrer erwehren können.

Die Strategien des Satans

1. Versuchung. Der Teufel geht ganz unverfroren vor, wenn es darum geht, uns sündhafte Gedanken einzuflößen. Im Buch Mormon heißt es, der Satan flüstert uns unreine, boshafte Gedanken zu und sät Zweifel. Er liegt uns damit in den Ohren, dass wir uns süchtig machendem Verhalten hingeben und egoistischen Begierden nachlaufen sollen. Er möchte uns blind dafür machen, woher solches Gedankengut stammt. Daher flüstert er uns zu: „Ich bin kein Teufel, denn es gibt keinen.“ (2 Nephi 28:22.)

Wie können wir solch unmittelbarer Versuchung widerstehen? Das probateste Mittel besteht darin, den Satan einfach wegzuschicken. So würde es jedenfalls Jesus machen.

Im Neuen Testament wird davon berichtet, wie Jesus auf einem Berg versucht wird, und dieser Bericht ist aufschlussreich. Nach jeder Versuchung, mit der der Teufel an Jesus herantritt, verteidigt sich der Herr durch zweierlei Maßnahmen: Erstens befiehlt er dem Satan, wegzugehen, und zweitens zitiert er eine Schriftstelle.

Beispielsweise gebietet Jesus: „Weg mit dir, Satan! Denn in der Schrift steht: Vor dem Herrn, deinem Gott, sollst du dich niederwerfen und ihm allein dienen.“ (Matthäus 4:10.) Und im darauffolgenden Vers steht: „Darauf ließ der Teufel von ihm ab und es kamen Engel und dienten ihm.“ (Matthäus 4:11.) Die Verteidigungsstrategie des Heilands klappte also ganz ausgezeichnet!

Der Biografie Präsident Heber J. Grants (1856–1945) entnehmen wir, wie dieser als junger Mann dem Teufel widerstanden hat: Wann immer Präsident Grant merkte, dass der Satan ihm etwas zuflüstern und in ihm Zweifel säen wollte, sagte er einfach laut: „Teufel, halt den Mund!“4

Wenn der Satan Sie versuchen will, haben Sie jedes Recht, ihn wegzuschicken. In der Bibel steht: „Leistet dem Teufel Widerstand; dann wird er vor euch fliehen.“ (Jakobus 4:7.)

Der zweite Teil der Verteidigungsstrategie des Heilands bestand darin, dass er eine Schriftstelle zitierte. Es verleiht uns große Macht, wenn wir – so wie Jesus damals – Schriftstellen auswendig gelernt haben. Schriftstellen können eine ganze Waffenkammer voll geistiger Munition sein.

Wer in Versuchung gerät, kann Gebote aufsagen, etwa „Gedenke des Sabbats: Halte ihn heilig“ (Exodus 20:8), „Liebt eure Feinde“ (Lukas 6:27) oder „Lass Tugend immerfort deine Gedanken zieren“ (LuB 121:45). Die Kraft, die den heiligen Schriften entspringt, flößt dem Satan Angst ein. Außerdem trägt sie uns den Geist ins Herz, tröstet uns und wappnet uns gegen Versuchungen.

2. Lug und Betrug. In den heiligen Schriften wird der Satan als „Vater der Lügen“ (2 Nephi 9:9) bezeichnet. Glauben Sie ihm daher nicht, wenn er Ihnen zuflüstert: „Nie kriegst du etwas richtig hin“, „Diese Sünde kann dir gar nicht vergeben werden“, „Du schaffst es nicht, dich zu ändern“, „Keinem liegt etwas an dir“ oder „Du bist völlig unfähig“!

Eine weitere seiner gebräuchlichsten Lügen lautet: „Du musst alles zumindest einmal ausprobieren, damit du weißt, wie es ist. Einmal ist ja schließlich keinmal.“ Was er Ihnen gemeinerweise jedoch verschweigt, ist: Sündigen macht süchtig.

