2016
Ein gelungenes Gruppengespräch
Februar 2016


Ein gelungenes Gruppengespräch

Ein gutes Evangeliumsgespräch dirigiert man ähnlich wie ein schönes Musikstück. Eine Hauptaufgabe des Lehrers besteht darin, das Unterrichtsgespräch so zu lenken, dass die Lernenden Gelegenheit erhalten, den Heiligen Geist zu verspüren und eigene Erkenntnisse zu gewinnen.

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Adult classroom. You are looking at the classroom from the side where a woman is talking and others are looking at her.
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Adult classroom. You are looking at the classroom from the front where there are some open scriptures and a musical baton.

Wenn Sie ein Gespräch über das Evangelium leiten, ist es hilfreich, wenn Sie sich als Dirigent eines Orchesters sehen. Ihre Schüler sind nicht das Publikum, das dem Konzert lauscht. Sie bilden vielmehr das Orchester, und jeder trägt seinen Teil zur Musik bei. Der Dirigent koordiniert die Musiker, holt aus jedem das Beste heraus und setzt alles daran, dass aus den einzelnen Beiträgen ein inspirierendes Kunstwerk entsteht.

Ein gutes Unterrichtsgespräch über das Evangelium gleicht schöner Musik. Ein gutes Gespräch führt zu einem tieferen Verständnis der besprochenen Evangeliumslehren sowie zu dem aufrichtigen Wunsch, Evangeliumsgrundsätze anzuwenden.

Hier einige Prinzipien, wie Sie die Unterrichtsgespräche, die Sie leiten, verbessern können:

Es geht um den Menschen, nicht um Lektionen. Ihre Schüler beteiligen sich eher an Gesprächen, wenn sie spüren, dass es Ihnen um Ihre Schüler geht und nicht darum, eine Lektion durchzuziehen. Für die Lernenden muss spürbar sein, dass Sie sich vorbereitet haben, um ihren Glauben an den Herrn zu festigen und aufzubauen, und Sie nicht nur Fakten präsentieren wollen. Lernende, die sich vom Lehrer und den anderen Unterrichtsteilnehmern geschätzt fühlen, sind eher bereit, eigene Erkenntnisse und Erfahrungen mitzuteilen.

Schaffen Sie Raum für Inspiration. Die gemeinsam verbrachte Zeit verschafft Ihnen und den Lernenden Gelegenheit, Offenbarung zu empfangen. Es geht nicht darum, dass nur Sie zum Besten geben, was Sie wissen. Eine Hauptaufgabe des Lehrers besteht darin, das Unterrichtsgespräch so zu lenken, dass die Lernenden Gelegenheit erhalten, den Heiligen Geist zu verspüren und eigene Erkenntnisse zu gewinnen. Wenn Offenbarung wirkt, werden alle erbaut – der Lehrer und die Lernenden – und freuen sich miteinander (siehe LuB 50:22). Dass ein Unterrichtsgespräch erbauend ist, erkennen Sie daran, dass Sie durch den Geist lernen und durch den Geist lehren.

Ermuntern Sie alle zur Mitarbeit. Mitarbeit bedeutet nicht unbedingt, dass alle auf eine Frage antworten müssen. Manche arbeiten lieber dadurch mit, dass sie einfach nur zuhören oder sich Notizen machen. Andere teilen gern ihre Gedanken mit, wenn sie genügend Zeit zum Nachdenken und zur Vorbereitung bekommen. Sie könnten einige Unterrichtsteilnehmer im Voraus bitten, sich darauf vorzubereiten, ihre Gedanken zu einem bestimmten Thema vorzutragen.

Es gibt aber auch noch andere Möglichkeiten, die Lernenden in das Unterrichtsgespräch einzubeziehen. Beispiele dazu:

  • Bitten Sie sie zunächst, darüber nachzudenken, was sie auf eine bestimmte Frage antworten würden. Dann bitten Sie um Antworten.

  • Bitten Sie sie, ihre Antwort auf ein Blatt Papier zu schreiben. Dann könnten Sie einige Teilnehmer bitten, ihre Antwort mitzuteilen.

