2017
André und das Schimpfwort
April 2017


André und das Schimpfwort

Die Verfasserin lebt in Utah.

„Ich möchte mich bessern und bete zu Gott, dass er mir hilft, Umkehr zu üben sofort.“ (Liahona, Oktober 2004, Seite KL16)

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Andrei and the Bad Word

Du hältst dich wohl für was Besseres, weil du nicht fluchst“, meinte Niko in der Pause.

„Das ist nicht wahr!“ erwiderte André.

„Und warum sagst du dann nie ein Schimpfwort? Nicht mal ein einziges? Das bringt dich ja nicht um! Alle anderen fluchen doch auch.“

André zuckte mit den Achseln. „Ich möchte einfach nicht.“

André wusste, dass Fluchen nicht richtig ist. Der Heilige Geist zieht sich dann nämlich zurück. Er wollte aber den Heiligen Geist bei sich haben. Deshalb fluchte er nicht.

André war neu an der Schule. Er ging in die 6. Klasse. Bisher war Niko der Einzige aus seiner Klasse, der sich mit ihm anfreunden wollte. Aber Niko nervte ihn jeden Tag damit, doch einmal zu fluchen. Und André fiel es täglich schwerer, Nein zu sagen. Außerdem hatte er Angst, Niko würde nicht mehr sein Freund sein wollen, und dann wäre er richtig einsam.

„Sag doch nur einmal ein Schimpfwort!“ verlangte Niko nach der Schule. „Dann lass ich dich auch in Ruhe.“

Schließlich ging André das Ganze so sehr auf die Nerven, dass er ein Schimpfwort sagte – eins, das nicht ganz so schlimm war.

Niko nickte. „Gut, jetzt gehörst du zu uns.“

Danach redeten auch Nikos andere Freunde mit André. Sie aßen mit ihm zusammen Mittag und spielten in den Pausen mit ihm Fußball. Aber als André zu Nikos Clique gehörte, wurde es immer schlimmer: Je mehr er mit ihnen abhing, desto mehr redete und handelte er wie sie. Und sie fluchten alle. Viel sogar. Sie lachten einander aus und beleidigten sich gegenseitig. Sie sagten unanständige Sachen über die Lehrer. Sie wurden wütend und waren oft sehr gemein. Nach und nach war auch André immer öfter wütend und fand immer mehr Gründe zu fluchen.

Eines Abends, als seine Mutter und sein Vater einmal fort waren, fingen André und seine große Schwester Katja an, sich über das Fernsehprogramm zu streiten. Ehe André sich versah, rutschte ihm ein Schimpfwort heraus.

Katja war schockiert. „Das sag ich Mama nachher!“

André rannte in sein Zimmer und schmiss die Tür hinter sich zu. Was war denn nur mit allen Leuten los? Warum brachten sie ihn ständig auf die Palme? Als seine Eltern heimkamen, öffnete André seine Tür einen Spalt weit und hörte Katja sagen: „Mama, André hat mir ein Schimpfwort an den Kopf geworfen!“

„Wie bitte?“ Die Mutter klang überrascht. „Aber André sagt doch gar keine schlechten Wörter!“

André zog die Tür zu und sackte auf seinem Bett in sich zusammen. Er dachte darüber nach, wie sehr er sich verändert hatte, seit er angefangen hatte zu fluchen. Es war schon lange her, dass er das letzte Mal den Heiligen Geist verspürt hatte.

Da kniete er sich am Bett nieder und betete. „Lieber Vater im Himmel, es tut mir so leid, dass ich in letzter Zeit so gemein und wütend gewesen bin. Es tut mir leid, dass ich angefangen habe zu fluchen. Ich werde mich bessern.“

Als André betete, machte sich ein warmes Gefühl in ihm breit. Seit er mit dem dummen Fluchen angefangen hatte, war er zum ersten Mal wieder richtig glücklich. Er wusste, dass Gott ihn lieb hatte, und er konnte den Heiligen Geist spüren. Er hatte den Eindruck, dass ihm vergeben worden war, und er wusste, er konnte sich ändern und bessern.

Nachdem André gebetet hatte, sagte er seiner Mutter, was er gemacht hatte, und entschuldigte sich bei Katja. Danach fühlte er sich besser. Es fühlte sich gut an, umzukehren.

Am nächsten Tag saß André beim Mittagessen in der Schule nicht bei Nikos Clique. Stattdessen setzte er sich zu ein paar Jungen, die er noch nicht kannte. Es würde eine Weile dauern, aber André wusste, dass er Freunde finden konnte, die sich richtig verhalten und glücklich sind und die nicht fluchen. Genau wie er selbst.