Noch eine wirksame Lüge des Satans lautet: „Das macht doch jeder. Das ist schon in Ordnung!“ Aber es ist eben nicht in Ordnung! Machen Sie dem Satan klar, dass Sie bestimmt nicht ins telestiale Reich wollen – selbst wenn alle anderen dorthin unterwegs wären.

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father teaching his family

Der Satan lügt Sie an. Aber Sie können sich darauf verlassen, dass der Geist Ihnen die Wahrheit sagt. Aus diesem Grund ist die Gabe des Heiligen Geistes so immens wichtig.

Der Satan ist auch als „der große Täuscher“ oder „der große Blender“5 bezeichnet worden. Ihm liegt daran, jeden wahren Grundsatz, für den der Herr einsteht, durch ein Zerrbild zu verfälschen.

Bedenken Sie bitte: Ein Zerrbild ist nicht das Gegenteil von etwas. Das Gegenteil von Weiß ist Schwarz, aber ein Zerrbild von Weiß wäre etwa Cremefarben oder Grau. Ein Zerrbild hat eine gewisse Ähnlichkeit mit dem wahren Gegenstand und soll so den Ahnungslosen täuschen. Es ist eine verzerrte Kopie von etwas Gutem und ist, genau wie Falschgeld, wertlos. Ich möchte das näher erläutern:

Das Zerrbild des Glaubens ist der Aberglaube. Lust ist das Zerrbild von Liebe. Dem Priestertum stellt der Satan das Zerrbild Priestermacht entgegen, und göttliche Wunder ahmt er durch das Zerrbild Zauberei nach.

Die Ehe zwischen Mann und Frau ist von Gott verordnet. Die gleichgeschlechtliche Ehe ist lediglich ein Zerrbild. Sie verhilft weder zu Nachkommen noch zur Erhöhung. Solche Zerrbilder täuschen zwar viele Menschen, doch sie sind nicht echt. Sie können nicht auf Dauer glücklich machen.

Vor diesen Zerrbildern hat uns Gott schon im Buch Lehre und Bündnisse gewarnt. Dort steht: „Was nicht erbaut, das ist nicht von Gott, sondern ist Finsternis.“ (LuB 50:23.)

3. Streit. Der Satan ist der Vater des Streites. Der Erretter sagt über ihn: „Er stachelt den Menschen das Herz auf, im Zorn miteinander zu streiten.“ (3 Nephi 11:29.)

Der Teufel weiß aus jahrhundertelanger Erfahrung, dass sich der Geist des Herrn von dort zurückzieht, wo Streit herrscht. Seit damals, als der Satan Kain dazu brachte, Abel zu erschlagen, stachelt der Teufel Geschwister zum Zorn gegeneinander auf. Er schürt auch Probleme in der Ehe, unter Gemeindemitgliedern oder zwischen Mitarbeitern auf Mission. Er freut sich daran, wenn gute Menschen nicht miteinander auskommen. Er will es sonntags kurz vor der Kirche noch zu einem Streit kommen lassen oder montags kurz vor dem Familienabend noch Misstöne aufkommen lassen oder gerade dann Unstimmigkeiten anzetteln, wenn ein Ehepaar zum Tempel fahren möchte. Der Zeitpunkt ist ziemlich leicht vorhersehbar.

Wenn daheim oder bei der Arbeit Streit ausbricht, dann legen Sie sogleich alles andere beiseite und versuchen Sie, sich zu versöhnen. Es kommt überhaupt nicht darauf an, wer mit dem Zank angefangen hat.

Häufig sind Schuldzuweisungen der Auslöser für einen Streit. Joseph Smith hat dargelegt: „Der Teufel schmeichelt uns, wir seien höchst rechtschaffen, wenn wir uns mit den Fehlern anderer befassen.“6 Wenn man es genau betrachtet, ist Selbstgerechtigkeit das Zerrbild wahrer Rechtschaffenheit.

