2015
Mission oder Job?
August 2015


Mission oder Job?

Der Verfasser lebt in Ceará in Brasilien.

Es ist ein Segen, der mit Geld nicht aufzuwiegen ist, wenn man miterlebt, wie sich Familien auf den Tempel und die Siegelung vorbereiten.

Bild
illustration of a missionary tag and money

Illustration von David Malan

Ein Jahr nachdem ich mich der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage angeschlossen hatte, reichte ich meine Papiere für eine Vollzeitmission ein. Meine Familie war völlig dagegen, dass ich auf Mission gehe, und meinte, ich solle stattdessen lieber meinen Master-Abschluss machen. Ich hatte kurz zuvor meinen Bachelor-Abschluss gemacht, und es war schon immer mein Traum gewesen, anschließend den Master zu machen. Da ich ein guter Student war, unterstützten auch meine Professoren dieses Vorhaben.

Als ich mitten in den Missionsvorbereitungen steckte, geriet meine Familie finanziell in große Schwierigkeiten. Mein ältester Bruder verlor seine Arbeit. Kurz danach ging es mit der Firma, in der mein Vater viele Jahre beschäftigt gewesen war, wirtschaftlich bergab, und er wurde entlassen. Schließlich verwandte mein Vater alle ihm zustehenden staatlichen Hilfen darauf, meine Großmutter zu unterstützen, und eines Nachts sah ich ihn weinen, weil er nicht wusste, wie er noch weiter für seine Familie sorgen sollte.

Zu der Zeit hatte ich ein Universitätsstipendium, das in etwa dem Gegenwert eines halben Mindestlohns entsprach. Wenn ich mein Geld erhielt, zahlte ich immer zuerst meinen Zehnten. Aber nachdem mein Vater entlassen worden war, bat mich meine Mutter nach Eingang der nächsten Zahlung, der Kirche kein Geld zu geben, weil wir es so dringend zu Hause brauchten. Ich sprach mit ihr über den Zehnten und darüber, wie wichtig er ist, und ich zeigte ihr, was der Herr in Maleachi 3:10 verheißt. Obwohl sie nicht sehr glücklich darüber war, zahlte ich meinen Zehnten. Ich wusste, dass es richtig war.

Ich bereitete mich weiter auf meine Mission vor. Währenddessen nahm ich an einem Eignungstest an einer Universität in meiner Heimatstadt teil, nur um zu sehen, wie ich abschneiden würde. Ich bestand ihn, und mir wurde eine Stelle angeboten, wo ich annähernd dasselbe Gehalt hätte beziehen können, das mein Vater bei seiner alten Anstellung verdient hatte. Es wäre genug gewesen, um so lange für meine Familie zu sorgen, bis mein Vater in Rente gegangen wäre. Meine Familie hoffte, ich würde diese Arbeit annehmen.

Ich betete viel, und der Herr ließ mich wissen, dass ich unbedingt auf Mission gehen sollte. Ich vertraute ihm und nahm meine Berufung in die Brasilien-Mission Santa Maria an. Während ich auf Mission war, segnete der Herr meine Familie. Ich weiß, dass sich die Schleusen des Himmels öffneten (siehe Maleachi 3:10). Mein Vater und auch mein Bruder fanden wieder Arbeit, und die Familie konnte Milchkühe halten, um mehr Einkommen zu erzielen.

Mein Zeugnis von Jesus Christus und seinem Werk ist gewachsen. Ich sah die Freude in den Gesichtern derer, denen ich diente, und habe erlebt, wie sich ihr Herz wandelte. Dies alles ist für mich unschätzbar viel wert. Es ist ein Segen, der mit Geld nicht aufzuwiegen ist, wenn man miterlebt, wie sich Familien auf den Tempel und die Siegelung vorbereiten.