2017
Denk daran, für Erik zu beten
January 2017


Denk daran, für Erik zu beten

Die Verfasserin lebt in Nevada.

„Dass jeder ungezwungen sei, hat freien Willen Gott gegeben.“ (Gesangbuch, Nr. 159)

Kathis Familie kniete sich zum Familiengebet vor dem Sofa hin. Alle verschränkten andächtig die Arme. Papa bat Kathis kleine Schwester Lea, das Gebet zu sprechen.

„Vergiss nicht, dem Vater im Himmel für unsere vielen Segnungen zu danken“, erinnerte Papa sie.

„Und denk daran, für Erik zu beten“, fügte Mama hinzu. Mama erinnerte immer alle daran, für Erik zu beten.

Erik war Kathis älterer Bruder. Bevor er zum Studieren weggezogen war, waren er und Kathi beste Freunde gewesen. Sie hatten immer viel Spaß gehabt, und das vermisste Kathi sehr.

Vor einigen Monaten hatte Erik Mama und Papa dann erklärt, dass er nicht mehr der Kirche angehören wollte. Kathi und ihre Familie waren überrascht und traurig zugleich. Ab da beteten sie jeden Abend für Erik. Manchmal beteten sie dafür, dass er den Heiligen Geist spüren und den Wunsch haben möge, wieder in die Kirche zu gehen. Papa betete dafür, dass Eriks Verstand klar sein möge, damit er gute Entscheidungen treffen konnte. Mama betete oft dafür, dass jemand, dem Erik vertraut, ihm helfen möge, den richtigen Weg zu finden. Nach all diesen Gebeten war Kathi jetzt ein bisschen ärgerlich. Warum hatte der Vater im Himmel Erik nicht in die Kirche zurückgebracht?

Gerade als Lea anfangen wollte zu beten, hielt Kathi es plötzlich nicht mehr aus. „Warum hat der Vater im Himmel unsere Gebete nicht erhört?“, platzte es aus ihr heraus. Alle schauten Kathi überrascht an, aber das war ihr egal. Eine kleine Weile lang sagte keiner ein Wort.

„Kathi“, meinte Papa dann, „hast du deinen Schulranzen weggeräumt, als du heute aus der Schule gekommen bist?“

„Hä?“, fragte Kathi verwirrt. Was hatte denn ihr Schulranzen damit zu tun? Sie schaute kurz zur Eingangstür, wo sie den Ranzen in die Ecke geworfen hatte, statt ihn neben Leas aufzuhängen. „Nein, tut mir leid.“

„Hat Mama dir nicht gesagt, dass du ihn aufhängen sollst?“

„Ja“, war Kathis Antwort. Sie schaute nach unten.

„Erinnert Mama dich nicht oft daran, dass du deinen Schulranzen aufhängen sollst?“

„Ja“, murmelte Kathi. Sie wusste immer noch nicht, was das Ganze sollte. Hatte Papa ihre Frage nicht ernst genommen?

„Wenn wir für Erik beten, dann erhört der Vater im Himmel unsere Gebete, und zwar jedes Mal. Das weiß ich. Das Problem ist, dass Erik im Moment vielleicht nicht zuhört. Erik darf entscheiden, ob er auf den Heiligen Geist hört, genauso wie du entscheidest, ob du auf Mama hörst und deinen Ranzen aufhängst. Aber meinst du, du wirst nie auf Mama hören, wenn sie dich bittet, den Ranzen aufzuhängen?“

„Das glaub ich nicht“, antwortete Kathi.

„Irgendwann wird sie bestimmt auf mich hören!“, meinte auch Mama und zwinkerte Kathi zu. Kathi lächelte.

„Dann hört Erik ja vielleicht auch irgendwann zu“, überlegte sie.

„Ganz bestimmt“, erklärte Mama. „Man muss nämlich lernen, wie man auf den Heiligen Geist hört. Vielleicht hat Erik es einfach noch nicht gelernt.“ Jetzt fühlte Kathi sich schon ein wenig besser.

Alle neigten den Kopf, als Lea das Gebet sprach. Sie betete dafür, dass Erik lernen möge, auf den Heiligen Geist zu hören. Als Lea betete, spürte Kathi Frieden und Geborgenheit. Sie wusste, dass der himmlische Vater ihre Gebete hört. Als Lea im Gebet ein paar Segnungen aufzählte, die sie als Familie bekommen hatten, fiel Kathi eine weitere Segnung ein: Sie verstand jetzt besser, was es bedeutet, zu beten!

Nach dem Gebet wusste Kathi, dass der Vater im Himmel Erik nicht vergessen hatte. Sie wusste auch, dass Gott sie nie vergisst.

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Don’t Forget to Pray for Erik