2017
Ein Plädoyer für lebende Propheten
January 2017


Bis aufs Wiedersehen

Ein Plädoyer für lebende Propheten

Kurz vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs wurde Bruder Brown 1939 von einem Mitglied des englischen Unterhauses gebeten, eine juristische Begründung für seine Behauptung zu liefern, dass Joseph Smith ein Prophet war. Präsident Brown schilderte diese Unterredung in einer Ansprache mit dem Titel „Das Profil eines Propheten“, die er am 4. Oktober 1955 an der Brigham-Young-Universität hielt (siehe speeches.byu.edu [in englischer Sprache]; siehe auch Liahona, Juni 2006, Seite 10–15).

Bild
Hugh B. Brown

Illustration von James Johnson

Ich fragte ihn: „Sie denken also, mein Glaube, Gott habe in diesem Zeitalter zu einem Menschen gesprochen, sei wunderlich und absurd?“

„Für mich schon.“

„Glauben Sie, dass Gott jemals zu jemandem gesprochen hat?“

„Gewiss, die ganze Bibel liefert Beweise dafür.“

„Hat er zu Adam gesprochen?“

„Ja.“

„Zu Henoch, Noach, Abraham, Mose, Jakob, Josef und den übrigen Propheten?“

„Ich glaube daran, dass er zu jedem von ihnen gesprochen hat.“

„Glauben Sie daran, dass die Verbindung zwischen Gott und den Menschen abgerissen ist, als Jesus auf der Erde war?“

„Nein, die Verbindung hat ja damit erst ihren Höhepunkt erreicht.“

„Glauben Sie daran, Sir, dass nach der Auferstehung Jesu ein Rechtsgelehrter, der auch Zeltmacher war, nämlich Saulus von Tarsus, auf seinem Weg nach Damaskus mit Jesus von Nazaret sprach, der gekreuzigt worden war und dann auferstanden und in den Himmel aufgestiegen war?“

„Das tue ich.“

„Wessen Stimme hat Saulus gehört?“

„Es war die Stimme von Jesus Christus, denn so stellte er sich selbst vor.“

„Demnach darf ich also mit vollem Ernst behaupten, dass es in biblischer Zeit Gottes Gepflogenheiten entsprach, zu Menschen zu sprechen.“

„Das will ich wohl gelten lassen, aber kurz nach dem ersten Jahrhundert der christlichen Zeitrechnung hat das aufgehört.“

„Warum hat es wohl aufgehört?“

„Das weiß ich nicht.“

„Glauben Sie, dass Gott seitdem nicht wieder gesprochen hat?“

„Bestimmt hat er das nicht getan.“

„Dafür muss es ja einen Grund geben. Können Sie mir einen nennen?“

„Ich weiß keinen.“

„Vielleicht darf ich ein paar Vorschläge machen: Es könnte ja sein, dass Gott nicht mehr zu den Menschen spricht, weil er es nicht vermag. Er hat die Macht dazu verloren.“

Darauf sagte er: „Das wäre doch Gotteslästerung.“

„Nun, wenn Ihnen das nicht gefällt: Vielleicht spricht er deshalb nicht mehr zu den Menschen, weil er uns nicht mehr liebt. Die Angelegenheiten der Menschen interessieren ihn nicht mehr.“

„Nein“, sagte er, „Gott liebt alle Menschen, und er sieht nicht auf die Person.“

„Nun, wenn er also sprechen kann und wenn er uns liebt, dann scheint mir die einzig mögliche Antwort zu sein, dass wir ihn nicht brauchen. Wir sind in der Wissenschaft derart rapide fortgeschritten und dermaßen hoch gebildet, dass wir Gott nicht mehr brauchen.“

Da sagte er mit Blick auf den bevorstehenden Krieg mit bebender Stimme: „Mr. Brown, zu keiner Zeit in der Weltgeschichte war die Stimme Gottes so nötig wie heute. Vielleicht können Sie mir sagen, warum er nicht spricht.“

Darauf antwortete ich: „Er spricht, und er hat gesprochen; aber der Mensch muss Glauben haben, um ihn hören zu können.“