  • Bitten Sie sie, ihre Gedanken zu einer Frage mit ihrem Sitznachbarn oder in kleinen Gruppen zu besprechen.

Manchmal kommt es vor, dass ein Einzelner das Unterrichtsgespräch dominiert. In so einem Fall könnten Sie etwa sagen: „Jetzt wollen wir gern jemanden zu Wort kommen lassen, der sich noch nicht dazu geäußert hat.“ In manchen Fällen kann es notwendig sein, dass man den Betreffenden außerhalb des Unterrichts unter vier Augen anspricht, sich bei ihm für seine Mitarbeit bedankt und erklärt, wie wichtig es ist, dass auch andere Unterrichtsteilnehmer ermuntert werden, ihre Gedanken zu äußern.

Keine Angst vor Schweigen!Schweigen mag Ihnen wie ein Einschnitt in das Gespräch vorkommen, aber für die Lernenden ist es wertvolle Zeit zum Nachdenken.

Stellen Sie sinnvolle Fragen. Stellen Sie Fragen, die die Lernenden anregen, in die Tiefe zu gehen und über die Bedeutung von Schriftstellen und Evangeliumsgrundsätzen nachzudenken. Überlegen Sie sich bei der Unterrichtsvorbereitung Fragen, die Ihren Schülern helfen, die behandelten Grundsätze zu verstehen und anzuwenden. Ein paar gut formulierte Fragen können viel bewirken.

Hören Sie aufmerksam zu. Oft ist ein Lehrer so sehr damit beschäftigt, was er als Nächstes sagen will, dass er den Äußerungen seiner Schüler gar nicht aufmerksam zuhört. Wenn Sie Ihren Schülern ernsthaft zuhören, spüren sie, dass ihr Beitrag geschätzt wird, was wiederum die Mitarbeit fördert. Präsident Thomas S. Monson hat gesagt: „Jeder … hat eine Geschichte zu erzählen. Das Zuhören ist ein bedeutendes Element beim Lehren und Lernen.“ („Große Lehrer, die uns Beispiel geben“, Liahona, Juni 2007, Seite 76.)

Stellen Sie weiterführende Fragen. Wenn jemand von eigenen Erkenntnissen und Erfahrungen berichtet, bemerken Sie möglicherweise, dass er noch mehr zu sagen hat. Sie könnten dann mit weiteren Fragen nachhaken, wie etwa: Was genau ist Ihnen daran wichtig? Wann haben Sie das schon einmal selbst erlebt? Was bedeutet das für uns heute? Wer möchte sich dazu noch äußern? Hat noch jemand einen Gedanken dazu? In welchen Schriftstellen wird dieser Grundsatz auch angesprochen?

Gehen Sie auf die Antworten ein. Wenn jemand antwortet, müssen Sie in irgendeiner Weise auf diese Antwort eingehen. Sie können zum Beispiel eine anerkennende Bemerkung zu der Antwort machen oder eine weiterführende Frage stellen.

Bleiben Sie bei der reinen Lehre. Denken Sie daran, dass der Hauptzweck des Evangeliumsunterrichts nicht darin besteht, einfach nur ein gutes Gespräch zu führen. Vielmehr geht es darum, mit der Lehre vertraut zu werden, damit sich unser Herz wandelt und wir uns bekehren. Beim Unterrichtsgespräch haben Sie auch die Aufgabe, darauf zu achten, dass die wahre Lehre verkündet wird.

Sollte jemand etwas sagen, was im Hinblick auf die Lehre nicht korrekt ist, haben Sie die Aufgabe, die Lehre korrekt darzustellen. Sie könnten auf den richtigen Teil der Antwort aufbauen, eine Schriftstelle oder eine Aussage von der Generalkonferenz vorlesen oder Ihr Zeugnis geben.

Mithilfe dieser Anregungen können Sie aufbauende Gespräche über das Evangelium leiten. Sie setzen das Unterrichtsgespräch dann nicht dazu ein, nur die Zeit zu füllen. Vielmehr leiten Sie fruchtbare Gespräche, die dazu führen, dass die Lernenden persönliche Offenbarung empfangen, Einigkeit untereinander entwickeln und ihr Verständnis vom Evangelium Jesu Christi vertiefen.