Dem Satan gefällt es, Spannungen innerhalb der Kirche zu schüren. Er ist darauf spezialisiert, mit dem Finger auf die Fehler zu deuten, die Führer der Kirche machen. Joseph Smith hat die Mitglieder warnend darauf hingewiesen, dass der erste Schritt zum Abfall vom Glauben darin besteht, dass man das Vertrauen in die Führer der Kirche verliert.7

So gut wie allem gegen die Kirche gerichteten Schriftgut liegen Unwahrheiten bezüglich des Charakters von Joseph Smith zugrunde. Der Feind macht Überstunden, um Joseph Smith in Verruf zu bringen, denn die Botschaft von der Wiederherstellung steht und fällt mit dem, was der Prophet selbst über die Geschehnisse im heiligen Hain berichtet hat. Heutzutage liegt dem Teufel mehr denn je daran, dass die Mitglieder ihr Zeugnis von der Wiederherstellung in Frage stellen.

In den Anfangstagen unserer Evangeliumszeit wurden viele Priestertumsführer zu ihrem späteren Bedauern dem Propheten Joseph Smith untreu. Einer war Lyman E. Johnson, der wegen sündhaften Verhaltens aus der Kirche ausgeschlossen wurde. Er bedauerte es später, dass er sich von der Kirche entfernt hatte, und sagte: „Ich würde mir die rechte Hand abhacken lassen, wenn ich nur wieder daran glauben könnte. Damals war ich von Freude und Glück erfüllt. Meine Träume waren angenehm. Wenn ich morgens erwachte, war ich guter Dinge. Ich war Tag und Nacht glücklich; ich war von Frieden, Freude und Dankbarkeit erfüllt. Jetzt kenne ich nur noch Finsternis, Schmerz, Kummer und Trübsal im höchsten Maße. Seither war ich keinen einzigen Moment mehr glücklich.“8

Nehmen Sie sich diese Worte zu Herzen. Sie enthalten eine Warnung an alle Mitglieder.

Ich habe mich als junger alleinstehender Medizinstudent mit 23 in Arizona der Kirche angeschlossen. Ich habe selbst miterlebt, wie der Satan einen Wahrheitssucher zu verwirren und zu entmutigen trachtet.

Als Jugendlicher hatte ich stets die vorbildliche Lebensweise meiner Freunde und Bekannten in der Kirche vor Augen gehabt und war davon beeindruckt gewesen. Deshalb wollte ich mehr über die Kirche herausfinden, doch ich wollte nicht, dass jemand davon wusste. Damit mich niemand unter Druck setzen konnte, beschloss ich daher, mich ganz im Geheimen mit der Kirche zu befassen.

Damals gab es ja noch kein Internet, also suchte ich die Bibliothek auf. Ich borgte mir das Buch Mormon aus und auch das Buch A Marvelous Work and a Wonder (Ein wunderbares Werk, ja, ein Wunder) von Elder LeGrand Richards (1886–1983) vom Kollegium der Zwölf Apostel. Ich vertiefte mich mit großem Verlangen in diese Bücher und fand sie erhebend.

Mein Geist sehnte sich danach, mehr zu erfahren, doch der Satan flüsterte mir zu: „Wer rundum sachlich informiert sein will, muss doch auch lesen, was Kritiker über die Kirche schreiben!“ Ich ging also nochmals in die Bibliothek und schaute mich dort um. Natürlich gab es dort auch ein gegen den Propheten Joseph Smith gerichtetes Buch.

Dieses mormonenkritische Buch verwirrte mich. Das süße Gefühl, das mich bei meinen Nachforschungen gelenkt hatte, schwand. Ich verlor den Mut und wollte meine Suche nach der Wahrheit schon abbrechen. Ich betete um eine Antwort und las dabei ein gegen die Kirche gerichtetes Buch!

Zu meiner Überraschung erhielt ich damals einen Anruf von einer ehemaligen Mitschülerin, die an der Brigham-Young-Universität studierte. Sie lud mich nach Utah ein und sagte, dass ich die landschaftliche Schönheit auf der Fahrt dahin bestimmt genießen würde. Sie hatte ja keine Ahnung, dass ich mich insgeheim mit ihrer Kirche befasste!

Ich nahm die Einladung an. Meine Bekannte schlug vor, wir könnten ja auch nach Salt Lake City fahren und den Tempelplatz besichtigen. Sie war ziemlich überrascht davon, wie begeistert ich zustimmte! Sie konnte ja nicht wissen, wie erpicht ich darauf war, die Wahrheit über Joseph Smith und die Wiederherstellung herauszufinden.

Die Missionarinnen auf dem Tempelplatz waren äußerst zuvorkommend. Ohne es zu wissen, gaben sie mir Antwort auf viele meiner Fragen. Ihr Zeugnis brachte mich dazu, an meinen Zweifeln zu zweifeln9, und mein Glaube wurde stärker. Einem tief im Herzen verwurzelten Zeugnis wohnt große Macht inne!

Auch meine Bekannte gab mir Zeugnis und bat mich, zu beten und Gott zu fragen, ob die Kirche wahr ist. Auf der langen Heimfahrt nach Arizona begann ich, voller Glauben zu beten, und das zum ersten Mal „mit aufrichtigem Herzen, mit wirklichem Vorsatz“ (Moroni 10:4). Unterwegs kam dann irgendwann der Punkt, wo ich das Gefühl hatte, als würde es im Auto plötzlich ganz hell! Ich erlebte unmittelbar, wie Licht die Dunkelheit vertreiben kann.

Nachdem ich den Entschluss zur Taufe gefasst hatte, unternahm der Teufel noch eine letzte Anstrengung. Er gewann Einfluss auf meine Familie, und sie unternahm alles in ihrer Macht Stehende, um mich von diesem Schritt abzuhalten. Meine Angehörigen kamen auch nicht zu meiner Taufe.

Trotzdem ließ ich mich taufen, und mit der Zeit wurde auch ihr Herz weich. Sie halfen mir bei der Familienforschung. Einige Jahre später taufte ich meinen jüngeren Bruder. Und die Bekannte, die mich damals nach Utah eingeladen hat, ist nun meine Frau.

4. Entmutigung. Wenn alles andere nicht fruchtet, bedient sich der Satan bei besonders treuen Mitgliedern dieses Mittels. Wenn mich Mutlosigkeit überfällt, dann hilft es mir, daran zu denken, wer es ist, der mich da herunterziehen will. Und das regt mich dann so auf, dass ich mich wieder aufraffe – einfach, um dem Teufel eins auszuwischen!

Vor etlichen Jahren hat Präsident Benson eine tiefschürfende Ansprache mit dem Titel „Do Not Despair“ („Verzweifelt nicht“) gehalten. Darin weist er darauf hin: „Der Satan trachtet immer mehr danach, die Heiligen durch Verzweiflung, Mutlosigkeit, Niedergeschlagenheit und Depressionen in seinen Griff zu bekommen.“10 Präsident Benson bittet die Mitglieder inständig, vor dieser Falle auf der Hut zu sein. Er zählt zwölf Punkte auf, die einfach umzusetzen sind und mithilfe derer man sich der Entmutigung erwehren kann.

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family walking on Boston Massachusetts Temple grounds

So erwähnt er unter anderem: Wir sollen uns um unsere Mitmenschen kümmern, fleißig arbeiten und dem Müßiggang aus dem Weg gehen, einen gesunden Lebensstil pflegen, wozu auch gehört, dass man Sport macht und Lebensmittel in naturbelassenem Zustand zu sich nimmt. Wir sollen um einen Priestertumssegen bitten, gute Musik hören, uns unserer Segnungen bewusst werden und uns Ziele setzen. Und vor allem weisen uns die heiligen Schriften an, dass wir immer beten sollen, damit wir den Satan besiegen können (siehe LuB 10:5).11

Der Satan zittert, wenn er sieht,

wie ein schwacher Heilger kniet.12

Uns muss bewusst sein, dass der Macht des Bösen Grenzen gesetzt sind. Gott legt diese Grenzen fest, und der Satan kann sie nicht überschreiten. So versichern uns beispielsweise die Schriften, dass „dem Satan … nicht die Macht gegeben [ist], kleine Kinder zu versuchen“ (LuB 29:47).

Eine weitere wichtige Grenze besteht darin, dass der Satan unsere Gedanken erst dann wahrnimmt, wenn wir sie aussprechen. Der Erretter hat ja erklärt, dass es niemanden gibt „außer Gott, der deine Gedanken und die Absichten deines Herzens kennt“ (LuB 6:16).

Vielleicht hat uns der Herr Gebote wie „Murre nicht“ (LuB 9:6) oder „Du sollst von deinem Nächsten nichts Böses reden“ (LuB 42:27) genau aus diesem Grund gegeben. Wer lernt, seine Zunge im Zaum zu halten (siehe Jakobus 1:26), gibt dem Teufel schließlich nicht allzu viele Informationen preis. Wenn er nämlich jemanden murren, sich beschweren oder andere kritisieren hört, dann registriert er das sehr wohl. Unsere negativen Aussagen zeigen dem Feind unsere Schwäche auf.

Es gibt aber auch eine gute Nachricht: Die Heerscharen Gottes sind größer als die Scharen Luzifers. Vielleicht blicken Sie um sich und denken sich: „Die Welt wird ja immer schlimmer! Der Satan ist offenbar am Gewinnen.“ Lassen Sie sich nicht täuschen! In Wahrheit sind wir dem Feind zahlenmäßig überlegen. Zwei Drittel der Kinder Gottes haben sich für den Plan des Vaters entschieden.

Brüder und Schwestern, stellen Sie sicher, dass Sie auf der Seite des Herrn kämpfen. Stellen Sie sicher, dass Sie das Schwert des Geistes bei sich tragen.

Ich bete darum, dass Sie an Ihrem Lebensende mit dem Apostel Paulus sagen können: „Ich habe den guten Kampf gekämpft, den Lauf vollendet, die Treue gehalten.“ (2 Timotheus 4:7.)

Anmerkungen

  1. Schriftenführer, „Luzifer“, scriptures.lds.org (unter Studienhilfen)

  2. Ezra Taft Benson, „Hütet euch vor dem Stolz“, Der Stern, Juli 1989, Seite 3

  3. Discourses of Brigham Young, Hg. John A. Widtsoe, 1954, Seite 72; zitiert in Neil L. Andersen, „Geistige Wirbelstürme“, Liahona, Mai 2014, Seite 8

  4. Zitiert in Francis M. Gibbons, Heber J. Grant: Man of Steel, Prophet of God, 1979, Seite 35f.

  5. Dieter F. Uchtdorf, „Sie sind dem Herrn wichtig“, Liahona, November 2011, Seite 20; Gordon B. Hinckley, „Die Zeit, in der wir leben“, Liahona, Januar 2002, Seite 86

  6. Lehren der Präsidenten der Kirche: Joseph Smith, Seite 505

  7. Siehe Lehren: Joseph Smith, Seite 352

  8. Lyman E. Johnson, zitiert in Brigham Young, Deseret News, 15. August 1877, Seite 484

  9. Siehe Dieter F. Uchtdorf, „Kommen Sie zu uns!“, Liahona, November 2013, Seite 23

  10. Ezra Taft Benson, „Do Not Despair“, Ensign, November 1974, Seite 65

  11. Siehe Ezra Taft Benson, „Do Not Despair“, Seite 65ff.

  12. William Cowper, zitiert in Robert Andrews, Hg., The Concise Columbia Dictionary of Quotations, 1987, Seite 78